mash_gh4 hat geschrieben: ↑So 19 Dez, 2021 13:27
android devices sind in dieser hinsicht vermutlich nicht umbedingt die optimale ausgangsbasis, weil sie meist wirklich auf eine ganz billige resalisierung hin optimiert sind und dazu ständig extrem schlecht dokumentierte hardwarelösungen benutzten. gerade die quallcomm chips sind in dieser hinsicht alles andere als ideal, obwohl sie natürlich eine tolle basis basis bieten würden, wenn das ganze ein klein wenig offener gehalten wäre.
Die Perspektive ist IMHO sowieso nicht, dass eine Android-CinemaDNG-App z.B. eine Blackmagic-Kamera, eine CinePi (Raspberry Pi-CinemaDNG-) Kamera oder eine der mehr oder weniger erfolgreichen Open Source-Cinema-Kameraprojekte ersetzt. Dafür ist schon die Beschränkung auf die bei den Smartphones vorgegebenen, festeingebauten, blendenlosen Optiken zu problematisch. Bei jeder ernsthaften digitalen Cinekamera will man (adaptierbare) Wechselobjektive mit Fokus- und Blendenringen. Und selbst wenn's um Low Budget und Kompaktheit geht, ist da eine gebrauchte EOS M mit aufgespieltem MagicLantern + C-Mount-Adapter + C-Mount-Objektiv für 200-250 EUR eine bessere und praxisnahere Lösung.
Nur umgekehrt wird ein Schuh draus, nämlich dass man mit Motion Cam eine - angesichts der Hardware-Einschränkungen von Smartphones - erstaunlich leistungsfähige und dazu noch geschenkte Open Source-Lösung dafür kriegt, dass man mit seinem schon vorhandenen und immer in der Hosentasche steckenden Smartphone spontan B-/C-Roll-Material ohne die Smartphone-typischen Einschränkungen (schmalbandige Codecs, überprozessiertes/aufgebrezeltes Video) drehen kann, das sich im Schnitt problemlos und ohne viel Klimmzüge mit dem Material von Blackmagic-Kameras, Sigma fp, Panasonic S5/S1H & Co mischen lässt. Natürlich mit allen o.g. heftigen Einschränkungen, vor allem dem Fehlen einer Tonaufnahme und der kurzen Einstellungsdauer.
Andererseits: Genau diese Einschränkungen gab's/gibt's auch z.B. bei der Bolex H16, der immer noch beliebtesten Kamera für analogen Experimentalfilm, mit der z.B. Jonas Mekas sein gesamtes Werk gedreht hat... Ein heutiger Jonas Mekas könnte das auch mit einem Android-Smartphone machen, und ggfs. sogar einem kompletten Frame-by-Frame Open Source-Workflow mit RawTherapee/Libraw und ffmpeg, ggfs. sogar auf einem alten Computer und auf der Kommandozeile. Das finde ich nach wie vor eine spannende Sache, vor allem, weil in der heutigen Experimentalfilmszene darüber praktisch jedes Wissen fehlt und noch in völlig veralteten Denkbildern (ungefähr technischer Stand 90er Jahre) über digitale Bewegtbildtechnik versus analoger Film gedacht wird - und wenn nicht, dann viel zu schnell und kritiklos zu irgendwelchen Out-of-the-Box-Mediamarkt-HD/4K-Videokamera-Lösungen gegriffen wird. [Und man sieht ja leider bei heutiger Videokunst, dass es da praktisch keine Ambitionen mehr gibt, tiefer und kritischer in die Bildästhetik/-analyse/-erzeugung zu gehen, wie das z.B. im Film noch Brakhage, Kurt Kren & Co. gemacht haben und in der Videokunst u.a. Nam June Paik, sondern dass da im Prinzip nur konventionelle HD-Fernsehbilder mit anderen Erzählweisen produziert werden.]