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Die Vergebung



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DenK

Re: Die Vergebung

Beitrag von DenK »

Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die Vergebung

Beitrag von Axel »

Jan Blöd hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 03:45Ihr meint alle, dass die Idee nicht schlecht, die Umsetzung aber Oberscheiße war. Am I correct?
Nein. Was ist die Prämisse des Drehbuchs? Um den Frieden der Seele zu finden, muss die Mutter der toten Tochter vergeben? Was vergeben? Was bedeutet Vergebung in diesem Zusammenhang? Es gibt ja gar keine Schuld, die über einen unglücklichen Sachverhalt hinaus benannt werden könnte. Abgelenkt durch Handy, eine Verkehrs-Ordnungswidrigkeit.

Oder: es existieren überirdische Mächte, die dafür sorgen, dass schwere psychische Defekte im Moment des Todes (besser spät als nie!) geheilt werden. Kauft dir kein Produzent ab, solchen Schmarren.

Das heißt meiner Meinung nach, dass, gleichgültig wie glaubwürdig oder stringent oder interessant die Ausführung im Einzelnen ist (Spannungskurvengraph), einfach der rote Faden fehlt.

Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, die Staudammsprengung aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.

Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.

Aber natürlich sind diese ursprünglichen Musenküsse selbst zu hinterfragen. Sind sie so originell, wie es zunächst schien? Oder sind sie irgendwie naheliegende Archetypen, die in einem aufsteigen, weil man sie zuvor schon 1000-mal gesehen hat? Wenn Letzteres, dann ab mit der Idee in den Papierkorb und kein weiterer Gedanke daran verschwendet. Wenn sie aber originell, d.h. ursprünglich und authentisch sind, dann bestimmen sie alles Weitere. Und auf keinen Fall irgendwelche nicht getickten Checkboxen von Lektoren. Dann muss der Pitch besser geplant werden.

Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können. Parallel zur weiteren Planung durch Verfassung des Drehbuchs beginnt auch die Konkretisierung der Bilder, Stichwort Moodboard und Storyboard.

Ich habe den Newsletter von NoFilmSchool abonniert. Diese Woche ein Artikel mit einem David-Mamet Interview. Darin schildert er, wie man auf einem Flug flüchtig auf den kleinen LCD-Schirm des Sitznachbarn blickt, auf dem ein Film zu sehen ist. Man erkennt sofort, ob einen der Film interessiert, auch wenn man von den Dialogen nichts mitkriegt. Es bleibt dabei, dass ein guter Film vorrangig visuell funktioniert. Beziehungsweise umgekehrt: wenn er visuell nicht funktioniert können die allerbesten Dialoge ihn nicht retten.

Wenn man so vorgeht wie oben beschrieben, wird man im Nachhinein feststellen, dass die erwähnten Schlüsselbilder zu 90% auf Wendepunkten und Höhepunkten liegen, die den Film erzählerisch strukturieren. Kann es denn dann falsch sein, mit einem Schnittmuster anzufangen, bevor man überhaupt Stoff zum Schneiden hat?

Ganz klar ja. Das ist ein zum Scheitern verurteilter Ansatz. Weder gute Romane noch gute Filme passen zu 100% in die von Philologen gefundenen Schemata, auch wenn diese dies immer wieder zu belegen versuchen. Dann nämlich nach der Devise "Was nicht passt wird passend gemacht". Es gibt haufenweise schlechte Geschichten aus solch unbeholfenem Handwerk, Melodramen von der Stange, deren Prämissen in den TV Spielfilm-Filmtips immer ganz witzig zusammengefasst sind.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Jan Blöd

Re: Die Vergebung

Beitrag von Jan Blöd »

DenK hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 06:53 Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Kannte den Film nicht, dachte also, ich hätte da "Rad" neu erfunden.

@ Axel,

Bevor ich mit dem Drehbuch begonnen hatte, schrieb ich ein Exposé aus Logline, Synopsis und Handlung. Dann beschrieb ich die Charaktere, ihr Want und Need, etc. Danach ein Treatment, wo ich, mit Szenenüberschrift, die Handlung fixierte. Und erst dann setzte ich den Spannungsbogen fest, und schrieb das Drehbuch.
Der rote Faden in der Story ist die Trauer der Mutter, die eigentlich sich die "Schuld der Überlebenden" gibt, und, als sie erfährt, dass die Tochter den Unfall verursachte (indirekt), den Sündenbock hatte, den sie für ihren eigenen Frieden brauchte. Der Rest erzählt ihre Entwicklung bis zur Erkenntnis, dass sie sich selbst etwas Gutes tut, wenn sie der Tochter vergibt.
Vielleicht nicht gut genug geschrieben, aber das war die Idee dahinter.
Ich bin jedoch im Gegensatz zu Dir nicht der Meinung, dass die "Schemata" falsch sind. Ich denke nur, dass ich sie vielleicht "falsch" angewandt habe?



