slashCAM
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Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von slashCAM »


Seit wenigen Tagen ist der zweite Teil von Denis Villeneuves Dune-Verfilmung im Kino zu sehen, mit atemberaubenden Bildern - DoP Greig Fraser, der für seine Arbeit am ers...
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Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview



Brahmavata Smithee
Beiträge: 102

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Brahmavata Smithee »

Infrarot könnte auch der Grund sein, warum ältere Optiken verwendet wurden, die alten Objektive sind über einen größeren Lichtspektrumsbereich gerechnet, auch gut zu erkennen am IR Marker den viele alte Objektive haben.
Ich nutze meine Canon FDs an einer S5, bei weöcher der UV und IR Filter entfernt wurde, hier aber im Spektrum von 630nm, bei Dune sind es Spektern über 700nm:



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Hässlicher Look und öde Inszenierung
https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000070928.html

Ganz so harsch würde ich es jetzt nicht sehen, aber wirklich meisterlich makellos ist Dune 2 nun auch nicht anzusehen.

Die Musik von Zimmer fand ich schon im ersten Teil eher nervig-aufdringlich.



Darth Schneider
Beiträge: 19518

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Darth Schneider »

@iasi
Also was die Musik betrifft geb ich dir voll recht. Aufdringlicher wäre es nur noch gewesen wenn sie im Film singend ständig im Bild gewesen wäre..:))
Gruss Boris



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Was mich bei der Optik gestört hat, waren mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.

- Handkameragewackel, das eher unbeholfen eingesetzt wirkt.

- Massenszenen, die weniger überzeugend aussehen, als bei "Herr der Ringe".

- Wie schon im 1.Teil undurchsichtige Sandstürme, die wie eine billige Abdecklösung wirken.

- Leere Räume, bei denen man sich ständig fragt: Und wo und wie leben denn nun die Bewohner? Alles hat die Wirkung von Empfangshallen. Bei den Fremen dann eben von Bahnhofshallen. Worldbuilding ist anders.

Große Bilder liefert der Film - wie schon bei Blade Runner 2 - aber ein Meisterwerk ist auch Dune 2 nicht.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 18:14 Was mich bei der Optik gestört hat … mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.
Die fett gesetzten Wörter sehe ich als echten Fortschritt. So kann man doch reden. Ich sehe es anders als du. Es ist ein völlig anderer Stil als der von Freddie Young. Der Blick wird gelenkt, genau, aber in einer insgesamt un-prägnanten bzw. anti-prägnanten Bildkomposition. Den Begriff habe ich schon öfter erwähnt. Er stammt aus Pierre Kandorfers Lehrbuch der Filmgestaltung, einer von mir geliebt-gehassten Pflichtlektüre. Er hätte Frasers Stil unprofessionell gefunden, ich finde ihn unglaublich schön - und ziemlich trippy. Außerdem vermeidet er immer die großkotzige oder großartige (je nach Geschmack) Geste des Zeigens, die in Lawrence vorherrscht (aber in 2001 auch oft, da bin ich nicht parteiisch). Ich bemerke das oft bei mir selbst, und es ärgert mich. Die Kamera in Dune macht mich neidisch.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 21:28
iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 18:14 Was mich bei der Optik gestört hat … mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.
Die fett gesetzten Wörter sehe ich als echten Fortschritt. So kann man doch reden. Ich sehe es anders als du. Es ist ein völlig anderer Stil als der von Freddie Young. Der Blick wird gelenkt, genau, aber in einer insgesamt un-prägnanten bzw. anti-prägnanten Bildkomposition. Den Begriff habe ich schon öfter erwähnt. Er stammt aus Pierre Kandorfers Lehrbuch der Filmgestaltung, einer von mir geliebt-gehassten Pflichtlektüre. Er hätte Frasers Stil unprofessionell gefunden, ich finde ihn unglaublich schön - und ziemlich trippy. Außerdem vermeidet er immer die großkotzige oder großartige (je nach Geschmack) Geste des Zeigens, die in Lawrence vorherrscht (aber in 2001 auch oft, da bin ich nicht parteiisch). Ich bemerke das oft bei mir selbst, und es ärgert mich. Die Kamera in Dune macht mich neidisch.
Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?

Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Lean und Kurosawa hatten dies weniger aufdringlich gelöst.
Paul blickt ja auch schon in die Richtung der Wurmsignale, was eigentlich schon genügt, um den Blick des Zuschauers zu lenken. Stattdessen macht die Kamera durchs Schärfeziehen auf sich aufmerksam. Das Zeigen wird bei Lawrence auch als Charakterisierung genutzt (da zeigt der arabische Führer dem Engländer die Karawane in der Ferne) - ansonsten genügt Lean wie auch Kurosawa einfach die Blickrichtung der Darsteller.
Bei Dune 2 hat man das Gefühl, die Macher trauen den Zuschauern nicht - oder man möchte auf leeren Stil machen - wovon der Film ja eh überquilt.

Kurosawa nutzt den Hintergrund und bezieht ihn mit ein.

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Bei Dune bekommt man nur Formen:

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oder gleich gar nichts:

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Fremde Welten?
Die bekommt man in Dune 1+2 doch gar nicht zu sehen. Denn entweder sind es leere Räume oder man hat es schon gesehen.

Glücklicherweise bekamen wir zuvor immer wieder gesagt, dass der Imperator mächtig sei, denn die Bildsprache zeigt uns eher das Gegenteil:

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Ein Vergleich dazu bietet diese Szene und auch die zuvor und danach:



Hier ist die Szene auch mit Leben gefüllt - und es wird in eine "fremde Welt" eingeführt.
Die Szene zuvor mit Auda Abu Tayi mit seinem Sohn und dem anschließenden Aufbruch rahmen diese Szene ein und bieten eine Steigerung, was den Eindruck der Macht dieses Anführers betrifft.
Wenn dann die Frauen die Männer verabschieden und diese einen Gesang anstimmen, dann ist das ein audio-visuelles Erlebnis.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

@iasi
Deine Argumentation ist viel besser geworden, tendenziell, seit du deine Aussagen etwas mehr relativierst.
iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 23:27 Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?
Das ist in der Tat die Frage: warum, bzw. warum nicht? Mach da mal ein Lesezeichen hinein, ich komme gleich darauf zurück. Was ich sehe, oft und überwiegend in Lawrence und besonders in den von dir geposteten Beispielen, ist, dass sie gar nicht als Belege dafür taugen, dass die Bilder den Zuschauer einladen, "sie selbst zu erkunden". Sieh dir bitte die Stilmittel an, die in den Innenräumen benutzt wurden und sage mir ehrlich, ob die jeweiligen Hintergründe tatsächlich zum "Erkunden" einladen oder ob sie nicht (meine Position) mehr Hintergrundstaffage und atmosphärischer Kokolores sind. Um die etwas vagen Begriffe "gelenkter Blick", "Bild erkunden", "Prägnanz" usw. etwas besser fassbar zu machen, zitiere ich mich selbst aus meinem HDR-Thread:
Axel hat geschrieben: Do 01 Mär, 2018 09:40Das dogmatische und etwas dröge Lehrbuch der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer, das ich auf der Filmschule lesen musste, fasste eine prominente Wirkungsabsicht von Beleuchtung und Kadrage griffig in "Prägnanz" zusammen. Der Zuschauer sollte gut erfassen können, worum es in dem Bild geht. Am wichtigsten war natürlich das Hauptmotiv. Dieses musste besonders hervorgehoben werden. Im DSLR-Zeitalter benutzen viele geringe Schärfentiefe, um ablenkende Hintergründe weichzuzeichen und das Motiv freizustellen.

