Nach einer Woche "Einarbeitung" und "herumspielerei" nachfolgend mein vorläufiges Feedback zur X-S10.
Vorher sollte ich vielleicht noch verdeutlichen, dass ich zu der (mittlerweile signifikanten) Minderheit gehöre, die mit Farbkorrekturgeschichten in der post überhaupt nichts am Hut haben. Weder habe ich die Geduld dafür, noch das nötige Auge hierfür und um ehrlich zu sein auch gar keinen Nerv dazu. Für mich als privater Amateurhobbyfilmer definiert sich postproduktion ausschließlich in dieser Form:
- vielleicht ab und an ganz leichte Belichtungskorrektur (falls nötig)
- das fertige Ergebnis auf der Glotze anschauen
Somit legte ich seit jeher sehr großen Wert darauf ein für mich persönlich gefällige(s) und schöne(s) Farben/Bild OOC zu bekommen, resultierend benötige ich auch kein Log-Profil, auch keine 10 (oder mehr) Bit Farbtiefe und schon gar kein RAW-Video. Vorher war ich mit Panasonic (GH2), Sony (A7s, RX10II) und Canon (EOS M50, EOS M) unterwegs. Aufgrund der für mich persönlich unbefriedigenden Color Science der zwei erstgenannten Hersteller wechselte ich zu Canon deren Color Science mich zwar schon mehr ansprach ich aber dafür andere Sensorverhalten als ziemlich "störend" empfand und bereits seit dem Release der X-T3 schon zu Fuji schielte, denn das was ich im Internet von den Farben zu sehen bekam weckte mein höchstes Interesse.
Allerdings haderte ich bisher mit meinem Wechsel zu Fuji, da ich befürchtete, dass ich mit dem Fuji Bedienungslayout nicht klarkommen würde, ich war die Mainstream UX von Panasonic, Sony und Canon gewohnt und hatte auch kein Bedürfnis etwas neues/anderes zu lernen. Somit befand ich mich in einer "soll-ich-oder-soll-ich-nicht"-Phase der Unentschlossenheit die sich allerdings mit der Ankündigung der X-S10 in Luft auflöste und ich diese Kamera nun mein Eigen nennen darf.
Body:
Wie ich in meinem vorherigen Post bereits schrieb empfinde ich die Anmutung des Bodys als sehr hochwertig. Das Finish gefällt mir äußerst gut, nichts klappert oder leiert und man hat vom "Anfassgefühl" definitiv nicht die Wahrnehmung, dass es sich um ein Einsteigermodell handelt. Durch den ausladenden Handgrip liegt der Body satt in meiner (großen) Hand und eigentlich hatte ich mir überlegt ob ich nicht auch den entsprechenden Cage von Smallrig (
3087) oder zumindest das
L-Bracket dazu kaufen sollte doch bisher bin ich froh, es nicht getan zu haben denn es besteht für mich derzeit einfach keine Notwendigkeit. Das Griffgefühl ist gut, ich kann die Kamera problemlos führen, somit habe ich was das betrifft nichts zu meckern.
Dadurch, dass die X-S10 das Mainstream-PASM-Bedienungslayout innehat kam ich sofort mit der für mich klassisch bekannten Bedienung klar und konnte quasi ohne großartige Einarbeitung loslegen. Sehr postiv festzustellen ist die Möglichkeit die Funktionen von nahezu allen Knöpfen und Rädchen am Body (inklusive bestimmte Wischbewegungen am Display) nach persönlichem Gusto zu belegen. Sehr positiv auch die separaten Menüs für Foto und Video deren Menüeinstellungen auch erhalten bleiben wenn man von einem Modus in den anderen und wieder zurück wechselt. Hier wurde die Bezeichnung "Foto-Video-Hybrid" tatsächlich buchstäblich umgesetzt.
Was das Menüdesign an sich betrifft, ist es zwar am Anfang etwas ungewohnt gewesen, doch muss ich sagen, dass ich mich sehr schnell daran gewöhnt habe da es doch aus meiner Sicht sehr intuitiv aufgebaut ist. Das Menü meiner Sonys war da doch signifikant benutzerunfreundlicher.
