Ok, damit hier keine Missverständnisse entstehen werde ich nochmal kurz aber detailliert beschreiben, wie der Aufbau ist und was ich mache.
Der Einfachheit halber beschränke ich mich auf mein Setup, welches ich hier zu Hause habe.
Für die Audioaufnahme nutze ich:
PC mit Windows 10 und der DAW Cockos REAPER, Motu Microbook MK II (über USB 3 mit aktuellem ASIO-Treiber) und ein Røde NT1-A Mikrofon.
Aufgenommen wird in 24 bit/48 kHz. Normalerweise nehme ich in 24 bit/44,1 kHz auf, aber da es sich hier um ein Video handelt gehe ich gleich auf 48 kHz, ich denke das ist gängige Praxis.
Ich kann in Reaper bei den Video-Einstellungen ausserdem die Bildgröße und die Bildrate einstellen. Die Angaben hole ich mir aus den Medieninfos der Videos von den Actioncams und trage sie genau ein.
Das Projekt beinhaltet keine Plugins, welche irgendwie eine Latenz erzeugen könnten.
Für die Videoaufnahme nutze ich:
5 Stück der Actioncams Apeman A79 mit den selben Speicherkarten und mit den gleichen Einstellungen (keine Filter, keine Effekte, Weißabgleich auf Auto, alles auf Standard).
Hier eine Auflistung der möglichen Video-Auflösungen aus dem Manual:
4K 30fps/2.7K 30fps/1080p 60fps/1080p 30fps/720p 120fps
Ich habe mich für 1080p mit 30fps entschieden, da es für unsere Zwecke ausreichend ist (in erster Linie für uns selbst, um was für später zu haben, aber wenn mal was richtig Gutes dabei ist, auch um es auf Youtube hochzuladen).
Der Ton wird bei den Cams mit aufgezeichnet, ist aber nur für das Editing wichtig und wird später ausgetauscht. Hier ist keine weitere Einstellung möglich, der Ton wird fest auf 32 kHz aufgezeichnet.
Die Cams stehen alle nebeneinander auf meinem Schreibtisch, das Røde steht dicht daneben.
Nacheinander starte ich ich die Aufnahme der Cams und die Audioaufnahme in Reaper.
Mit zwei Holzstücken imitiere ich eine Filmklappe. Diese wird von allen Geräten akustisch und von allen Cams visuell aufgezeichnet.
In meinem Beispiel setze ich nach 1:38 eine erneute und nach 3:50 eine letzte Filmklappe.
Nachdem ich die Video-Aufnahmen auf den PC gezogen habe, füge ich sie in das Reaper-Projekt unter die Audiospur ein.
Ich erkläre mein weiteres Vorgehen jetzt anhand von Reaper, da ich hier mit Shortcuts ganz genau zu den Transienten, also zu den Peaks, springen kann.
Ich kann das aber auch in Movie Studio nachbauen, wenn auch nicht ganz so akkurat, sondern nur grob visuell.
Ich springe also zu dem Peak der ersten Filmklappe in der Audiospur. Hier füge ich einen Marker in der Timeline ein.
Nacheinander springe ich jetzt in den jeweiligen Videospuren zu dem Peak der Filmklappen und füge einen sogenannten "cue point marker" am Edit-Cursor in das Video-Item ein.
Dieser ist magnetisch und ich kann ihn jetzt genau am Marker in der Timeline ausrichten.
Normalerweise würde ich natürlich nicht die Peaks der Videos stur nach dem Audio ausrichten, sondern visuell das Zusammentreffen der Filmklappe mit dem Audiopeak überprüfen.
Doch für diesen Test richte ich die Peaks genau aufeinander aus, um so einen Versatz besser bestimmen zu können.
Jetzt liegen alle Peaks genau übereinander und spielt man das Projekt nun ab, dann hört man auch keinen Versatz.
Gehe ich nun zur zweiten Filmklappe bei 1:38, dann sehe ich schon einen deutlichen Versatz vom Audio zum Video.
Nacheinander springe ich wieder zu den Peaks im jeweiligen Item und füge Marker in der Timeline ein. Das gleiche wiederhole ich bei der dritten Filmklappe.
Nun kann ich mir den Versatz ziemlich genau anzeigen lassen, indem ich zwischen den einzelnen Markern eine Auswahl aufziehe.
Der Versatz der Cams untereinander von 10 ms bei einem knapp vierminütigem Video geht für mich fast noch in Ordnung. Ich muss gestehen, dass ich das bei unserem Proberaumvideo auch gar nicht bemerkt habe, das ist mir erst bei meinem jetzigen Test aufgefallen.
Hier klingt die Filmklappe nämlich nicht wie "ein Anschlag", sondern eher wie mehrere, schnelle Schläge (ähnlich einem Snare-Flam beim Schlagzeug).
Der Versatz von 170 ms zum Audio ist aber schon heftig.
Anbei noch zwei Bilder die hoffentlich verdeutlichen, wie ich die Peaks aufeinander gerzogen habe und wie der Versatz ist.
an Filmklappe ausgerichtet.PNG
Versatz.PNG
Ich kann das übrigens in Movie Studio nachbauen und bekomme fast die gleichen Werte. Sie weichen leicht ab, weil ich die Peaks nach Augenmaß übereinander legen muss.
Es geht mir nun nicht darum, dass ich es nicht hinbekomme das Video an das Audio anzupassen. Einen Workaround hatte ich oben ja schon beschrieben, indem ich die Peaks des Videos genau an die des Audios anpasse und die Geschwindigkeit des Videos somit ein wenig erhöhe.
Die Frage die sich mir stellte war vielmehr, ob ich bei den Einstellungen etwas übersehen habe oder ob ich vorher schon etwas machen könnte, um diesen Workaround in der Software gar nicht anwenden zu müssen.
Am meisten leuchtet mir die Erklärung von Carsten ein, dass digitale Aufnahmegeräte nicht zwangsläufig untereinander synchron aufzeichnen.
Als nächstes werde ich den Cams eindeutige Namen zuweisen (verbinde ich die Cams mit meinem Smartphone wird mir ja einer angezeigt) um feststellen zu können, ob die Abweichungen nach einer bestimmten Regel oder eher zufällig stattfinden.
Eine Idee wäre noch, einen Timecode aus der DAW in die Cams einzuspeisen. Ich würde also versuchen, in Reaper mit einem SMPTE Generator eine Audiospur zu erzeugen und diese dann über einen Ausgang der Soundkarte mit Klinkenstecker in den Mikroeingang der Cams einzuspeisen.
Gerade nochmal nachgeschaut: als Mikroeingang hat die Cam leider nur einen ganz kleinen Klinkenstecker (wahrscheinlich 2,5 mm), somit kann ich das jetzt nicht mal so eben testen...schade.
Sollte das mit einer Cam funktionieren (wovon ich derzeit eigentlich nicht überzeugt bin), müsste ich mir ein Kabel zur Versorgung aller fünf Actioncams zurecht löten oder das Signal auf mehrere Ausgänge der Soundkarte legen...oder mit einem Mischpult abgreifen und von dort verteilen.
Ok, kurz war die Beschreibung jetzt nicht...war aber nicht anders machbar.
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