Den Anstoß zu diesem Posting gab meine Beobachtung, dass sDoF in Filmen, die als HDR verfügbar sind, merkwürdig unangebracht wirkt. Genauso wie Schnitte, deren Hauptfunktion ist, ein Detail herauszugreifen. Und Kamerabewegungen/Schwenks, die auf etwas hindeuten, auf etwas zeigen. Spotähnliche Beleuchtungen/vignettierte Bilder (im Unterforum "Licht" gepostet, aber nicht darauf beschränkt) - beides wirkt gewollt, künstlich. Ich fragte mich, wieso.

Eine Antwort gab mir die erneute Lektüre eines Essays des klugen Coloristen Alexis vanHurkman über HDR. In HDR wird Licht zum wirkungsvollsten Gestaltungsmittel, die Betrachtung des Bildes ist attraktiver für den Zuschauer als dessen bloße Erfassung (>Prägnanz). Er lässt gerne den Blick über ein tendenziell eher weit kadriertes Bild wandern und nimmt dessen Inhalt, Details und Binnenspannung sukzessive in sich auf.

Tendenziell, wie gesagt, wird das, wenn HDR dereinst Standard ist, zu längeren Einstellungen und mehr Totalen führen. Man könnte nun einwenden, oh, weniger Schnitte, wie unfilmisch!, aber das ist ein SDR-Argument. Die ganzen Tricks aus Eisensteins Montageregeln behalten weiterhin Gültigkeit, und ihre Wirkung wird sogar deutlich gesteigert. Schnitte werden nicht nötig und fast erwartet sein, um das restlos erfasste Bild endlich zu verlassen, sie werden schmerzen. Ein guter Schnitt darf dann noch mehr weh tun.
Übrigens, falls ich das nicht schon woanders gesagt haben sollte: Lawrence ist großartig, ein Meisterwerk, und die verlinkten Szenen toll, wenn auch aus anderen Gründen als den von dir genannten.
iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 23:27Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Dem stimme ich völlig zu. Schärfeverlagerungen kommen mir auch immer etwas grobschlächtig vor.

Ich erinnerte mich an eine sehr emotionale Szene aus Lawrence, und eben fand ich sie auf Youtube:


Die Leere, die die Wüste nun einmal kennzeichnet, ist auch ein Motiv, wenn auch eines, das kontextualisiert werden muss, um irgendeine Wirkung zu haben. Das geschieht hier durch Ziehen aller Register (inklusive Musik, zu der ich mir weder hier noch bei Zimmer eine Meinung erlaube, weil ich zu wenig davon verstehe). Das Nicht-Gezeigte wird im Kopf des Zuschauers zum eigenen Bild, einen stärkeren Effekt kann man kaum erzielen. Und dieses Prinzip nutzen Villeneuve und Fraser in Dune. Etwas nicht Gezeigtes gleichzeitig anzudeuten, es vage und vieldeutig bleiben zu lassen und gleichzeitig das tatsächlich Gezeigte so überlebensgroß zu machen, ist ein gewaltiger Mindbender.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 11:36 @iasi
Deine Argumentation ist viel besser geworden, tendenziell, seit du deine Aussagen etwas mehr relativierst.
iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 23:27 Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?
Das ist in der Tat die Frage: warum, bzw. warum nicht? Mach da mal ein Lesezeichen hinein, ich komme gleich darauf zurück. Was ich sehe, oft und überwiegend in Lawrence und besonders in den von dir geposteten Beispielen, ist, dass sie gar nicht als Belege dafür taugen, dass die Bilder den Zuschauer einladen, "sie selbst zu erkunden". Sieh dir bitte die Stilmittel an, die in den Innenräumen benutzt wurden und sage mir ehrlich, ob die jeweiligen Hintergründe tatsächlich zum "Erkunden" einladen oder ob sie nicht (meine Position) mehr Hintergrundstaffage und atmosphärischer Kokolores sind. Um die etwas vagen Begriffe "gelenkter Blick", "Bild erkunden", "Prägnanz" usw. etwas besser fassbar zu machen, zitiere ich mich selbst aus meinem HDR-Thread:
Axel hat geschrieben: Do 01 Mär, 2018 09:40Das dogmatische und etwas dröge Lehrbuch der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer, das ich auf der Filmschule lesen musste, fasste eine prominente Wirkungsabsicht von Beleuchtung und Kadrage griffig in "Prägnanz" zusammen. Der Zuschauer sollte gut erfassen können, worum es in dem Bild geht. Am wichtigsten war natürlich das Hauptmotiv. Dieses musste besonders hervorgehoben werden. Im DSLR-Zeitalter benutzen viele geringe Schärfentiefe, um ablenkende Hintergründe weichzuzeichen und das Motiv freizustellen.

Den Anstoß zu diesem Posting gab meine Beobachtung, dass sDoF in Filmen, die als HDR verfügbar sind, merkwürdig unangebracht wirkt. Genauso wie Schnitte, deren Hauptfunktion ist, ein Detail herauszugreifen. Und Kamerabewegungen/Schwenks, die auf etwas hindeuten, auf etwas zeigen. Spotähnliche Beleuchtungen/vignettierte Bilder (im Unterforum "Licht" gepostet, aber nicht darauf beschränkt) - beides wirkt gewollt, künstlich. Ich fragte mich, wieso.

Eine Antwort gab mir die erneute Lektüre eines Essays des klugen Coloristen Alexis vanHurkman über HDR. In HDR wird Licht zum wirkungsvollsten Gestaltungsmittel, die Betrachtung des Bildes ist attraktiver für den Zuschauer als dessen bloße Erfassung (>Prägnanz). Er lässt gerne den Blick über ein tendenziell eher weit kadriertes Bild wandern und nimmt dessen Inhalt, Details und Binnenspannung sukzessive in sich auf.

Tendenziell, wie gesagt, wird das, wenn HDR dereinst Standard ist, zu längeren Einstellungen und mehr Totalen führen. Man könnte nun einwenden, oh, weniger Schnitte, wie unfilmisch!, aber das ist ein SDR-Argument. Die ganzen Tricks aus Eisensteins Montageregeln behalten weiterhin Gültigkeit, und ihre Wirkung wird sogar deutlich gesteigert. Schnitte werden nicht nötig und fast erwartet sein, um das restlos erfasste Bild endlich zu verlassen, sie werden schmerzen. Ein guter Schnitt darf dann noch mehr weh tun.
Mir geht es mehr um den Inhalt von Bildern. In Dune 1+2 ist im Hintergrund gar nicht viel.
Meist sieht man Menschen, die wie aufgestellt wirken - da ist kein Leben drin.
Kurosawa nutzt auch Farben und Formen, aber er belebt immer auch eine Szene.
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Was erfahren wir denn in den Bildern über die Harkonnen? Über Klischees geht es nicht hinaus, was Dune 2 uns zeigt.
Der große Imperator sitzt im Garten oder am Ende einer Treppe.
Die Fremen? Die sitzen in großen Höhlen herum.