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die Vergebung

Beitrag von Frank B. »

DenK hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 06:53 Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Man möchte den patriarchalischen Darstellungen der monotheistischen Religionen eine Erweiterung entgegen setzen oder diese ganz und gar ablehnen.

Im Grunde ist es egal, ob Gott als Mann oder Frau personifiziert ist. Beides hat in unserer Zeit meist lächerliche, komische Züge. Ich muss da automatisch an einige Filmkomödien amerikanischer Produktion denken. Jan schreibt ja auch weiter oben von Komödien wie Bruce Allmächtig.
Das Entscheidende ist für MICH, Gott (manche nennen diese Instanz auch anders oder umgehen diese) sichtbar zu machen in Prozessen wie eben Schuldempfinden (das ist oft irrational, Axel), Vergebung, Liebe, Verlorenheit, Vertrauen u.s w.

Sicher gibt es auch Komödien, die zutiefst ernsthafte Grundgedanken verarbeiten. Sie bleiben dadurch aber eine Komödie.
Irgendwo schreibt Jan, dass er mit der Gestalt eines Engels als alte Frau etwas Humor in den Stoff bringen wollte. Er sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er es wirklich beabsichtigt hat, eine Komödie zu schreiben, denn das scheint es in meinen Augen am ehesten zu sein.
Engel sind im übrigen nicht geschlechtsneutral wie du weiter oben schreibst, Jan. Sie sind in den großen monotheistischen Religionen männlich bzw. Fabelwesen. Erst recht spät in der Geschichte nahmen sie in der bildlichen Darstellung androgyne und erst noch viel später weibliche Züge an und auch Puttengestalt.

Einen Engel als alte Frau darzustellen, bringt zwangsläufig die Vermischung der Mythenwesen Engel und Hexe mit sich. Der Verfasser scheint nicht zu reflektieren, was das auslöst. Ich vermute tatsächlich, dass da einfach nur einige persönliche Defizite eingeflossen sind, die in den Geschichten aufgearbeitet werden.
Der Stoff an sich ist stark. Er spielt sich täglich millionenfach vor unseren Augen und in unseren Herzen ab. Schuldempfinden, Suche nach Vergebung, Prozesse, die dazu führen vergeben zu können oder eben nicht.
Das ist vielleicht der Grundgedanke, den Axel weiter oben eingefordert hat.
Das ist der Kern der Geschichte. Wenn du die aber so oberflächlich und symbolisch einfaltslos und platt auch falsch verpackst, Jan, dann nimmt dich da niemand Ernst.
Die Ernsthaftigkeit des Lebens in eine Komödie zu packen ist nochmal ein großer Schritt. Das können nur Leute, die meilenweit über sich selbst stehen können.

Für einen ernsthaften Film, der eigene Probleme thematisiert, reicht es 1 cm über sich zu stehen. ;)

Edit: Der Begriff Engel heißt ins Deutsche übersetzt soviel wie Botschafter. Er ist also im Bezug auf die klassischen Heldenreise vielleicht der Person des Mentors sehr ähnlich. Leute, die also in die Geschichte eingreifen, um neue Impulse zu setzen und bei Entscheidungen zu helfen. Von daher muss man in der Geschichte doch gar keine göttliche Komödie aufführen. Wenn eine alte Frau (weise, große Lebenserfahrung) einem anderen Menschen zu bestimmten Entscheidungen hilft (Mentor ist), ist sie quasi auch ein Engel.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die Vergebung

Beitrag von Axel »

Jan Blöd hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 10:12Der rote Faden in der Story ist die Trauer der Mutter, die eigentlich sich die "Schuld der Überlebenden" gibt, und, als sie erfährt, dass die Tochter den Unfall verursachte (indirekt), den Sündenbock hatte, den sie für ihren eigenen Frieden brauchte. Der Rest erzählt ihre Entwicklung bis zur Erkenntnis, dass sie sich selbst etwas Gutes tut, wenn sie der Tochter vergibt.
Der Engel und der ganze andere Zinnober sind Trauer-Bewältigungsstrategien der Mutter, innere Konflikte, die mit Hilfe von religiös gefärbten Wahnvorstellungen ausgetragen werden und mit dem Erschöpfungstod der Mutter enden? Dann würde ich auch so formulieren. Es ist für mich keine interessante Geschichte, weil mich die Schilderung von verpfuschten Leben nicht interessiert. Ich kann da nicht mitfiebern. Want und Need? Moderne Schlagwörter für die gute alte Motivation der Figuren.
Jan Blöd hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 10:12Ich bin jedoch im Gegensatz zu Dir nicht der Meinung, dass die "Schemata" falsch sind. Ich denke nur, dass ich sie vielleicht "falsch" angewandt habe?
Die Schemata sind nicht falsch, um die Geschichte nach fertigem Exposé und vor dem Drehbuch zu überprüfen und nachträglich zu verbessern, im Rahmen dessen, was du ursprünglich erzählen wolltest. Wenn etwas als sensationelle Plot-Idee stark ist, starke Figuren mit starkem Tatendrang und brennenden Konflikten hat, kann es sich bei den genannten Verbesserungen nur noch um kleine Anpassungen oder Verdeutlichungen handeln. Die Ausgangssituation ist die Konfrontation der Protagonistin mit dem Verlust. Es ist der Aufhänger, das Was-wäre-wenn. Er triggert das Potenzial der Figur, darauf in interessanter Weise und in einem spannenden (weil unvorhersehbaren) Ablauf von Aktivitäten zu reagieren. Eine schwache, abergläubische Kuh, deren Verwirrung den projizierten Geist der ungeliebten* (*Logik und gesunder Menschenverstand) Tochter ins Spiel bringt - das ist total deprimierend, die Handlung ein echter Abtörner.

