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Interview Bildwinkel tauschen



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Tirom Resse
Beiträge: 18

Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von Tirom Resse »

Hallo zusammen!

Für gewöhnlich wird ja bei einem Interview eine Kamera direkt neben den Interviewer gestellt (nennen wir sie A-Kamera) und einer etwas weiter in die Achse (nennen wir sie B-Kamera). In quasi allen Fällen ist dann die A-Kamera offener und die B-Kamera näher. Ganz selten habe ich mal das mal getauscht gesehen und es viel mir persönlich positiv auf. Ich habe es neulich mal kurz getestet und frage mich, warum die Gestaltung so klar für Kamera A als weiter Bildwinkel und Kamera B mit engen Bildwinkel festgelegt ist.
Meine Frage: Habt ihr es schon mal andersrum gedreht? Was war im Schnitt euer Eindruck? Habt ihr es danach wieder klassisch gemacht? Und warum?
Oder: Habt ihr ein Beispiel im Kopf für eine längere Doku (>30 Minuten) in der es so gemacht wurde?

Viele Grüße,
Tirom



rush
Beiträge: 14793

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von rush »

Moin, wie kommst du darauf das es festgelegt ist?

Prinzipiell ist die Bezeichnung doch irrelevant. Bei uns ist die Nahe eigentlich immer die "A Kamera" aus der Achse neben dem Interviewer und die offene oder bewegte die "B Kamera".

Wir haben manchmal Produktinnen wo man das Interview nur mit einer Kamera vom Stativ beginnt (Nahe quasi aus der Achse des Interviewers neben der Kamera) und später kommt noch eine zweite, meist mobile z.b. am Gimbal für die offeneren Drumherum Shots.

Oder worauf wolltest du hinaus?
keep ya head up



Jott
Beiträge: 22202

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von Jott »

Einfach machen. Es gibt keine Regel. Es gibt sowieso viele Möglichkeiten für nachträgliches Re-Framing, weil sinnvoller Weise in 4K gedreht und in HD geschnitten wird. Wir machen die B-Cam gerne auch als Profil im Gegenlicht. Jeder wie er mag.

Man sieht auch zuweilen zwischendrin mal eine kurze GoPro-Totale als BTS-Schnitt. Why not.



Axel
Beiträge: 16894

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von Axel »

Die Frage ist, ob eine Totale oder Halbtotale irgendwas beiträgt. Sehr modern ist der Interviewte in seinem „natürlichen Habitat“ (Establishing Shot quasi), frontal, entweder zur Kamera sprechend oder zum Interwiewer (der dann natürlich zumindest mal angeschnitten sein sollte). Kamerascheuen oder ungeübten Leuten fällt es oft leichter, zu einem Menschen zu sprechen. Die intimere Nah-(Zoom- oder in der Post eingezoomt, Augenhöhe konsistent!) -Aufnahme wird dann auch für wichtigere oder intimere Statements verwendet. Eine Steigerung der Nahaufnahme ist das Dreiviertelprofil, was auch gleichzeitig etwas distanziert, zum Beispiel, wenn eine Aussage als kontrovers markiert werden soll. Hierfür empfiehlt sich ein Multicam-Setup. Mit HD und zumal UHD steigt die Zahl der Halbtotalen, die den ganzen Menschen im Raum zeigen. Die Wirkung ist einerseits, dass die Bildkomposition (wie sitzt/steht der Mensch im Raum?, Blocking, Licht, negative space, Raumausstattung/Ambiente) wichtiger wird. Und andererseits, dass Schnitte dynamischer werden. Der Youtube-Influenzer-Crop ist verglichen mit diesen Optionen nur eine kleine Versalie.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Tirom Resse
Beiträge: 18