Licht, Grading, Schärfe, Bildausschnitt, Brennweite, Schnitt ... alles sind filmsprachliche Mittel.

Dass HDR nun etwas an der Nutzung dieser Mittel ändern soll, kann ich nicht nachvollziehen.
Lawrence of A. entfaltet seine volle Wirkung auf einer großen Leinwand in hoher Auflösung - deshalb verdrängt 70mm aber doch nicht die anderen filmsprachlichen Mittel. Hohe Auflösung erweitert vielmehr die Ausdrucksmittel. Ähnlich sehe ich es mit HDR.
The Wild Bunch wäre mit "längeren Einstellungen und mehr Totalen" nicht mehr The Wild Bunch.
Ohne die Überblendungen verliefe das Eheleben in Citizen Kane anders.
Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 11:36 Übrigens, falls ich das nicht schon woanders gesagt haben sollte: Lawrence ist großartig, ein Meisterwerk, und die verlinkten Szenen toll, wenn auch aus anderen Gründen als den von dir genannten.
iasi hat geschrieben: Sa 16 Mär, 2024 23:27Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Dem stimme ich völlig zu. Schärfeverlagerungen kommen mir auch immer etwas grobschlächtig vor.

Ich erinnerte mich an eine sehr emotionale Szene aus Lawrence, und eben fand ich sie auf Youtube:


Die Leere, die die Wüste nun einmal kennzeichnet, ist auch ein Motiv, wenn auch eines, das kontextualisiert werden muss, um irgendeine Wirkung zu haben. Das geschieht hier durch Ziehen aller Register (inklusive Musik, zu der ich mir weder hier noch bei Zimmer eine Meinung erlaube, weil ich zu wenig davon verstehe). Das Nicht-Gezeigte wird im Kopf des Zuschauers zum eigenen Bild, einen stärkeren Effekt kann man kaum erzielen. Und dieses Prinzip nutzen Villeneuve und Fraser in Dune. Etwas nicht Gezeigtes gleichzeitig anzudeuten, es vage und vieldeutig bleiben zu lassen und gleichzeitig das tatsächlich Gezeigte so überlebensgroß zu machen, ist ein gewaltiger Mindbender.
Aber da ist eben Wüste und nicht nur abstrakte Formen. Die Weite der Wüste ist auch ein Motiv.
In Dune gibt es auch Aufnahmen von Naturkulissen - aber die wirken viel zu oft wie aus einem Urlaubskatalog.
Villeneuve und Fraser bieten ansonst zumeist nur "leere" Bilder im Sinne von es gibt nichts zu entdecken.
Wo ist denn das world-building, wenn nichts gezeigt wird, als nur abstrakte Formen?

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Das Volk ist immer nur eine Menge im Hintergrund. Meist aufgereiht in Formation wie bei den Harkonnen und Atreides oder auf dem Boden herumsitzend, wie die Fremen. Die Fremen besitzen zwar moderne Technik, aber leben wie die Höhlenmenschen. Wo sind die Einblicke in die Kultur?
Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

In meinem HDR-Thread kam ich zu eurem Schluss, dass meine oben skizzierte These unhaltbar war. Das Zitat brachte ich bloß, um zu zeigen, was damit gemeint sein könnte, dass der Zuschauer dazu eingeladen wird, den Blick im Bild schweifen zu lassen und selbst etwas zu entdecken. Im Gegensatz zu einem gnadenlos geführten Blick (wie z.B. einer Schärfeverlagerung, einem Zeigezoom, einem Panoramaschwenk oder einem Schnitt X blickt auf etwas/wir kriegen es zu sehen).
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:38Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.
👏
Meine Erklärung wäre, dass es eher so funktionieren soll wie bei einer Hypnose. Der Hypnotiseur vermeidet 90% der Details, damit der Hypnotisierte diese selbst erschafft. Ich hörte gestern zwei Jugendliche über den Film sprechen, die sahen mir nicht nach Lesern aus. Sie hatten aber wohl (a) verstanden, worum es in dem Film geht und waren (b) davon gefesselt. Was will man mehr? Eine an den Haaren herbeigezogene Backstory über irgendwelche Fremen-Gebräuche?
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 14:10 In meinem HDR-Thread kam ich zu eurem Schluss, dass meine oben skizzierte These unhaltbar war. Das Zitat brachte ich bloß, um zu zeigen, was damit gemeint sein könnte, dass der Zuschauer dazu eingeladen wird, den Blick im Bild schweifen zu lassen und selbst etwas zu entdecken. Im Gegensatz zu einem gnadenlos geführten Blick (wie z.B. einer Schärfeverlagerung, einem Zeigezoom, einem Panoramaschwenk oder einem Schnitt X blickt auf etwas/wir kriegen es zu sehen).
Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 14:10
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:38Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.
👏
Meine Erklärung wäre, dass es eher so funktionieren soll wie bei einer Hypnose. Der Hypnotiseur vermeidet 90% der Details, damit der Hypnotisierte diese selbst erschafft. Ich hörte gestern zwei Jugendliche über den Film sprechen, die sahen mir nicht nach Lesern aus. Sie hatten aber wohl (a) verstanden, worum es in dem Film geht und waren (b) davon gefesselt. Was will man mehr? Eine an den Haaren herbeigezogene Backstory über irgendwelche Fremen-Gebräuche?
In der Szene L.v.A. Szene in Audas Zelt wird eine große Platte vom Tisch der Gäste genommen und zu den Leuten im Hintergrund gebracht. Es sind diese Details, die eine Szene mit Leben füllen und eine Kultur beleuchten.
Dazu braucht es nur eine Einstellung und keine lange Backstory.
Die Kulturen, die Dune 1+2 uns zeigt, sind hohl.
Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Der edle Prinz besiegt die Bösen?
Das Volk folgt seinen Führern?
...
Um was es in Dune 1+2 geht, ist eigentlich sehr einfach gestrikt. Da wird der geborene Führer also zum Auserwählten und stürzt andere Führer.
Das Volk wiederum besteht eh nur aus Befehlsempfängern - was der Film als eine Selbstverständlichkeit verkauft.

