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Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023



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Skeptiker
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Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Poor Things (Giorgos Lanthimos, 2023)

Um nur die 3 Haupfiguren zu nennen:
Emma Stone als Bella Baxter
Mark Ruffalo als Duncan Wedderburn
Willem Dafoe als Dr. Godwin Baxter (von der wiedererweckten Bella mit 'God' angesprochen)
Besondere Erwähnung: Fassbinder-Ikone Hanna Schygulla ist auch dabei und gibt sich als schrullig-weise Begegnung auf Bella Baxters Schiffspassage keine Blösse!

Dass ich das mal wieder erleben darf: Lange nicht mehr einen so erfrischend schrägen Film mit Vergnügen gesehen (weit abseits von stereotypen Endlos-Wiederholungen bewährter Hollywood-Rezepte)!

Eine Frau wird neu geboren und bricht alle Tabus ihrer Welt und Zeit (und der Film hält sich auch an die Devise!). Erinnert an wen? Richtig, an Barbie (2023). 'Geboren' als Plastik-Püppie fürs Kinderzimmer, aber jetzt im Film zu Höherem berufen (man erinnert sich an des hölzernen Pinocchios Bestreben oder an Mr. Data's positronischen Wunschtraum).

Dazu Traum-Kulissen an der Grenze zum Kitsch, ähnlich wie in Wes Andersons "Asteroid City" (oder auch den früheren Bilderwelten und Geschichten von Jean-Pierre Jeunet), nur dass Poor Things im Gegensatz zu Andersons eher sterilen Bilderwelten und Storys Fleisch und Blut hat - und das nicht zu knapp auch zeigt.

Willem Dafoe als Dr. Frankenstein, Emma Stone als seine Kreatur und Schülerin, und Mark Ruffalo als scheinbar unwiderstehlicher Don Juan, der bei Bella Baxter zunächst über Grenzen hinausgeht, aber schliesslich hart an seine Grenzen stösst.

Im Prinzip die dunkle Variante der Barbie-Story: Da in harmlose, bunte Plastikwelten verpackt als Hollywood-Musical inszeniert, hier dunklen, längst vergangenen Laborwelten entsprungen als Aufbruch in eine Welt voller Falltüren, in der die Konventionen sprengende Unbefangenheit einer mutigen Entdeckerin schliesslich siegt.

Und Mut zeigen hier alle, die sich cineastisch für das gute Ziel entblössen: Natürlich Emma Stone, aber auch ihre mimischen Mitstreiter und natürlich die Filmemacher dieser moralisch-unmoralischen Gesellschaftsgruselei wider den engstirnigen Zeitgeist.
Ach ja: Die Schlusspointe sitzt ebenfalls (und zeigt den/uns Kino-Voyeuren nochmal, worum's hier eigentlich geht)! ;-)



Axel
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

@Skeptiker
Danke, das gucke ich mir am Samstag an.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Skeptiker
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Axel hat geschrieben: Do 25 Jan, 2024 05:43 @Skeptiker
Danke, das gucke ich mir am Samstag an.
Dann bin ich gespannt, ob Du dem skurrilen Treiben (Motto: 'Let's misbehave') in Weitwinkel-Sicht etwas abgewinnen kannst. Jedenfalls gute Unterhaltung! ;-)



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Ich finde es immer wieder beachtlich, wie unterschiedlich doch der Filmgeschmack sein kann :D
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Axel
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

Skeptiker hat geschrieben: Do 25 Jan, 2024 06:17Dann bin ich gespannt, ob Du dem skurrilen Treiben (Motto: 'Let's misbehave') in Weitwinkel-Sicht etwas abgewinnen kannst.
In den ersten Minuten war ich etwas beunruhigt, weil sich eine ungute Mischung aus die schreckliche Welt der Amelie und Wes Anderson abzuzeichnen schien, mit anstrengender, hurziger Filmmusik und einer Art erwachsener Pippi Langstrumpf. Da du es erwähnst: nein, Weitwinkel-Sicht ist nicht so mein Ding, geschweige denn Türspion-Fischaugen.
Bald stellte sich heraus, dass das überaus interessante Thema kaum anders als durch forcierten Unernst (um nicht zu sagen Albernheit) durch phantastische Sets und verzerrte Sicht ("Kinderaugen") hätte angegangen werden können. Die Urneurose der Männer, alleine die Deutungshoheit darüber zu haben, was Sex und Erotik sind, wird nicht durch den männlich-voyeuristischen Blick denunzierbar, den wir gewohnt sind. Es ist eine Satire und eine Utopie zugleich. Wir, mein Filmkumpel und ich, waren in einer Nachmittagsvorstellung und unterhielten uns anschließend beim Essen über den Film. Die Vorstellung war etwa drittelvoll, was aber durchaus damit zusammenhängen kann, dass heute Mittag dem Vernehmen nach 100.000 Menschen in der Stadt gegen Rechts demonstriert hatten und auf den Straßen eine volksfestartige Stimmung herrschte.
Bei der erwähnten Utopie dachte ich an Amsterdam, der für die Darstellung der ungewöhnlichen Liebesbeziehung ebenfalls mit schrägem Humor die Grundierung schaffte. Auch Eyes Wide Shut (der einmal als Komödie mit Steve Martin von Kubrick geplant gewesen war) ist eine Zote, wenn man es runterbricht auf das Wesentliche: ein braver Mann, konfrontiert mit den Sexphantasien seiner Frau, fährt einen total abstrusen Film.
Frank Glencairn hat geschrieben: Do 25 Jan, 2024 07:16 Ich finde es immer wieder beachtlich, wie unterschiedlich doch der Filmgeschmack sein kann :D
Na, zum Glück!
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Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Wahrnehmung.

