Nein. Was ist die Prämisse des Drehbuchs? Um den Frieden der Seele zu finden, muss die Mutter der toten Tochter vergeben? Was vergeben? Was bedeutet Vergebung in diesem Zusammenhang? Es gibt ja gar keine Schuld, die über einen unglücklichen Sachverhalt hinaus benannt werden könnte. Abgelenkt durch Handy, eine Verkehrs-Ordnungswidrigkeit.
Kannte den Film nicht, dachte also, ich hätte da "Rad" neu erfunden.
Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Der Engel und der ganze andere Zinnober sind Trauer-Bewältigungsstrategien der Mutter, innere Konflikte, die mit Hilfe von religiös gefärbten Wahnvorstellungen ausgetragen werden und mit dem Erschöpfungstod der Mutter enden? Dann würde ich auch so formulieren. Es ist für mich keine interessante Geschichte, weil mich die Schilderung von verpfuschten Leben nicht interessiert. Ich kann da nicht mitfiebern. Want und Need? Moderne Schlagwörter für die gute alte Motivation der Figuren.Jan Blöd hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 10:12Der rote Faden in der Story ist die Trauer der Mutter, die eigentlich sich die "Schuld der Überlebenden" gibt, und, als sie erfährt, dass die Tochter den Unfall verursachte (indirekt), den Sündenbock hatte, den sie für ihren eigenen Frieden brauchte. Der Rest erzählt ihre Entwicklung bis zur Erkenntnis, dass sie sich selbst etwas Gutes tut, wenn sie der Tochter vergibt.
Die Schemata sind nicht falsch, um die Geschichte nach fertigem Exposé und vor dem Drehbuch zu überprüfen und nachträglich zu verbessern, im Rahmen dessen, was du ursprünglich erzählen wolltest. Wenn etwas als sensationelle Plot-Idee stark ist, starke Figuren mit starkem Tatendrang und brennenden Konflikten hat, kann es sich bei den genannten Verbesserungen nur noch um kleine Anpassungen oder Verdeutlichungen handeln. Die Ausgangssituation ist die Konfrontation der Protagonistin mit dem Verlust. Es ist der Aufhänger, das Was-wäre-wenn. Er triggert das Potenzial der Figur, darauf in interessanter Weise und in einem spannenden (weil unvorhersehbaren) Ablauf von Aktivitäten zu reagieren. Eine schwache, abergläubische Kuh, deren Verwirrung den projizierten Geist der ungeliebten* (*Logik und gesunder Menschenverstand) Tochter ins Spiel bringt - das ist total deprimierend, die Handlung ein echter Abtörner.
Ich würde dir da widersprechen. Dein erster Satz hat eigentlich mit dem zweiten Satz garnichts zu tun. Ich muss doch keine feministischen oder psychologischen defizitäre Hintergründe oder Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern haben, um die patriarchalischen Darstellung der Religionen zu hinterfragen. Das ist die gleiche Frage wie die ob Jesus ein Schwarzer war. Von allem was man bisher sagen kann, war Jesus, sollte er wirklich gelebt haben, auf jeden Fall sehr viel weniger weiß als er immer dargestellt wird. Das kann man vollkommen Vorurteilsfrei hinterfragen finde Ich.Frank B. hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 10:17Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Man möchte den patriarchalischen Darstellungen der monotheistischen Religionen eine Erweiterung entgegen setzen oder diese ganz und gar ablehnen.
Im Grunde ist es egal, ob Gott als Mann oder Frau personifiziert ist. Beides hat in unserer Zeit meist lächerliche, komische Züge. Ich muss da automatisch an einige Filmkomödien amerikanischer Produktion denken. Jan schreibt ja auch weiter oben von Komödien wie Bruce Allmächtig.
Das Entscheidende ist für MICH, Gott (manche nennen diese Instanz auch anders oder umgehen diese) sichtbar zu machen in Prozessen wie eben Schuldempfinden (das ist oft irrational, Axel), Vergebung, Liebe, Verlorenheit, Vertrauen u.s w.
Sicher gibt es auch Komödien, die zutiefst ernsthafte Grundgedanken verarbeiten. Sie bleiben dadurch aber eine Komödie.
