7River hat geschrieben: ↑Mo 31 Jan, 2022 08:17
@Axel
Ich ging von mir und meinem Umfeld aus, auch von den meisten Meinungen, die ich bisher so aufgeschnappt habe. Und „speziell“ wirkten die Darstellungen und das Präsentierte auf mich - und den anderen. Damit möchte ich keinen Theater-Liebhaber vor den Kopf stoßen. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Akzeptiere ich natürlich auch.
Theater kann einem was geben, wenn man das unnatürliche, *gezwungene* Spiel mit katholischem Masochismus erduldet und mühselig reflektiert (metaphorische Selbstkasteiungs-Peitsche). Dann trifft der oben von mir zitierte Satz zu:
Wenn ich mich auf den Rückweg machen muss, bin ich *gezwungen*, über den Film nachzudenken.
Da reden wir natürlich nicht vom Boulevard, was im Kino Schweiger/Schweighöfer/M'Barek - Klamotten wären.
Jegliches hat seine Zeit, Steine Sammeln, Steine Zerstreu'n.
ruessel hat geschrieben: ↑Mo 31 Jan, 2022 09:23
Ich habe gestern den letzten Bond geschaut, ein weinerlicher Kerl in einer Gendergerechten Zeit, es fehlte nur noch ein Bond der seine Schmutzwäsche macht und Windeln sortiert - damit hat sich das Kino selber abgewickelt.
Der originale Bond kannte das 10. Gebot nur vom Hörensagen, und
dafür liebten wir ihn, ob uns das bewusst ist oder nicht. Dieses Gebot lautet, Du sollst nicht begehrten deines Nächsten Weib. Ein scheinbar zunächst unverdächtiger moralischer Grundsatz, in Wirklichkeit sexistische, fundamentalistische und faschistische Gehirnwäsche. Apologeten dieses kranken Gottes-Tips sagen, das soll die toxische Männlichkeit zivilisieren. In Wirklichkeit dient es natürlich dazu, die körperlich begehrenswerte Frau zu reglementieren. Verhülle Dich, sündiges Weib! Und außerdem sagt es, ja, du Mann kannst noch nicht einmal
heimlich begehren, denn Der Herr sieht auch in dein, äh,
Herz. Der in Ressentiments, Selbst- und Fremdenhass umgeleitete Trieb wird toxisch, nicht das ehrliche und spontane Begehren.
Auch wenn wir uns als moderne Menschen fühlen, der Knas dieser alten Lügen hat in unserer Kultur so lange ungebremst metastasiert, dass wir es gar nicht mehr merken. Bond ist bekannt dafür, dass die Gesetze der Sterblichen nicht für ihn gelten. Er hat die Lizenz zum Töten und die Lizenz zum Begehren seines Nächsten Weib, Magd und Vieh (wie das Gebot weitergeht, ein Hinweis darauf, dass die Zielgruppe
auch einsame Hirten sind, Kopfkino). Triggert die Grenzüberschreitung Empörung über den Überschreiter oder die Grenze? Daran misst sich der kulturelle Wert eines Werkes. Zu seiner Blütezeit glorifizierte das Kino - subversiv, wie gesagt, was ohnehin mächtiger wirkt - die Erweiterung des Bewusstseins, testete lustvoll aus, wie weit man die Grenzen dehnen kann.
"Blütezeit" impliziert, dass wir heute auf Trockenblumen starren. Die versucht man uns zur Füllung unserer Mußezeit anzubieten und zur Programmierung unserer Mythen über uns selbst. Von "oben" kommt da nicht mehr viel, rechnet besser nicht damit. Schon gar nicht von Förder-Vehikeln.
Wir haben selbst heute alle Mittel, um audiovisuell zu erzählen. Den großen Filmpionieren würde der Mut sinken, wenn sie sehen würden, was unsere
Telefone heute können! Technisch. Aber mehr als jemals zuvor begnügen wir uns mit fremden Trockenblumen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...