Die Nikon ZR: Optimale Belichtung für gute Bilder
Die Nikon ZR ist in der Lage, hervorragende Bilder zu erzeugen, aber die perfekte Belichtung mit dieser speziellen Kamera zu erzielen, ist nicht einfach. Dieser Leitfaden behandelt alle wesentlichen Belichtungswerkzeuge, die Nikon zur Verfügung stellt, fortgeschrittene Konzepte im Zusammenhang mit dem RED RAW NE-Codec der Kamera und zusätzliche, von der Community entwickelte Werkzeuge, die die Arbeit zu erleichtern.
ISO und der R3D NE-Codec
Die Nikon ZR bietet zwei wichtige
Base-ISOs, die das geringste Rauschen liefern:
- 800 ISO: Empfehlung für helle und sonnige Lichtbedingungen.
- 6400 ISO: Empfehlung, wenn es dunkel ist und wenig Licht vorhanden ist.
Die ZR bietet verschiedene Codecs, wobei hier der Fokus auf
R3D NE liegt (dem von RED entwickelten RAW-Format). Dieser Codec bietet die größte Flexibilität und ermöglicht es Anwendern, Einstellungen wie den Weißabgleich und die
ISO zu ändern, nachdem der Clip bereits aufgenommen wurde.
Entscheidend ist, dass im R3D NE-Codec das Konzept des durch hohe ISO "eingebrannten" Rauschens nicht vollständig zutrifft, da die ISO nur als
Metadaten gespeichert wird und in der Nachbearbeitung geändert werden kann.
Die Frage der niedrigeren ISO
Obwohl die ISO nachträglich verändert werden kann, ist es wichtig, welche ISO man beim Drehen einstellt. In RED-Kameras kann mit der ISO-Einstellung
nachträglich zuweisen, wo der Dynamikbereich sitzt, d.h. entweder in den Schatten oder in den Lichtern, ohne den insgesamten Dynamikumfang zu ändern.
- Das Absenken der ISO (z. B. auf 200, 400 oder 800) verteilt mehr Dynamik nach unten in die Schatten. Dies ist eine kreative Option, nützlich für dunkle und stressvolle Szenen.
- Empfehlung: Der Einfachheit zuliebe bei den beiden Base-ISOs (800 und 6400) bleiben. Man wird (hinsichtlich des Bildrauschens) nicht dafür bestraft, wenn man die ISO nachträglich absenkt.
Werkzeuge zur genauen Belichtungsbeurteilung
Die Verwendung von In-Camera-Tools ist hier entscheidend, denn nichts ist schlimmer, als erst im Schnitt feststellen zu müssen, dass Material geclippt ist.
1. Augenmaß und die View Assist-LUT
Die Nikon ZR verfügt über einen großen 4-Zoll-1000-Nits-DCI-P3-Bildschirm, was die Bildbeurteilung nach "Augenmaß" erleichtert. Das Bildschirmbild ist jedoch
nicht tatsächlich repräsentativ für die Belichtung, die man im Schnitt erhält.
- Das Problem: Die kamerainterne Rec709-Look-Up Table (LUT) neigt dazu, Spitzlichter ausgebrannt wiederzugeben, was Kameraleute dazu verleitet, das Bild unterzubelichten, um diese Spitzlichter zu schützen, obwohl diese in Wirklichkeit (im rohen Sensorbild) gar nicht abgeschnitten (geclippt) waren.
- Die Lösung: Pastel Neutral LUT: Der Kameramann Sean Boyd hat eine kostenlose "Pastel Neutral"-LUT entwickelt, um diesen Fehler zu beheben. Sie bietet eine genauere Monitoring-Ansicht, mit besser wiedergegebenen Spitzlichtern und einer verbesserten Bildwiedergabe insgesamt.
2. Histogramm
Das Histogramm ist ein einfaches Zwei-Achsen-Diagramm, das die Tonwerte eines Bildes misst.
- X-Achse (von links nach rechts): Schwarztöne bis Weißtöne.
- Y-Achse: Misst, wie viel von diesem Tonwert erfasst wurde.
- Beurteilung: Sind die Werte im Histogramm rechts gebündelt, ist das Bild überbelichtet. Sind sie links gebündelt, ist es unterbelichtet. Ein Peak an den äußersten Enden mit einem Tal in der Mitte deutet auf eine kontrastreiche Szene hin.
