Janick hat geschrieben:Hallo,
ich habe gerade mal eine Facebookseite mit meinen neusten Fotos erstellt und wollte euch mal um ne Meinung bitten
Ich finde die Fotos - wie auch die Präsentation - gelungen!
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Selbstverständlich kann man jedes Bild auseinandernehmen und aus unterschiedlichen Gründen kritisieren, wenn man will - von Regeln über Stilfragen bis Geschmack ist die Spanne unglaublich breit und bietet jedem, der möchte, prima Reibungsflächen. ;)
Mein »Blickwinkel« mal als Beispiel:
Bild 1 (Sommerwiese): Ein wenig mehr Tiefenschärfe wäre womöglich gut gewesen. Mich stören die hohen unscharfen Halme links/rechts der zentralen Blüte etwas. Sie sind dominant vordergründig und verwirren mit ihrer Unschärfe das Sehen.
Bild 2 (Felsvorsprung): Hier hätte ich mir tatsächlich links etwas mehr Fläche gewünscht. Dieses Bild lebt von der Komposition, nicht vom Motiv (mir sagt das Motiv jedenfalls nichts). Echte Motive also durchaus in die Mitte, andernfalls sind sie als Teil der Komposition gestalterisch zu platzieren.
Bild 4 (Katzenporträt): Ist okay, auch der Anschnitt der Ohren passt gut.
Bild 5 hätte ich weggelassen. Dasselbe Bild (oder ein sehr ähnliches) in verschiedenen Überarbeitungen ist ja okay - aber nur für das Archiv, nicht für den Betrachter und sollte so nicht präsentiert werden. Ja ich weiß ... es kann schwer sein, sich zu entscheiden ...
Bild 6 (Schnecke): völlig okay. Die Schnecke ist nun mal das zentrale Motiv und gehört in die Bildmitte. Die Komposition gewinnt durch die L-Form der Beton-Mauer, durch die Horizontlinie und den unscharfen Hintergrund ausreichend. Die Schnecke ist super eingerahmt und präsentiert. Nix zu meckern.
Bild 8 (Wildkatze): Ja, leider sind die Vorderpfoten beschnitten! Und auch hier zu wenig Tiefenschärfe. Dadurch wird die Aussage der Präsentation unklar:
Entweder ist »die Katze« das Motiv, dann müsste sie ganz (inkl. Vorderpfoten) und scharf von Kopf bis Schwanzspitze zu sehen sein. Oder »Katze in der Natur« ist das Thema, dann muss die ganze Katze zu sehen sein, mehr Natur klar und scharf dazu. Beides passt hier nicht.
Ist aber der »Katzenblick bei der Jagd nach Beute« das Motiv, dann kann es genau dieses Bild sein! Aber es müsste tatsächlich stark beschnitten werden (z. B. nur Kopf in der Bildmitte inkl. etwas Luft oberhalb der Ohren bis Bildrand, Barthaare unten angeschnitten). Dann wirken die Unschärfen fantastisch und das Bild gewinnt enorm an Aussagekraft.
Klar: meine Meinung, sehr subjektiv. Vielleicht hilfreich, vielleicht nicht. Letztendlich geht es um das, was Jörg geschrieben hat: »SEINEN Stil finden«.
Und noch ein paar Tipps, die Du aber bestimmt längst beherzigst:
- Fertige vom selben Motiv viele Aufnahmen an. Verändere dabei Kameraeinstellungen (z. B. Tiefenschärfe - Beispiele Blumenwiese, Katze) und Kameraposition (vor allem, wenn sich das Motiv nicht bewegt - Beispiel Schnecke) und Bildausschnitt (Beispiel Felsvorsprung).
- Gib bei der Aufnahme immer etwas »Fleisch« dazu, also ringsrum mehr Bild aufnehmen als nötig. Das verhindert abgeschnittene Füße und Köpfe, erlaubt aber auch, nachträglich den optimalen Bildausschnitt festzulegen.
- Wähle von den vielen Bildern das eine aus, das am besten gelungen ist (technisch) und das die stärkste Aussagekraft besitzt (auch dann, wenn sie aufnahmeseitig gar nicht geplant war und Dich am Lichtkasten nun geradezu anspringt - Beispiel »Katzenblick«).
- Prüfe, wie sich das Bild verändert, wenn Du es beschneidest. Nutze Hilfslinien, um das Motiv auszurichten.
- Überarbeite dieses Foto sorgfältig (Beschneidungen, Entrauschen, Objektivkorrekturen, Belichtungskorrekturen, Färbung, Weichzeichnungen, Hintergrund, usw.). Nimm Dir die Zeit.
Aber das steht ja alles schon in Fotobüchern. ;)
Weiter so. Nicht aufhalten lassen.
Beste Grüße,
Reiner