Hallo Michael und alle anderen Interessierten!
CLSsupport hat geschrieben:Hi Tobias
Ich finde es klasse wie du so ausdauernd nach einer Archivierungslösung suchst, die für dich modern, praktisch und zukunftssicher erscheint.
Ich habe mir in den letzten Tagen ebenfalls intensiv Gedanken darüber gemacht, wie ich denn meine MPEG2 Videos am Besten archiviere die ich seit Jahren mit meiner Everio mache.
Datensicherung ist wohl eine der (in der Öffentlihkeit) vernachlässigsten Themen. Und das in jeden Bereich in denen Daten anfallen.
Ich war positiv überrascht, dass sich doch einige ein paar Gedanken hierüber in diesem Forum machen.
CLSsupport hat geschrieben:
Die Qualität der finalen Files muss NUR im privaten Bereich ausreichend sein.
Das denke ich auch. Als Privatfilmer sollte man gewisse Kompromisse eingehen können.
CLSsupport hat geschrieben:
Nun habe ich vorerst folgende Entscheidungen getroffen:
- VHS-C wird gecaptured und als DV 13GB/h abgespeichert.
- DV wird ebenfalls gecaptured oder eigentlich kopiert und lossless ebenfalls als DV abgespeichert.
- Everio MOD Dateien werden auf HDD kopiert
- Speicherdevice für die PreMaster Dateien ist ein HomeUser NAS von Intel SS4000E mit RAID5 mit irgendwelchen übrigen 4 SATA HDDs (derzeit sind noch 4x36GB drinnen). Ausfallssicherheit sollte gegeben sein.
Auch ich würde immer nur eine Sicherung auf Dateibasierten Medien vornehmen. Selbst wenn mal Festplattenschnittstellen vom Markt verschwinden sollten, kann man immer noch schnell mal umkopieren ohne sich mit Kompressionsverlusten beschäftigen zu müssen.
Allerdings favorisiere ich für dateibasierte Langzeitsicherung Kontainer und Formate, die zumindest gut dokumentiert sind. Am liebsten sind mir jedoch frei verfügbare (quelloffene) Lösungen.
CLSsupport hat geschrieben:
XviD ISO MPEG-4 hat eine Keyframedistanz von 300 Frames und verwendet dazwischen ausschliesslich P Frames.
Ich verwende (unter anderem) auch XVID für Langzeitarchivierung (qualitativ weiniger wichtigeren Materials). Allerdings benutze ich Lösungen, bei denen man angeben kann, wieviel B-Frames genutzt werden dürfen und wie groß das I-Frameinterval ist. Man könnte also sogar nur I-Frame basiert kodieren.
Schau dir Dazu mal
avidemux an. Wie das unter Windows mit den Codecs ist, weiß ich jedoch nicht.
CLSsupport hat geschrieben:
Daher kommt hier meine erster Fragenkomplex:
- Wenn ich die DV Sourcen auf MPEG2 komprimiere, welche Einstellungen kann man da setzen, um die Keyframedistanz zu beeinflussen ? (zB alle 5 Frames alle 10 Frames alle 25 Frames um alle 0,2 sec 0,4sec oder 1,0 sec schneiden zu können)
Bei Avidemux heißt das GOP-Size (Group Of Pictures). Es gibt, soweit ich weiß, nur ein I-Frame pro GOP. Wenn Du also unter Windows MPEG2-Codecs hast, bei denen Du die GOP-Größe angeben kannst, könntest Du auch mit einer GOP-Größe von 1 MPEG-Vdieos erhalten, die nur aus I-Frames bestehen.
CLSsupport hat geschrieben:
- Welchen Einfluss hat die Keyframedistanz auf den Kompressionsfaktor ?
Einen entscheidenden Einfluss!
I-Frames lassen sich nicht so stark ohne Qualitätsverlust komprimieren. Deshalb gibt es P- und sogar B-Frames. B-Frames lassen sich am besten komprimieren. Bei XVID kann man die visuelle Qualität jedes Frametypes einstellen.
D.h. man kann eine konstante Qualität (von z.B. 3) bei jedem Frame einstellen und erhält dann bei verschiedener Nutzung von Frametypen unterschiedliche Dateigrößen (bei _sehr_, _sehr_ geringen, kaum messbaren visuellen Unterschieden):
- größte Datei mit nur I-Frames
- kleinere Datei durch Nutzung auch von P-Frames
- kleinste Datei (möglich) bei Nutzung auch von B-Frames
(bei XVID nur mit Nutzung von P-Frames möglich)
Alle Dateien haben (_fast_) die gleiche visuelle Qualität. Jedoch ist nur in der ersten Variante jedes Bild unabhängig von den anderen kodiert. Das vereinfacht das Programmieren von Schnittprogrammen und verbraucht beim Schneiden weniger Rechnerresourcen. Das sollte bei einer Langzeitarchivierung allerdings keine Rolle spielen, da zukünftige Rechner schnell genug dafür sein dürften.
Ich sollte auf einen weiteren Nachteil bei der Nutzung von P- und B-Frames hinweisen:
Da ein GOP nur 1 I-Frame enthält, und alle weiteren Bilder in dieser GOP von diesem Frame direkt oder indirekt abhängen, kann es dazu kommen, dass alle Bilder dieses GOPs nicht dekodierbar sind, wenn das I-Frame fehlerhaft ist. Frames eines GOPs dürfen nicht von Frames anderer GOPs abhängen!
Es kann dann frühestens beim folgenden GOP wieder dekodiert werden.
Also Achtung bei Nutzung solcher Frametypen und fehleranfälligen Speichermedien!
CLSsupport hat geschrieben:
- Ich verstehe den Unterschied zwischen P und B Frames noch nicht ?
P-Frames kodieren die Unterschiede zwischen dem aktuellen Bild (Frame) und genau einem anderen Bild.
B-Frames komprimieren in verschiedenen Regionen des Bildes die Unterschiede zu verschiedenen Bildern.
Beispiel: die obere Hälfte des aktuellen Bildes ist identisch mit der unteren Hälfte des vorangegangenen Bildes. Das kann durch Bewegungsvektoren sehr gut komprimiert werden. Und die untere Hälfte des aktuellen ist identisch mit der oberen des nachfolgenden Bildes.
CLSsupport hat geschrieben:
Warum nehmen einige Decoder die B Frames und andere nicht ?
Keine Ahnung. Vermutlich, weil sie aufwendiger zu berechnen sind.
CLSsupport hat geschrieben:
- Hat die Keyframedistanz Auswirkungen auf die Slow Motion Funktionen beim Abspielen ? Insbesondere bei Sportszenen (Tennis) und auch Reverse SlowMotion (also Rücklauf ?)
Das hängt wohl stark von der verfügbaren Rechnerleistung ab.
Meine Empfehlungen:
- sucht euch einen sinnvollen Videocodec oder belast das Videomaterial in seiner momentanen Form (Speicherplatz wird immer billiger!)
Vergleich verlustfreier Codecs
guter, verlustlos arbeitender, freier Codec
- sucht euch einen sinnvollen Audiocodec
guter, freier und verlustlos arbeitender Audiocodec
qualitativ hochwertiger, freier Audiocodec
- nutzt gut dokumentierte Kontainerformate
(DV als RAW-Datei, MPEG,
Matroska, Quicktime)
- speichert auf (externe) Festplatten
(Privates Material kann einfach (
LUKS)
verschlüsselt werden!)
- achtet auf genügend Sicherheitskopien!
Grüße
Lars