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Wes Anderson - Asteroid City



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rush
Beiträge: 14260

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von rush »

Mittlerweile läuft "Asteroid City" in den Kinos... und bringt ein unglaublich abgefahrenes Bühnenbild zwischen Kitsch und Hyperrealismus auf die Leinwand bei dem man sich oft fragt was davon real, gezeichnet oder im Miniaturwunderland entstanden ist.

Dazu kommen Kameraperspektiven die sich größtenteils fernab der Normen bewegen und Kamerabewegungen die man eigentlich längst ad acta gelegt hat und in Spielfilmen wohl länger nicht mehr in der Form gesehen hat...

Die übertrieben bunte Farbpalette tut ihr übrigens um dem ganzen Set den letzten Feinschliff zu verpassen.

Inhaltlich nimmt die Geschichte ab der Hälfte der Laufzeit kaum noch Fahrt auf und verläuft sich ein wenig im Nirwana der spanischen Wüste... der halbe Kinosaal kämpfte spätestens im letzten Akt spürbar mit der Müdigkeit (wohl auch der späten Spielzeit geschuldet) und hinterließ zudem am Ende bei meinen Freunden eher mehr Fragen als Antworten.

Für iasi ist der auf Film gedrehte Streifen vermutlich mangels Auflösung und dem Sprung der Bildformate zudem nichts - rein bildqualitativ ist man da ziemlich weit weg von modernsten Technologien und auch optische Bildfehler gibt es nicht nur an den Rändern zu bewundern.

Dennoch ein sehr spezielles Werk - zumindest in seiner Gesamtheit betrachtet.

Empfehlenswert? Vermutlich nicht für jeden. Liebhaber skuriler Stoffe und Bühnenbilder kommen hier aber gewiss auf Ihre Kosten. Und auch der Cast ist durchaus ordentlich besetzt, neben Tom Hanks und Scarlett Johansson führt etwa Edward Norton in die Geschichte ein... allein schon deswegen bin ich an dem Film nicht vorbeikommen.
keep ya head up



pillepalle
Beiträge: 9378

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von pillepalle »

Gestern gab's auch einen Bericht in Kulturzeit über den Film

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/w ... o-100.html

VG
Dynamik ist nur was für Luschen die ihr Licht am Set nicht im Griff haben.



iasi
Beiträge: 25908

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von iasi »

rush hat geschrieben: Fr 16 Jun, 2023 23:45
Für iasi ist der auf Film gedrehte Streifen vermutlich mangels Auflösung und dem Sprung der Bildformate zudem nichts - rein bildqualitativ ist man da ziemlich weit weg von modernsten Technologien und auch optische Bildfehler gibt es nicht nur an den Rändern zu bewundern.
Unser rush scheint sich mit der Einschätzung anderer recht schwer zu tun.

Übrigens: Ich muss mir nur den Trailer ansehen und stelle fest, dass der Film modenste Technologie voll ausreizt. Die Farben sind z.B. nicht aufs Filmpositiv coloriert worden. ;) :)

Gestaltungsmittel - also filmsprachliche Mittel zu nutzen, ist zudem mein Mantra.
Grand Budapest Hotel und Fantastic Mr.Fox sind herausragend und sehr gute Beispiel dafür.

Anderson wiederholt aber mittlerweile nur noch diesen "Tonfall" der Sprache ohne die Gestaltungsmittel für Inhalt und Aussage zu nutzen. Dadurch wird´s leeres Gerede.
Schon The French Dispatch war nur noch Stil ohne Inhalt. Alle eingesetzte Gestaltungsmittel wirken selbstreferentiell.

Stone schöpft z.B. auch alle zur Verfügung stehenden Gestaltungsmittel aus - aber im Sinne von Inhalt, Aussage und Wirkung:



rush
Beiträge: 14260

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von rush »

@iasi:
Es ist eben auch eine Frage des Blickwinkels - denn eigentlich passen die äußere Rahmenhandlung wie die eigentliche Geschichte für mich ganz gut zusammen - auch wenn sie sich nicht für jeden erschließen mag oder zumindest Interpretationsspielraum lässt.

