cantsin hat geschrieben: ↑Do 09 Mär, 2023 07:18Ich bin sicher nicht der einzige, der künstlich kantenaufgesteilte Bilder hässlich findet und weder in der Kamera, noch in der Post "nachschärft".
Doch, das tue ich. Jedoch nicht, ohne zu berücksichtigen, dass jeder "künstlich aufgesteilte Bilder hässlich findet". Ich starte von dem -7 des Sony-Footage, das in meinen Augen hinreichend scharf ist. In Resolve, das sehr viele Werkzeuge hat, um Bilder in Teilen/sekundär/auf eine Auswahl begrenzt zu korrigieren/stilisieren/pimpen und das vor allem exzellente Werkzeuge hat, um die erwähnten Auswahlen mit großer Präzision zu treffen, gebe ich mich nicht mit dem zufrieden, was aus der Kamera kommt, sondern drehe an den Reglern.
Abgesehen davon, dass jeder künstlich aufgesteilte Bilder hässlich findet, findet auch jeder Bilder gut, die ihr Motiv gut hervorheben. Und Schärfe muss eins (in Ziffern:
1) der dafür geeigneten Werkzeuge sein dürfen. Ist es ja sowieso, da sDoF und sein kleiner Bruder DoF die ersten Werkzeuge sind, die dem von allen Hunden gehetzten slashCAMer spontan dazu einfallen.
Es gibt absolute/optimale/technische Schärfe, die ich aus dem Fotolabor und aus der Kinoprojektion kenne und die das bloße Auge quasi als Kantenaufstelungsspitze des sichtbaren Fotokorns wahrnimmt. Die Schärfe, die auch die Autofokussysteme benutzen. Ohne jetzt im Detail zu wissen, wie das kameraintern bestimmt wird, gehe ich unbedarft davon aus, dass kybernetisch der Wert mit den kontrastreichsten Kanten geschachtelt wird.
Dann gibt es eine subjektive/relative/empfundene Schärfe. Die würde zum Beispiel verstärkt, wenn unwichtigere Partien relativ zu den wichtigen
unschärfer gemacht würden. Aber nicht nur unschärfer, sondern auch weniger gesättigt/weniger kontrastig. Vor der Kamera ist ein beliebtes Werkzeug zur Erreichung dieser Art von Freistellung Dunst/Nebel/Diffusion. Das betrifft das Axiom aus Franks oben verlinkten Video: "atmosphere softens all lines". Und will das nicht im Grunde jeder? Atmosphärische Bilder?
In der Post heißt es natürlich vorsichtig zu dosieren. Es gibt zum Beispiel den recht grobschlächtigen Filter aus den Primary Wheels/Log Wheels/HDR Wheels "Midtone Detail" (entspricht glaube ich ACRs "Klarheit"). Es gibt aber auch den (im "advanced" mode) feinjustierbaren "Texture Pop".

0 (in Worten: null) heißt keine Kanten-Kontrastanhebung, Minuswerte eine Kontrastherabsetzung. Die hier gezeigte Einstellung, aber mit Tonal Range nur auf Mitten im Zusammenspiel mit Strength entspräche dem Midtone Detail Regler.
Man kann das kombinieren mit Powerwindows oder dem Auto-Roto der Magic Mask, kann Auswahlen auch umkehren. Man kann zum Beispiel Bildpartien geschmackvoll soften/pastellisieren/aufhellen/abdunkeln/dezent den Farbkontrast regeln. Im Vorher-Nachher reicht das eigentlich. Über das Ziel hinaus schießen ist sehr leicht, wenn man nun einige Streusel Kantenaufsteilung (Sharpen-Soften)
zusätzlich auf das gibt, was tatsächlich in's Auge fallen soll. Hier entsteht aber sehr schnell der Eindruck (um den geht's ja) eines "künstlich aufgesteilten Bildes".
Und wie im
Ein paar Resolve-Tricks - Thread erwähnt gibt es da noch HDR. Versuche haben ergeben, dass HD-HDR-Bilder von Kreti und Pleti als schärfer
empfunden werden als UHD-SDR-Bilder. Das betrifft also wiederum das Subjektive. Das Stellrädchen dafür sind die "speculars", benutzerdefinierte Bereiche, in denen für "HDR 10+" (Youtube-kompatibel) i.d.R. 600 nits überschritten werden (1000 nits tatsächlich auszureizen ist sinnlos, da selbst bessere HDR-OLEDS sie oft eh nicht darstellen können).
Und die speculars (rechtestes Rädchen in den HDR-Tools) lassen sich auch in SDR im selben Sinne anwenden. Es bedeutet, dass dann nur minimale Reflexe oder Kanten clippen, grob gesagt vielleicht 0,01% des gesamten Bildes. Die Einstellung muss Clip für Clip erfolgen, inklusive der jeweiligen Rampe (Überblendung zu den nicht geclippten einfachen Highlights) und ist eine elende Fummelei. Aber der Effekt im Vorher-Nachher ist sehr deutlich.
Edit: mit den zuletzt erwähnten Speculars verlassen wir natürlich den fix-it-in-post-Ansatz. Das muss bei der Aufnahme berücksichtigt werden. Denn man kann nicht willkürlich die hellsten Bildpartien clippen, es müssen schon plausible Spitzlichter sein. Den stärksten Schärfeeindruck haben dabei Augenreflexe und deutliche Gegenlicht-Kanten (bzw. genau genommen die äußersten Kanten dieser Kanten). Und deswegen sollten die Kanten nicht in-camera clippen. Das muss man später finetunen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...