MarcBallhaus hat geschrieben:Also für szenische Arbeiten in der Werbung sind 60 Minuten für zwei Drehtage ein Witz. Wir verschiessen normalerweise 120-180 Minuten pro Tag, und das bei einer Shotlist, die bis ins Detail vorbereitet ist und einem Team, das eingespielt ist. Das macht an zwei Tagen das fünf- bis sechsfache dessen.Axel hat geschrieben:Wenn wir hier das Beste aus 60 Minuten Material sehen, finde ich das zwar prinzipiell kein schlechtes Verhältnis, aber zwei volle Drehtage?
Ganz gewiss. In diesem Sinne meinte ich es. Das etwa 120-fache Verhältnis von verwendetem Footage zu Wiederholungen und Alternativ-Perspektiven (60 min > 30 Sekunden) würde eigentlich für (relativ) effektives Arbeiten sprechen. Ich glaube ohne weiteres, dass für Werbung oft das Vielfache geschossen wird. Falls das ein Merkmal von Professionalität sein soll, beeindruckt mich das nicht. Mich beeindruckt eher der MO des Fotografen in diesem Kurzfilm meines Namensvetters und Slashcamers "ReinerReimer". Oder das Verhältnis von Coverage zu verwendetem Material in den Filmen des Regisseurs Clint Eastwood, das 1:4 (!) nie überschreitet, und dennoch ist er als Perfektionist bekannt. Entscheidend ist das Ergebnis.
Du hast sicher Recht. Ich bin wohl von dem Film angetan, weil ich selbst ein blutiger Amateur bin. Als solcher sehe ich wohl viele von Unprofessionalität kündende Fehler einfach nicht. Professionalität als solche ist für mich überhaupt gar kein Kriterium.MarcBallhaus hat geschrieben:Reden wir über den gleichen Film? Offenbar hast du das Making Of von Reverie nicht gesehen. Fett ist hier überhaupt garnichts, weder die Inszenierung noch die Technik, die Leute hinter der Cam dreimal nicht. Darüber hinaus haben die "Spezialisten" es nicht mal geschafft, die automatische Belichtung auszuschalten. Damit ist auch wohl klar, dass das kein DoP war.Axel hat geschrieben:Lassen wir die technische Anmutung mal außen vor, ist das Ganze recht dürftig inszeniert. Es fehlt, was zumindest ich mit High Life und Luxus in Verbindung bringen würde: Opulenz, das, was Stu Maschwitz in seinem DV Rebel "production value" nennt. Das vor allem hat "Reverie" voraus, denn auch wenn dessen "story" extrem dünn ist, ist die Machart so fett, wie man es sich nur wünschen kann. Und selbst da ist es in erster Linie der Blick und das Geschick eines guten DOP, und erst in zweiter Linie die Auflösung oder Komprimierung des Aufnahmegeräts, die uns überzeugen.
Besser ist dort nur die Wahl des Grips, denn da war bisschen was vertreten das was her macht, Car-Rigg, Steadicam. Das wars. Der Rest dieses ganzen Filmchens ist blutiges Amateur-Level.