Der zu Beginn eingeführte Storywriter hat eine tolle Ausgangsidee, kommt dann aber inhaltlich nicht weiter und holt sich sogar Hilfe für den Fortgang der Geschichte - darüber hinaus verliert er sich befangen in Figuren ohne die Handlung essentiell voran zu treiben. Also exakt das, was uns häufig in anderen Filmen auch serviert wird - nur dann garniert mit stupider Effekthascherei um eine in sich nicht gut funktionierende Geschichte voran zu treiben. Darauf verzichtet Anderson bekanntermaßen.

Aber genau diese äußere Rahmenhandlung bildet der Film dann wiederum wunderbar in all seinen Nuancen ab - zumindest wenn man sich darauf einlässt und akzeptiert das der Alltag (auch der eines Schauspielers) oft sehr viel banaler ist als wir womöglich glauben und Probleme des Täglichen uns alle tangieren. Diese Tristesse des Alltags wird in der Phase der "Alien-Quarantäne" umso deutlicher - entsprechend stagniert die innere und äußere Handlung beinahe und verläuft sich in Banalitäten - so zumindest meine Interpretation.

Aber da lässt der Stoff gewiss auch andere Ansätze und Sichtweisen zu.
keep ya head up



iasi
Beiträge: 25908

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von iasi »

rush hat geschrieben: Sa 17 Jun, 2023 09:01 @iasi:
Es ist eben auch eine Frage des Blickwinkels - denn eigentlich passen die äußere Rahmenhandlung wie die eigentliche Geschichte für mich ganz gut zusammen - auch wenn sie sich nicht für jeden erschließen mag oder zumindest Interpretationsspielraum lässt.

Der zu Beginn eingeführte Storywriter hat eine tolle Ausgangsidee, kommt dann aber inhaltlich nicht weiter und holt sich sogar Hilfe für den Fortgang der Geschichte - darüber hinaus verliert er sich befangen in Figuren ohne die Handlung essentiell voran zu treiben. Also exakt das, was uns häufig in anderen Filmen auch serviert wird - nur dann garniert mit stupider Effekthascherei um eine in sich nicht gut funktionierende Geschichte voran zu treiben. Darauf verzichtet Anderson bekanntermaßen.

Aber genau diese äußere Rahmenhandlung bildet der Film dann wiederum wunderbar in all seinen Nuancen ab - zumindest wenn man sich darauf einlässt und akzeptiert das der Alltag (auch der eines Schauspielers) oft sehr viel banaler ist als wir womöglich glauben und Probleme des Täglichen uns alle tangieren. Diese Tristesse des Alltags wird in der Phase der "Alien-Quarantäne" umso deutlicher - entsprechend stagniert die innere und äußere Handlung beinahe und verläuft sich in Banalitäten - so zumindest meine Interpretation.

Aber da lässt der Stoff gewiss auch andere Ansätze und Sichtweisen zu.
Ich hatte The French Dispatch gesehen, kann mich aber nur noch an eine Einstellung erinnern, über die wir hier im Forum diskutiert hatten - rein aus technischer Sicht.

Das ist bei Andersons früheren Filmen anders.

Ich hatte den Eindruck, Anderson setzt die knalligen Gestaltungsmittel, die zu seinem Markenzeichen gehören, nur noch zum Selbstzweck und nicht im Sinne einer Handlung, einer Wirkung auf den Zuschauer und der Aussage ein.
Deine Schilderung über die Publikumsreaktion unterstreicht meinen Eindruck.

Man bekommt einen Anderson-Film - bei dem eine Rahmenhandlung nur als Aufhänger dient, um den Anderson-Stil präsentieren zu können. Er wiederholt sich nur noch.



pillepalle
Beiträge: 9378

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von pillepalle »

iasi hat geschrieben: Sa 17 Jun, 2023 09:24 Er wiederholt sich nur noch.
Ist ja nicht verboten. Man kann sich auch durch eine gute Inszenierung und filmische Annekdoten unterhalten fühlen. Ein Shakespeare Theaterstück wiederholt sich auch und trotzdem gehen Leute rein :) Und wiederholt sich Mission Impossible, oder John Wick, nicht? Da weiß man auch schon vorher wie's ausgehen wird.