Deswegen kann ich zur Erzähltechnik nicht viel sagen, weil ich die Geschichte als solche nicht mag.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Zuletzt geändert von Axel am So 18 Jun, 2017 10:44, insgesamt 1-mal geändert.



DenK

Re: Die Vergebung

Beitrag von DenK »

Frank B. hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 10:17
DenK hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 06:53 Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Man möchte den patriarchalischen Darstellungen der monotheistischen Religionen eine Erweiterung entgegen setzen oder diese ganz und gar ablehnen.

Im Grunde ist es egal, ob Gott als Mann oder Frau personifiziert ist. Beides hat in unserer Zeit meist lächerliche, komische Züge. Ich muss da automatisch an einige Filmkomödien amerikanischer Produktion denken. Jan schreibt ja auch weiter oben von Komödien wie Bruce Allmächtig.
Das Entscheidende ist für MICH, Gott (manche nennen diese Instanz auch anders oder umgehen diese) sichtbar zu machen in Prozessen wie eben Schuldempfinden (das ist oft irrational, Axel), Vergebung, Liebe, Verlorenheit, Vertrauen u.s w.

Sicher gibt es auch Komödien, die zutiefst ernsthafte Grundgedanken verarbeiten. Sie bleiben dadurch aber eine Komödie.
Irgendwo schreibt Jan, dass er mit der Gestalt eines Engels als alte Frau etwas Humor in den Stoff bringen wollte. Er sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er es wirklich beabsichtigt hat, eine Komödie zu schreiben, denn das scheint es in meinen Augen am ehesten zu sein.
Engel sind im übrigen nicht geschlechtsneutral wie du weiter oben schreibst, Jan. Sie sind in den großen monotheistischen Religionen männlich bzw. Fabelwesen. Erst recht spät in der Geschichte nahmen sie in der bildlichen Darstellung androgyne und erst noch viel später weibliche Züge an und auch Puttengestalt.

Einen Engel als alte Frau darzustellen, bringt zwangsläufig die Vermischung der Mythenwesen Engel und Hexe mit sich. Der Verfasser scheint nicht zu reflektieren, was das auslöst. Ich vermute tatsächlich, dass da einfach nur einige persönliche Defizite eingeflossen sind, die in den Geschichten aufgearbeitet werden.
Der Stoff an sich ist stark. Er spielt sich täglich millionenfach vor unseren Augen und in unseren Herzen ab. Schuldempfinden, Suche nach Vergebung, Prozesse, die dazu führen vergeben zu können oder eben nicht.
Das ist vielleicht der Grundgedanke, den Axel weiter oben eingefordert hat.
Das ist der Kern der Geschichte. Wenn du die aber so oberflächlich und symbolisch einfaltslos und platt auch falsch verpackst, Jan, dann nimmt dich da niemand Ernst.
Die Ernsthaftigkeit des Lebens in eine Komödie zu packen ist nochmal ein großer Schritt. Das können nur Leute, die meilenweit über sich selbst stehen können.

Für einen ernsthaften Film, der eigene Probleme thematisiert, reicht es 1 cm über sich zu stehen. ;)
Ich würde dir da widersprechen. Dein erster Satz hat eigentlich mit dem zweiten Satz garnichts zu tun. Ich muss doch keine feministischen oder psychologischen defizitäre Hintergründe oder Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern haben, um die patriarchalischen Darstellung der Religionen zu hinterfragen. Das ist die gleiche Frage wie die ob Jesus ein Schwarzer war. Von allem was man bisher sagen kann, war Jesus, sollte er wirklich gelebt haben, auf jeden Fall sehr viel weniger weiß als er immer dargestellt wird. Das kann man vollkommen Vorurteilsfrei hinterfragen finde Ich.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die Vergebung

Beitrag von Frank B. »

@Denk,

Ich möchte das versuchen, genauer zu erklären. Es ist vollkommen Wurst, ob Jesus schwarz, weiß, grün oder rot war. Er ist aber für die Schwarzen ein Schwarzer, für die Weißen ein Weißer, für die Grünen ein Grüner und für die Roten ein Roter. Sieh dir mal die Darstellungen in der Kunst der jeweiligen Völker und Kulturen an. Jesus ist immer einer von ihnen. Das ist das Wichtige. Und darüber hinaus, kann man nun nachdenken, was es nun genau ausmacht, dass dieser Jesus immer einer von uns ist. Was beinhaltet das?

