Na ja, am TV liegt‘s nicht, da mach‘ Dir
Na ja, sie haben ja selbst gesagt, daß sie an Authentizität eher nicht interessiert waren, und vieles bewusst mit einem "modernen Touch" versehen haben.Hayos hat geschrieben: ↑Mo 01 Okt, 2018 02:35 @authentische Tanzszenen: Ich empfehle neben der Serie noch etwas quer zu lesen oder paar Filmzeugnisse wie "Menschen am Sonntag" zu konsumieren (Drehbuch: Billy Wilder, ist aber eh mehr Impro/Dokustyle). Und von der wilden Tanzerei gibts es auch ein paar Videos im Netz...
Danach muss man zugeben, dass man die Zeit in der Serie sogar noch verrückter hätte darstellen können - gerade was da in den Szenelokalitäten abging, war man um Dekaden seiner Zeit voraus (auch mit allen negativen Begleiterscheinungen, Stichwort Drogen). Ich mein, es war zb. schicklich Schwulenbars auch als Nichtschwuler zu besuchen (selbst Nazigrößen gingen da ein und aus).
So ist es. Und dann auch noch mit Reichsbahn-Computernummer aus den 70er Jahren. Da hätte man sich eher im Bereich von Lokomotiven umschauen müssen, die später in die Baureihen 58, 89 und 94 eingruppiert wurden, aber natürlich mit damaliger Beschilderung. Da sind auch noch etliche betriebsfähig. Und mir ist auch nicht klar, wohin der vorher brennende Baum, der die Strecke blockiert hat, plötzlich verschwunden ist, weil die Weiterfahrt ja problemlos möglich war. Über Breit- und Normalspur müsste man auch mal nachdenken. Und eine Straßenbahn, wo der Beiwagen voraus fährt, muss nun auch nicht unbedingt sein...
Umgekehrt galt das natürlich auch. Hat Erich Kästner sehr schön beschrieben - zufällig sogar genau im Jahr 1929:
Jepp, aber davon abgesehen fand ich das Stimmungsbild der Zeit wie schon erörtert recht gelungen umgesetzt. In meinen Augen auf jeden Fall der richtige Weg, besser als dieses bemüht Authentische ala "Der Untergang", wo eine objektive Wahrheit vorgaukelt wird, die Film nie leisten kann.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 02 Okt, 2018 11:07 Na ja, sie haben ja selbst gesagt, daß sie an Authentizität eher nicht interessiert waren, und vieles bewusst mit einem "modernen Touch" versehen haben.
Also eine Coproduktion mehrerer Sender (ARD, Sky und Beta) gefördert von den Stiftungen zweier Bundesländer, einem Bundesministerium (für Wirtschaft und Energie?) und der EU? Also gefühlt zu 70% mit öffentlichen Geldern? Und das ist dann günstig weil 'Wetten Dass' pro Minute mehr kostet, oder weil man die Serie noch an andere europäische Rundfunkanstalten (die auch mit öffentlichen Geldern finanziert werden) weiter verkaufen kann?
Ich wünschte es wäre kommerziell. Für kommerziell muss man sich deutlich mehr Mühe geben, als für gefördert.pillepalle hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 04:05 .. aber ich finde das Ergebnis doch ernüchternd kommerziell.
Ich seh das genau umgekehrt. Dadurch daß mich das Szenenbild die ganze Zeit anschreit "Schau her, hier haben wir einen Modernen Touch reingebracht, den es damals gar nicht gab - naaanananaaanaaa!!!" spielt es sich ungehörig in den Vordergrund, wo es nix zu suchen hat.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 09:38 Interessant fand ich Szenografie und Ausstattung, hier wurde ein Bild der Zeit und der Moderne versucht (in Teilen auch als Koexistenz von Alt und Neu), das sich sehr sehr wohltuend von den sonst meist zu sehenden Sets in Historienfilmen abhebt. Die werden oft zum eigentlichen Hauptdarsteller, in denen sich dann Darsteller hölzern wie ehrfürchtige Museumsbesucher bewegen.
Die Genauigkeit der Darstellung einer zeitgeschichtlichen Epoche ersetzt aber keine erzählerische Idee.
Pfusch bleibt immer Pfusch, gar keine Frage.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 09:46Ich seh das genau umgekehrt. Dadurch daß mich das Szenenbild die ganze Zeit anschreit "Schau her, hier haben wir einen Modernen Touch reingebracht, den es damals gar nicht gab - naaanananaaanaaa!!!" spielt es sich ungehörig in den Vordergrund, wo es nix zu suchen hat. Wo ist der Punkt einen Film 1929 spielen zu lassen, und dann moderne Elemente einzubauen? Wenn man sowas macht, wie in Gotham z.b. wo das sogar sehr gekonnt auf die Spitze getrieben wird, dann muß man aber dazu stehen, daß man eben in einer Fantasiezeit arbeitet, und alles ist gut.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 09:38 Interessant fand ich Szenografie und Ausstattung, hier wurde ein Bild der Zeit und der Moderne versucht (in Teilen auch als Koexistenz von Alt und Neu), das sich sehr sehr wohltuend von den sonst meist zu sehenden Sets in Historienfilmen abhebt. Die werden oft zum eigentlichen Hauptdarsteller, in denen sich dann Darsteller hölzern wie ehrfürchtige Museumsbesucher bewegen.