Abgesehen davon, daß mir das ganze zu Slapstick mäßig ist, und die Ästhetik absolut nicht mein Fall, ist auch meine inhaltliche Wahrnehmung ne völlig andere als die von z.B. Skeptiker oder Axel.
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Axel
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 03:54 Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Wahrnehmung.

Abgesehen davon, daß mir das ganze zu Slapstick mäßig ist, und die Ästhetik absolut nicht mein Fall, ist auch meine inhaltliche Wahrnehmung ne völlig andere als die von z.B. Skeptiker oder Axel.
Wie erwähnt, „mein Fall“ ist die Ästhetik auch nicht. Nicht immersiv, eher theatralisch als cinematisch. Gilt auch für die Dialoge. Aber was hast du inhaltlich anders verstanden?
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Darth Schneider
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Darth Schneider »


Ich finde jetzt den Trailer visuell auch eher schräg, wobei das nicht negativ sein muss, wenn das zum Film so passt. Inhaltlich und die Dialoge scheinen interessant zu sein.

Ist doch grundsätzlich cool, wenn die Macher mutig sind und mal was ganz anders probieren.
Und ich mag die Emma Stone.
Ich schau mir den Film jedenfalls an.

Ihm scheint der Film gefallen zu haben…


Wobei besser als Barbie ? Sehr harte Nuss zum knacken.;))

Gruss Boris



Darth Schneider
Beiträge: 19515

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Darth Schneider »

Und schaut mal, die Sets sehen echt toll aus..

Gruss Boris



Axel
Beiträge: 16309

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

Komischerweise wäre ich auf das Attribut „feministisch“ gar nicht gekommen. Ist natürlich nicht weit hergeholt, aber für mich impliziert es Geschlechterkampf („if there‘s war between the sexes, then there‘ll be no people left“ - Joe Jackson) und nicht Lust und Liebe. Anarchie? Gefühlt passender.

Las, dass nicht nur alte Kameras verwendet wurden, sondern auch Umkehrfilm, den es bislang von Kodak nur bis 16 mm gab und der speziell für diesen Film in 35 mm hergestellt wurde.
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markusG
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Axel hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 07:42Wie erwähnt, „mein Fall“ ist die Ästhetik auch nicht. Nicht immersiv, eher theatralisch als cinematisch.
Empfinde ich anders. Klar hätte bis zu einem gewissen Grad auch als Bühnenstück funktionieren können, aber es wurde durch und durch cinematisch realisiert. Ob einen dieses plakative dabei gefällt so dahingestellt.

Immersion finde ich ist auch der falsche Begriff. (Spiel-)Filme ähneln ja eher Träumen, wo dann auch mal andere Perspektiven oder auch Realitätsverzerrungen möglich sind. Das zieht sich ja vom Framing, Grading, Bühnenbild, Dialogen usw. durch sämtliche Gestaltungsgegeben. Ich habe jedenfalls keine "Doku" oder so erwartet, in der kann "mittendrin" ist.

Aber klar, wer diese Surrealität schon bei Wes Anderson oder Jean-Pierre Jeunet befremdlich findet wird wohl auch mit Poor Things sehr wahrscheinlich nicht warm werden.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

markusG hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 09:49 Aber klar, wer diese Surrealität schon bei Wes Anderson oder Jean-Pierre Jeunet befremdlich findet wird wohl auch mit Poor Things sehr wahrscheinlich nicht warm werden.
Mit den beiden kann ich nicht viel anfangen, ist mir zu gewollt und gezwungen. Tim Burton tendenziell schon eher (manchmal), Terry Gilliam (da Schmitt Steampunk erwähnte) ist wieder eine andere Hausnummer. Bei Poor Things wurde ich warm, weil der Stil letzten Endes zum Inhalt passte. Unter Immersion verstehe ich das Eintauchen in die Welt des Films, gefördert durch dessen Stil. Das wird hier - mMn absichtlich - erschwert. Wie auch immer, wir können uns endlos über filmischen Stil unterhalten, unterm Strich zählt die erzielte Wirkung. Der Film versetzte mich in eine heitere Hochstimmung, mir gefiel der, äh, Übermut. Immer wenn es mir an nahtlos passenden Worten fehlt, hat ein Film für mich etwas richtig gemacht.
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Frank Glencairn
Beiträge: 23208