VG
Dynamik ist nur was für Luschen die ihr Licht am Set nicht im Griff haben.



rush
Beiträge: 14260

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von rush »

iasi hat geschrieben: Sa 17 Jun, 2023 09:24
Ich hatte The French Dispatch gesehen, kann mich aber nur noch an eine Einstellung erinnern, über die wir hier im Forum diskutiert hatten - rein aus technischer Sicht.

Das ist bei Andersons früheren Filmen anders.
Technisch hat Asteroid City schon einiges zu bieten - nicht nur die bunte Farbpalette.

Die unorthodoxen Kamerabewegungen und Perspektiven bieten gewiss einiges an Diskussionspotential - genau wie die Verschmelzung des flachen Set-Designs in der surrealen Wüsten-Landschaft.
Schon das Intro mit der Eisenbahn lässt einen irritiert zurück und man fragt sich: wie haben sie das nur gemacht?

Der Film ist womöglich nichts für die ganze Familie - hat aber sehr wohl technisch als auch optisch einiges zu bieten.
keep ya head up



pillepalle
Beiträge: 9378

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von pillepalle »

:)





VG
Dynamik ist nur was für Luschen die ihr Licht am Set nicht im Griff haben.



Frank Glencairn
Beiträge: 24637

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: Sa 17 Jun, 2023 09:24

Ich hatte den Eindruck, Anderson setzt die knalligen Gestaltungsmittel, die zu seinem Markenzeichen gehören, nur noch zum Selbstzweck und nicht im Sinne einer Handlung, einer Wirkung auf den Zuschauer und der Aussage ein.

Während dessen in Cannes ...

Anderson's wry sci-fi comedy, Asteroid City, earned a six-minute standing ovation after premiering in-competition at the 2023 Cannes Film Festival, plus rapturous praise from film critics worldwide for its enthralling, eccentric narrative and exhilarating visual appeal.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
Beiträge: 25908

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 19 Jun, 2023 12:45
iasi hat geschrieben: Sa 17 Jun, 2023 09:24

Ich hatte den Eindruck, Anderson setzt die knalligen Gestaltungsmittel, die zu seinem Markenzeichen gehören, nur noch zum Selbstzweck und nicht im Sinne einer Handlung, einer Wirkung auf den Zuschauer und der Aussage ein.

Während dessen in Cannes ...

Anderson's wry sci-fi comedy, Asteroid City, earned a six-minute standing ovation after premiering in-competition at the 2023 Cannes Film Festival, plus rapturous praise from film critics worldwide for its enthralling, eccentric narrative and exhilarating visual appeal.
Und vom "normalen" Kinopublikum vernimmt man, dass dieses Star-Schaulaufen schlicht langweilig sei, weil vor lauter Form der emotionale Funke nicht mehr überspringe.

Ich fand schon The French Dispatch so belanglos, dass es sich in meiner Erinnerung völlig verflüchtigt hat. Ganz anders bei Grand Budapest Hotel und Fantastic Mr.Fox.



Skeptiker
Beiträge: 6449

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von Skeptiker »

Jetzt hab' ich's doch noch geschafft, mir Asteroid City von Wes Anderson verspätet anzusehen (und ich müsste mindestens noch 2 weitere Male reinschauen, um alles mitzubekommen, was da gesprochen und gezeigt wird)!

Lohnt es sich?

Ja, wenn ..