Gleiches mit Gott. Er ist weder Mann noch Frau. Aber für einen Menschen, der von seinem Vater geschlagen wurde, kann er kein Vater sein und wenn ers wäre, dann wäre er nicht gut. Ein Dilemma. Man muss sich also fragen, was der Begriff Vater bzw. Herr in einer patriarchalischen Gesellschaft an POSITIVEM beinhaltet. Dieses Positive kann ich natürlich auch auf eine Mutter übertragen. Dass Gott, wenn es ihn gibt, weder ein Mann noch eine Frau ist, dürfte denke ich, jedem klar sein. Das Wesentliche ist es also für uns heute zu fragen, mit welchen Eigenschaften Gott behaftet sein müsste,bzw. die ihm zugewiesen werden könnten, um in ihm für unser Leben überhaupt eine Instanz zu erkennen.
Mir ging es im obigen Text generell darum, sich heutzutage gegen eine personifizierte Darstellung Gottes zu entscheiden, um nicht lächerlich zu wirken. Das kann man vielleicht in Komödien und Cartoons machen wie Bruce Allmächtig oder den Simpsons, aber um ernsthaft an ein Thema zu gehen wie Schuldgefühle, Sehnsucht nach Vergebung, Leid, Tod, Krankheit usw., da sollte man m.E. nicht seine Defizite mit dem männlichen Geschlecht einfließen lassen. Es sei denn, sie sind der wirkliche Grund für die Schuldgefühle oder anderen Probleme. Dann sollte man sie aber auch thematisieren und nicht als Mittel zum Zweck auftauchen lassen.
Zuletzt geändert von Frank B. am So 18 Jun, 2017 11:08, insgesamt 1-mal geändert.



DenK

Re: Die Vergebung

Beitrag von DenK »

Frank B. hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 10:53 @Denk,

Ich möchte das versuchen, genauer zu erklären. Es ist vollkommen Wurst, ob Jesus schwarz, weiß, grün oder rot war. Er ist aber für die Schwarzen ein Schwarzer, für die Weißen ein Weißer, für die Grünen ein Grüner und für die Roten ein Roter. Sieh dir mal die Darstellungen in der Kunst der jeweiligen Völker und Kulturen an. Jesus ist immer einer von ihnen. Das ist das Wichtige. Und darüber hinaus, kann man nun nachdenken, was es nun genau ausmacht, dass dieser Jesus immer einer von uns ist. Was beinhaltet das?

Gleiches mit Gott. Er ist weder Mann noch Frau. Aber für einen Menschen, der von seinem Vater geschlagen wurde, kann er kein Vater sein und wenn ers wäre, dann wäre er nicht gut. Ein Dilemma. Man muss sich also fragen, was der Begriff Vater bzw. Herr in einer patriarchalischen Gesellschaft an POSITIVEM beinhaltet. Dieses Positive kann ich natürlich auch auf eine Mutter übertragen. Dass Gott, wenn es ihn gibt, weder ein Mann noch eine Frau ist, dürfte denke ich, jedem klar sein. Das Wesentliche ist es also für uns heute zu fragen, mit welchen Eigenschaften Gott behaftet sein müsste, ihm zugewiesen werden könnten, um in ihm für unser Leben überhaupt eine Instanz zu erkennen.
Da gebe Ich dir Recht. Aber das hinterfragen bezieht sich ja nicht auf die jeweilige Sichtweise des Einzelnnen, sondern auf die offizielle Darstellung der Institution Kirche, in der Jesus eben ein Weisser und Gott ein Mann ist.

In Dogma wird das, wenn Ich mich richtig erinnere, auch nicht weiter thematisiert. Da ist Gott dann einfach eine Frau, um eben mit dem Dogma zu brechen, aber ohne tiefere Bedeutung.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die Vergebung

Beitrag von Frank B. »

Naja, das meinte ich doch, man möchte mit etwas brechen, weil man "das Alte" ablehnt.

Es ist aber keineswegs so, dass die Kirche Gott und Jesus als Weißen darstellt. Das ist aber vielleicht teilweise in der europäischen Kirche so. Auf jeden Fall aber in der europäischen Kunst. Das sieht aber in Afrika wieder ganz anders aus. Da ist er nämlich schwarz oder in Lateinamerkika, da ist er manchmal ein Indigener. Und in China trägt er einen Hut aus Reisstroh.
Die offizielle Kirche hat sich m.W. niemals geäußert über das Aussehen von Jesus. Als gesichert gilt, dass er wohl so ausgesehen hat, wie ein Mensch des vorderen Orients um das Jahr Null. Also mit relativ großer Sicherheit etwas dunklere Hautfarbe und dunkle bis schwarze Haare. Mehr weiß man nicht. Und das ist w.g. auch vollkommen irrelevant. Nicht mal die Evangelien geben von ihm eine äußere Beschreibung ab, so dass man davon ausgehen kann, dass seine äußerliche Erscheinung von Anfang an vollkommen unwichtig war.