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 10:16 Unter Immersion verstehe ich das Eintauchen in die Welt des Films, gefördert durch dessen Stil. Das wird hier - mMn absichtlich - erschwert.
Ja, das ganze ist eigentlich ne Aneinanderreihung von - sich ständig in der Vordergrund spielenden - Gimmicks und Kamera Mätzchen, die natürlich immer im Verdacht stehen inhaltlich irgendwas kompensieren zu müssen.

Im Prinzip wie ein schlechter Witz, der dir danach auch noch erklärt wird, und selbst dann nur ein Schulterzucken hervorruft.

Aber wenn du Spaß dran hattest, ist ja alles gut.
Aus dem Kino zu kommen, mit dem Gefühl daß man gerade 20 Euro und 2 Stunden Lebenszeit verbrannt hat, wäre ja auch eher frustrierend.
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markusG
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 12:10 Ja, das ganze ist eigentlich ne Aneinanderreihung von - sich ständig in der Vordergrund spielenden - Gimmicks und Kamera Mätzchen, die natürlich immer im Verdacht stehen inhaltlich irgendwas kompensieren zu müssen.
Finde ich nicht, es ist im Grunde alles eine in sich greifende Ausdrucksform, quasi die komplette Äquivalenz von Form und Inhalt, es gibt quasi keine einseitige Hierarchie, was ja zu dem Grund-Thema von Bella passt.



Skeptiker
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Axel hat geschrieben: So 28 Jan, 2024 10:16 ... Der Film versetzte mich in eine heitere Hochstimmung, mir gefiel der, äh, Übermut. Immer wenn es mir an nahtlos passenden Worten fehlt, hat ein Film für mich etwas richtig gemacht.
Wenn ich nur einen Satz aus dem bisher hier Geschrieben unterzeichnen dürfte, dann am ehesten den obigen (mit dem Wort "Übermut") - so erging's mir nämlich auch! ;-)

Ausserdem finde ich die zuvor verlinkte Filmkritik von Wolfgang M. Schmitt interessant und treffend.

Auch ein Blick in die Biografie von Alasdair Gray (verstorben 2019) und auf die (in die) gleichnamige Buchvorlage des Schotten, könnte interessant sein:

Auf Wikipedia am besten auf Englisch (ist ausführlicher):
Alasdair Gray
https://en.wikipedia.org/wiki/Alasdair_Gray

Er wird als schottischer Nationalist/Patriot beschrieben, der für die schottische Unabhängigkeit eintrat. Und er wird auch als vielseitiger Künstler und Freigeist beschrieben, der seine künstlerischen Spuren hinterlassen hat (man beachte die Abbildung seines blauen Wandgemäldes in Glasgow).

Zitat aus dem Wiki-Artikel:
Will Self (ein englischer Schriftsteller und Jounrnalist, geb. 1961) has called him "a creative polymath with an integrated politico-philosophic vision"[63] and "perhaps the greatest living [writer] in this archipelago today".
Gray described himself as "a fat, spectacled, balding, increasingly old Glasgow pedestrian" (der Mann hatte offensichtlich Selbstironie!).

Über seinen Roman Poor Things (1992) liest man:
" ... discusses Scottish colonial history via a Frankenstein-like drama set in 19th-century Glasgow. ..."

Zum Dr. Frankenstein des Films, der dort Godwin Baxter heisst, kann einem noch einfallen, dass die Autorin von "Frankenstein; Or, The Modern Prometheus" (1818), Mary Shelley, als Mary Godwin geboren wurde, und dass ihr Vater, William Godwin, der die Tochter nach dem frühen und plötzlichen Tod seiner Frau Mary Wollstonecraft allein aufzog (erinnert irgendwie an Bella Baxters geistiges Neu-Aufwachsen im Film), ein Buch veröffentlichte mit dem Titel "Memoirs of the Author of A Vindication of the Rights of Woman (1798)", das an den unabhängigen Geist seiner Frau erinnern sollte (die ihr Werk zu den Frauenrechten 1792 veröffentlicht hatte), das aber wegen der im Buch (in guter Absicht, zur Illustration ihres Verzichts auf Konventionen) freimütig geschilderten Affären seiner Frau auf die Ablehnung der englischen Gesellschaft stiess ("unmoralischer Lebenswandel").

