iasi hat geschrieben: ↑Fr 03 Mär, 2023 18:12
Nur weil eine zu lahme Karte mitgeschickt wurde, ist doch die Kamera nicht unausgereift.
Ich hatte in der Tat den Einleitungstext überlesen, dass da eine falsche Karte mitgeliefert wurde, und las nur die dreifachen Erfahrungsberichte über die Aufnahmeabbrüche bei N-Raw. (Die entsprechenden Zufügungen in den drei Erfahrungsberichten hat die Slashcam-Redaktion wohl erst später gemacht, nach meinem ersten Lesen der Texte.)
Was ich bei einer 6000-Euro-Kamera nicht so toll finde:
- Der fixed pattern noise in den Schatten bzw. die Grenzen, das Material der Kamera in den Schatten anzuheben.
- Fehlende ISO-Invarianz, fehlende herstellerseitige Dokumentation der sensornativen ISOs
- Probleme beim Zusammenspiel mit dem DJI Ronin ("Die REC ON/OFF-Funktion war nicht verlässlich und manuelles Schärfeziehen war nicht möglich.¨)
- Das Fehlen deutlich getrennter Video- und Fotomenüs bzw. Bedieninterfaces sowie: "Viele Video-spezifische Funktionen sind nicht im Video-Menüpunkt aufgelistet, sondern im Custom Settings Menu" [Tester 2], "Am rechten Bildrand steht immer noch der standardmäßige Hinweis SDR. Gut, da denke ich mir, dort kann ich wohl auf HDR (bzw. HLG) umstellen. Dass sich dort dann N-Log versteckt, finde ich leider wenig intuitiv. Zumal im Menüpunkt Video-Dateityp!" [Tester 3].
- Ungenaue Restminuten-Anzeige ("nach einer Stunde Arbeit war die Minutenanzeige nur um drei Minuten runter gegangen").
- Beinahe ein KO-Kriterium aus meiner Sicht: "Beim Benutzen des Fokus-Peakings ist die Zebraanzeige deaktiviert."
- Echtes KO-Kriterium aus meiner Sicht: "Trotz der zwei Kartenslots kein Dual Slot-Recording möglich".
- Keine Shutter Angle/Verschlusswinkel-Anzeige bzw. -Steuerung.
- Keine DCI (4K/2K)-Formate - übrigens auch kein Open Gate (von den drei Testern nicht erwähnt, aber im Zeitalter von Hochkantvideo und anamorpher Aufnahme IMO ein relevantes Kriterium).
- Codec-abhängige Abweichungen der Color Science ("Während ProRes gewohnt einen leichten Magenta-Stich hat, kommt das N-Raw etwas grünlich daher.")
- Schlechter Highlight-Rolloff, laut Tester 3: "Interessant fand ich die Highlights. Hier gibt es quasi überhaupt keine Reserven. Wenn es clippt, ist es weg. So kantig hatte ich den 'Roll-Off' bei bisher keiner Kamera, an die ich mich erinnern kann."
- Dazu (und zur mangelnden Dynamik in den Schatten) passend das von dem ersten Tester berichtete "Fehlen des letzten Quäntchen Dynamic Range und 'Film-Look'".
- Ausserhalb der Tester-Beobachtungen: Fehlen eines OLPFs und dementsprechende Moiré-Probleme (bei einer Run-and-Gun-Kamera und in dieser Preisregion).
Das alles bei einer Kamera, in deren Preisklasse man alternativ auch eine Sony FX6, Blackmagic Ursa Mini Pro 12K, noch preiswerter eine Canon C70 bzw. im Hybridsegment eine R5C bekommt, oder für die Hälfte des Preises eine S1H oder für noch weniger eine S5ii/S5ii x.
Mir ist völlig klar, dass das Jammern auf hohem Niveau ist, aber die Z9 ist ja auch eine Kamera auf hohem (Preis- und Zielgruppen-) Niveau...
Das sind immer so kleine, aber sich summierende Praxisgebrechen, die IMO typisch sind für Kamerahersteller ohne früheres Video-Knowhow (Sigma mit der fp, die ich ja besitze, sowie Fuji mit seinen X-T- und X-H-Kameras, die auch allerlei Probleme bei den Log-Profilen und aktuell wohl auch bei externer Video-Raw-Aufnahme [abgeschnittene Werte in den Schatten] haben).
Die Tester kommen ja alle zum Ergebnis, dass die Z9 für szenisches Arbeiten nicht die Kamera der Wahl ist (vor allem wegen bildqualitativer Einschränkungen). Für Run-and-Gun hat sie aus meiner Sicht wegen fehlendem OLPF und fehlender Dual-Slot-Aufnahme aber auch ziemlich kritische Einschränkungen - wie gesagt, in ihrer Preisklasse und im Vergleich zu gleich- oder ähnlich teuren Alternativen.
Dass es gute Einsatzgebiete für die Z9 gibt, stelle ich dabei übrigens nicht in Frage - aber die Kamera ist eben doch weitaus weniger ein Universalwerkzeug, als man bei ihrer Ankündigung dachte.