sanftmut hat geschrieben: ↑Fr 09 Mär, 2018 23:26
Um ehrlich zu sein: „gefühlt“ hab ich selbst während des Films „mehrfach reflexartig den Abzug des finalen Rettungsschusses gedrückt“... aber wäre es richtig gewesen....?
Ich weiß es auch nicht....
Ne ich weiß es nicht...
Im Rahmen der Notwehrhandlung hätte man vielleicht den Täter kurz bevor der 14-jährige Emanuele de Giorgi erschossen wurde erschießen können. Aber hier war die Gefahr gross dass andere getroffen werden bzw. wahrscheinlich in dem Buss auch gar nicht möglich.
Aber den 14-jährige Emanuele hätte man auch einfach durch funktionierende Handschellenschlüssel retten können. Er wurde ja nur erschossen weil Polizeibeamte eigenmächtig Frau Löblich festgenommen und wegebraucht hatten obwohl sich ein ganzer Buss voller Menschen in der Hand von müden und angespannten Geiselnehmer befanden und die Lage für diese damit extrem gefährlich wurde. Durch die weite Entferung und die nicht funktionierenden Handschellenschlüssel hat das Zurückbringen zu lange gedauert so dass das Kind erschossen wurde.
Es waren also wie geschrieben Kleinigkeiten die zum Tod dieses Kindes geführt haben. Und bevor man an den finalen Rettungsschuss denkt hätte man einfach daran denken müssen, dass man keinen Mittäter festnimmt während sich ein ganzer Buss in der Gewalt der restlichen höchst gefährlichen Täter befindet.
Neben den Handschellen und der Entfernung war es auch der nicht funktionierende Funk, die nicht anwesende Einsatzleitung und der nicht vorhandene Krankenwagen, der zum Tod des Kindes geführt hat. Hätte nur eines von diesen Kleinigkeiten funktioniert, hätte der Junge alleine dadurch gerettet werden können. Ein finalen Rettungsschuss wäre also unabhängig der etischen oder gesetzlichen Probleme gar nicht nötig bzw. hätte sogar andere gefährdet. Es waren in diesem Fall schlicht viele profane Fehler im Polizeihandwerk, in der Technik und in der Leitung des Einsatzes.
Da wir hier in einem Filmforum sind kann man es damit vergleichen wenn der Kameramann keine geladenen Akkus mitbringt, irgend ein kleines Kabel defekt ist, wegen eines Tippfehlers ein falsches Datum übermittelt wurde oder eine andere Kleinigkeit so einen teuren Drehtag mit vielen Beteiligten ruiniert. Wenn so etwas in unserem Bereich passiert, kostest es eben nur. Wenn so etwas im medizinischen oder polizeilichen Bereich passiert, kann das Menschenleben kosten.
Auch der Tod der 18-jährigen Silke Bischoff ist nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Geiselnah ... ugust_1988
wahrscheinlich durch solche profanen Fehler herbeigeführt worden:
"Ursprünglich war beabsichtigt, den Motor des präparierten Fluchtfahrzeuges ferngesteuert auszuschalten, die dafür benötigte Fernbedienung war jedoch nicht mitgeführt worden."
Ausserdem wollte unbedingt die Polizei von NRW die Geiselnahme beenden und hat deshalb kurz vor der Landesgrenze von Rheinland-Pfalz zugeschlagen obwohl man in Rheinland-Pfalz sicher noch eine günstigere Gelegenheit gefunden hätte. Hier können es politische Gründe gewesen sein warum Frau Bischoff gestorben ist. Auch die Zusammenarbeit der unterschiedlich organisierten Landespolizeien hat einfach nicht funktioniert.
In den Niederlanden hat dagegen die Polizeiarbeit gut funktioniert. Die niederländische Polizei hat den Bus weiträumig umringt und ließ im Gegensatz zur deutschen Polizei niemanden in das Gebiet, um weitere Geiselnahmen zu vermeiden. Sie erreichte, dass fast alle Geiselnehmer frei gelassen wurden und beiden Geiselnehmer erhielten von den Niederländern einen neuen Fluchtwagen der mit Mikrofonen und einem Peilsender ausgestattet und so präpariert war, dass der Motor mittels Fernbedienung ausgeschaltet werden konnte.
Und wenn dann die dafür benötigte Fernbedienung von der deutschen Polizei nicht mitgeführt wird ist das nur ein weiterer der vielen Fehler.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen wenn Du beim Betrachten des Filmes mehrfach reflexartig den Knopf dieser Fernbedienung gedrückt hättest?
Wenn man einfach durch Drücken eines Knopfes die Täter stoppen kann, warum nimmt man diesen Knopf der Fernbedienung nicht mit?
Hier noch ein Zitat von der oben genannten Seite:
"Letztlich konnte aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich der tödliche Schuss aus Rösners Waffe während einer Schmerzreaktion des Täters gelöst haben könnte. Rösner war von einer Kugel in den linken Oberschenkel getroffen worden, die Kugel drang dabei bis in die rechte Beckenseite ein. Diese Auffassung vertrat unter anderem der Strafverteidiger Rolf Bossi, der in dem Prozess Degowski verteidigte, mehrmals.[15][16] Rösner bestreitet bis heute, Silke Bischoff erschossen zu haben."
Also, wenn so ein finaler Rettungsschuss handwerklich nicht gelingt kann das auch durch eine Schmerzreaktion des Täters zum Tod der Geisel führen. Die Wirklichkeit ist kein Computerspiel in der alles so einfach erscheint. Und man muss sich auch bewußt machen was es bedeutet einem anderen Menschen absichtlich das Leben zu nehmen.