Und zu Giorgos Lanthimos' Film (ohne seine übrigen Filme zu kennen) fällt mir seltsamerweise auch der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis ein, der mit dem kürzlich verstorbenen Wofgang Schäuble im "philosophischen" Dauerzwist lag, wie man mit den griechischen Staatsschulden umgehen sollte: Schäuble beharrte auf "Sparen" (Stichwort Austeritätspolitik), Varoufakis fand das Gegenteil - da stiessen zwei ziemlich harte, aber auch helle (im Sinne von 'die Standpunkte auf ihre jeweilige Art gut begründende') Köpfe/Philosophien aufeinander.

Es sieht so aus, als ob die griechische Tradition, die Dinge grundsätzlich zu beleuchten - fussend auf all ihren antiken Vertretern (Philosophen genannt, die Weisheitsliebenden) - noch weiterlebt (und zudem daran erinnert, dass auch das Wort "Theater" ein griechisches ist). ..



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Skeptiker hat geschrieben: Mi 24 Jan, 2024 22:31

Im Prinzip die dunkle Variante der Barbie-Story: Da in harmlose, bunte Plastikwelten verpackt als Hollywood-Musical inszeniert, hier dunklen, längst vergangenen Laborwelten entsprungen als Aufbruch in eine Welt voller Falltüren, in der die Konventionen sprengende Unbefangenheit einer mutigen Entdeckerin schliesslich siegt.
Ich sehe da eigentlich hauptsächlich eine Mischung aus Altherren Fantasien und sozialistischer Agitation.

Und genau das hab ich oben mit "unterschiedlicher Wahrnehmung" gemeint.
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markusG
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:15 Ich sehe da
Hast du den Film eigentlich im Kino gesehen? Oder nur den Trailer?

Du hast ja weiter oben geschrieben dass die Ästhetik absolut nix für dich ist, die aber schon im Trailer ersichtlich war - bist du dann dennoch ins Kino?



Axel
Beiträge: 16309

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

markusG hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:43 Hast du den Film eigentlich im Kino gesehen? Oder nur den Trailer?
Habe ich mich auch gefragt.
markusG hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:43Du hast ja weiter oben geschrieben dass die Ästhetik absolut nix für dich ist, die aber schon im Trailer ersichtlich war - bist du dann dennoch ins Kino?
Der Trailer hat mir auch nicht gefallen. Ich vertraute eher auf Skeptiker. Nicht, weil er automatisch Recht hat, sondern weil ich in der Vergangenheit bemerkt habe, dass wir ähnlich über Filme denken.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

markusG hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:43
Hast du den Film eigentlich im Kino gesehen? Oder nur den Trailer?

Du hast ja weiter oben geschrieben dass die Ästhetik absolut nix für dich ist, die aber schon im Trailer ersichtlich war - bist du dann dennoch ins Kino?
Nein, ich basiere das auf dem Trailer, den Inhaltsbeschreibungen (Buch und Film), und ungefähr 10 oder 12 verschiedenen Kritiken/Reviews (welche mich dann letztendlich davon abgehalten haben ins Kino zu gehen).
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Skeptiker
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:15
Skeptiker hat geschrieben: Mi 24 Jan, 2024 22:31
Im Prinzip die dunkle Variante der Barbie-Story: Da in harmlose, bunte Plastikwelten verpackt als Hollywood-Musical inszeniert, hier dunklen, längst vergangenen Laborwelten entsprungen als Aufbruch in eine Welt voller Falltüren, in der die Konventionen sprengende Unbefangenheit einer mutigen Entdeckerin schliesslich siegt.
Ich sehe da eigentlich hauptsächlich eine Mischung aus Altherren Fantasien und sozialistischer Agitation.

Und genau das hab ich oben mit "unterschiedlicher Wahrnehmung" gemeint.
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Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 09:08
markusG hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 08:43
Hast du den Film eigentlich im Kino gesehen? Oder nur den Trailer?

Du hast ja weiter oben geschrieben dass die Ästhetik absolut nix für dich ist, die aber schon im Trailer ersichtlich war - bist du dann dennoch ins Kino?
Nein, ich basiere das auf dem Trailer, den Inhaltsbeschreibungen (Buch und Film), und ungefähr 10 oder 12 verschiedenen Kritiken/Reviews (welche mich dann letztendlich davon abgehalten haben ins Kino zu gehen).
Das ging mir ja ähnlich mit Barbie (den Du kürzlich hier als den für Dich sehenswertesten (bzw. interessantesten neben vielen uninteressanten) Kinofilm 2023 bezeichnet hast): Ich sah mir den Trailer an, ich sah mir Kritiken bzw. Inhaltsbeschreibungen an, ich entschied mich schliesslich, dass Oppenheimer der richtige Film für mich sei (ich war vorher skeptisch gewesen, ob Nolan daraus vielleicht einen schrillen Effekt-Kracher wie "Batman" machen würde - gut, dass er darauf verzichtet hat).