Irgendwo schreibt Jan, dass er mit der Gestalt eines Engels als alte Frau etwas Humor in den Stoff bringen wollte. Er sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er es wirklich beabsichtigt hat, eine Komödie zu schreiben, denn das scheint es in meinen Augen am ehesten zu sein.
Engel sind im übrigen nicht geschlechtsneutral wie du weiter oben schreibst, Jan. Sie sind in den großen monotheistischen Religionen männlich bzw. Fabelwesen. Erst recht spät in der Geschichte nahmen sie in der bildlichen Darstellung androgyne und erst noch viel später weibliche Züge an und auch Puttengestalt.
Einen Engel als alte Frau darzustellen, bringt zwangsläufig die Vermischung der Mythenwesen Engel und Hexe mit sich. Der Verfasser scheint nicht zu reflektieren, was das auslöst. Ich vermute tatsächlich, dass da einfach nur einige persönliche Defizite eingeflossen sind, die in den Geschichten aufgearbeitet werden.
Der Stoff an sich ist stark. Er spielt sich täglich millionenfach vor unseren Augen und in unseren Herzen ab. Schuldempfinden, Suche nach Vergebung, Prozesse, die dazu führen vergeben zu können oder eben nicht.
Das ist vielleicht der Grundgedanke, den Axel weiter oben eingefordert hat.
Das ist der Kern der Geschichte. Wenn du die aber so oberflächlich und symbolisch einfaltslos und platt auch falsch verpackst, Jan, dann nimmt dich da niemand Ernst.
Die Ernsthaftigkeit des Lebens in eine Komödie zu packen ist nochmal ein großer Schritt. Das können nur Leute, die meilenweit über sich selbst stehen können.
Für einen ernsthaften Film, der eigene Probleme thematisiert, reicht es 1 cm über sich zu stehen. ;)
Da gebe Ich dir Recht. Aber das hinterfragen bezieht sich ja nicht auf die jeweilige Sichtweise des Einzelnnen, sondern auf die offizielle Darstellung der Institution Kirche, in der Jesus eben ein Weisser und Gott ein Mann ist.Frank B. hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 10:53 @Denk,
Ich möchte das versuchen, genauer zu erklären. Es ist vollkommen Wurst, ob Jesus schwarz, weiß, grün oder rot war. Er ist aber für die Schwarzen ein Schwarzer, für die Weißen ein Weißer, für die Grünen ein Grüner und für die Roten ein Roter. Sieh dir mal die Darstellungen in der Kunst der jeweiligen Völker und Kulturen an. Jesus ist immer einer von ihnen. Das ist das Wichtige. Und darüber hinaus, kann man nun nachdenken, was es nun genau ausmacht, dass dieser Jesus immer einer von uns ist. Was beinhaltet das?
Gleiches mit Gott. Er ist weder Mann noch Frau. Aber für einen Menschen, der von seinem Vater geschlagen wurde, kann er kein Vater sein und wenn ers wäre, dann wäre er nicht gut. Ein Dilemma. Man muss sich also fragen, was der Begriff Vater bzw. Herr in einer patriarchalischen Gesellschaft an POSITIVEM beinhaltet. Dieses Positive kann ich natürlich auch auf eine Mutter übertragen. Dass Gott, wenn es ihn gibt, weder ein Mann noch eine Frau ist, dürfte denke ich, jedem klar sein. Das Wesentliche ist es also für uns heute zu fragen, mit welchen Eigenschaften Gott behaftet sein müsste, ihm zugewiesen werden könnten, um in ihm für unser Leben überhaupt eine Instanz zu erkennen.
Genau so versuche ich meine Geschichten zu entwickeln. Gelingt mir aber nicht immer muss ich gestehen.Axel hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 08:30 Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, die Staudammsprengung aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.
Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Oh ja, das ist mein größter Fehler und es passiert mir auch immer wieder. Aus meinem Hirn generierte Figuren entpuppen sich als Versionen von zig mal bereits gesehenem.
Ich bekam noch dazu mal den Ratschlag, dass es auch so geschrieben sein sollte, dass der Film sich vor dem inneren Auge des Lesers abspielt.Axel hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 08:30 Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können.
Ich habe nirgendwo behauptet, dass ich es "drauf" hätte.
Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Mir auch nicht. Die halbfertigen Drehbücher stapeln sich. Drei wären allerdings überreif. Ich bin faul.
