srone hat geschrieben: ↑Di 05 Mär, 2019 22:36
roki100 hat geschrieben: ↑Di 05 Mär, 2019 22:23
Ich denke schon, das z.B. cantsin sich damit zufrieden gibt wenn er den Tipp von Frank mit "Grain" anwendet.
das ist garantiert nicht "cantsins" ansinnen.
Stimmt.
Slashcams letztjähriger Artikel über die Unterschiede von BRAW und CinemaDNG ist hier immer noch lesenswert:
https://www.slashcam.de/artikel/Test/Bl ... -2018.html
Zitate daraus:
Tatsächlich reduzieren sich die Möglichkeiten bei BRAW auf "Gamma-Controls", Weißabgleich und ISO. Also Bereiche, die auch nach dem Debayering in vergleichbarer Qualität verändert werden können, solange die Daten mit genügend Farbtiefe gespeichert wurden.
In dieser Hinsicht bringen die neuen RAW-Formate theoretisch auch keine zusätzliche Qualität gegenüber einem ProRES HQ 444-Format. [...]
Beim Debayering selbst fällt deutlich ins Auge, dass die feinsten Details nun gefiltert werden. Es gibt keine harten Kontrastübergänge zwischen zwei Sensel-Grenzen mehr, was Zipper-Artefakte weitgehend verschwinden lässt und Moire/sowie Aliasing-Probleme fast vollständig eliminiert. Hier einmal ein stark vergrößerter, relevanter Ausschnitt aus zwei Testbildern: [...]
Diese Weichheit wird von einer Noise-Reduction begleitet, die ebenfalls das Rauschen einzelner Sensel nicht mehr darstellt. Gerade in größeren Flächen bekommt man so weniger digitales Rauschen zu Gesicht. Dies hat jedoch vor allem entscheidende Auswirkungen auf die Anmutung des neuen Codecs. [...]
Gerade bei bewegtem Bild wirkt das Rauschen extrem analog und erinnert an klassisches Filmmaterial, da man keine einzelnen Senselkanten mehr ausmachen kann. Dies gibt dem Bild einen komplett neuen, szenischen Look. Auf der anderen Seite ist dieser Look auch fest im Codec eingebacken und entfernt sich damit noch einmal weiter von der RAW-Ursprungsidee. [...]
Blackmagic RAW ist noch weiter von "echtem" RAW entfernt, als bislang verfügbare RAW-Implementierungen auf dem Markt. Von der grundsätzlichen Idee, die Signalverarbeitung nicht der Kamera zu überlassen, ist hier nur noch wenig übrig. Vielmehr ist Blackmagic RAW ein höchst effizient komprimierender 12-Bit Codec geworden, der sich in manchen Bereichen wie RAW-Material verhalten kann. Dies gilt vor allem für Metadaten-Einstellungen wie ISO oder Weißabgleich.
Hier die beiden Vergleichsframes:
Dabei bin ich kein RAW-Purist, sondern sehe das persönlich so: Die kleineren Dateigrößen, das bessere Handling (in abgeschlossenen Dateien statt Ordnern mit Einzelframe-Dateien), die schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit und geringeren Anforderungen an Speichermedien-Geschwindigkeit sind auch mir in den meisten Szenarien hochwillkommen.
Als Nachteile sehe ich jedoch, dass man jetzt in einem relativ geschlossenen Hersteller-Ökosystem landet (da BRAW kein offener Standard ist und es, im Gegensatz zu ProRes und DNxHD/HR, keine offenen/Open Source-Implementierungen des Codecs gibt), sich die Bildcharakteristik der Kamera doch sehr sichtbar verändert, ohne dass man die Wahl hat (es sei denn, durch ein Firmware-Downgrade) und dass mit dem Wegfall von CinemaDNG auch ein paar Einsatzmöglichkeiten der Kamera wegfallen, wie z.B. als High Speed-MFT-RAW-Fotokamera, deren DNG-Frames man auch klassisch mit Lightroom & Co. entwickeln konnte.
Für manche Videos bevorzuge ich auch den härteren/körnigeren Look des nicht-weichgezeichneten CinemaDNG-Materials - und die Möglichkeit, das Entrauschen lieber komplett in Software und in maximaler Qualität durch Neat Video Pro erledigen zu lassen. Durch fest eingebautes Entrauschen verlorene Bildinformation bleibt verlorene Bildinformation...
Schade, dass man die Wahl nicht mehr hat (es sei denn, durch umständliches Hin- und Herflashen der Firmware). Mir wäre eine Lösung lieber gewesen, bei der - zusätzlich zu BRAW - CinemaDNG als bezahltes Update (für die nötigen Patent-Lizenzzahlungen) weiterhin erhältlich gewesen wäre.
Aber offensichtlich wollte sich BM, im Gegensatz zu Atomos, von RED nicht erpressen lassen.
- Das sind übrigens auch ganz schlechte Nachrichten für die Durchsetzung von RAW-Videoaufzeichnung auf breiter Front in Prosumer-Kameras. Seit heute ist das praktisch tot und wird wohl auch nicht mehr kommen, bis REDs Patente abgelaufen sind. (Man kann jetzt nur hoffen, dass die nicht auch noch Open Source-Projekte wie MagicLantern und Apertus verklagen. Und man kann spekulieren, ob beim Ende von Digital Bolex eine solche Patentklage eine Rolle gespielt haben könnte.)