"Altherrenfantasie": Der Autor Gray ist am 28. Dez. 1934 geboren und der Roman "Poor Things" erschien 1992. Er war also 57+ Jahre alt - schon ein älterer Herr, stimmt!

Ich zitiere aus dem Wiki-Artikel zum Buch:

Poor Things: Episodes from the Early Life of
Archibald McCandless M.D., Scottish Public
Health Officer

is a novel by Scottish writer Alasdair Gray,
published in 1992.

It won the Whitbread Award and the
Guardian Fiction Prize the same year.[1][2] M.D., Scottish Public Health

The novel was called "a magnificently brisk, funny, dirty, brainy book" by the London Review of Books. It is a departure from Gray's usual subject-matter of Glasgow realism and fantasy. However, its Victorian narrative takes in Gray's previous concerns with social inequalities, relationships, memory and identity.

Es geht also auch, aber nicht nur um Altherrenfantasien oder allgemein um sinnliche Fantasien (um S-e-x als Vitalkraft sozusagen), die im Film auch deutlich ausgelebt werden. Darüber kann man sich streiten: War das nötig? War es zu viel? Brachte das die Geschichte voran? War Bellas Bordell"karriere" Teil ihrer weiblichen Emanzipation oder eher das Gegenteil?
Aber wären es nur Altherrenfantasien im Sinne von anregendem Voyeurismus ("Schmuddelkram"), wären in den Kritiken, die ich gelesen habe (bei Rottentomatoes alle Kurz-Auszüge aus den Kritiker-Kritiken und mich auch sonst umgesehen), nicht so viele positive Statements von Frauen vertreten.

"sozialistische Agitation": In Grays Biografie liest man, dass er als Kind im Osten Glasgows mit einer 'Working Class'-Familie in einer Sozialsiedlung aufwuchs. Da kann es schon mal passieren, dass man sich gedanklich mit der einen oder anderen sozial/-en/-istischen Idee bzw. der Frage nach Gerechtigkeit und gleichen (Bildungs-)Chancen beschäftigt.

Für mich hat sich der Film gelohnt: Ich kannte Alasdair Gray vorher nicht (und habe mir mittlerweile auch seine Bilder (viele Portraits) angeschaut), ich kannte "Poor Things" vorher nicht, ich kannte Giorgos Lanthimos vorher nicht, ich kannte Emma Stone aus einem Woody Allen-Film, aber da war sie bekleidet ;-) - es gibt und gab Filme (auch spektakuläre), die habe ich nach dem Kinobesuch gleich wieder vergessen weil es kein 'Echo' gab, bei diesem ist es anders, und das liegt nicht nur an Bellas erotischen Eskapaden!



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Skeptiker hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 13:51

Altherrenfantasien im Sinne von anregendem Voyeurismus ("Schmuddelkram"),

Das hab ich nicht gemeint, sondern die Phantasie der leicht verfügbaren, naiven und promiskuitiven Kindfrau - quasi das Lolita Prinzip, aber erweitert um den Körper einer erwachsenen Frau.
Skeptiker hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 13:51
Da kann es schon mal passieren, dass man sich gedanklich mit der einen oder anderen sozial/-en/-istischen Idee bzw. der Frage nach Gerechtigkeit und gleichen (Bildungs-)Chancen beschäftigt.
Wenn es nur die ein-oder andere Idee wäre...

My stories try to seduce the reader by disguising themselves as sensational entertainment, but are propaganda for democratic welfare-state Socialism and an independent Scottish parliament. My jacket designs and illustrations—especially the erotic ones—are designed with the same high purpose
Sieht aus als ob du erfolgreich "seduced" wurdest ;-)
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Darth Schneider
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Darth Schneider »

Äm Frank,
ich hab ja den Film noch nicht gesehen und weiss somit nicht ob das eine art Fantasy Lolita Film ist oder sein sollte.
Aber Emma Stone ist jedenfalls 35…Also ne ziemlich doofe Wahl für eine Lolita..
Zu alt, auch nicht sooo sexy..;))

So wie es im Trailer für mich aussieht soll sie mehr wie eine lebendig gewordene Puppe rüberkommen. Anfangs nach der Wiedergeburt natürlich unerfahren, darum tollpatschig und noch kindlich…
Wie ein hübsches, weibliches Gegenstück vom Monster Frankenstein.