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von Tirom Resse »

rush hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 09:09 Moin, wie kommst du darauf das es festgelegt ist?
Na weil man es kaum anders sieht. Oder kannst du mir aus dem Kopf eine Doku (>30 Minuten) nennen, in der die Interviewer-nahe Kamera einen engen Bildwinkel (close, nur Kopf) und die Interviewer-ferne Kamera einen weiten Blickwinkel hat (halbtotal, halber Körper oder mehr)?
rush hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 09:09 Prinzipiell ist die Bezeichnung doch irrelevant.
Ja. Ich dachte, dass, wenn man für den Thread kurz die Bezeichnungen A und B wählt, dann die Unterhaltung einfacher würde.
Jott hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 10:03 Einfach machen. Es gibt keine Regel.
Nein, aber es gibt gute Gründe manchen Quatsch nicht zu machen (z.B. Achssprung beim Interview). Und vielleicht ist es ja auch eine Quatsch-Idee. Genau deswegen frage ich. Hast du denn schon mal die Bildwinkel getauscht? Also Nah am Interview und in der Achse (gerne auch im Gegenlicht) die halbnahe Einstellung?
Axel hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 10:42 Die intimere Nah-(Zoom- oder in der Post eingezoomt, Augenhöhe konsistent!) -Aufnahme wird dann auch für wichtigere oder intimere Statements verwendet.
Aber warum ist die "intimere" Kamera, die Kamera, die den Menschen mehr im Profil zeigt? Warum sieht man so selten die Naheinstellung nahezu frontal und die Halbtotale im Profil?

Ich weiß, dass ich es schon mal in Dokus gesehen habe. Aber mir viel keine mehr ein und auch in letzter Zeit waren alle Dokus (egal ob Netflix, BBC, Arte, ...) immer im gleichen Schema: Kamera A halbtotal, Kamera B close. (Plus ggf. weitere Kameras, wie von euch oben beschrieben.)

Und weil es so selten ist, dachte ich mir, ich frage einfach mal.



pillepalle
Beiträge: 10502

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von pillepalle »

Tirom Resse hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 20:36 Aber warum ist die "intimere" Kamera, die Kamera, die den Menschen mehr im Profil zeigt? Warum sieht man so selten die Naheinstellung nahezu frontal und die Halbtotale im Profil?
Die intimere ist die Nahe, egal von wo. Es kommt ja auch immer auf das Bild an was man haben möchte. Soll der Interviewer zu sehen sein, oder nicht, usw. Ich hab's jedenfalls auch schon so gemacht, dass die Nahe die frontalere ist und die Halbnahe/Totale mehr im Profil. Man sollte eben nur nicht, wie du auch schon selber richtig gesagt hast, den Interviewer zwischen zwei Kameras setzen, weil sich dann die Blickrichtung ändert.

VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.



Tirom Resse
Beiträge: 18

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von Tirom Resse »

pillepalle hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 21:22 Die intimere ist die Nahe, egal von wo. Es kommt ja auch immer auf das Bild an was man haben möchte. Soll der Interviewer zu sehen sein, oder nicht, usw. Ich hab's jedenfalls auch schon so gemacht, dass die Nahe die frontalere ist und die Halbnahe/Totale mehr im Profil. Man sollte eben nur nicht, wie du auch schon selber richtig gesagt hast, den Interviewer zwischen zwei Kameras setzen, weil sich dann die Blickrichtung ändert.
Den Begriff intim wollte ich auch nicht in Frage stellen. Meine Frage ist: Warum wird der profilige Blick auf den Menschen so oft für die intime/close/telige Einstellung verwendet und während der frontale Blick auf den Menschen halb-nah/weit ist?
Du schreibst, du hast das schon mal anders herum gemacht. Hat der Wechsel irgendetwas in dir oder deinem Publikum ausgelöst (positiv oder negativ)?



pillepalle
Beiträge: 10502

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von pillepalle »

Ob das beim Zuschauer was auslöst, kann ich nicht sagen. Bei mir ist es vor allem von der Situation abhängig. Was muss auf die Totale und wo habe ich einen schönen Hintergrund für die Nahe? Ich persönlich mag profilige Nahe auch nicht besonders. Dann stelle ich lieber zwei Kameras nah nebeneinander. Aber manchmal habe ich Kunden die wollen die zwei Sichten dann unterschiedlicher haben... eigentlich total idiotisch, aber der Kunde ist bekanntermaßen König :)

VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.



dienstag_01
Beiträge: 14447

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von dienstag_01 »

Wenn die Kamera genau in der Achse des Sprechers steht, ist der Zuschauer der Angesprochene. Aus der Achse raus ist er mehr der Beobachter.
Wahrscheinlich fühlt sich der Mensch wohler, wenn nicht in Großaufnahme auf ihn eingesprochen wird und der beobachtende (unauffällige) Blick geht dann schon auch mal näher.