Immerhin: Wahrscheinlich eher ungewollt, zeigt Dune 2 in der Szene mit dem Tor zu den Atomwaffen, dass die DNA (also die Abstammung) der Schlüssel zur Macht ist.
Dabei demonstriert uns der Film auch permanent die Überlegenheit der Hochwohlgeborenen. :)



7River
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 15:46 Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 17:03
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 15:46 Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 18:32
7River hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 17:03

Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Bloß weil du es nicht verstehst, heißt das nicht, dass es nichts zu verstehen gibt. Und zwar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen SF-Film, weil es nicht nur ein spekulative Was-Wäre-Wenn-Geschichte ist, wo man einerseits aufpassen muss, dass man die Namen von Hinz und Kunz richtig zuordnet, andererseits es aber nicht so tragisch ist, wenn's zur Hand keinen passenden Fuß gibt, ist ja eh alles Weltraumgarn bzw. "nur ein Film". Sondern es sind miteinander verwobene politische, religiöse, soziale und psychologische Allegorien. Die Bücher sollen ja sehr viel innere Monologe haben, aus denen man die Handlung aus verschiedenen subjektiven Perspektiven erschließt. Auch deshalb hielten und halten ja viele den Stoff für unverfilmbar. Da der Film Jugendliche mit heutigem deutschen Allgemeinwissen (oder besonders amerikanischem!) ansprechen will, muss er sie mit einer Komplexität ködern*, von der sie noch gar nicht ahnten, dass sie sie interessieren würde.
*BTW, zu Ködern fällt mir Wurm ein, und zu Würmer ködern die Thumper, von denen Akustiker sagen, dass das keinen Sinn ergibt, weil Sand Schall absorbiert, da er nicht resonniert. Herbert hat dies aber gewusst und beschreibt den ebenmäßig gekörnten Sand auf Arrakis ("drum sand"), der Schwingungen nicht nur durchlassen, sondern verstärken würde. Das Sounddesign der Thumper wurde ja auch mit Hämmern auf Sand und in darin vergrabenen Unterwassermikros gemacht.

Die Jugendlichen diskutierten die logischen Widersprüche (Hightech und Mittelalter) und hatten wohl schon gegoogelt, warum es keine Computer gibt.
Es wird schnell deutlich, dass es nicht um ein klassisches Narrativ geht (alle Narrative lassen sich zusammenkürzen auf "Wir gegen die anderen"), und deswegen bringt auch der ganze Firlefanz von durchgereichten Tabletts, durch die die Szenen "Leben" bekommen, nichts.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 20:20
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 18:32

Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Bloß weil du es nicht verstehst, heißt das nicht, dass es nichts zu verstehen gibt. Und zwar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen SF-Film, weil es nicht nur ein spekulative Was-Wäre-Wenn-Geschichte ist, wo man einerseits aufpassen muss, dass man die Namen von Hinz und Kunz richtig zuordnet, andererseits es aber nicht so tragisch ist, wenn's zur Hand keinen passenden Fuß gibt, ist ja eh alles Weltraumgarn bzw. "nur ein Film". Sondern es sind miteinander verwobene politische, religiöse, soziale und psychologische Allegorien. Die Bücher sollen ja sehr viel innere Monologe haben, aus denen man die Handlung aus verschiedenen subjektiven Perspektiven erschließt. Auch deshalb hielten und halten ja viele den Stoff für unverfilmbar. Da der Film Jugendliche mit heutigem deutschen Allgemeinwissen (oder besonders amerikanischem!) ansprechen will, muss er sie mit einer Komplexität ködern*, von der sie noch gar nicht ahnten, dass sie sie interessieren würde.
*BTW, zu Ködern fällt mir Wurm ein, und zu Würmer ködern die Thumper, von denen Akustiker sagen, dass das keinen Sinn ergibt, weil Sand Schall absorbiert, da er nicht resonniert. Herbert hat dies aber gewusst und beschreibt den ebenmäßig gekörnten Sand auf Arrakis ("drum sand"), der Schwingungen nicht nur durchlassen, sondern verstärken würde. Das Sounddesign der Thumper wurde ja auch mit Hämmern auf Sand und in darin vergrabenen Unterwassermikros gemacht.

Die Jugendlichen diskutierten die logischen Widersprüche (Hightech und Mittelalter) und hatten wohl schon gegoogelt, warum es keine Computer gibt.
Es wird schnell deutlich, dass es nicht um ein klassisches Narrativ geht (alle Narrative lassen sich zusammenkürzen auf "Wir gegen die anderen"), und deswegen bringt auch der ganze Firlefanz von durchgereichten Tabletts, durch die die Szenen "Leben" bekommen, nichts.
Da gibt´s nicht viel zu verstehen.
Was die beiden Filme erzählen, ist bei weitem nicht so tiefsinnig.
Da sind die Charkterzeichnungen, Motive und Konflikte z.B. in der Verfilmung des Nibelungenlieds viel tiefgründiger.

Ein Film muss sich auch nicht "dumm stellen", damit er heutige Jugendliche anspricht.

Es ist auch nicht nötig, alles und jeden nur zu Abziehbilder zu simplifizieren.
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Es ist doch auch bezeichnend, welche Gesellschaftssysteme hier präsentiert werden.
Bei SF geht es schließlich nicht nur um technischen Fortschritt.
Nicht umsonst googleten deine Jugendliche nach "Mittelalter".
Aber auch das Mittelalter war nicht so banal, wie die Welt, die wir in Dune 1+2 geboten bekommen.



7River
Beiträge: 3751

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 18:32
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Zumindest scheint er aber anzukommen und Interesse zu wecken. Womöglich sogar an den Büchern.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Axel
Beiträge: 16309

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

Zwecklos, River. iasi ist wieder im Unfehlbarkeitsmodus. Da sind Jehovas Zeugen moderater!
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



markusG
Beiträge: 4490

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von markusG »

iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:38 Mir geht es mehr um den Inhalt von Bildern. In Dune 1+2 ist im Hintergrund gar nicht viel.
Der Film tendiert imho sehr in Richtung Expressionismus. Du erwartest offenbar aber ein eher impressionistischen Film - das kann dann natürlich für dich nicht funktionieren. Es ist genau das im Hintergrund, im Szenenbild das zu sehen was dort hingehört. Kein "Clutter", der vermeintliches Leben vorgaukelt. Funktioniert meiner Meinung nach super - so wirkt der Film noch mehr wie ein Traum, eine "Vision" und weniger wie eine Erinnerung oder gar eine Dokumentation. Wenn man natürlich mit dieser Erwartungshaltung ins Kino geht (letzteres sehen zu wollen), ist das natürlich enttäuschend.
Was erfahren wir denn in den Bildern über die Harkonnen? Über Klischees geht es nicht hinaus, was Dune 2 uns zeigt.
Welche Klischees wären denn das deiner Meinung nach? Die Zivilisten der Harkommen werden ja kaum gezeigt, und das was gezeigt wird ja mit der Welt verbunden - Brutalismus / Giger-Style, IR Sonne die Farben "frisst", negatives Feuerwerk - wie erwähnt: Expressionismus statt Impressionismus. Der Film hat mich in der Hinsicht auch eher an sowas wie Metropolis erinnert.
Die Fremen? Die sitzen in großen Höhlen herum.
Das ist schon eine ziemlich ignorante Beobachtung. Erstens sind es keine "Höhlen" wie bei Höhlenmenschen, sondern in Felsen gehauene Städte und entsprechender Kultur. Die sind nur von außen getarnt/geschützt. Zudem wird auch ihr Einfluss auf Arakeen (weiß nicht mehr ob das in den Büchern auch so war) impliziert, es gibt also nicht "die" Fremen, und nicht alle leben in Sietches ("Höhlen").
Die Weite der Wüste ist auch ein Motiv.
In Dune gibt es auch Aufnahmen von Naturkulissen - aber die wirken viel zu oft wie aus einem Urlaubskatalog.
Ne eigentlich überhaupt nicht. Es wird eher wie ein Charakter dargestellt, quasi der Gegenspieler zu Paul. Die Fremen haben die Wüste für sich "gezähmt" oder zumindest sich arrangiert. Paul muss dies noch, und so wird die Wüste auch verwendet. Auch Gegenüber den eher grobschlächtigen, technikgläubigen Harkonnen - die aber gar nicht die Absicht haben auch zu integrieren. Da geht es um Unterwerfung, Dominanz.