Aber er war halt eine reale Person. Er muss irgendwie ausgesehen haben. Mit Sicherheit war er ein Mann. Aber eigentlich ist auch das unwichtig. Aber wie reden Menschen (im Gebet) jemanden an, der wohl als Mann gewirkt hat und nun mit Gott identisch ist. Wahrscheinlich mit "Herr und Bruder", eher unwahrscheinlich mit "Herrin und Schwester" wobei das auch unwichtig ist, vielleicht nur eine Frage der Ästhetik.
So auch mit Gott selbst. Er wurde in einer patriarchalischen Gesellschaft mit "Herr" angeredet.
Er tritt z.B. in der Bibel personifiziert als ein Gegenüber des Menschen auf. Von daher kann er überhaupt angeredet werden. Wenn ich Gott aber heute personifiziert auftreten lassen möchte, im Film z.B., wird das eine heftige Gratwanderung und droht lächerlich zu werden. Da hilft es auch wenig, mit dem Patriarchalismus brechen zu wollen und ihn als eine Frau erscheinen zu lassen. Das ist zusätzlich eben noch ein ganz anderes Problem als Schuldgefühle, Vergebung usw.



Funless
Beiträge: 5502

Re: Die Vergebung

Beitrag von Funless »

Axel hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 08:30 Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, die Staudammsprengung aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.

Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Genau so versuche ich meine Geschichten zu entwickeln. Gelingt mir aber nicht immer muss ich gestehen.
Axel hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 08:30 Aber natürlich sind diese ursprünglichen Musenküsse selbst zu hinterfragen. Sind sie so originell, wie es zunächst schien? Oder sind sie irgendwie naheliegende Archetypen, die in einem aufsteigen, weil man sie zuvor schon 1000-mal gesehen hat?
Oh ja, das ist mein größter Fehler und es passiert mir auch immer wieder. Aus meinem Hirn generierte Figuren entpuppen sich als Versionen von zig mal bereits gesehenem.

Mittlerweile lasse ich mich bei meiner Plotentwicklung von den Prinzipien des agile software engineering inspirieren. Mir hilft's. Muss aber nicht für alle anderen gelten.

Axel hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 08:30 Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können.
Ich bekam noch dazu mal den Ratschlag, dass es auch so geschrieben sein sollte, dass der Film sich vor dem inneren Auge des Lesers abspielt.

Jan Blöd hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 03:45 @ Funless,

Tu nicht so, als ob Du "Gott und die Welt" kennst, sondern BEWEISE durch ein hier oder anderswo veröffentlichtes Drehbuch (oder Film), was Du drauf hast!
Ich habe nirgendwo behauptet, dass ich es "drauf" hätte.

Wie ich dir auch schon im Nachbarthread mitgeteilt hatte geht es mir um Austausch und nicht um Wettbewerb.

Wenn dir am ersteren nichts liegt, ist das beileibe nicht mein Problem.
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7River
Beiträge: 3750

Re: Die Vergebung

Beitrag von 7River »

Muss der gute @Funless denn hier irgendwas beweisen? Ich denke mal, dass seine Kommentare dafür sprechen, dass er Ahnung hat.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



dienstag_01
Beiträge: 13477

Re: Die Vergebung

Beitrag von dienstag_01 »

7River hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 12:53 Muss der gute @Funless denn hier irgendwas beweisen? Ich denke mal, dass seine Kommentare dafür sprechen, dass er Ahnung hat.
Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Mal am Rande :)



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die Vergebung

Beitrag von Axel »

Axel hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 08:30Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Funless hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 11:47Genau so versuche ich meine Geschichten zu entwickeln. Gelingt mir aber nicht immer muss ich gestehen.
Mir auch nicht. Die halbfertigen Drehbücher stapeln sich. Drei wären allerdings überreif. Ich bin faul.
Bild
Axel hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 08:30Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können.
Funless hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 11:47Ich bekam noch dazu mal den Ratschlag, dass es auch so geschrieben sein sollte, dass der Film sich vor dem inneren Auge des Lesers abspielt.
Der Zahl sechs begegnete ich noch in anderem Zusammenhang, in meiner letzten Berufsausbildung als Lernmethode "Strukturlegetechnik". Man nimmt einen möglichst ausführlichen Text zu einem Themenfeld, das man beherrschen muss und markiert mit Textmarker Schlüsselbegriffe. Ziel ist es, den Text durch mehrfaches Lesen bereits so verinnerlicht zu haben, dass man mit zwanzig Schlüsselbegriffen auskommt, um ihn inhaltlich zu 100% korrekt wiedergeben zu können, wenn diese - auf zwanzig Karteikärtchen geschrieben und zusammenhanglos auf dem Tisch liegend - sichtbar sind. Man legt dazu die Karteikärtchen in einer bestimmten logischen Ordnung an und referiert vor sich selbst laut über das Thema. Dabei stellt man fest, dass einige der Kärtchen bereits logische Verknüpfungen gebildet haben und die Schlagwörter einem spontan einfallen. Diese Kärtchen zerreißt man und schmeißt sie weg. Dann beginnt man von vorne. Wenn nur noch sechs Kärtchen auf dem Tisch liegen, "sitzt" das Thema. Man kann aufhören zu lernen. Man bräuchte eigentlich auch diese sechs Kärtchen nicht mehr. Aber wenn das Thema nach Wochen und Monaten ein bisschen in Vergessenheit geraten ist, reichen genau diese sechs Kärtchen, um den Text korrekt wieder abzurufen.