Ich sehe jetzt da bis jetzt nicht wirklich eine Lolita.
Aber vielleicht lieg ich damit auch voll falsch…
Gruss Boris



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Aus dem Trailer allein kann man das auch tatsächlich nicht entnehmen.
Wenn es dich interessiert schau dir mal die Buch, bzw. Filmbeschriebung auf Wiki an.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Skeptiker
Beiträge: 5959

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 14:44
Skeptiker hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 13:51

Altherrenfantasien im Sinne von anregendem Voyeurismus ("Schmuddelkram"),
Das hab ich nicht gemeint, sondern die Phantasie der leicht verfügbaren, naiven und promiskuitiven Kindfrau - quasi das Lolita Prinzip, aber erweitert um den Körper einer erwachsenen Frau.
"Naiv", ja. Und auch etwas autistisch. "Verfügbar", ebenfalls. Aber aus aktiver Rolle. Aus Neugier. Aus Übermut, wie Axel zuvor schrieb.
Kein passives Opfer - jedenfalls nicht, dass sie sich dessen bewusst wäre.

Sie will das Leben leben und erkunden, ohne Gewissenbisse und ohne Moral (die kommt später hinzu). Hier nicht als "das Kind im Manne", sondern das Kind in der Frau. Sie stürzt sich ins Abenteuer und lässt links und rechts diejenigen verwirrt, enttäuscht, ernüchtert am Wegesrand zurück, die dachten sie hätten mit dieser etwas seltsamen (um nicht zu sagen imbezilen) Leichtlebigen auch ein leichtes Spiel.

Das ist das Spannende an der Geschichte - der Wandel von der tollpatschigen Wiedergeborenen zu derjenigen, die ihre Schlüsse aus dem Erlebten gezogen hat und nun moralische Entscheidungen trifft. Da scheint am Ende natürlich auch der Schriftsteller und Maler Gray durch, der sowohl gestaltender Künstler als auch politischer Mitgestalter sein will.
Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 14:44
Skeptiker hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 13:51
Da kann es schon mal passieren, dass man sich gedanklich mit der einen oder anderen sozial/-en/-istischen Idee bzw. der Frage nach Gerechtigkeit und gleichen (Bildungs-)Chancen beschäftigt.
Wenn es nur die ein-oder andere Idee wäre...
My stories try to seduce the reader by disguising themselves as sensational entertainment, but are propaganda for democratic welfare-state Socialism and an independent Scottish parliament. My jacket designs and illustrations—especially the erotic ones—are designed with the same high purpose
Sieht aus als ob du erfolgreich "seduced" wurdest ;-)
Dann habe ich von den "höheren Zielen" leider nichts, weil kein Schotte!
Aber so absurd-komisch und teils sehr übermütig verführt zu werden, soll mich nicht stören. Um es mit John Lennon zu sagen (und mit all den positiven Kritike(r)n, die ich las): I'm not the only one! ;-)



Skeptiker
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Skeptiker »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 19:24 Äm Frank,
ich hab ja den Film noch nicht gesehen und weiss somit nicht ob das eine art Fantasy Lolita Film ist oder sein sollte.
Aber Emma Stone ist jedenfalls 35…Also ne ziemlich doofe Wahl für eine Lolita..
Zu alt, auch nicht sooo sexy..;))

So wie es im Trailer für mich aussieht soll sie mehr wie eine lebendig gewordene Puppe rüberkommen. Anfangs nach der Wiedergeburt natürlich unerfahren, darum tollpatschig und noch kindlich…
Wie ein hübsches, weibliches Gegenstück vom Monster Frankenstein.

Ich sehe jetzt da bis jetzt nicht wirklich eine Lolita.
Aber vielleicht lieg ich damit auch voll falsch…
Gruss Boris
Nein, damit liegst Du nicht falsch.
"Frankenstein" Dr. Baxter hat da keine Ambitionen und behandelt sie auch nicht so (eher väterlich und mit wissenschaftlichem Interesse), und Baxters Assistent Max McCandles, der sie beaobachten und minutiös Buch führen soll, verliebt sich ganz unaufällig in das seltsame Kinds-Wesen im Erwachsenen-Körper.
Vielleicht aus Mitgefühl über ihr Schicksal, vielleicht weil sie ihm hübsch erscheint, vielleicht weil sie in ihrer tollpatschigen Unbeholfenheit ungewollt sympathisch und ehrlich dasteht inmitten einer durchregulierten und nicht selten intriganten Umwelt voller Do's und Dont's.

Als Godwin Baxter dann vorschlägt, dass er sie heiraten solle, damit er immer in ihrer Nähe sein könne (zwecks Beobachtung und statistischer Auswertung der Fortschritte), lehnt Bella dies ab.