Du magst vielleicht das Motiv dahinter für klischeehaft halten. Aber so "geht" nunmal die Geschichte von Dune, war bei Lynch genauso.
Die Fremen besitzen zwar moderne Technik, aber leben wie die Höhlenmenschen. Wo sind die Einblicke in die Kultur?
In der Buchvorlage erfährt man deutlich mehr als in den Filmen. Und in Villneuves Filmen nochmal deutlich mehr als bei Lynch. Habe da auch mit den Kino-Mitgängern drüber gesprochen. Da war der Tonus aber der, dass der Film eh schon lange genug war. Es wurde gezeigt was gezeigt werden musste, um einen stimmigen und logischen Film zu erschaffen, statt einer Sammlung von Schnittbildern wie es noch bei Lynchs Ultra komprimierter Version der Fall war. Wer "mehr" will verlangt eben auch eine längere Spielzeit.

Erzählen kann man immer mehr, das bietet die Vorlage. Aber so (inhaltlich) reduziert wie du es darstellst war der Film überhaupt nicht - vielleicht hast du ja zwischendurch genickert^^
Zuletzt geändert von markusG am Mo 18 Mär, 2024 07:33, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 06:28
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 18:32
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Zumindest scheint er aber anzukommen und Interesse zu wecken. Womöglich sogar an den Büchern.
Die Superheldenkloppereien und Weltraummärchen kommen auch an - das verleiht ihnen aber dennoch keine Tiefe.

Das böse Herrscherhaus stürzt das gute Herrscherhaus.
Der Prinz entkommt.
Seine Mama - eine Hexe - hilft ihm, die Macht über ein einfaches Volk in der Wüste zu gewinnen.
Am Ende besiegt der Prinz die Bösen und wird König.
Dabei reitet er sogar auf Drachen - in diesem Falle Würmern.

Ach ja - er heiratet dann eine Prinzessin und nicht die Geliebte aus dem einfachen Volk.

Was soll uns das nun sagen?



markusG
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von markusG »

iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32 Das böse Herrscherhaus stürzt das gute Herrscherhaus.
Was du vergisst: die Rolle die Harkonnen spielen, die Motive des Imperators, die übrigen Häuser... War sogar bereits im ersten Teil.
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32 Seine Mama - eine Hexe - hilft ihm, die Macht über ein einfaches Volk in der Wüste zu gewinnen.
Du vergisst völlig die Rolle der Bene Gesserit, die nun ggü Lynch deutlich mehr Raum bekommt. Die Signifikanz dieser Fraktion wird ziemlich deutlich, ist aber sicher nur ein Vorgeschmack. Es war sogar mal eine Serie im Gespräch, mit den Bene Gesserit im Fokus...
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32 Am Ende besiegt der Prinz die Bösen und wird König.
Wird er eben nicht. Hast du das Ende nicht gesehen?

iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32 Ach ja - er heiratet dann eine Prinzessin und nicht die Geliebte aus dem einfachen Volk.
Tut er nicht, und er mutiert über die Vision, Arrakis zu befreien, hinaus. Wie er aber auch weiß nicht im Positiven. Es geht ja auch nicht unwesentlich um das Thema Selbstbestimmung vs Schicksal. Findest du vielleicht klischeehaft und langweilig, beschäftigt aber die Leute weltweit bis heute.
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32 Was soll uns das nun sagen?
Das ganze ist nach wie vor der Prolog zu der gesamten Serie - mal schauen wie viel noch verfilmt wird.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32
7River hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 06:28

Zumindest scheint er aber anzukommen und Interesse zu wecken. Womöglich sogar an den Büchern.
Die Superheldenkloppereien und Weltraummärchen kommen auch an - das verleiht ihnen aber dennoch keine Tiefe.
Definiere Tiefe.
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32Das böse Herrscherhaus stürzt das gute Herrscherhaus.
(…)
Definiere „gutes“ und „böses“ Herrscherhaus. Woher kommen diese Bewertungen?
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32Was soll uns das nun sagen?
Paul ist so eine Art Ödipus. Damit meine ich nicht die Familienverstrickungen, sondern die allmähliche Entdeckung, wer er ist bzw. wird. Die Wahl von Chalamet als Darsteller erleichtert einem jungen Publikum, die vielen in der Geschichte angelegten Charakterzüge und -entwicklungen mitzufühlen. Adoleszenz, die alles hofft und vieles in Frage stellt. Die Erwartungshaltung ist die einer Heldenreise. Aber auf deren berühmten „Stationen“ geschieht nicht die erwartete Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling, sondern Manipulation, Lüge, Selbsttäuschung. Und immer wieder die Bloßstellung dieser Faktoren. Das ist starker Tobak. All das verpackt in ein effekthascherisches Popcornmovie, einen Blockbuster, der nirgends den Zeigefinger erhebt und sagt: das ist die Moral von der Geschichte.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

markusG hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:17
iasi hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:38 Mir geht es mehr um den Inhalt von Bildern. In Dune 1+2 ist im Hintergrund gar nicht viel.
Der Film tendiert imho sehr in Richtung Expressionismus. Du erwartest offenbar aber ein eher impressionistischen Film - das kann dann natürlich für dich nicht funktionieren. Es ist genau das im Hintergrund, im Szenenbild das zu sehen was dort hingehört. Kein "Clutter", der vermeintliches Leben vorgaukelt. Funktioniert meiner Meinung nach super - so wirkt der Film noch mehr wie ein Traum, eine "Vision" und weniger wie eine Erinnerung oder gar eine Dokumentation. Wenn man natürlich mit dieser Erwartungshaltung ins Kino geht (letzteres sehen zu wollen), ist das natürlich enttäuschend.
Ich erwarte mir den zielgerichteten Einsatz der filmsprachlichen Mittel.

Ich sehe die strammstehenden Soldaten des guten Hauses und die strammstehenden Soldaten des bösen Hauses.
Leere Hallen hier - leere Hallen dort.
Selbst bei den Fremen sieht man leere Hallen.
Was will man mir denn damit sagen?

