Darth Schneider hat geschrieben: ↑Mo 12 Sep, 2022 07:52
@aisi
Und wenn die Bezahlung jetzt für die Crew gleich Null ist und der Kurzfilm gewinnt in Cannes den Preis als bester Kurzfilm ?
Das ist auch Lohn, und gar nicht zu unterschätzen.
Aber was ist die Entlohnung? Für Kurzfilm keinerlei monetäre in Cannes und ich kenne keinen Regisseur, der nicht versuchen würde sämtliche Leute von so einem Film zum sich daraus möglicherweise ergebenen Langfilmprojekt mitzunehmen. Oder dann 2-3 solcher Langfilmprojekte.
Das heißt nicht, dass dann nicht auf halbem Weg vielleicht noch der DP gekübelt wird, weil einem so jungen Regisseur will Produktionsfirma und Sender dann eher einen alten Haudegen (mit allen Wassern gewaschen) an die Seite stellen, aber das sind größtenteils nicht die Denkweisen der tatsächlich kreativ ausführenden Departments (vgl. mit Produktion / Finanzierung).
Ich sehe nicht, dass das es da von Groß bis Klein wahnsinnige "Ausreisser" gibt, wenn ich an meine eigenen Seilschaften denke, oder mir in Podcasts anhöre, wie die Etablierten das handhaben. Regisseur A dreht nach Vorliebe immer (vielleicht über Jahrzehnte) mit Kameramann AB, der wiederum wenn terminlich möglich mit Oberbeleuchter ABC, welcher im Normalfall auf seinen etablierten BestBoy ABCD setzt und der schaut, dass genügend seiner verlässlichen ABCDEFGH-Beleuchter dabei sind.
Das könnte sich aus diesem einen Kurzfilm für mehrere Jahre Spielfilmproduktionen ergeben haben. Klar wird es dem Regisseur reichen, wenn der dann den einen Spielfilm im Jahr macht, der DP muss vielleicht noch einen 2. dazu drehen, der Oberbeleuchter dann 3 im Jahr (2 andere), aber weiter runter wird die Quote nicht gehen. Und üblicherweise sind diese Projekte für alle beiteiligten die kreativ wertvollsten, vgl. mit jedem 20:15 Fernsehfilm wo alle eigentlich nur der Kohle wegen anheuern. Aus diesen Seilschaften ergeben sich die Projekte, weswegen man den Job überhaupt Jahre lang macht, weil rein wegen der finanziellen Entlohnung geht die Rechnung in der Filmbranche eh nie auf.
Das ist halt doch manchmal der nicht reichlich naive, sondern praktisch so erlebte Unterschied in der Filmbranche: Loyalität zählt etwas. Jeder Produzent wird auch (Ausnahmen wenn an Schlüsselpositionen sehr wenig Erfahrung bestätigen die Regel) froh sein darüber, solche etablierten und eingespielten Gespanne zu beschäftigen, weil das garantiert oft mehr Qualität, als wenn scheinbar ideal qualifizierte LEute bunt zusammenwürfelt werden.
Das ist auch der Unterschied in der Filmbranche, zum Glück haben hier die HR-Departments und ähnliche Bullshitting-Abteilungen noch nicht übernommen, sondern hier kann das tatsächlich einfach noch aufgrund gemeinsam erlebter Projekte, gegenseitigem Vertrauen in die jeweilige Arbeit und daraus entstehende oft jahrelange Zusammenarbeit funktionieren.