iasi
Beiträge: 28477

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von iasi »

Tirom Resse hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 22:26
pillepalle hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 21:22 Die intimere ist die Nahe, egal von wo. Es kommt ja auch immer auf das Bild an was man haben möchte. Soll der Interviewer zu sehen sein, oder nicht, usw. Ich hab's jedenfalls auch schon so gemacht, dass die Nahe die frontalere ist und die Halbnahe/Totale mehr im Profil. Man sollte eben nur nicht, wie du auch schon selber richtig gesagt hast, den Interviewer zwischen zwei Kameras setzen, weil sich dann die Blickrichtung ändert.
Den Begriff intim wollte ich auch nicht in Frage stellen. Meine Frage ist: Warum wird der profilige Blick auf den Menschen so oft für die intime/close/telige Einstellung verwendet und während der frontale Blick auf den Menschen halb-nah/weit ist?
Du schreibst, du hast das schon mal anders herum gemacht. Hat der Wechsel irgendetwas in dir oder deinem Publikum ausgelöst (positiv oder negativ)?
Man kann es von der Funktion/dem Zweck her betrachten.
Die erste Einstellung soll dem Zuschauer einen Überblick über den Ort und die Konstellation zwischen den Personen vermitteln.
Dann folgt die Nahe:
Man will den Personen in die Augen blicken, um auch das Nonverbale wahrnehmen zu können.

Wenn nicht etwas in der Halbnahe/Totale geschieht, das dem Zuschauer gezeigt werden sollte/muss, macht keinen Rücksprung. Grundlos sich "zu entfernen" irritiert den Zuschauer und lenkt ihn von dem ab, was der Interviewte mitzuteilen hat.
Eigentlich wäre doch für einen Umschnitt eine Nahe auf den Interviewer sinnvoller, weil wirkungsvoller.



rush
Beiträge: 14793

Re: Interview Bildwinkel tauschen

Beitrag von rush »

iasi hat geschrieben: So 29 Jun, 2025 23:04
Eigentlich wäre doch für einen Umschnitt eine Nahe auf den Interviewer sinnvoller, weil wirkungsvoller.
Persönlich finde ich solch "Behiflschnitte" eines nickenden Interviewers eher semi optimal und manchmal ist das auch aus verschiedenen Gründen gar nicht gewünscht. Daher präferiere ich dann schon einen Umschnitt auf den Protagonisten - sei es noch näher z.B. auf die Augen oder eben etwas offener/profilig/Off axis wenn eine zweite Kamera zur Verfügung steht.

Anders mag es sein wenn der Interviewer im ganzen "Film" immer wieder mal auftaucht und entsprechend für den Zuschauer etabliert ist.

@Tirom: Ich kann dir da ad hoc keine genauen Beispiele nennen, aber wenn wir eine Mehrkameraproduktion eines Interviews fahren ist es oft wie von mir oben beschrieben:
Die Nahe aka Kamera 1 ist knapp neben der Achse des Reporters und die offenere meist leicht Off axis oder profilig platziert - meist auch in Bewegung (Gimbal) als Establisher und daher entsprechend offener.

Es stimmt das in Dokus gern die Totalere aus der Achse kommt - aber einen wirklich triftigen Grund gibt es eigentlich nicht. Außer man produziert in 4k+ und zieht aus dieser Einstellung bereits zwei Schnitte.
Dann kann natürlich eine ergänzende Kamera off axis platziert werden und entsprechende Close Up's bedienen.

Am Ende gibt es da aber kein richtig oder falsch würde ich meinen sondern - es sollte halt zur jeweiligen Situation entsprechend den gewünschten Inhalt transportieren.

Es kann z.B. einen Unterschied machen ob jemand etwas sehr persönliches von sich selbst erzählt oder ob jemand über jemand anderen spricht. In letzterem Fall wäre eine Nahe außerhalb der Achse für mich eher denkbar weil weniger persönlich.

Aber wie gesagt - das sollte man nicht dogmatisch betrachten sondern darf gerne kreativ damit spielen
keep ya head up



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