Dabei ist der Film nicht mal stringent: Draußen ist Infrarot-SW, drinnen jedoch blau.
Auch im Expressionismus achtet man auf Aussage und Wirkung.
markusG hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:17
Was erfahren wir denn in den Bildern über die Harkonnen? Über Klischees geht es nicht hinaus, was Dune 2 uns zeigt.
Welche Klischees wären denn das deiner Meinung nach? Die Zivilisten der Harkommen werden ja kaum gezeigt, und das was gezeigt wird ja mit der Welt verbunden - Brutalismus / Giger-Style, IR Sonne die Farben "frisst", negatives Feuerwerk - wie erwähnt: Expressionismus statt Impressionismus. Der Film hat mich in der Hinsicht auch eher an sowas wie Metropolis erinnert.
Da ist doch kein Giger-Style. Da sind nur Formen.
Zivilisten bekommt man sowieso nicht wirklich zu sehen.

Es hat doch nichts mit Expressionismus zu tun, wenn man eine Gesellschaft derart banalisiert.
Das ist ja eine ganz schrecklich böse Herrscherfamilie auf diesem Planeten mit der IR-Sonne. Die schneiden schönen Mädchen die Hälse durch und kloppen die Köpfe ihrer Berater gegen Tischkanten. Dann noch etwas altrömischer Zirkus mit CGI-Massen in schickem IR-SW. Wie schon gesagt: In Innenräumen wird´s dann plötzlich blau. Evolution gibt´s bei diesem "World-Building" nicht.

markusG hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:17
Die Fremen? Die sitzen in großen Höhlen herum.
Das ist schon eine ziemlich ignorante Beobachtung. Erstens sind es keine "Höhlen" wie bei Höhlenmenschen, sondern in Felsen gehauene Städte und entsprechender Kultur. Die sind nur von außen getarnt/geschützt. Zudem wird auch ihr Einfluss auf Arakeen (weiß nicht mehr ob das in den Büchern auch so war) impliziert, es gibt also nicht "die" Fremen, und nicht alle leben in Sietches ("Höhlen").
Welche Kultur bekommt man denn zu sehen?
In Städten leben Menschen - wo sieht man denn etwas vom Leben der Fremen?

Dass das Wasser wichtig ist, bekommt man nicht nur einmal gezeigt und gesagt - mehr nicht.
Das bringt L.o.A. während der Einführung eines Charakters (Omar Sharif) sehr viel deutlicher auf den Punkt - und spannender.
Dabei wird dann auch noch etwas über die gesellschaftlichen Strukturen ausgesagt.
markusG hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:17
Die Weite der Wüste ist auch ein Motiv.
In Dune gibt es auch Aufnahmen von Naturkulissen - aber die wirken viel zu oft wie aus einem Urlaubskatalog.
Ne eigentlich überhaupt nicht. Es wird eher wie ein Charakter dargestellt, quasi der Gegenspieler zu Paul. Die Fremen haben die Wüste für sich "gezähmt" oder zumindest sich arrangiert. Paul muss dies noch, und so wird die Wüste auch verwendet. Auch Gegenüber den eher grobschlächtigen, technikgläubigen Harkonnen - die aber gar nicht die Absicht haben auch zu integrieren. Da geht es um Unterwerfung, Dominanz.

Du magst vielleicht das Motiv dahinter für klischeehaft halten. Aber so "geht" nunmal die Geschichte von Dune, war bei Lynch genauso.
Die Wüste ist immer nur schöne Kulisse.
Man bekommt eben gerade nicht gezeigt, wie gefährlich sie ist.
Wann hat da mal jemand Durst?
Wann plagt da jemanden die Hitze?
In L.o.A. gibt es eine Szene, in der das halbe Publikum nach der Flasche gegriffen hatte.

Und wo ist denn bei den Wüstenaufnahmen der Expressionismus geblieben?
Da sitzt also das Liebespaar auf dem Dünenkamm - schöne Wüste ala Urlaubsprospekt.

Bild
markusG hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:17
Die Fremen besitzen zwar moderne Technik, aber leben wie die Höhlenmenschen. Wo sind die Einblicke in die Kultur?
In der Buchvorlage erfährt man deutlich mehr als in den Filmen. Und in Villneuves Filmen nochmal deutlich mehr als bei Lynch. Habe da auch mit den Kino-Mitgängern drüber gesprochen. Da war der Tonus aber der, dass der Film eh schon lange genug war. Es wurde gezeigt was gezeigt werden musste, um einen stimmigen und logischen Film zu erschaffen, statt einer Sammlung von Schnittbildern wie es noch bei Lynchs Ultra komprimierter Version der Fall war. Wer "mehr" will verlangt eben auch eine längere Spielzeit.

Erzählen kann man immer mehr, das bietet die Vorlage. Aber so (inhaltlich) reduziert wie du es darstellst war der Film überhaupt nicht - vielleicht hast du ja zwischendurch genickert^^
Oh - der Verweis auf die Bücher zeigt nur, dass Villneuve nicht in der Lage war, eine entsprechende filmische Umsetzung zu finden. Dass man mit Filmsprache in kurzer Zeit sehr viel erzählen kann, zeigt die "Ehe" in Citizen Kane.

Bild

Villneuve erzählt in der 3-fachen Lauflänge kaum mehr als Lynch.



iasi
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 08:11
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32

Die Superheldenkloppereien und Weltraummärchen kommen auch an - das verleiht ihnen aber dennoch keine Tiefe.
Definiere Tiefe.
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32Das böse Herrscherhaus stürzt das gute Herrscherhaus.
(…)
Definiere „gutes“ und „böses“ Herrscherhaus. Woher kommen diese Bewertungen?
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 07:32Was soll uns das nun sagen?
Paul ist so eine Art Ödipus. Damit meine ich nicht die Familienverstrickungen, sondern die allmähliche Entdeckung, wer er ist bzw. wird. Die Wahl von Chalamet als Darsteller erleichtert einem jungen Publikum, die vielen in der Geschichte angelegten Charakterzüge und -entwicklungen mitzufühlen. Adoleszenz, die alles hofft und vieles in Frage stellt. Die Erwartungshaltung ist die einer Heldenreise. Aber auf deren berühmten „Stationen“ geschieht nicht die erwartete Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling, sondern Manipulation, Lüge, Selbsttäuschung. Und immer wieder die Bloßstellung dieser Faktoren. Das ist starker Tobak. All das verpackt in ein effekthascherisches Popcornmovie, einen Blockbuster, der nirgends den Zeigefinger erhebt und sagt: das ist die Moral von der Geschichte.
Der Prinz wird erwachsen und zum König.

Das ist die "Tiefe" von Dune.

Also nur Ödipus reduziert aufs Erwachsenwerden.

Und natürlich hat der Filme eine Moral:
Wer die richtige DNA besitzt, ist berufen.

Ach ja - nicht zu vergessen: Am Ende werden die Bösen immer bestraft.
Wer die Bösen sind, macht der Film ziemlich klar - und ist dabei recht banal eindeutig.
Wir bekommen gesagt und gezeigt, dass Feyd ein Psychopath ist. Das muss dann auch als Charakterisierung genügen.