Das Prinzip ist die Reduzierung auf das Wesentliche. Es ist nicht tragisch, wenn man eine Filmhandlung einstweilen nur mit zwanzig Bildern erzählen könnte. Bei einem langen Film mit epischen Verwicklungen ist das ja klar. Aber den Film kennzeichnen, einzigartig machen und eine Idee davon vermitteln können, wovon er handelt, dazu müssen zu guter Letzt sechs reichen. Fotos, Gemälde, Photoshop-Montagen. Nicht auf dem Computer. Ausgedruckt, in Hochglanz und in Farbe. Dann laut erzählen, spielen, vor anderen, mit Händen, Füßen und Grimassen und mit farbiger Sprache. Das ist der private Pitch. Wo hakt es? Wo sage ich, dann kommt es irgendwie von der Situation in die Situation? Wo verliere ich mein Publikum? Wo muss ich zuviel erklären?

Dann das Ende.
Jan Blöd hat geschrieben: Fr 16 Jun, 2017 14:41 Übrigens stimme ich mittlerweile dem zu, dass ein drei Minuten Film nicht unbedingt 5 Wendepunkte braucht, aber drei (Anstoß, Mitte, Ende) sollten zumindest drin sein.
Wir denken Geschichten immer von ihrem Ende her (Godard: "Kino zeigt den Tod bei der Arbeit"). Weil der Ausgang ja die Prämisse "beweist". Tut er das wirklich? Muss die Mutter Seelenfrieden finden? Muss sie sterben? Muss es eine Lösung geben? (EDIT: naja, in einem Film, der Die Vergebung heißt, wäre es u.U. gut, wenn irgend jemandem vergeben würde. Ein offenes Ende ließe die Frage im Raum stehen, die sich m.E. aber ohnehin stellt. Wer vergibt wem und wofür? Man könnte ja auch den Titel ändern: Shit happens).

Richtig ist es, dass der Zuschauer etwas Formales erwartet, das signalisiert, das war's, mehr kommt nicht. Formal wie inhaltlich sind aber die meisten Schlüsse der Cool Down, alles Hochdramatische löst sich auf. Es gibt natürlich Schlusspointen wie bei einem Witz. Dann gibt es einen rein semantischen Punkt. Nachdem der Kampf vorüber war gingen alle ihrer Wege. Ist okay, oft angemessen. Oder die drei Pünktchen, das offene Ende. So verwendet in den meisten Alltagsgeschichten. Hast du das schon gehört? Blablabla ...

Aber das Ende lässt viele verzweifeln. Wie gehen die besten Romane und Filme aus? Antwort: mit Pointe, Punkt oder Pünktchen. Spielt kaum eine Rolle, da die meisten guten Stoffe gar nicht vom Ende her konzipiert sind. A good film is a beginning that never stops beginning.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



MLJ
Beiträge: 2193

Re: Die Vergebung

Beitrag von MLJ »

@Jan Blöd
Ja, ich habe es hautnah erlebt wenn Polizisten so eine Botschaft den Angehörigen überbringen, mehr als einmal und jedes mal war auch zusätzlich eine psychologisch geschulte Beamtin dabei, in Deutschland und hier in Frankreich, so viel dazu. Was die "humoristische Einlage" angeht mit der alten Frau in der Kirche so finde ich das vollkommen deplatziert und lässt es nur damit ins lächerliche abdriften.

Wie ich dir bereits geschrieben habe, gute Grundidee aber nicht ausgereift genug dem man mit einer gründlichen Überarbeitung entgegensteuern könnte. Ich möchte nochmal betonen, dass ich dich in keiner Weise angreifen oder dein Drehbuch schlecht reden will und nur meinen persönlichen Eindruck und Kritik hier wiedergebe, nicht mehr und nicht weniger, okay ? ;)

@Funless
Auch in Hollywood pocht niemand mehr auf "klassische" Drehbücher, das ist Humbug denn ich hatte schon genug davon in den Händen und keines entsprach auch nur im Ansatz den Regeln der "Writers Guild" da sich andere Formen längst etabliert haben und breiten Zuspruch und Akzeptanz finden. Die Idee und Geschichte muss zünden, der Rest ist vollkommen veraltet was das "klassische" Drehbuch angeht :)

