roki100 hat geschrieben: ↑Mo 07 Jun, 2021 16:32
Dann habe ich dich wohl falsch verstanden. Du hast geschrieben:
"...und zwar so extrem, dass Du weder eine Raw- noch eine 10Bit-Kamera bräuchtest, um so ein Bild zu erzielen."
Und ich dachte, gut, das Bild (Screenshot) simuliert nun eine nicht-10Bit-Kamera...
Nochmals, ganz langsam:
- Du hast einen Motivkontrast, der kann z.B. bei Abenddämmerung 12 Blenden betragen. Jede Blende ist eine Verdoppelung des Lichts. Um diesen Motivkontrast zu erfassen, braucht der Sensor Deiner Kamera einen Dynamikumfang von 12 Blenden.
- Linear, z.B. in RAW, kannst Du diese 12 Blenden in 12bit (bzw. einem Zahlenbereich von 0 bis 4096) pro Farbkanal speichern. Dann entspricht jede Verdoppelung des Lichtwerts einer Verdoppelung des gespeicherten Zahlenwerts pro Pixel und Farbkanal - eine in diesem Fall optimale Speicherung.
Angenommen, wir haben einen perfekten Farbverlauf/Gradient von Schwarz nach Rot im Sonnenuntergang, dann würde der im Rotkanal als Pixelreihe 1,2,3,4,5,6, usw. bis einschließlich 4096 gespeichert.
- Logarithmisch, also durch nichtlineare Einteilung und Speicherung der Helligkeitswerte (d.h. mehr Wertedifferenzierung in den Mitten, weniger in den Schatten und Spitzlichtern), kriege ich diese Dynamik auch in geringeren Bittiefen unter: z.B. in 10bit-Log (1-1024) oder auch in 8bit-Log (1-256). Ich verteile nur alle erfassten Helligkeitswerte von Schwarz bis Weiss auf clevere Weise auf die verfügbaren Zahlenwerte.
- Wenn ich das Log-Material nach Rec709 bringe, spreize ich die gespeicherten Zahlenwerte (und zwar durch die faktische Kontrasterhöhung bzw. Anlegung einer S-Kurve.) Dadurch entstehen Lücken in der Zahlenreihe, z.B. könnte 10bit von Log nach Rec709 umgerechnet statt 1,2,3,4,5,6 plötzlich 1,4,8,16,32, dann in den Mitten wieder 500, 501, 502, 503 sowie in den Spitzlichtern 1000, 1004, 1008, 1016 etc. ergeben. Diese Lücken bzw. Löcher würde man auf einem 10bit-Monitor auch als Lücken bzw. Treppen im Farbverlauf sehen.
Wenn ich aber nach 8bit-Video mastere, und das 10bit-Log in 8bit-Werte von 1 bis 256 umrechne, treten diese Lücken nicht mehr auf. 1,4,8,16,32 wird wieder zu 1,2,3,4,5 etc., weil ich alle Werte durch 4 teilen muss. Also ist mein Farbverlauf in 8bit sauber.
- Gleiches wenn ich im roki-Stil kontrastarm grade und daher in meinem 8bit-Zielmaterial den untersten F-Stop bzw. das unterste Bit sowie den obersten F-Stop bzw. das oberste Bit ungenutzt lasse und damit effektiv nur 6bit (im Zielmaterial!) nutze. Dann bietet mir auch 8bit-Log (im Kameramaterial!) genug Reserven, um den Rotverlauf ohne Banding innerhalb dieses gegradeten Bilds darzustellen.
Voraussetzung ist dabei immer, dass ich den Sonnenuntergang auch technisch gut belichte - und zwar optimal für die Kamera/den Sensor, nicht für mein Auge. Wenn ich ihn 2 Blenden unterbelichte, weil das auf dem Kameramonitor besser/natürlicher/stimmungsvoller aussieht, kriege ich in der 10bit-Aufzeichnung nur Werte von 1 bis ca. 256, und damit eine effektive 8bit-Aufzeichnung, weil die Speicherwerte im 10bit-Codec für die oberen Blenden ungenutzt bleiben.
Du nutzt dann auch nur ca. 10 statt 12 Blenden des Kontrastumfangs/dynamic range Deines Sensors, und damit schmeisst Du auch einen Hauptvorteil Deines BMPCC/Fairchild-Sensors weg...