@ Lisboa
Hallo Oliver.
Ich schliesse mich PMs Anmerkungen an. Die Geschichte fehlt und die Spannung bzw. der Bogen. Wenn Du an einen Verkauf denkst, denk dran, dass die Redakteure dir sagen werden, dass sie 5 Millionen Zuschauer damit fesseln müssen. Die Welt besteht nun mal aus Quote. das können wir mögen, oder nicht.
Noch ein paar weitere Anmerkungen.
1) Du hast ungefähr 5 Minuten, den Zuschauer davon abzuhalten, weiter zu zappen. Die ersten 5 min sind also extrem wichtig.
2) Lass die (teilweise) schauerliche Synthymusik. Nimm ein paar typische Phrasen mit natürlichen Instrumenten dazu. (Müssen nicht lang sein, 3- 10sec.) Einzelne Instrumente wirken besser und passen mehr zum Thema. Wiederhol die Phrasen in verschiedenen Variationen und benutze sie statt der Musikuntermahlung.
3) Bei Architektonischen Aufnahmen muss !!! die Geometrie stimmen. Schiefe Kameraufstellungen oder dezentrierte Bilder nur dann, wenn man keine Symmetrie im Bild erkennen kann (oder soll).
An sonsten .... absolut exakte Kameraausrichtung !!
Keine Blenden in laufende Schwenks. Ich weiss, das Anfahren ist schwerer, als den Schwenk auslaufen zu lassen, aber du brauchst den ruhigen Schnittpunkt.
Auch was "mann" sagte, such dir eine Blendart aus und betreibe den Schnitt konsequent.
4) Such den Sprecher danach aus, welchen Sender du ansprichst. Für ARTE brauchst Du einen andern Sprecher als für RTL & Co.
Richte die Texte danach ein. RTL&Co braucht etwas ganz anspruchsloses und leicht verständlichen Satzbau.
Ohnehin würde ich den Satzbau durch Umstellung interessanter machen.
Achte bei der Aufnahme darauf, dass er den Text nicht wie Zeitung liest. Die wollen immer schnell wieder aus dem Studio und zur nächsten Mucke.
Wenn Du dir übrigens vorher Gedanken über Auskopplungen machst, lass die geänderten Passagen vom Sprecher gleich mit machen, dann bekommst Du mehrere Versionen fürs selbe Geld. Sag, es seinen Alternativen für den Schnitt. (stimmt ja letztlich auch).
Sicher gibt es noch ein paar Dinge zusätzlich, aber ich muss sagen, man soll es mit der Kritik auch nicht übertreiben. Das Teil ist für ein Erstlingswerk und dann noch mit der Kamera, wirklich gut und es ist eine Menge Material drin, die man gut in einer kommerziellen Doku wiederfinden kann.
Du hast eine guten Blick für Perspektiven, wenn auch der Bildinhalt noch Raum für Verbesserungen aufweist.
Achte mal selbst drauf, welche Bilder Du persönlich in andern Dokus gut findest. So reagieren dann andere auf Deine Doku.
Eins noch zum Schluss. Wir sagen immer, das Wichtigste in der Doku ist die Story, dann kommt der Ton (Musik, Sprecher, Geräusche und deren geschickte Kombination), weil Du Zuschauer indirekt damit ansprichst und eine Atmospäre erzeugst, dann der Bildinhalt und die Bildkompositiuon usw.
Mach nie den Fehler, Dokus als Muster so, wie sie vorliegt, anzubieten.
Du hast meistens nur eine Chance. Investier ein paar EUR in einen guten Sprecher, wobei die 1000 wirklich zu hoch gegriffen sind. Wer das heute bezahlt, hat sich vom Sprecher über den Tisch ziehen lassen.
Aber wenn Du Ambitionen hast, kommerziell ins Geschäft zu kommen, dann betrachte das auch mal als Lehrgeld.
Mal davon abgesehen, dass Du auf den Sprechertext später auch noch Umschnitte machen kannst oder verkürzte Versionen zusammenschneiden kannst und diversifiziert anbieten kannst.
Du musst auch einwenig im Sinn haben, für welchen Sendungs- (Magazin) Typ Du die Doku eigentlich machst, um es gezielt anzubieten.
Für mich stellt sich eben die Frage: ganz neues Projekt mit dem Forums-Input beginnen und sozusagen auf dem wieder Gelernten aufbauen, oder das Projekt mit dem Input entprechend weiter gestalten.
Mein Tipp, mach was draus.
Es klappt schon. Schau auch mal in Dein Footage, ob es nicht noch Menschen darin gibt. Für Zwischenschnitte reicht das allemale. Ich halte den Daumen nach oben. Das wird !!
So, ist doch länger geworden, also ich dachte. Aber so ähnlich haben wir 2004 auch mit der ersten erschwinglichen HD Kamera angefangen. Wir haben uns von vorn herein Südamerika als Themengebiet ausgesucht und heute arbeiten Teams in 4 Ländern an unseren Dokus, die wir mittlerweile über 60 TV Broadcastern anbieten (und meistens auch verkaufen).
Wer er will, der schafft es auch.
Allerdings solltest Du wissen, ob Du über dieses eine Thema hinaus auch in der Lage bist, regelmäßig und andere Themen bearbeiten zu können oder ob dies Dein Spezialthema war und nicht mehr folgt. Aber das Geld, was Du vielleicht hier noch rein steckst, bekommst Du auf alle Fälle amortisiert.
Ach, noch ein Tipp: nimm es schleunigst aus Youtube raus, wenn Du es noch kommerziell verwursten willst !!