Cheers

Mickey
The little Fox.... May U live 2 C the Dawn



Funless
Beiträge: 5502

Re: Die Vergebung

Beitrag von Funless »

MLJ hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 19:22
@Funless
Auch in Hollywood pocht niemand mehr auf "klassische" Drehbücher, das ist Humbug denn ich hatte schon genug davon in den Händen und keines entsprach auch nur im Ansatz den Regeln der "Writers Guild" da sich andere Formen längst etabliert haben und breiten Zuspruch und Akzeptanz finden. Die Idee und Geschichte muss zünden, der Rest ist vollkommen veraltet was das "klassische" Drehbuch angeht :)

Cheers

Mickey
Cool! Gut zu Wissen. Danke für die Info. :-)
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domain
Beiträge: 11062

Re: Die Vergebung

Beitrag von domain »

dienstag_01 hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 13:03 Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Katharsis zum Mörder (völliges Missverständnis von Katharsis) ;-)
Hier wäre es besser von Wandlungen oder Verwandlungen der Protagonisten im Laufe einer Geschichte zu sprechen.
Bei der Katharsis-Konzeption von Aristoteles ist ja bis heute nicht klar, was er eigentlich gemeint hat. Speziell nicht, ob die Katharsis nur bei den Protagonisten des Schauspiels beobachtbar sein, oder auch bei den Zusehern eine reinigende Wirkung entfalten sollte, was Goethe ja ablehnte. Er war der Meinung, dass der Zuseher letzten Endes das Schauspiel nicht aufgewühlt, sondern ausgeglichen und befriedigt verlassen sollte.



Funless
Beiträge: 5502

Re: Die Vergebung

Beitrag von Funless »

Aus meiner persönlichen Sicht muss eine Katharsis nicht immer in die Richtung der seelischen Reinigung, bzw. in "von böse/schlecht zu Gut/Rein" verlaufen, sondern kann durchaus auch in die entgegengesetzte Richtung gehen.

In der Tat wäre der Begriff "Wandlung" jedoch für das Verständnis einiger hier wohl passender gewesen.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



domain
Beiträge: 11062

Re: Die Vergebung

Beitrag von domain »

Unter reinigend, wird ja meist das totale und den Normalbürger abstoßend erscheinende Ausleben von bisher unterdrückten Emotionen verstanden (Familienzusammenführungen und sonstiger Unfug).
Der Zuseher ist einfach baff und bewundert Exzentriker mit den sehr nachvollziehbaren Gefühlsexplosionen, die er selber schon gern längst ausgelebt hätte.
Wenn das dann in einem Film stellvertretend für ihn jemand macht, ist das quasi eine emotionale Befreiung und Identifikation.
Siehe Sicheritzfilme, als genial typische Beispiele (Muttertag, Hinterholz8, Poppitz, MA2412 etc.)
In letzter Zeit auf ORFIII gerne wiederholt.
Alles nicht deutsch-tiefschürfend und schwerwiegend, sondern österr. leicht ;-)

Bild



Jan Blöd

Re: Die Vergebung

Beitrag von Jan Blöd »

An alle, die meinen, dass die Writers Guild of America die ollen Strukturmodelle nicht mehr benutzt. Denen möchte ich zum einen die Seite der Writers Guild (Sektion West) ans Herz legen, und zum anderen ein bestimmtes Buch, erschienen 2008.

Keith Cunningham: Soul of Screenwriting: On Writing, Dramatic Truth, and Knowing Yourself. London/New York 2008.
Oder dieses tolle Buch:
John Truby: The Anatomy of Story: 22 Steps to Becoming a Master Storyteller. London 2008.

Gerade acht Jährchen alt, und lehren immer noch die verschiedenen Strukturmodelle (Akte, Steps, Sequenzen, etc.), natürlich mit Wendepunkte.
Moderne Drehbücher haben nix Neues erfunden, sondern das Alte nur etwas "aufgepeppt".

@ Funless,
Ich stimme Dir zu, dass eine Katharsis in beide Richtungen gehen kann (siehe Schweigen der Lämmer (Buch, nicht Film), zumeist aber wird es in eine Richtung erzählt (von Böse zu Gut). Wahrscheinlich, weil ein Happy End besser zu vermarkten ist.
Im übrigen schreibe ich gerade an einer Geschichte, die in Nazideutschland spielt, und die Entwicklung eines harmlosen Deutschen, der wegen eines Witzes eingesperrt wird, hin zum Widerstandskämpfer, den ausgerechnet sein Feind rettet. Ob ich es jedoch je fertig kriege, und es gut wird (I doubt it), steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall aber ist es eine gute Übung für mich, vor allem, da Dialoge meine Hauptschwachstelle sind.



domain
Beiträge: 11062

Re: Die Vergebung

Beitrag von domain »