Was die recht präsente Erotik seitens Bella betrifft, so ist das eher direkte, körperliche Erkundung (schon fast "wissenschaftlicher" S-e-x, - da wirkte der Einfluss des todnüchternen "God" Godwin noch nach) als schwülstiges Verlangen und wirkte auf mich, auch was die männlichen Rollen betraf, oft parodistisch bis absurd.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Axel »

Sex (kann man ausschreiben, kein Spamfilter) ist ja zunächst natürlich, als anfangs noch nicht an Objekte (Körperteile, aber auch später lebende Menschen als fleischgewordene Fetische) gebundene Libido, eine hormonell gespeiste Urkraft, jenseits von Gut und Böse. Die Zivilisation erzieht uns zur Sublimierung, verbiegt die ursprüngliche unschuldige Lust und verlangt, dass sie etwas bedeuten soll nach der Devise aus großer Macht folgt große Verantwortung. Bullshit natürlich. Und sie unterdrückt das spontane Ausleben der Bedürfnisse. Heute nicht mehr so unverblümt wie zu viktorianischen Zeiten, aber noch immer massiv. Was wir unterdrücken oder frustriert, geschlagen zulassen, dass es unterdrückt wird, baut unter der Haube Druck auf, Gegendruck, höhlt uns aus, entfremdet uns, macht aus Sex etwas, dass weder mit Liebe noch Hass noch Lust, sondern mit Sucht, Cold Turkey, Onaniebulimie und Unlust am Leben selbst zu tun hat.
Zur Psychohygiene gehört, auf die echten Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören und sie mit sozialen Erwartungen zu versöhnen. Was nicht kompatibel mit meiner Lust ist, muss sich anpassen (lassen), nicht umgekehrt.
Das ist mE die Utopie in Poor Things, wo es durch die Prämisse Babyhirn in erwachsenem Frauenkörper durchgespielt wird. Bella ist weder gut noch schlecht, sondern echter als die konditionierten Viktorianer, die „weinerlich“ und erbärmlich sind im Vergleich. „Ich befürchte einen Aufstand!“ Und ich lachte darüber und dachte, wird vielleicht Zeit …
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
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Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben: Mo 29 Jan, 2024 22:34 Und sie unterdrückt das spontane Ausleben der Bedürfnisse. Heute nicht mehr so unverblümt wie zu viktorianischen Zeiten, aber noch immer massiv. Was wir unterdrücken oder frustriert, geschlagen zulassen, dass es unterdrückt wird, baut unter der Haube Druck auf, Gegendruck, höhlt uns aus, entfremdet uns, macht aus Sex etwas, dass weder mit Liebe noch Hass noch Lust, sondern mit Sucht, Cold Turkey, Onaniebulimie und Unlust am Leben selbst zu tun hat.
Ich weiß nicht.

Das klingt für mich eher nach dem herbeireden (wenn nicht gar dem herbeisehnen - was eigentlich psychologisch noch viel spannender ist) einer Opferrolle.

Ich sehe da bestenfalls Unterschiede im Umfang des - nennen wir es mal - öffentlich zur Schau gestellten Puritaniertums.

Es gibt immer wieder mal Zeiten wo man seine Neigungen auch (mehr oder weniger) öffentlich ausleben konnte, und dann gab es Zeiten wo man das eher heimlich machen mußte, aber es gab IMHO noch nie eine Zeit wo das gar nicht gemacht wurde.

Diese Dinge kommen immer in Wellen - auch zu viktorianischen Zeiten wurden sämtliche Spielarten ausgelebt, nur war das halt wieder mal eine Welle des nicht so öffentlichen Auslebens.

Das Sichtbarkeit richtet sich also immer an der jeweils aktuellen "Moral Mode" aus - der eigentlich Faktor ist dann nur noch die Frage wie einfach der Zugang zum Gewünschten ist.

Stumpf gesagt: Wenn an jeder Ecke ein öffentlicher Swingerclub mit Vollangebot ist, hat man es halt etwas einfacher, als irgend einer geheimen Gesellschaft beizutreten, von dem man womöglich nicht mal weiß daß sie existiert.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



markusG
Beiträge: 4489

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Schon irgendwie lustig mit anzusehen auf welch völligen Dampfer du bist, Frank :D so ne Art Ratespiel - oder passender: ein Experiment.
Zuletzt geändert von markusG am Di 30 Jan, 2024 09:43, insgesamt 1-mal geändert.



Frank Glencairn
Beiträge: 23208

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Was?
Sapere aude - de omnibus dubitandum



markusG
Beiträge: 4489

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Nun, du scheinst dein Urteil aufgrund von Informationsfetzen zu bilden, quasi eine Interpolation.

Es geht weder um eine Opferrolle (im Gegenteil - durch ihre mangelnde Erfahrung wählt Bella auch mal den kürzesten Weg, auch wenn es nicht der beste ist).

Ebenso ist deine Interpretation, dass es mit Puratismus zu tun hätte, imho fehlgeleitet. Die Auslebungen der Neigungen ist nicht das Tabu um Film (es geht nicht um die eigentlichen Inhalte von Moral) - es geht vaD um die Deutungshoheit.