Axel
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Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

Die „Tiefe“ deiner Analyse überzeugt mich.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 09:16 Die „Tiefe“ deiner Analyse überzeugt mich.
Oh - schön - da geht´s dir dann also wie mir mit deinem "Ödipus ohne Familienverstrickung".



Axel
Beiträge: 16309

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

Bestimmte oberflächliche Parallelen fallen in‘s Auge. Komplizierte Machtverhältnisse. Nicht zu wissen, wer sein wirklicher Vater ist. Vater-Mutter-Beeinflussung. Prophezeiungen, deren Erfüllung er entfliehen will, die ihn aber einholen. Der Kampf gegen die Sphinx. Das Entsetzen, zu erkennen, wer er war und zu wem er wird. Es ist mein Vergleich, und er ist nicht durch eine mir bekannte Absichtserklärung Herberts oder Villeneuves gedeckelt. Mag total überinterpretiert sein, mag falsch sein. So, wie deine Behauptung, Dune habe keine Tiefe, möglicherweise allzu oberflächlich ist. Deine Masche der groben Vereinfachung kann man nämlich auf alle Stoffe anwenden, auf Ödipus, auf Dune und mit Leichtigkeit auch auf Lawrence.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Betrachte ich nur den Film-Zweiteiler kann ich von der "Tiefe", von der alle reden, jedenfalls bei genauer Betrachtung nicht viel erkennen.

Die Machtstrukturen sind simpel.
Die Charakterisierungen sind simpel.

Da sind also die "Häuser" und da ist der Imperator.
Spätmittelalter/Frühe Neuzeit

Dann ist da die religiöse Macht im Hintergrund.
Die katholische Kirche

Alles jedoch sehr stark simplifiziert.

In Citizen Kane gibt es die Szene mit der Mutter und dem Vater - sehr kurz, selbst hier ist eine Vielschichtigkeit, die in Dune an keiner Stelle zu entdecken ist. Die scheinbar kalte und strenge Mutter schickt ihren Sohn fort, was der liebende Vater bedauert. Aber ihr letzter Satz stellt diesen Eindruck auf den Kopf.

In Dune bekommt eindeutige Rollenbilder vorgesetzt.
Die Motive der Figuren sind schablonenhaft.
Da gibt es keine inneren Konflikte und Zweifel - oder gar Wandlungen.
Die Charakterentwicklung selbst von Paul ist doch eher nur behauptet. Mehr als dass er seine vorgegebene Rolle akzeptiert und annimmt, ist da doch nicht. Der nette Junge wird zum Führer und Auserwählten.

Auch die äußeren Konflikte sind oberflächlich.
Die bösen Harkonnen tun Böses.
Also muss man sie bekämpfen.
Der Imperator hilft den Harkonnen, also ist er auch böse.
Die Fremen leben wie Ureinwohner und sind schon deshalb die Guten. Und natürlich kämpfen sie gegen die Bösen.
...

Und am Ende besiegen die Guten die Bösen.
Damit wir auch noch einen dritten Teil bekommen können, wird uns gesagt, dass die anderen Häuser aufgetaucht sind und nun die besiegten Harkonnen ersetzen können.

Tiefe haben solche Szenen wie diese:



Oder die Abwägungen über den Einsatz der ersten Atombombe in der Oppenheimer-BBC-Serie.
(Im Ansatz auch in Nolans Oppenheimer vorhanden.)



7River
Beiträge: 3751

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 13:59
Und am Ende besiegen die Guten die Bösen.
Das ist in der Geschichte des Kinos schon immer so gewesen. Zumindest fast immer. Dazu gilt auch, wer zum Bösen stilisiert wird.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 14:18
iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 13:59
Und am Ende besiegen die Guten die Bösen.
Das ist in der Geschichte des Kinos schon immer so gewesen. Zumindest fast immer. Dazu gilt auch, wer zum Bösen stilisiert wird.
Die Motive des Bösen sind jedoch schon immer sehr unterschiedlich ausgearbeitet worden.

Ein Hagen von Tronje ist nicht einfach nur Böse, so wie die Harkonnen-Brüder.

Selbst der perfekte Organismus aus Alien hat eine nachvollziehbare Motivation für sein Handeln.

Thanos wird so hoch gelobt, weil?

Dune gibt vor, World Building zu betreiben.
Dazu gehören aber auch die Motive aller Beteiligten.

Oppenheimer wägt die Argumente für und gegen den Atomwaffenseinsatz ohne Vorwarnung mit einer Stadt als Ziel ab.
Das ist dann z.B. die "Tiefe", die Dune 1+2 vermissen lässt.
Selbst Lynchs Dune hebt die Bedeutung von Spice als Motiv für das Handeln der Beteiligten stärker hervor. Da sieht man die Navigatoren und hört sehr eindringlich: Das Spice muss fließen.
Bei V.s Dune hat man nur den Eindruck, dass die Fremen die Abbaugeschäfte stören. Und plötzlich kommt der Imperator vorbeigeflogen.



7River
Beiträge: 3751

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 15:10 … die Bedeutung von Spice …
Okay, das hätte man allerdings noch etwas mehr hervorheben können. Ich muss mir Dune 1 und Dune 2, wenn er erscheint, nochmal in aller Ruhe anschauen.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Axel
Beiträge: 16309

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

Gut und Böse sind gar keine angemessenen Kategorien. Ich wies schon im ursprünglichen Dune! - Thread zum ersten Teil darauf hin, dass Vladimir nicht böse ist in einem moralisch wertenden Sinn, sondern korrupt. Weil seine ganze Gesellschaft so faschistisch ist, besteht keine Notwendigkeit, als freundlicher Herrscher zu posen, und das konsequente Ergebnis sieht man. Auch der Imperator ist nicht böse, er ist machiavellistisch. Er betreibt diplomatische Spielchen, weswegen er sich ziviler geben muss. Irgendeinen diabolischen Glanz wie Zarkov oder so würde er vermeiden. Feyd ist ebenfalls nicht böse, sondern ein Psychopath. Mehr gibt es zu ihm auch nicht zu sagen, und warum sollte man? Um seine Rolle dramaturgisch auszuschlachten? Er wird ja schon, bevor wir ihn zum ersten Mal sehen, als eine Art zweite Besetzung oder Notbehelf eingeführt, falls das mit Pauls Loyalität in die Hose gehen sollte. Gewiss schütteln die Marvel-Autoren mit dem Kopf, aber genau das ist der Punkt. Wenn schon die finstersten (Geld bringenden) Bösewichter unserer Popcorn-Melodramen so flugs und herzlos entsorgt werden: wo ist denn dann der verdammte Plot geblieben? Es ist keine Gut-gegen-Böse-Geschichte, es ist die genaue Beobachtung, wie ein Mythos konstruiert wird, bzw. ein Prophet erschaffen (Jodorowsky).
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



7River
Beiträge: 3751

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von 7River »

Da darf man ja schon auf den dritten Teil gespannt sein. Damit man die ganze Trilogie betrachten kann.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Darth Schneider
Beiträge: 19518

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Darth Schneider »

@Axel
Gut und böse ist aber relativ, auch abhängig von der Sichtweise und davon wo man ist.