.. man die Farben, Kulissen und Bilder mag
.. mit den skurrilen Figuren und ihren seltsamen (+/- autistischen aneinander vorbei) Gesprächen etwas anfangen kann
.. einen Blick hinter die Kulissen interessant findet (jeweils schwarzweiss und in ∼ 4:3)
.. bekannte Schauspieler in ungewohnten Rollen sehen möchte - oder Scarlett Johansson kurz nackt (aber 'out of focus')
.. nicht gerade auf Sinnkrise ist und hofft, in diesem Film alle Antworten zu finden
.. Spass hat beim Versuch, Szenen und Dialoge zu entschlüsseln (allerdings ohne Erfolgsgarantie)
.. einfach mal wieder einen Film sehen möchte, der schräger ist als alles andere, was so gezeigt wird.

Mein Fazit: Schön, dass es solche Filme noch gibt (zusammen mit ganz anderen)!

Kurzer Blick auf Zuschauer-Meinungen (online):
Tendenziell nur 2 Reaktionen: Begeisterung oder komplettes Kofpschütteln mit Geld-Zurück-Forderung - scheinen mir vom Schreibstil eher junge Zuschauer zu sein, die etwas völlig Anderes erwartet haben als dieses "Warten auf Godot" (alias den Meteor, das Alien (Jeff Goldblum), die Erlösung, überhaupt irgendwas von (individueller) Bedeutung in dieser Wüsten-Kulisse mit eingefrorener (bzw. eingebrannter) Zeit).

Positives Kritiker-Urteil auf rottentomatoes: Immerhin 75% (aus 335 Reviews) - Das müssen dann wohl beinharte Anderson-Fans sein! ;-)



-paleface-
Beiträge: 4561

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von -paleface- »

Ich frag mich bei Anderson ja ob der wirklich nur auf solche Filme Bock hat?

Der macht ja schon immer das selbe (wenn auch gut meiner Meinung).
Oder bekommt der für andere Dinge einfach keine Finanzierung.

Was wenn der sich denkt...."och mal nen Splatterfilm im Doku Style drehen".

Ob ihm da wohl jemand Geld für gibt....
www.mse-film.de | Kurzfilme & Videoclips

www.daszeichen.de | Filmproduktion & Postproduktion



iasi
Beiträge: 25908

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von iasi »

-paleface- hat geschrieben: Fr 25 Aug, 2023 11:59 Ich frag mich bei Anderson ja ob der wirklich nur auf solche Filme Bock hat?

Der macht ja schon immer das selbe (wenn auch gut meiner Meinung).
Oder bekommt der für andere Dinge einfach keine Finanzierung.

Was wenn der sich denkt...."och mal nen Splatterfilm im Doku Style drehen".

Ob ihm da wohl jemand Geld für gibt....
Er will wohl Woody Allen beerben.
Nur noch immer dasselbe in leichter Variation. Eben Markenzeichenfilme.

Ich hab schon seit geraumer Zeit keine Ahnung mehr, welchee Filme Allen dreht.
Liegt wohl daran, dass ich nicht diese Einstellung habe:
„Eigentlich komödiantisch“ sei der Film nicht geraten, urteilte Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel. Die „unterkomplexe Dramaturgie um die Lebensnöte eines erschreckend uninteressanten Helden“ nerve bald. Die Gags seien spärlich, „ob in Dialogen oder situationsbedingt“. Dennoch resümiert der Rezensent: „Aber deshalb einen Woody-Allen-Film auslassen? Niemals.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Irrational_Man#Kritiken

Bei Anderson überkommt mich seit The French Dispatch auch ein Gefühl des Deinteresses.



Skeptiker
Beiträge: 6449

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von Skeptiker »

iasi hat geschrieben: Fr 25 Aug, 2023 12:18 .. Ich hab schon seit geraumer Zeit keine Ahnung mehr, welchee Filme Allen dreht.
Liegt wohl daran, dass ich nicht diese Einstellung habe: ...
Ich frag' mich sowieso, ob Du mal ins Kino gehst, oder hier nur wort- und linkreich mitteilst, was andere zu den Filmen meinen. Wie sieht es aktuell aus mit Anderson / Nolan / Cruise in MI7 - vielleicht hast Du ja auch eine ganz andere Wahl getroffen (ein Anhaltspunkt Deinerseits?) ?