- Nachteile: Nicht besonders präzise, und die winzige On-Screen-Version ist noch unpräziser.
3. Waveforms
Waveforms bieten bessere Information und bilden die Tonwertverteilung über das tatsächliche Bild ab.
- X-Achse (von links nach rechts): Entspricht dem Verlauf von links nach rechts im Bild.
- Y-Achse: Eine Messung des Belichtungsprozentsatzes, skaliert von 0 bis 100.
- Vorteil: Waveforms beziehen sich auf das Log-Bild, was bedeutet, dass ihre Belichtungsanzeige unabhängig von der jeweils verwendeten Vorschau-LUT unverändert bleibt und somit exakt ist.
- Nachteile: Die Waveform-Anzeige ist klein, qualitativ schlecht und verpixelt.
- Clipping-Punkt: Der Clipping-Punkt der ZR auf der Waveform liegt bei 75 (bei RED RAW NE-Aufnahme)
4. Zebras
Zebras sind gestreifte Markierungen im Bild, die einen bestimmten Tonwert darstellen. Nikons Implementierung ist
8-Bit-korreliert (Schwarz ist 0, Weiß ist 255).
- Vorteil: Sie sind lokal (direkt im Bild) und schnell, statt eines separaten Diagramms.
- Nachteil: Die Zahlen für Mitteltöne und Lichter ändern sich in Abhängigkeit davon:
- Ob das Bild als Log-Bild oder mit einer Vorschau-LUT betrachtet wird.
- Welche Vorschau-LUT verwendet wird (z. B. Nikon 709 vs. Seans LUT).
5. Falschfarben
Sie sind das genaueste Werkzeug zur Belichtungsmessung, das Farben bestimmten Belichtungsgraden zuordnet und präzises Feedback darüber gibt, wieviel Licht vom Hautton des Motivs reflektiert wird.
- Log Stops (bei externen PortKeys-Monitoren): Ein visuelles Werkzeug, das Farben Log-Stufen zuordnet (halb, eins, zwei, bis zu sechs unter- und überbelichtet).
- False Color LUT der Firma Cinema Tools für die Nikon ZR: Ein Tool, das zur Kontrolle beim Dreh verwendet werden kann, um eine perfekte Belichtung für die Hauttöne eines Motivs sicherzustellen.
Best Practices für die Belichtung der Nikon ZR
Hier sind die besten Praxen, um eine perfekte Belichtung zu erzielen:
- Prioritäten setzen, wofür man belichtet: In Szenen, in denen die Beleuchtung nicht kontrolliert werden kann, entscheiden, was am wichtigsten ist (z. B. der Hautton), und dafür an anderer Stelle im Dynamikumfang Kompromisse eingehen.
- Das Ausbrennen (Clipping) der Spitzlichter vermeiden:
- Waveforms der ZR verwenden, die bei (R3D-Aufnahme bei) 75 clippen.
- Die Spitzlicht-Zebras verwenden (Einstellung für hohe Zebras) auf 245, wenn man die eingebaute Nikon 709 Vorschau-LUT verwendet, oder auf 230, wenn man Seans Pastel Neutral LUT verwendet.
- Für die Hauttöne belichten:
- Die False Color LUT von Cinema Tools verwenden.
- Alternativ eine Kombination aus der Waveform (um sicherzustellen, dass Spitzlichter nicht clippen) und den Midtone Zebras (Mittelgrau-Zebras), eingestellt auf 110 (wenn man Nikons eingebaute Rec709 Vorschau-LUT verwendet).
- ISO-Einstelllung:
- In 95 % der Aufnahmesituationen bei den Basis-ISOs bleiben: 800 und 6400.
- Soviel wie möglich bei 800 drehen.
- Wenn man höher gehen muss, direkt auf 6400 springen und ND-Filter für die gewünschte Belichtung verwenden.
- Immer daran denken: Man kann die ISO in der Post (in Resolve) jederzeit absenken, um die Bildhelligkeit zu korrigieren.
- Hinweis: Der R3D NE-Codec ist flexibel genug, um in der Regel unterbelichten zu können, anstatt zu überbelichten, um Lichter zu schützen, da Schatten nicht so stark verrauschen wie bei anderen Kamerasystemen.