Pianist hat geschrieben:
Also Moment mal bitte - niemand ist gezwungen, hier zu schreiben.
Niemand ist gezwungen, sich an Gesprächen zu beteiligen, deren Teilnehmer teils lustige Fantasienamen verwenden.
Niemand ist gezwungen, sich in der Öffentlichkeit filmen zu lassen, er könnte ja einfach zu Hause bleiben.
Genauso könnte man fordern, dass jeder auf öffentlichen Wegen und in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Namensschild tragen muss. Man will doch wissen, neben wem man sitzt oder wer noch so an der Haltestelle wartet. ;-)
Es ist und bleibt eine Abwägungsfrage, bei der häufig leider von (einigen) lautstarken Teilnehmern die Extremposition "öffentlich bekanntgegebener realer Name" vertreten wird. Oft wird dabei auch vergessen, dass das kaum umsetzbar ist und man die angegebenen Namen überprüfen müsste.
Pianist hat geschrieben:
Und wenn ein Forenbetreiber möchte, dass die Leute unter einem richtigen Namen schreiben, dann kann sich jeder überlegen, ob er das möchte oder eben nicht. Wenn ihm das nicht gefällt, muss er ja nichts schreiben.
Die Argumentation kann man auch genau andersrum führen: Wer seinen Gesprächspartner noch vor jeder Kontaktaufnahme namentlich kennen will, kann sich woanders umschauen. Mit dem Argument dreht man sich also maximal im Kreis.
Pianist hat geschrieben:
Früher im Usenet war es vollkommen normal, unter richtigem Namen zu schreiben. Wer einen Phantasienamen genutzt hat, wurde weitgehend ignoriert.
Was schätzt Du, wie viele echt klingende Fantasienamen auf einen echten Namen kamen, als das Usenet bereits von mehr als nur ein paar Hochschulmitgliedern genutzt wurde? Wie viele kompetente Leute haben dort nie viel geschrieben, weil sie ihren Namen, beispielsweise aus beruflichen Gründen, nicht mit tausenden viele, viele Jahre lang archivierten Beiträgen in Verbindung gebracht haben wollten?
Pianist hat geschrieben:
Ich habe sowieso nicht verstanden, warum im Internet angeblich immer alles anonym sein muss. Was haben die Leute zu verbergen? Ich schreibe hier nur das, was ich auch unter meinem richtigen Namen schreiben würde und was ich Leuten auch persönlich sagen würde.
In einer idealen Welt könnte man das tun. Leider ist die Welt nicht ideal.
Dies in Kombination mit unkontrollierbarer Öffentlichkeit - es kann jeder auch ohne Anmeldung mitlesen - und der zeitlich unbestimmten Archivierung aller Beiträge, würde grade in professionelleren Bereichen schnell mit dazu führen können, dass man sich sehr genau überlegt, was man wie schreibt. Nicht nur der fachliche Inhalt zählt dann, sondern auch die Form und Sprache.
Auch würde man kontrovers diskutierte Themen eher ausklammern (man will z.B. nicht in das nächste Streitgespräch verwickelt sein, ob diese oder jene technische Entwicklung nun Sinn oder Unsinn ist) und will auch nicht auf dutzende Anfängerfragen antworten - denn womöglich bringt der zukünftige Auftraggeber/Arbeitgeber einen dann mit dem Status "Anfänger" in Verbindung. Und das selbstverständlich so lange, wie die Beiträge irgendwie abrufbar bleiben.
Auch würden man aus genau den gleichen Gründen lieber selbst keine Fragen stellen - denn gute Fachleute stellen keine Fragen, sondern wissen es eben. Zumindest aus Sicht vieler Nicht-Fachleute.
Im Zweifel und bei wenig Zeit schreibt man dann lieber gar nichts.
Risiken, wie die Gefahr von Mobbing, müsste man ebenfalls bedenken, da leider nicht alle Menschen nett sind. Im Grunde ein Fass ohne Boden.
Pianist hat geschrieben:
Hinzu kommt noch, dass ich mir diese ganzen Pseudonyme nicht merken kann. Das ist einfach nicht einprägsam genug.
Nur eine Frage der Gewohnheit. Ich finde das nicht schwieriger, im Gegenteil: Beim der x-ten Herrn/Frau Mustermann, die natürlich alle ihren realen Namen für sich reklamieren und vielleicht maximal an einer willkürlichen Zahl zu unterschieden sind, käme es viel schneller zu Irrtümern.