Die Genauigkeit der Darstellung einer zeitgeschichtlichen Epoche ersetzt aber keine erzählerische Idee.
Aber großkotzig 1929 erzählen wollen, aber dann drin rum pfuschen ist halt nur inkonsequent.
Das erwartet wohl jeder. Nur das eben 1929 nicht monolithisch ist.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:05 Ähem... jaaaaa genau in 1929 erwarte ich 1929 und sonst nix
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:23 Ich kenne eigentlich keinen Film/Serie die in den 20er Jahren spielt und die Strömungen der Moderne nicht aufgreift - ist ja auch richtig. Aber mit Absicht 80er Jahre Elemente rein zu bringen (und ich spreche jetzt nicht von Telefonen und Küchenuhren - geschenkt, das sehen sowieso nur die wenigsten) wenn es sich nicht um eine Comedy handelt, ist inkonsequent. Das ist auch im allgemeinen ne typisch deutsche Krankheit, nix 100%ig zu machen und hinter nix 100%ig zu stehen, sondern immer alles irgendwie aufzuweichen, und zu verwässern (und als Entschuldigung zu sagen, das wäre jetzt eben "modern")
Einfach nochmal anschauen, auch das Making-of mit den Kommentaren der Verantwortlichen.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:31
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.
Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:31
Aber, nochmal, was du 100%ig nennst, nenne ich monolithisch, oder eindimensional.
Making Of interessiert mich jetzt nicht so (ich guck erstmal selber). Und gesehen, dass es explizit auf die 80er Jahre zielt (oder dass die benutzt werden) hab ich nicht.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 12:08Einfach nochmal anschauen, auch das Making-of mit den Kommentaren der Verantwortlichen.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:31
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.
Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 10:31
Aber, nochmal, was du 100%ig nennst, nenne ich monolithisch, oder eindimensional.
da würden auch Deine 50 ct nicht ausreichen.
Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, aber das ist für mich wiederum typisch deutsch. Deswegen gibt es sowas wie "Der Untergang", wo man eine Realität, sprich eine objektive Wahrheit vorgaukelt, die das Medium Film meiner Meinung nach nicht leisten kann. Das hat zb. auch Tarantino krititisiert und daher ist "Inglourious Basterds" der Gegenentwurf.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 12:08 Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.
Soweit dir bekannt ist....
Ihre Detailkenntnis überrascht selbst gestandene Berliner. Etwa dass man einst eine Mark Maut für die Fahrt auf der Avus zahlen musste.
Ich lese alte Zeitungen, etwa die Vossische, da findet man solche Details...
Dabei versuche ich aber, die damalige Gegenwart so darzustellen, wie ich sie mir nach meinen Recherchen vorstelle. Eine ganz wichtige Quelle sind Zeitungen von damals. Wir beurteilen die Zeit ja mit dem Wissen darüber, was später alles geschehen ist. In den Schlagzeilen finde ich dagegen das naive Gefühl der damals lebenden Menschen, die noch nicht ahnen konnten, was die Zukunft bringt...
Die umfassende historische Genauigkeit ist das Ergebnis einer enormen Recherchearbeit. Sie sagen zwar, dass die Romane ganz bewusst keine Geschichtsbücher sein sollen. Trotzdem: Sehen Sie Ihre Romane auch als Dokumentationen?
Jein. Natürlich kann man in den Romanen hier und da Details erfahren, wie teuer eine Fahrt auf der AVUS war, was ein Paar Schuhe kostete oder eine Tasse Kaffee im Restaurant, und man wirft auch einen Blick in den damaligen Alltag.
Was sind Ihre Hauptquellen dafür?
Hauptsächlich die Literatur der damaligen Zeit, die Romane der Neuen Sachlichkeit, aber auch zeitgenössische Zeitungsartikel oder Filme wie »Menschen am Sonntag« oder – und da sind wir wieder bei Kästner – Emil und die Detektive. Was den Alltag der damaligen Zeit angeht, war auch meine Großmutter – Jahrgang 1914 – eine unerschöpfliche Quelle.
Wir reden völlig aneinander vorbei.Hayos hat geschrieben: ↑Do 04 Okt, 2018 13:17 .. Deswegen gibt es sowas wie "Der Untergang", wo man eine Realität, sprich eine objektive Wahrheit vorgaukelt, die das Medium Film meiner Meinung nach nicht leisten kann. Das hat zb. auch Tarantino krititisiert und daher ist "Inglourious Basterds" der Gegenentwurf.