roki100
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Re: Die Nikon Z 6II im Lesertest - 3x ProRes RAW in der Praxis

Beitrag von roki100 »

cantsin hat geschrieben: So 26 Dez, 2021 13:16 Davon abgesehen reden wir hier von völlig verschiedenen Dingen. Eine Gamma-Korrektur wie in dem Video oben arbeitet immer auf den debayerten Werten, während eine WB-Korrektur im Raw-Tab die undebayerten Werte verändert. Dass man sich letzteres nicht durch Zwischenrendern von Raw in einen 444-Intermediate-Codec verbauen will, war doch mein Punkt.
Dann habe ich dich wohl falsch verstanden.
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
(Steve Jobs)



cantsin
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Re: Die Nikon Z 6II im Lesertest - 3x ProRes RAW in der Praxis

Beitrag von cantsin »

pillepalle hat geschrieben: So 26 Dez, 2021 13:41 Ich verstehe euch immer noch nicht. Disco mit wechselnder Beleutung eine Herausforderung, weil sich das Licht ändert? 😂
Wenn Du mit der Situation oft zu tun hättest, würdest Du den Smilie wahrscheinlich nicht mehr setzen... (@nachtaktiv kann zu dem Thema auch viel beitragen.) Typische Situation: Du hast ein Konzert in einem Club bzw. einer kleinen Bühne, die mit verschiedenfarbigen Lichtern angestrahlt wird und bei der durch ein Lichtmischpult die Farben bzw. Farbmischung dauernd geändert wird, oft auch langsam und gleitend von einem Farbton zum nächsten. Wenn Du jetzt in Deinem Konzertvideo einen Schnitt machst, springt der Farbton, z.B. von einem dunkleren Magenta zu einem helleren Magenta mit beigemischtem Grün. Die nachträgliche Weissabgleichs-Korrektur per Raw-Tab ist hier das Mittel der Wahl, um diesen Sprung zu kaschieren. Manchmal kann man hier auch noch weiter gehen und z.B. verschiedenfarbig angestrahlte Musiker und Publikum durch den WB einander angleichen.

Wenn man in solchen Lichtsituationen mit 10bit-Kameras dreht, kann man echte Probleme kriegen. Erstens hat man in einem vielfarbig ausgeleuchteten Raum nirgendwo eine verlässliche WB-Referenz - und wenn man sie mit den eignen Augen glaubt gefunden zu haben (z.B. an einer Stelle, die relativ neutral ausgeleuchtet ist), stellt sich hinterher im Schnitt oft 'raus, dass der Augenschein trotzdem getrügt hat und man einen durchgehenden Farbstich im Material hat. Aber noch typischer ist, dass man die Kamera einrichtet und den WB einstellt, während noch Saallicht gesetzt ist, und dann plötzlich bei den ersten Musikakkorden das Licht komplett wechselt.

Es kommen weiteren Faktoren hinzu - weil sich seit einigen Jahren LED-Beleuchtung auf Konzertbühnen und in Clubs durchsetzt, hast Du auch Probleme mit Flackern und einem sehr engen Farbspektrum (da LED-Bühnenlicht nicht ansatzweise die Qualität von Video-LED-Licht hat). Je mehr Farbinformation die Kamera dabei einfängt bzw. nicht wegkomprimiert oder -interpoliert, desto besser.

Man kann den Weissabgleich doch genauso vorher, beim Debayern verändern? Und wenn man plötzlich beim Graden merkt, dass man doch eine ganz andere Farbe haben wollte, rendert man eben nochmal und übernimmt die Werte. Das ist doch kein ernstzunehmender Vorteil?
Du müsstest in diesem Fall vor dem eigentlichen Schnitt den Weissabgleich für alle Deine Clips bestimmen, ohne genau zu wissen, wie Du das Material schneiden wirst und welche Anschlüsse Du brauchst. Die einzig praktikable Lösung ist, das Material auf 1-3 Pauschal-WB-Werte zu setzen, dann in ProRes oder DNxHR 444 zu exportieren und darauf zu setzen, dass Du im Schnitt keine extremen WB-Korrekturen mehr brauchst. Falls doch, musst Du wieder einen neuen Roundtrip machen, zurück in Scratch, und bestimmte Clips nochmals mit anderen WB-Werten exportieren und dann wieder in die Resolve-Timeline einfügen. Das wäre IMHO aber ein ineffizienter und nerviger Workflow. Dann lieber das ProRes Raw-Material (um das es hier geht) mit dem neuen Tool nach CinemaDNG bringen [was in den meisten Fällen auch weniger Speicherplatz braucht als ProRes/DNx 444] und alles in Resolve erledigen.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



pillepalle
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Re: Die Nikon Z 6II im Lesertest - 3x ProRes RAW in der Praxis