Was Woody Allen betrifft, so war mein letzter Film (mit persönlichem Gewinn) im Kino A Rainy Day in New York (2019). Der wurde bei uns noch gezeigt, aber in Amerika wegen der MeToo-Vorwürfe von Amazon blockiert. Was in der Folge die Reaktionen von Timothée Chalamet (im Film Woodys 'Alter Ego' und aktuell mit Dune 2 im Gespräch), Selena Gomez etc. waren, lässt sich auf Wikipedia nachlesen. Einzig Jude Law erklärte sich zu weiterer Zusammenarbeit bereit.

Wes Anderson ist mir erst seit 'Grand Budapest Hotel' richtig bewusst geworden, der mich mit seiner Phantasie, Kulisse und Story einigermassen umgehauen hat!

Wenn ich die Liste seiner Filme durchsehe, so ist Asteroid City erst der zweite Kinofilm für mich, und ich gebe dem verspielt-witzigen Budapest Hotel den Vorzug!

Zum Vorwurf: "Die machen stets Dasselbe in leichten Variationen": Bei Anderson kann ich es mit 2 gesehenen Filmen selbst nicht beurteilen, bei Woody Allen schon eher.
Da ist etwas dran. Man steckt als Filmemacher (der eigene Ideen entwickelt und Drehbücher selbst schreibt) eben auch in seiner Haut fest! Die vielseitigen Verwandlungskünstler unter den Regisseuren lesen eher fertige Bücher/Stories/Drehbücher und wählen dann aus und aktivieren ihre Riesen-Crew für die Details.

Dafür fällt es den filmstofflich weniger variantenreichen Eigene-Ideen-Verfilmern wie Anderson und Allen vielleicht leichter, eine eigene Filmsprache / Identiät zu entwickeln - was Ihnen dann positiv (unverkennbar ein "Allen"/"Anderson") oder negativ (stets das Gleiche in anderen Gewändern) ausgelegt werden kann.
Ich mag solche Autorenfilmer mit Talent, Phantasie und Mut! Aber ich schaue mir auch gerne mal einen krachenden Blockbuster (mit "ck"! ;-)) an!



iasi
Beiträge: 25908

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von iasi »

Skeptiker hat geschrieben: Fr 25 Aug, 2023 17:09
Zum Vorwurf: "Die machen stets Dasselbe in leichten Variationen": Bei Anderson kann ich es mit 2 gesehenen Filmen selbst nicht beurteilen, bei Woody Allen schon eher.
Da ist etwas dran. Man steckt als Filmemacher (der eigene Ideen entwickelt und Drehbücher selbst schreibt) eben auch in seiner Haut fest! Die vielseitigen Verwandlungskünstler unter den Regisseuren lesen eher fertige Bücher/Stories/Drehbücher und wählen dann aus und aktivieren ihre Riesen-Crew.

Dafür fällt es den filmstofflich weniger variantenreichen Eigene-Ideen-Verfilmern wie Anderson und Allen vielleicht leichter, eine eigene Filmsprache / Identiät zu entwickeln - was Ihnen dann positiv (unverkennbar ein "Allen"/"Anderson") oder negativ (stets das Gleiche in anderen Gewändern) ausgelegt werden kann.
Ich mag solche Autorenfilmer mit Talent, Phantasie und Mut!
Filmemacher müssen sich nicht wiederholen.

Kurosawa hatte nicht nur Samurai-Filme gedreht.
Spielberg nicht nur SF.
Kubrick ...

Auch Hitchcock hatte Neues versucht.

Ich mag Andersen-Filme. Ich mag Allen-Filme.
"Zelig" war z.B. ein brillianter neues Ansatz.



Skeptiker
Beiträge: 6449

Re: Wes Anderson - Asteroid City

Beitrag von Skeptiker »

iasi hat geschrieben: Fr 25 Aug, 2023 17:28
Filmemacher müssen sich nicht wiederholen.

