Zac hat geschrieben:Ist es besser Aufnahmen aus der Entfernung zu machen. Ich denke da jetzt z.B. an den Empfang. Das wird ja ein ziemliches Gewusel sein. Sollte ich mich vielleicht in eine Ecke stellen und so ein bisschen filmen, oder kommt es besser mitten im Gewusel zu sein?
Salut Zac.
Bei einem Ereignis live dabei zu sein und einen Film davon zu machen, sollten prinzipiell zwei völlig unterschiedliche Dinge sein. Es gibt
unendlich viele Aufnahmewinkel und Entfernungen. Das, was live bei der Aufnahme am besten "kommt", ist mit ziemlicher Sicherheit vom Miterleben des Augenblicks gefärbt, und dieser Schwung ist in den Bildern auf dem Fernsehschirm nicht mehr enthalten. Daher kann ein Stativ ein gutes Mittel sein, deinen Blick zu disziplinieren. Klappt aber nur, wenn du im Hinterkopf behältst, daß außerdem
Schwenks auf der Pferderennbahn sinnvoll sind und
Zooms im Fußballstadion, daß aber offenbar deine Bilder dir zu uninteressant vorkommen, wenn du diese beiden Mittel trotz Stativ benutzen willst. Auch ohne Stativ kannst du gute Aufnahmen machen, wenn du die Kamera ruhig zu halten lernst. Bei diesem Mini-Typ wäre es gar nicht schlecht, die Kamera am (zusammengeklappten) Stativ zu führen, da das Gerät sonst einfach zu leicht ist. Stabil wäre auch: In die Hocke gehen, die Knie spreizen, die Ellbogen auf die Knie stützen und die Cam mit beiden Händen halten. Führt natürlich zu zuvielen Froschperspektiven und dem Verdacht, unter Röcke zu spannen, außerdem stolpert die Kaltmamsell ...
Am besten ist die logische Aneinanderreihung von Aufnahmen aus unterschiedlicher Entfernung. Etwa: Eintreffen der Gäste (Personen sind von Kopf bis Fuß im Bild, man erkennt/erahnt die Dimensionen des Saals), SCHNITT, einige Gäste werden persönlich begrüßt von Daddy (intimere Einstellung, vielleicht Hüfte aufwärts), SCHNITT, die hübsche (verruchte?) Cousine grinst schief, hat schon immer einen Narren an dem Alten gefressen (und du an ihr, Portraitaufnahme,
kleiner(!) Schwenk vom Kopf zum Dekollete). Das ist übrigens ein Fall für eine längere Brennweite (Zoomwippe eher Richtung "Tele"), da Angelina natürlich nicht in die Kamera glotzen soll, am besten bist du soweit weg, daß sie gar nicht merkt, daß sie aufgenommen wird. Außerdem könnte die äußerste Weitwinkelposition aus kurzer Entfernung dazu führen, daß du als Kameramann in ihrer Achtung sinkst, weil ihre Nase auf dem Film
auch größer wirkt als sonst.
Der SCHNITT ist das Mittel der Wahl, er bringt Sinn in die Bilder. Wen die Deko langweilt und wem Spielereien mit bewegter Kamera, Zoom und Schwenk die Rettung zu sein scheinen, der soll sich als Kameramann für die Moderatoren von MTV bewerben, die Kotztüte wird vom Sender gestellt. Wer Angst hat, die Stativ-Kamera vom Fleck zu bewegen, weil das unmotiviert aussehen könnte, den erwartet eine Anstellung bei QVC (Blindenhunde sind vorm Studio anzuleinen, das Knurren bei den Granatbroschen verdirbt die Aufnahmen).
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...