Schwarzes Loch hat geschrieben: Wie viel mm Brennweite und Lichtempfindlichkeit empfiehlt sich denn dann, wenn man mal ein "Cinemalook" testen möchte?
Kommt drauf an, wie extrem Du es machen möchtest. Heute sind ja Videos mit extrem geringer Schärfentiefe in Mode; da stellt der Kameramann auf die Augen einer Person scharf, und bereits die Ohren und die Nase liegen im Unscharfen. :(
Es sind drei Faktoren, die die Schärfentiefe beeinflussen: Brennweite, Blende und Aufnahmeabstand. (Indirekt spielt auch noch die Sensorgröße mit rein, weil dieselbe Brennweite je nach Sensorgröße unterschiedliche Bildwinkel abdeckt bzw. man für denselben Bildwinkel an einer Kamera mit größerem Sensor eine längere Brennweite braucht und somit die Schärfentiefe sinkt.) Aber das sind alles Grundlagen, die Du Dir mal anlesen solltest (ein Anfang wäre vielleicht fotolehrgang.de - wobei das stark auf Fotografie konzentriert ist, aber die optischen Gesetze sind dieselben).
Für die Sensorgröße der Sony VG20 gilt:
Mit der Normalbrennweite* von 30 mm und Blende 2,8 (das wäre Offenblende bei einem f2,8-Objektiv) bekommt man im Nahbereich (sagen wir mal eine Person vom Kopf bis zum Gürtel) den Hintergrund schon etwas unscharf, aber noch nicht extrem.
Um ausgehend davon den Hintergrund noch unschärfer zu kriegen, gibt es folgende Möglichkeiten:
- einen größeren Maßstab wählen, also näher rangehen (z. B. Person von den Schultern bis zum Kopf)
- bei gleichem Maßstab und gleicher Blende eine längere Brennweite nehmen (z. B. 100 mm f2,8) und entsprechend weiter weg gehen
- bei gleicher Brennweite und gleichem Maßstab ein noch lichtstärkeres Objektiv wählen (z. B. 30 mm f1,4)
Umgekehrt bewirkt natürlich das jeweilige Gegenteil eine Vergrößerung der Schärfentiefe.
Aber je geringer die Schärfentiefe wird (ja, ich weiß, es ist gerade ganz große Mode, Bilder zu 90 % unscharf zu machen), umso schwieriger wird das Scharfstellen. Der Autofokus ist damit ziemlich überfordert, wenn es professionell aussehen und die Schärfe nicht pumpen soll. Heutige Autofokus-Objektive haben zudem kurze Einstellwege, die ein manuelles Scharfstellen erschweren; erfahrene Filmer verwenden lieber vollmanuelle Objektive mit längerem Einstellweg.
Wenn Kinofilme gedreht werden, wird meist keine ganz so geringe Schärfentiefe gewählt (man darf im unscharfen Hintergrund ruhig noch was erkennen), und es ist eine eigene Person fürs Scharfziehen zuständig (der sogenannte Focuspuller). Ferner gibt es in Kinofilmen auch oft Szenen, die von vorn bis hinten scharf sind; da versucht niemand, auf Teufel komm raus einen ganzen Film mit langer Brennweite und Offeblende zu drehen.
Amateure neigen seit Markteinführung der Großformat-Camcorder und Video-DSLRs zu übertrieben reduzierter Schärfentiefe und sind dann auch nicht in der Lage, ihr Hauptobjekt ordentlich scharf zu halten; dementsprechend verwaschen sehen die Videos dann aus.
*Die Normalbrennweite bringt einen Bildwinkel, der ungefähr dem menschlichen Sehfeld entspricht, somit weder Tele noch Weitwinkel ist.