Kurosawa hatte nicht nur Samurai-Filme gedreht.
Spielberg nicht nur SF.
Kubrick ...

Auch Hitchcock hatte Neues versucht.

Ich mag Andersen-Filme. Ich mag Allen-Filme.
"Zelig" war z.B. ein brillianter neues Ansatz.
Wenn man sein Gesamtwerk überblickt: Auch Woody Allen wiederholt sich nicht 1:1 (die Zelig-Variante erwähnst Du ja - es gibt weitere).
Im Prinzip hilft es, sich einmal die Wiki-Biografien (oder andere Quellen) durchzulesen, um sich der Frage anzunähern, woher diese Regie-& Film-Legenden gedanklich kommen und wie sie ticken (und warum).

Woody Allens Filme ohne Personen, ohne Dialoge?
Nicht vorstellbar. Es war ja Stand-Up Comedian und Gag-Schreiber! Eher ein Mann des Worts und dessen Konsequenzen & Verstrickungen, die die Story antreiben, weniger der Technik (wie z.B. Kubrick, u. a. auch)

Hitchcock ohne Suspense durch dunkles Geschehen, raffiniert sich aufbauend im Hintergrund (und ohne blonde Hauptdarstellerin)?
Eher nicht!

Kurosawa: Kenne ich zu wenig

Spielberg: Ohne 'Fantasy', ohne seine Dramaturgie mit Spielberg-Überraschungen, ohne seinen filmischen Ideenreichtum und Story-Drive?
Kaum!

Freigeist Kubrick - von der Fotografie (perfektionistischen Bildinszenierung) und vom Schachspiel (also der Logik und Planung) und im Prinzip (Selbststudium) auch der Literatur und Philosophie her kommend - ohne seine meisterhaften Filmkabinettstücke (nach literarischen Vorlagen)?
Nicht denkbar!

Und Wes Anderson hat ein Philosophie-Studium absolviert und einen Bruder, der sowohl Schreiber als auch Maler ist. Und angeblich auch skandinavische Vorfahren, was mich an die minimalistischen, dänischen Dogma95-Filmemacher oder an den Humor von Aki Kaurismäki denken lässt.

Dann noch das Alter gegoogelt (gestorben mit ..):
Hitchcock: 80
Kurosawa: 88
Spielberg: 76 (lebt noch)
Kubrik: 70
Woody Allen: 87 (lebt, schreibt & filmt noch)
Wes Anderson: 54 (ist noch munter)

Ich stiess kürzlich auf eine (deutschsprachige) Kritik, wo jemand zu Allens vorletztem Film "Rifkin’s Festival" (2020), der wohl eher misslang (rottentomatos bei 81 Kritiker-Reviews: 41% Zustimmung) und den ich mir aufgrund von altbekannter Story und langweiligem Hauptdarsteller-Eindruck nicht angesehen habe (nicht ansehen wollte), schrieb, Allen sollte sich und uns (dem Publikum) doch den Gefallen tun und endlich mit dem Filmemachen aufhören.
Ich hätte diesen arroganten Schnösel gerne gefragt, ob er selbst neben dem Verfassen solcher Kritiken auch nur 1% von Allens Hirnschmalz hat, um überhaupt daran zu denken, irgendeinen Film zu irgendeinem Thema zusammenzustellen, der irgendwen interessieren könnte.

Egal, Woody ist 87 (Ende November 88) und hat (trotz Zwischen-Pessimismus) noch Lust aufs Filmemachen. Und, wer weiss, vielleicht gelingt ihm (trotz MeToo-Blockade) ja noch einmal ein Treffer mit unbekannten Schauspieltalenten abseits der Hollywood-Trampelpfade! Ich würde es ihm wünschen!

Und Wes Anderson drücke ich die Daumen, dass er sich aus seiner starren "L'Art pour L'Art"-Schleife (so schön das alles anzusehen ist) wieder lösen kann und etwas mehr aufs Geschichtenerzählen fokussiert!