Der Zahl sechs begegnete ich noch in anderem Zusammenhang, in meiner letzten Berufsausbildung als Lernmethode "Strukturlegetechnik". Man nimmt einen möglichst ausführlichen Text zu einem Themenfeld, das man beherrschen muss und markiert mit Textmarker Schlüsselbegriffe. Ziel ist es, den Text durch mehrfaches Lesen bereits so verinnerlicht zu haben, dass man mit zwanzig Schlüsselbegriffen auskommt, um ihn inhaltlich zu 100% korrekt wiedergeben zu können, wenn diese - auf zwanzig Karteikärtchen geschrieben und zusammenhanglos auf dem Tisch liegend - sichtbar sind. Man legt dazu die Karteikärtchen in einer bestimmten logischen Ordnung an und referiert vor sich selbst laut über das Thema. Dabei stellt man fest, dass einige der Kärtchen bereits logische Verknüpfungen gebildet haben und die Schlagwörter einem spontan einfallen. Diese Kärtchen zerreißt man und schmeißt sie weg. Dann beginnt man von vorne. Wenn nur noch sechs Kärtchen auf dem Tisch liegen, "sitzt" das Thema. Man kann aufhören zu lernen. Man bräuchte eigentlich auch diese sechs Kärtchen nicht mehr. Aber wenn das Thema nach Wochen und Monaten ein bisschen in Vergessenheit geraten ist, reichen genau diese sechs Kärtchen, um den Text korrekt wieder abzurufen.
Wir denken Geschichten immer von ihrem Ende her (Godard: "Kino zeigt den Tod bei der Arbeit"). Weil der Ausgang ja die Prämisse "beweist". Tut er das wirklich? Muss die Mutter Seelenfrieden finden? Muss sie sterben? Muss es eine Lösung geben? (EDIT: naja, in einem Film, der Die Vergebung heißt, wäre es u.U. gut, wenn irgend jemandem vergeben würde. Ein offenes Ende ließe die Frage im Raum stehen, die sich m.E. aber ohnehin stellt. Wer vergibt wem und wofür? Man könnte ja auch den Titel ändern: Shit happens).
Cool! Gut zu Wissen. Danke für die Info. :-)MLJ hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 19:22
@Funless
Auch in Hollywood pocht niemand mehr auf "klassische" Drehbücher, das ist Humbug denn ich hatte schon genug davon in den Händen und keines entsprach auch nur im Ansatz den Regeln der "Writers Guild" da sich andere Formen längst etabliert haben und breiten Zuspruch und Akzeptanz finden. Die Idee und Geschichte muss zünden, der Rest ist vollkommen veraltet was das "klassische" Drehbuch angeht :)
Cheers
Mickey
Katharsis zum Mörder (völliges Missverständnis von Katharsis) ;-)dienstag_01 hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 13:03 Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Und welche anderen Sachen?! Wenn sie nun mal Spaß am Drehbuchschreiben hat. Ist das so schwer zu verstehen?domain hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 22:33 Warum bist du eigentlich mit deinen 60 Jahren noch so ehrgeizig?
Habe neulich meine 2. Ex nach 35 Jahren der Trennung wieder getroffen und bin im Begriffe, mit ihr ein halbwegs liebevolles Verhältnis wieder herzustellen. Ich beklagte mich ein wenig über die "Sinnlosigkeit" meiner letzten Jahre in der Rente. Da sagte sie: einen Sinn im Leben gibt es nicht, das Leben selbst ist der Sinn, keine Blume fragt warum sie blüht, kein Hund warum er sein Herrchen beim Wiedersehen stürmisch begrüßt.
Wenn dir nichts anderes einfällt, sagte sie, musst du einfach lernen zu genießen.
Eine wertvolle Ansage.
Also machs dir doch nicht so schwer mit deinen ambitionierten aber kritisierten Drehbuchversuchen dahier, sondern genieße einfach andere Sachen.
RE: Komme mir verarscht vor
#2 von Gerlinde , 01.05.2017 05:51
Lieber Pfeifenreiniger,
Oder sollte ich lieber "ThePassenger" sagen? Was soll das? Lass uns endlich in Ruhe! Du bekommst Hier keine Aufmerksamkeit! Und, ich lasse den Bereich vorerst für Gäste offen, weil ich hoffe, dass Du genug Anstand hast, fern zu bleiben.