Wenn über 50% der Russen schon länger mit Putin gar nicht einverstanden wären, dann gäbe es Putin längst nicht mehr.
Viele Russen finden wir hier im Westen sind böse, unter anderem wegen der Sanktionen gegen Russland und wegen der ganzen Anti Russland Politik/Waffenlieferungen. Die schon viel länger betrieben wird als der Krieg jetzt dauert.

Und korrupt war Russland doch schon immer, und auch gar keine Demokratie.
Das ist aber nix neues für die Russen…
Nur das wir jetzt auf einmal keine Geschäfte mit ihnen mehr machen wollen.
Mit China aber schon die ja auch genug Dreck am Stecken haben.
Macht die Russen noch wütender…
Sind sie deshalb ein böses Volk ?
Nein.

In den Filmen hingegen sieht man meistens nur eine Sichtweise von gut und böse.
Gruss Boris



Axel
Beiträge: 16309

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von Axel »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 16:49In den Filmen hingegen sieht man meistens nur eine Sichtweise von gut und böse.
Die meisten marvelgewohnten Kinogänger werden natürlich die Harkonnen als die bösen Antagonisten erkennen und denken, aha, alles klar. Sie werden auf eine Weise besiegt, ja völlig ausgelöscht, die nichts zu wünschen übrig lässt. Weil aber zuvor gezeigt wurde, dass sie Marionetten sind und weil wir schlechte Omen über einen kommenden Genozid gesehen haben, hinterlassen sie einen Eindruck wie Nachtigallenzungen bei Obelix. "Wie schmecken die?" "Salzig".

Ihre Funktion war es, pittoresk zu sein und zu definieren, was nicht das ultimativ Schlimme ist. Sie sind (Herberts Vergleich) Nixon, ein korrupter Typ und ein P.I.T.A., aber in einer korrupten Welt keine verblüffende Erscheinung. Eher sowas wie die Karikatur der Verkommenheit. Paul dagegen ist wie JFK (Herberts Vergleich). Nixon war nicht böse, JFK war nicht böse, Lawrence nicht und die Araber, Türken und Engländer auch nicht. Jemanden als böse zu bezeichnen gibt über nichts Auskunft. Wir sehen es auch in Zone of Interest. Diese KZ-leitenden Deutschen, sind sie böse? Sollte man doch meinen, oder? Aber erklärt es irgendwas? Oder dass Putin böse ist? Sind wir im Kindergarten?

Und umgekehrt genauso. Wer ist gut? Paul? JFK? Jesus? Lawrence? Gandhi? Oppenheimer?

Gut und Böse, der Gegensatz, ist der erzählerische Hebel, den Menschen als Waffe gegen andere Menschen einsetzen. Andere Menschen, die gibt es immer, und sobald sie sich uns oder wir ihnen anschließen und alle "Wir" sind, dichtet das Kollektiv am nächsten erstunkenen Dualismus, der die Welt entzweit. Bisher - bisher! - lässt Dune diese Lüge implodieren. Und das ist nicht trivial, wenn es gelingt, dieses Erzählen zu überwinden und das auch dem Publikum zu vermitteln.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24500

Re: Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Mo 18 Mär, 2024 16:29 Gut und Böse sind gar keine angemessenen Kategorien. Ich wies schon im ursprünglichen Dune! - Thread zum ersten Teil darauf hin, dass Vladimir nicht böse ist in einem moralisch wertenden Sinn, sondern korrupt. Weil seine ganze Gesellschaft so faschistisch ist, besteht keine Notwendigkeit, als freundlicher Herrscher zu posen, und das konsequente Ergebnis sieht man. Auch der Imperator ist nicht böse, er ist machiavellistisch. Er betreibt diplomatische Spielchen, weswegen er sich ziviler geben muss. Irgendeinen diabolischen Glanz wie Zarkov oder so würde er vermeiden. Feyd ist ebenfalls nicht böse, sondern ein Psychopath. Mehr gibt es zu ihm auch nicht zu sagen, und warum sollte man? Um seine Rolle dramaturgisch auszuschlachten? Er wird ja schon, bevor wir ihn zum ersten Mal sehen, als eine Art zweite Besetzung oder Notbehelf eingeführt, falls das mit Pauls Loyalität in die Hose gehen sollte. Gewiss schütteln die Marvel-Autoren mit dem Kopf, aber genau das ist der Punkt. Wenn schon die finstersten (Geld bringenden) Bösewichter unserer Popcorn-Melodramen so flugs und herzlos entsorgt werden: wo ist denn dann der verdammte Plot geblieben? Es ist keine Gut-gegen-Böse-Geschichte, es ist die genaue Beobachtung, wie ein Mythos konstruiert wird, bzw. ein Prophet erschaffen (Jodorowsky).
Ja - das liegt eigentlich alles in den Charakteren schon angelegt bzw. man könnte sie in dieser Richtung herauszeichnen. Nur nutzt Dune 1+2 dieses Potential nicht.

Auch einen Feyd könnte man als Wolf im Schafspelz darstellen.

Es gibt nicht gut und böse - es gibt nur einen Unterschied von Wert- und Normvorstellungen zwischen Gesellschaften.
Umso wichtiger ist es, diese Gesellschaften auch darzustellen.

Paul ist ein Adliger mit adligem Blut und schon allein deshalb allen überlegen. Dies zeigt uns der Film. Und es gipfelt im Duel mit Feyd, wo er einen Messerstich überlebt, an dem alle anderen zuvor gestorben sind.
Der Film erschafft den "Propheten".
Schon bald geht es ja nur noch darum, dass Paul es akzeptiert, der Prophet zu sein.
Das sagt uns der Film sogar beständig und eindeutig.
Der Mythos existiert und wir müssen ihn als Zuschauer einfach schlucken.
Dann folgt eigentlich nur noch das Abhaken von Prophezeiungen und schon erklärt sich Paul zum Imperator.
Dass und auch wie er in den Augen der Menschen zum Propheten wird, wird vom Film nur behauptet.
Da sagt die Mama (im Off), dass sie das dumme Volk überzeugen muss und schon ist es geschehen.

Eigentlich ist Dune 1+2 - wie auch Herr der Ringe - furchtbar reaktionär. Aragon - der Held - muss sich natürlich als der Erbe eines großen Königs herausstellen. Paul liegt es im Blute Imperator zu werden.
Die Fremen können froh sein, dass Paul kommt und sie in den gerechten Krieg führt.
Und genau dies erzählt uns der Film und hinterfragt es nicht.

Und diese Schwestern, die doch im Hintergrund die Strippen ziehen sollen:
Davon wird zwar im Film geredet, aber wie fade ist denn dann dieses Bezirzen von Feyd. Im Anschluss wird wieder mal nur behauptet, dass sie ihn kontrollieren könnten.

Die Harkonnen sind nur Marionetten?
Es wird auch wieder nur behauptet, dass da jemand die Fäden in der Hand hätte. Gezeigt wird es aber nicht.



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