Warum bist du eigentlich mit deinen 60 Jahren noch so ehrgeizig?
Habe neulich meine 2. Ex nach 35 Jahren der Trennung wieder getroffen und bin im Begriffe, mit ihr ein halbwegs liebevolles Verhältnis wieder herzustellen. Ich beklagte mich ein wenig über die "Sinnlosigkeit" meiner letzten Jahre in der Rente. Da sagte sie: einen Sinn im Leben gibt es nicht, das Leben selbst ist der Sinn, keine Blume fragt warum sie blüht, kein Hund warum er sein Herrchen beim Wiedersehen stürmisch begrüßt.
Wenn dir nichts anderes einfällt, sagte sie, musst du einfach lernen zu genießen.
Eine wertvolle Ansage.
Also machs dir doch nicht so schwer mit deinen ambitionierten aber kritisierten Drehbuchversuchen dahier, sondern genieße einfach andere Sachen.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die Vergebung

Beitrag von Frank B. »

Manche genießen auch Schmerzen. :D



Jan Blöd

Re: Die Vergebung

Beitrag von Jan Blöd »

Wäre echt toll, Leute, wenn Ihr euch mit dem vorliegenden Drehbuch, und nicht mit ollen Kamellen von mir beschäftigen würdet.



7River
Beiträge: 3750

Re: Die Vergebung

Beitrag von 7River »

domain hat geschrieben: So 18 Jun, 2017 22:33 Warum bist du eigentlich mit deinen 60 Jahren noch so ehrgeizig?
Habe neulich meine 2. Ex nach 35 Jahren der Trennung wieder getroffen und bin im Begriffe, mit ihr ein halbwegs liebevolles Verhältnis wieder herzustellen. Ich beklagte mich ein wenig über die "Sinnlosigkeit" meiner letzten Jahre in der Rente. Da sagte sie: einen Sinn im Leben gibt es nicht, das Leben selbst ist der Sinn, keine Blume fragt warum sie blüht, kein Hund warum er sein Herrchen beim Wiedersehen stürmisch begrüßt.
Wenn dir nichts anderes einfällt, sagte sie, musst du einfach lernen zu genießen.
Eine wertvolle Ansage.
Also machs dir doch nicht so schwer mit deinen ambitionierten aber kritisierten Drehbuchversuchen dahier, sondern genieße einfach andere Sachen.
Und welche anderen Sachen?! Wenn sie nun mal Spaß am Drehbuchschreiben hat. Ist das so schwer zu verstehen?
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



domain
Beiträge: 11062

Re: Die Vergebung

Beitrag von domain »

Du hast recht, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

http://drehbuchautorenforum.xobor.de/t9 ... t-vor.html

Ein gewisser Pfeifenreiniger hat dort geschrieben:
"Dieses Forum ist ein Witz! Hier unterhält sich eine (Gerlinde) mit sich selbst (7River). So etwas kann ich nicht für voll nehmen."
Nun ist auch noch Jan Blöd hinzugestoßen.
Das ist natürlich sehr interessant, wenn es stimmt. Eine reale und zwei fiktive Personen unterhalten sich miteinander.
Besser, als wenn man mit sich selbst Schach spielt ;-)



7River
Beiträge: 3750

Re: Die Vergebung

Beitrag von 7River »

Ich bin in dem Forum aktiv. Also kann ich dort nicht fiktiv sein.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Jan Blöd

Re: Die Vergebung

Beitrag von Jan Blöd »

Also, Leute, in dem Forum, dass ich als "Gerlinde" gegründet habe, sind vier Leute, mit meiner Wenigkeit mit gerechnet. Alle sind weder mit mir verwandt, noch verschwägert, oder eine multiple Persönlichkeit von mir. HIER bin ich Jan Blöd, aber der Jan Blöd in meinem Forum ist jemand aus Hamburg. Ich hatte jemanden in Verdacht (ein ehemaliger User, der im Forum Stress verursachte. 7River weiß, wenn ich meine), aber eine Überprüfung der IP ergab, dass er es nicht ist, also habe ich erlaubt, im Forum zu schreiben, er hat aber bis jetzt noch nichts veröffentlicht. Ein anderer User ist aus einem Schreibforum, in dem ich kurzzeitig war (7River kennt die Gründe, warum ich da nicht mehr bin), und dann natürlich 7River, das "Flaggschiff" des Forums, der Mann, der als Einziger im Forum wirklich GUT schreiben kann!

PS:

Wenn Du schon aus meinem Forum zitierst, dann bitte auch meinen Beitrag mit dazu. Denn das würde einiges erklären:


RE: Komme mir verarscht vor

#2 von Gerlinde , 01.05.2017 05:51

Lieber Pfeifenreiniger,
Oder sollte ich lieber "ThePassenger" sagen? Was soll das? Lass uns endlich in Ruhe! Du bekommst Hier keine Aufmerksamkeit! Und, ich lasse den Bereich vorerst für Gäste offen, weil ich hoffe, dass Du genug Anstand hast, fern zu bleiben.



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