Auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass Lichtsetzen (der Grund, warum ich dieses abhängig machende Forum vor sieben Jahren ergoogelt habe, verflucht sei der Tag!) eine sehr praktische Sache ist, die man am besten mit echtem Licht in direktem Erleben von Ursache und Wirkung übt, ist doch die Verwandschaft zur Malerei eine ersten Grades. Dieser Simulator ähnelt eher den Lichteffekten, die man in Photoshop nachträglich hinzufügt, er kann aber als Trainingsmodul das Auge an eben dieses Betrachten des Motivs als Dummy gewöhnen, der erst durch Wirkungen von außen seine Wirkung erhält. Feine Sache. Werd ich mal mit spielen.
Ich finde, wer Licht nur technisch oder handwerklich angeht, unterschätzt seine Bedeutung. Es gibt die physikalischen Eigenschaften von Licht, die man gewissenhaft studieren muss. Und dann gibt es das fixierte Licht in Malerei, Photographie und Film, das sich eben nicht verbal fassen lässt und den Wesensunterschied der bildenden Künste zur Literatur markiert. Gestern kam auf Arte eine sehr spannende
Doku über die Verifizierung eines mutmaßlichen Bildes von Leonardo (leider nicht in der Mediathek). Was mich an diesem Künstler fasziniert, ist die Aufhebung der Trennungen zwischen Wissenschaft, Technik und Spiritualität in seiner Kunst. Er erforschte Materialien und Motive mit wissenschaftlicher Strenge. Er experimentierte mit Techniken, lernte sie von den "Meistern" nur, um sie zu kennen und übertreffen zu können (Handwerk, nicht Kunst).
Eine Buchempfehlung zum Thema Lichtsetzung (eine indirekte Empfehlung, zusätzlich zur üblichen chinesischen Sonne) ist der günstige Remittend
Fotografie Die Meister, ein prachtvoller Bildband. Hier mal ein einziges Foto daraus, von Lewis Wickes Hine:
Mädchen in einer Baumwollfabrik in Carolina, 1908
Wer den Band entspannt durchblättert, wird sich vielleicht wie ich fragen, wie wir 100 Jahre später über Videotechnik diskutieren und was wir eigentlich glauben, auf welcher fortschrittlichen Entwicklungsstufe wir uns befinden.
Ich weiß, ich drifte ein wenig ab, aber es ging vor 500 und vor 100 Jahren bei Licht
auch um Technik, aber auch um mehr.