7River hat geschrieben: ↑Mi 05 Jun, 2024 00:36
-paleface- hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 22:01
Und warum ist Godzilla am Anfang so agil und wird dann durch die Bombe so Puppen-Steif?
Das müsste mit seiner Größe zu tun haben. Und mit der Erdatmosphäre und -Anziehungskraft. In den alten Filmen von früher lief er ebenfalls so charakteristisch.
Das. In den alten Filmen. Wir kommen vom Puppentrick über Godzillakostüme hierher. Das Meer, dem der 60er/70er-Jahre Godzilla entsteigt, ist notgedrungen durch Zeitlupe vergrößert, während es in Wirklichkeit irgendein Schwimmbecken war. Es war für uns Kinder (Godzilla war immer die Sonntag-15-Uhr-Vorstellung für 3 DM) bereits klar, wie die wirklichen Größenverhältnisse waren, schließlich kannten wir auch das wogende Plastikfolienmeer aus der Augsburger Puppenkiste. Die Tiltshift-Romantik ist mMn ein Boomer/GenX-Phänomen.
Und an GMO ist vieles nostalgisch. Sogar offen retro. Man könnte unterstellen: reaktionär. Japanischer Patriotismus wird gerechtfertigt durch Neubewertung dessen, was Heldentum ist. Es ist der Versuch, überkommenen Wertvorstellungen durch ein anderes Narrativ wieder einen Sinn zu geben. Sehr ähnlich ist der deutsche Film Richthofen. Und bei genauer Betrachtung ist das Narrativ nicht anders, nicht neu, nur variiert. „Dieses Land ändert sich nie“, sagt der Kutter-Käpt’n. Es
hat sich geändert, seither. Und der Autor beklagt es in Eternal Zero. Jugendliche ohne nationale Identität …
Ich finde das durchaus problematisch. GMO zeigt positive Werte, Empathie, Solidarität, Mut, ähm, Aufopferungsbereitschaft. Aber alles durch und wegen Godzilla. Godzilla ist wie der Krieg, die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Das zivile Leben ist ohne Pep, lässt uns degenerieren.
Wenn wir aus dem x-ten Ami-Heldenfilm mit seinen degenerierten Helden kommen und GMO sehen und die Geschichten vergleichen, ist das wie bei Oma Werther‘s Echte essen. Gediegene Filmkost. Hurra, die gute alte Zeit! Wir damals haben immer alles aufgegessen und zu schätzen gewusst!
Wie ich weiter oben fragte, was unterscheidet das von Muhammad Atta, der in das WTC kracht? Alles Fiktionen, Hirngespinste, heroische Lügen.
Ich stellte mir vor, wie megageil das 50-er Jahre Publikum GMO („-C“) gefunden haben würde. An
dieses Publikum wendet sich der Film.
Skeptiker hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 22:47
Könnte auch daran liegen, dass wir als Hollywood-geeichte Europäer eine andere Art, Geschichten zu erzählen, gewohnt sind, und dass uns die japanische Art, Emotionen auszudrücken und ihr teilweises Fehlen, wenn erwartet, irritiert.
Es lohnt sich, japanische Filme zu gucken. Natürlich gibt es eine unterschiedliche Mentalität, aber nicht so unterschiedlich, wie man zuerst vermuten könnte. Gemeinsam sind uns Traditionen, denen wir uns gleichzeitig entwurzelt und zu denen wir uns hingezogen fühlen. Blut und Biederkeit. Und trivialer Alltag ist erstaunlich ähnlich. Japanische Krimis sind wie Derrick oder Rosenheim Cops. Dann die berühmt-berüchtigte „dämonische Leinwand“. Bei uns bei gebrochener Geschichte verpönt - aber haben wir uns (wie es Netflix formuliert) „unseren Dämonen gestellt“?
Nein! Unser Schatten ist größer als selbst Godzilla.
Viele finden die Schauspielerei in GMO zu holzschnittartig und theatralisch. Da sage ich als Düsseldorfer (mit hohem Japaneranteil): die reden so. Selbst wenn sie pinkfarbene Irokesenfrisuren haben, klingt es für Nichtjapaner immer, als würde der eine den anderen zum Ehren-Harakiri auffordern.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...