Aber am deutlichsten geht es um Rollenbilder und den Platz in der Gesellschaft. Das ist quasi das immer wiederkehrende Bild in den unterschiedlichen Episoden. So wird zB Bella als "erobertes Land" o.ä. vom Ehemann ihrer körperlichen Form (der Geist ist ja "neu") betitelt und behandelt. Prostitution wird rein aus der Sicht der "Partner" als unmoralisch angesehen usw., das Konzept vom Fremdgehen ebenso.

Ein Wohlfahrtsstaat ist kein Thema, es geht rein um ein Gerechtigkeitsempfinden, quasi der Sprung der Unschuld/rein Triebhaftigkeit/Neugier, Intuition-Getriebenheit, hin zu Empathie und abstrakten Emotionen. Quasi das Wachstum in ihre Umgebung, die sie sonst immer nur isoliert betrachten durfte (anknüpfend an das o.g. Thema der Rollenbilder - ihre ständige Gefangenschaft, auf verschiedenen Ebenen).

Das ganze kann man sicher noch weiter ausführen, aber ganz ehrlich: ich empfehle dir einfach dir den Film anzuschauen statt stundenlang andere zu konsultieren worum es denn nun eigentlich geht (was dann imho die größere mögliche Zeitverschwendung ist). Ob das im Kino sein muss kannst du ja für dich entscheiden :)

Aber stand jetzt ist es ziemlich lustig zu lesen, das meinte ich damit.


p.s.: in der Annahme, dass wir über den Film sprechen, nicht über das Buch



Frank Glencairn
Beiträge: 23208

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

Du bist da irgendwo falsch abgebogen Markus.
Meine Antwort bezog sich ausschließlich auf die Anmerkungen von Axel, nicht auf den Film.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



markusG
Beiträge: 4489

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Das mag sein, aber du hattest zu Beginn noch andere Anmerkungen die ebenfalls befremdlich waren (zB deine Antwort auf Skeptikers Ausführungen zum Film), und hier im Thread geht es primär um den Film Poor Things. Zum Thema falsch abgebogen :P (spricht natürlich nichts gegen ein wenig Offtopic)

Die Empfehlung bleibt :)



Frank Glencairn
Beiträge: 23208

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

markusG hat geschrieben: Di 30 Jan, 2024 10:12 Das mag sein, aber du hattest zu Beginn noch andere Anmerkungen die ebenfalls befremdlich waren
Die mögen für dich "befremdlich" gewesen sein, auf meiner Seite sieht das aber ganz anders aus ;-)

Und nein, ich denke nicht, daß sich meine Sichtweise nach dem anschauen des ganzen Filmes ändern würde.

Aber es ist ja auch nicht sinnvoll, alle gleichschalten zu wollen - Geschmäcker und Wahrnehmung sind halt (gottseidank) verschieden.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



markusG
Beiträge: 4489

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von markusG »

Frank Glencairn hat geschrieben: Di 30 Jan, 2024 10:42 Die mögen für dich "befremdlich" gewesen sein, auf meiner Seite sieht das aber ganz anders aus ;-)
Ja eben weil du den Film nicht gesehen hast und du dich auf Informationsfetzen beziehst, die zu falschen Schlüssen führen.

Wenn sich deine Sichtweise durch Informationsgewinn nicht mehr ändern kann, im Sinne von Vorurteil abbauen, ist das imho schon ziemlich traurig und von dir ja anscheinend als pauschal gegeben. Aber ist ja deine Zeit du sparst/verschwendest, so...¯\_(ツ)_/¯ Wenn du auf ein eigenes Urteil verzichten möchtest - dein Bier.

Und sorry, aber ich weiß auch nicht wie du wieder auf sowas wie Gleichschaltung kommst - völlig daneben gegriffen. Das hat null mit Geschmack oder Wahrnehmung zu tun. Es ging ja nicht um die Beurteilung was gezeigt wird, sondern ob es überhaupt gezeigt wurde. Aber vielleicht reden wir da auch einfach aneinander vorbei ¯\_(ツ)_/¯



Frank Glencairn
Beiträge: 23208

Re: Poor Things (Giorgos Lanthimos, GB 2023

Beitrag von Frank Glencairn »

markusG hat geschrieben: Di 30 Jan, 2024 10:59
Wenn sich deine Sichtweise durch Informationsgewinn nicht mehr ändern kann, im Sinne von Vorurteil abbauen, ist das imho schon ziemlich traurig und von dir ja anscheinend als pauschal gegeben.
In deine Augen ist es ein nur "Vorurteil" das durch zusätzliche Information geändert werden könnte, in meinen Augen hab ich beriets genug Informationen (mehrere ausführliche Kritiken/Besprechungen/Buchinhalt/Intentionen des Autors etc.) um sagen zu können, daß ein Kinobesuch da auch nix mehr hilft (was du dir wiederum nicht vorstellen kannst). So ist das halt.

Was soll's, da kommen wir beide sowieso nicht auf einen gemeinsamen Nenner - muß ja auch nicht.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



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