Beitrag von pillepalle »

@ cantsin

Es ist jetzt nicht so, dass ich noch nie Bühnen gefilmt hätte und natürlich ist das Licht dort oft miserabel, gerade weil sie nicht selten billig LEDs einsetzen. Aber in so einer Situation geht es doch nicht darum, das Bild immer neutral zu halten. Wenn jemand mit grünem Licht angestrahlt wird, ist er grün, wenn er mit rotem Licht angestrahlt wird, eben rot, usw. Da versucht doch niemand die Szerne neutral zu bekommen? Auf einer Konzertbühne, oder in einer Disco, hat man eben auch buntes Licht. Wichtig ist, dass man die richtige Stimmung trifft. Und in der Regel sucht man sich dann einen guten Kompromiss, der zu allem passt und korrigiert nicht jede Änderung im Licht.

Auch ist es nicht so, dass man ProRes4444 gar nicht verändern könnte. Nur wenn man sich plötzlich wirklich alles anders überlegt und extremere Änderungen vornimmt, muss man neu Transcodieren. Aber verschiedene Szenen aneinander anzupassen geht wunderbar auch in PR4444. Niemand hätte jemals eine Discoszene ohne RAW drehen können, wäre das tatsächlich ein Problem.

VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.



cantsin
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Re: Die Nikon Z 6II im Lesertest - 3x ProRes RAW in der Praxis

Beitrag von cantsin »

pillepalle hat geschrieben: So 26 Dez, 2021 16:13 Wenn jemand mit grünem Licht angestrahlt wird, ist er grün, wenn er mit rotem Licht angestrahlt wird, eben rot, usw. Da versucht doch niemand die Szerne neutral zu bekommen? Auf einer Konzertbühne, oder in einer Disco, hat man eben auch buntes Licht
Hatte ich ja auch nicht geschrieben, sondern: "Wenn Du jetzt in Deinem Konzertvideo einen Schnitt machst, springt der Farbton, z.B. von einem dunkleren Magenta zu einem helleren Magenta mit beigemischtem Grün. Die nachträgliche Weissabgleichs-Korrektur per Raw-Tab ist hier das Mittel der Wahl, um diesen Sprung zu kaschieren." Es geht nicht um neutralisieren, sondern um farblich passende Anschlüsse bei (nicht-harten) Schnitten.

- Es kommt noch was anderes hinzu, nämlich, dass Kamerasensoren bestimmte Farben (z.B. Magenta- und Blau-Licht von LEDs) anders sehen als das menschliche Auge. Wenn Du z.B. eine Magenta-ausgeleuchtete Bühne hast und Deinen Weißabgleich auf Standard-Kunstlicht 2700K-3200K setzt, hast Du ein Bild, das in Magenta und Blau komplett absäuft und extrem künstlich aussieht. Erfahrungsgemäß ist da der Raw-Weissabgleich-/Tint-Regler die qualitativ beste Lösung, um solche Extreme abzumildern. Und auch das kannst dann nicht als Pauschaleinstellung übers ganze Material machen, sondern nur wohldosiert an den jeweiligen Stellen mit Magenta-Overkill.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



pillepalle
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Re: Die Nikon Z 6II im Lesertest - 3x ProRes RAW in der Praxis

Beitrag von pillepalle »

Du musst das ja auch nicht pauschal über's ganze Material mit einer Einstellung machen. An extremen Stellen, machst Du eben einen Schnitt. Und für die geringen Anpassungen reicht PR4444.

Wie gesagt, wenn Du das lieber anders machst, ist es ja ok. Ich bin auch immer ohne RAW beim Finetuning klar gekommen.

VG
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