-------------------------------------------------
PS (Quelle: DE-Wiki zum neusten W.A.-Film):
Woody Allen (der Standhafte) hat sich offensichtlich nicht an den Rat des WELT-Filmkritikers gehalten und seinen 50. Film als F-GB-Koproduktion komplett in Frankreich (Paris und Umgebung) auf Französisch gedreht. Das bedeutet nicht nur "neue Original-Sprache", sondern auch "neue Gesichter" (fürs bisherige Hauptpublikum).

Coup de Chance (Glücksfall) soll am 4. Sept. 2023 in Venedig Premiere haben (ausser Konkurrenz) und Ende September in die französischen Kinos kommen.

Ob er es im Laufe des Herbsts/Winters 23 auch in die deutschsprachigen Kinos schafft (synchronisiert und/oder mit Untertiteln), hängt wohl nicht zuletzt davon ab, ob die erzählte Geschichte auf Interesse stösst. Mich würde es freuen!

----------------------------------------------------
Und noch ein (verspäteter, am 27. Aug.) Nachtrag zu Asteroid City:

Irgendwie erinnert mich das Ganze (die Erzählweise als Theaterstück mit Erzähler, der distanzierte Blick auf die irgendwie erstarrten (im Schicksal festgelegten) Handlungsträger, das Panoptikum an seltsamen Figuren, Gesprächen, Szenen, Geschehnissen, die eine Bedeutung haben (können) oder auch nicht) etwas an ein Buch (das eigentlich ein Theaterstück in 3 Akten ist, die jeweils fortschreitende Zeiten/Perspektiven darstellen) des amerikanischen Autors Thornton Wilder: Our Town (1938 uraufgeführt) - auf deutsch (Erstaufführung 1939 in Zürich, in DE 1945 nach Kriegsende in München) "Unsere kleine Stadt". Ich (wir) habe(n) es vor langer Zeit als obligate Schullektüre im/auf Englisch gelesen.

Thema: Ein Blick aus der Distanz (quasi 'von oben') auf eine (amerikanische) Kleinstadt und ihre Bewohner, die sich mit den alltäglichen Anforderungen und Problemen herumschlagen, ohne dass Aufregendes passiert, abgesehen von den Ereignissen, die einfach kommen müssen, wie Liebe, Hochzeit, Familie, Beruf und auch Tod. Es ist sozusagen ein Distanzblick auf die Banalität/Routine des (unseres) Alltags bzw. Lebens (damals gab's weder Internet noch YouTube) mit den Stationen, die wir alle durchlaufen (müssen) und an deren Ende sich mancheiner fragen mag: "Und das war alles?".

Im Unterschied dazu zeigt Andersons Wüsten-Setup eher eine exklusive, kleine Welt von (teils jugendlichen) Forschern und Sinnsuchern (Sinn findend in wissenschaftlichen Ereignissen und Antworten darauf) - im Film auch als "Brainiacs" (sozusagen Superhirne, "Intelligenzbestien") bezeichnet - aufgelockert durch die Anwesenheit einiger "Normalsterblicher". Aber im Warten darauf, dass etwas passiert in dieser geschlossenen, seltsamen Welt (militärische Sperrzone (nach dem ausserirdischen Besuch geht's dann weder rein noch raus) in der Wüste - immerhin geht's auch um die Ankunft von 'Aliens'), in den banalen Alltagsgesprächen mit "Jeder ist sich selbst der Nächste & steckt in seiner eigenen Haut fest"-Attitüden, in einer gewissen Dickhäutigkeit (Lethargie) der Figuren, die nicht einmal durch gelegentliche Atomstests (samt Pilzwolken) in der sichtbaren Nähe wesentlich gestört wird, gibt's auch Parallelen zum Fatalismus in Wilders Theaterstück: Es kommt, wie es kommen muss, alles nimmt seinen vorbestimmten, unabänderlichen Lauf.

Für weitere Details zu Autor und Geschichte (Wilder) am besten mal die Wiki-Artikel durchsehen!



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