Anonymous hat geschrieben:
Dieser Zug hat keinen Rückwärtsgang und wer sich heute noch für HDV entscheidet hat sicher ganz persönlich gute Gründe dafür, mit einer Zukunftsorientierung können die aber nicht viel zutun haben.
Und die Industrie ist da auf dem besten Weg ... geben wir ihnen doch noch ein paar Monate Zeit und schreiben doch einfach unser altes Equipment noch eine weile länger ab...
Aber wenn ich mal so die Problematik vergleiche, vor zwei Jahren habe alle gesagt, man könne mit HDV gar nicht arbeiten.
Also wenn es nur ein paar Monate wären, dann würden wir heute schon von Produktankündigungen wissen. Ich befürchte, dass die Sache beträchtlich länger dauert. Es stimmt natürlich, die Zeit ist nicht so lange her, wo man mpeg2 noch als "Endformat" bezeichnet hat. Und HEUTE haben wir die Situation, dass man HDV auf einem handelsüblichen 2-Kern-PC um 500 Euro von der Stange HDV ähnlich gut schneidet, wie einst mal DV.
Meine Befürchtung ist aber trotzdem, dass die Sache halt deutlich länger dauert als nur ein paar Monate, und ich vermute dass wir eher von 1 bis 1 1/2 Jahren reden werden. Dass die Lösung für den AVCHD Schnitt wieder mehr im Bereich von Hardware-Decodern und Encoder liegen könnte, ist für mich nicht unplausibel. Ähnlich, wie früher Kartenhersteller eben für den DV-codec Hardwaredecoder hatten. Aber trotzdem wird man sowas in eher leistungstarke PCs integrieren.
Natürlich ist die Sache derart schnellebig, dass die Sache in 1 oder 2 Jahren ganz anders aussehen kann und wird. Aber was machen User heute, die ihre Filme schneiden wollen? Daher mag es zwar sein, dass die Wahl von HDV zwar wenig mit Zukunftsorientierung zu tun hat - aber wer heute ein gut funktionierendes Produktivsystem benötigt, hat halt mit HDV noch immer die leichteren und besseren Bearbeitungsfähigkeiten. Und zwar bereits jetzt. Vielleicht mit dem Hauptnachteil, dass das Capturen von HDV-Material von Bändern zu HDV dauert und unverändert Fehler zeigt - Schlagwort "Audioloch" oder fallweise eingefrorene Frames am Clipende, aus dem nächsten Clip. Aber mit Aufzeichnungen auf Platten und Chips wird sich das auch mehr und mehr geben - diese Geräte sind ja bereits angekündigt.
Beim CMOS wäre mir mal lieb, wenn die Industrie Lösungen für den rolling shutter Effekt haben würde - aber vielleicht hat sie da ja schon was. Jeder, der Aufnahmen von rasch bewegten Objekten macht, erlebt damit sein blaues Wunder. Rotorblätter etwa...
Von einer Sensorauflösung von 1920x1080 haben wir bisher nichts aber auch gar nichts gesehen, was die im Consumerbereich überhaupt als sinnvoll erscheinen läßt. Die Geräte können das zwar nach und nach - aber ich kenne bisher keinen einzigen (!) Test, der einem derartigen Gerät bescheinigt, dass die wahrgenommene Auflösung besser wäre als bei 1440x1080. Weder bei einer JVC HD7, noch bei den ersten AVCHD-Geräten mit full-HD. Dass muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - kein einziger Test, der full-HD Camcordern bisher ein besseres Bild bescheinigt. Zumindest bisher ist das so - was nicht heißt, dass es so bleiben muss.
Und bei den Schnittsystemen ist in jedem Fall ein Punkt klar: die Sachen unterliegen natürlich ökonomischen Gesichtspunkten. Wenn ein Hersteller eines Schnittsystems enorm teure und/oder viele Lizenzen zukaufen muss, verteuert dass das Schnittsystem halt beträchtlich. Und das zahlt der Kunde definitiv mit. Von der Seite muss man sich auch bewußt sein, dass der Ruf nach einer Verbesserung der Schnittsysteme durch den Zukauf von Lizenzen auch die Systeme für den Endkunden verteuern muss. Und die gesamte Branche stöhnt unter den Investitionskosten in HD-Systeme - egal, ob man nun in den Broadcast Bereich schaut, oder aber den kleinen Konsumenten betrachtet. Also von der Seite brauchts erschwingliche Systeme basierend auf kostenmäßig erträglichen Lösungen.
Siehe etwa die PC-Lösungen. Aktuelle und preislich inzwischen erträgliche Quadcores nutzen die 4 Kerne schon recht gut beim Rendern des Materials - da fahren wir durchaus auf über 90% Kernausnutzung. Aber bei der Echtzeitvorschau ists deutlich lauer - unsere heutigen Schnittprogramme nutzen auch auf so einem System in der Vorschau nutzen nur zwischen 40% und 60% der Kernleistung, und zeigen bei AVCHD unverändert sehr schelchte Vorschaufähigkeiten. Und das, obwohl da relativ viel an Leistungsreserve noch vorhanden ist. Einen massiven Leistungsschub könnte es mit 64-bit Betriebssystemen geben, und den darauf abgestimmten Schnittprogrammen. Erste Ankündigungen für ein Vegas 8 64 bit System gabs ja schon, wann immer das nun kommen wird.
Ansonst wird sich wohl das alte Spiel wiederholen - wir sehen Hardwarelösungen, dann überholen die wieder Softwarelösungen basierend auf gestiegener PC-Performance. Gerade bei der spezialisierten Hardware ist eine alte zynische Kritik immer, dass die veraltet ist, bis man sie überhaupt verbaut hat - und dass die außerdem recht teuer ist, auch weil sie meist nur eine einzige Applikation unterstützt. Und wenn man Pech hat, fällt morgen die Unterstützung auch weg - sei es von seinem Schnittprogramm, oder von seinem Betriebssystem. Wobei ich nichts gegen Videoschnittkarten habe - auch ich habe ja meine NX verbaut.
Realistisch und heute verfügbar bleiben für mich daher gegenwärtig unverändert für den AVCHD-Schnitt die Lösungen über Intermediate codecs - die man mal qualitativ genauer darauf abklopfen müßte, wieviel man bei diesem Verarbeitungsweg wirklich an meßbarer Qualität verliert; oder es bleibt der native Schnitt, wie er etwa von Vegas 8 oder Pinnacle Studio 11 angeboten wird. Auch hier kenne ich bisher keine wirklichen Messungen, wie dort die Signalqualität erhalten bleibt. Den Hinweis von Marco, dass AVCHD beim Umrendern kaum was an Qualität verliert, halte ich schon mal für interessant.
Trotzdem: geht man derzeit bei AVCHD den Weg über Intermediate codecs - dann verliert man auch viel vom Charm von der bandlosen Aufzeichnung. Langwieriges Umwandeln zu einem Intermediate codec bei AVCHD oder das Captren vom Band bei HDV empfinde ich beides als ähnlich lästig und mühsam. Oder schneidet man auf schnellen PCs nativ wie etwa in Vegas 8, dann sind auch auf schnellen 4-Kern-PCs die Vorschaufähigkeite bei AVCHD doch deutlich limitiert. Beide Lösungen sind in meinen Augen noch nicht wirklich optimal.