Bild (Farben, AF, Allgemein):
Beginnen wir dem dem Hauptgrund weswegen ich überhaupt zu Fuji gewechselt bin: die Color Science.
Ausufernde Beschreibungen darüber kann ich mir sparen, da im Netz (inkl. hier im Forum) schon massenweise zu diesem Thema geschrieben wurde und ja, das alles kann ich uneingeschränkt bestätigen. Ich bin einfach nur baff, denn sehen die Farben der verschiedenen Filmemulsionen auf YT oder Vimeo schon exquisit aus wird das auf dem heimischen Monitor, respektive TV signifikant getoppt. Insbesondere Eterna haut mich einfach nur von den Socken. Solch ein angehmes und (wirklich wirklich wirklich) schönes Highlight Rolloff OOC ist mir bisher bei keiner anderen Kamera begegnet.
Was den AF (in Verbindung mit dem Kitobjektiv XC 15-45mm f3.5-5.6) betrifft kann man den als "sehr gut" bezeichnen auch als sehr reaktiv, allerdings kommt er an den DPAF der M50 nicht ganz heran. Geboten wird Touchfokus (der auch sehr gut reagiert), sowie Gesichts- und Augentracking (letzteres benötige ich nicht, daher deaktiviert) aber im Gegensatz zur M50 kein Objekt-Tracking. Ist aber nicht weiter dramatisch für mich, da sich dieses fehlende Feature mit AF-Lock und/oder Touchfokus sowie Knubbeljoystick (an dessen Haptik übrigens nichts zu beanstanden gibt) ganz gut kompensieren lässt. Sehr schön auch, dass man sowohl AF-Reaktionsgeschwindigkeit, als auch AF-Geschwindigkeit an sich nach persönlicher Vorliebe im Menü einstellen lässt.
Alles in Allem empfinde die Bildanmutung als sehr organisch was mir persönlich natürlich sehr gefällt. Die elektronische Kantenschärfung lässt sich komplett runterdrehen und was das Rauschverhalten betrifft bin ich als ausgesprochen nörgeliger Noise-Peeper auch sehr zufrieden.
Kritik:
Bei aller euphorischen Lobhudelei meinerseits sind mir allerdings bisher auch zwei explizite Kritikpunkte aufgefallen von denen ich den einen als witzig/seltsam empfinde und den anderen aber schon als recht doof.
1) witzig/seltsam: Offenbar scheint Fuji für den SD-Kartenschacht eine recht starke Auswurffeder eingebaut zu haben. Wahrscheinlich dachte man beim Produktmanagment, dass wenn man schon den Kartenschacht nicht besonders nutzerfreundlich platziert (unten neben dem Akkuschacht), dass man dann wenigstens dafür sorgt, dass das herausnehmen der Karte "einfach" passieren soll indem man eine starke Feder einbaut, die allerdings so stark ist dass die SD-Karte wie aus einem Katapult vom Schacht geschossen kommt. Mittlerweile habe ich mich an diesen Umstand gewöhnt, so dass ich nach dem lösen der Karte meinen Daumen drauflasse damit mir die Karte nicht wieder ins Auge oder im hohen Bogen sonst wohin fliegt (beides passiert).
2) doof: das Fokus-Peaking! Es ist zwar sehr schön, dass das Peaking in vier Farben und mit High und Low zur Auswahl steht, doch wenn selbst die Einstellung High so was von schwach ist, dass man die Hilfslinien so gut wie gar nicht sieht, hätte man's aus meiner Sicht dann auch ganz weglassen können. Was das betrifft waren die Sonys weitaus besser. Aber vielleicht wird das ja noch per Firmware Update gefixt.
Beide Kritikpunkte sind für mich persönlich jedenfalls keine Showstopper und ich kann bereits jetzt festhalten, dass die X-S10 gekommen ist um zu bleiben. Für meine persönlichen Anforderungen (nach denen sich mein Feedback richtet) ist diese Kamera das kompletteste Gesamtpaket das ich bisher im Besitz hatte.
Das war's soweit mit meinem Feedback, sollten noch Fragen aufkommen beantworte ich die gerne.