Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 31 Jan, 2023 08:25
Ich meine ganz ehrlich - nachdem da mal ein-zwei Kompressoren, Limiter, mehrere EQs und wasnichtalles an anderen Effekten drüber gerutscht sind, spielen doch die Unterschiede zwischen nem 8060 und nem 416 keine Rolle mehr. Da macht doch schon allein die Art des EQ oder des De-S-ers den ich benutze einen größeren Unterschied im fertigen Ton..
Naja. Wie ich schon schrieb gibt es Etliches, das (Physik!) nicht äquivalent in der Post 'gefixt' werden kann.
Wenn die Stimmen nicht gut isoliert sind, dann arbeitet halt ein jeder Kompressor schnell 'falsch', indem nicht nur die Stimme verdichtet wird, sondern auch Raum/Nebengeräusche etc. nach vorne kommen.
Und ja: Raum lässt sich vor dem Compressor mit RX und Co. halbwegs gut reduzieren, aber eben auch nur 'halbwegs'(!).
Zudem ist gerade bei akustisch anspruchsvollen Produktionen (akustischer Jazz, Klassik, ...) jede 'übertriebene' Effektkette auch mit Nebenwirkungen verbunden.
Da schraubst Du 2 Tage lang am perfekten Sound (teure PlugIns müssen sich ja schließlich bezahlt machen ;-) ) und an der richtigen Raumgestaltung, aber der fiese 'Bypass' Schalter zeigt Dir gnadenlos auf, dass da längst sowas wie ein 'Vorhang' vor die Lautsprecher gefallen ist und Direktheit, Klarheit, und Präzision 'irgendwie' auf der Strecke geblieben sind. Nicht unbedingt durch
ein identifizierbares PlugIn xy, sondern eher durch eine insgesamt zu hohe Anzahl von 'Effekten'.
Woran das liegt weiss ich nicht (möglicherweise spielen Übergänge von 32bit Fließkomma auf 24bit an den Nahtstellen zwischen DAW und Drittanbieter PlugIn eine Rolle, oder es ist irgendwas anderes).
Jedenfalls ist es deutlich hörbar.
Es ist einfacher und bringt ein besseres Ergebnis, wenn - da hat 'Pianist' mE vollkommen Recht - das Ganze mit 'amtlichen' Mikros abgenommen wurde, alle Kanäle bei der Aufnahme durch ein sauber ausgesteuertes(!) ADT-Pult (oder Vergleichbares) gelaufen sind, wo ggf.schon einige 'basics' an Entzerrung etc. pre-rec passiert sind.
Im Idealfall beschränkt sich die Nachbearbeitung dann hauptsächlich auf Lautstärken, behutsame Frequenzkorrekturen wo sie nötig sind (Flügel ist meist ein sicherer Kandidat) behutsame Kompression, Panning, etc. und das Ding klingt wie es soll.
Bei weniger empfindlichem Material geht natürlich viel mehr in der Postprod., aber die Grenzen von 'fix it in the mix' sind trotz zahlreicher Innovationen der letzten 2-3 Jahrzehnte doch deutlich enger als gelegentlich angenommen wird (mag aber auch sein, dass da künftig noch was kommt).
Umgekehrt gilt natürlich, dass schlechte oder 'unrettbare' Aufnahmen heutzutage zu knapp 100% nicht mehr durch 'zu billige' Mikros einer 'falschen Marke' zustande kommen, sondern durch Unkenntnis, Anwenderfehler und/oder Zeitdruck und/oder Problem-locations.
Kein Geld für >2k€ Shotguns oder SD-Preamps zu haben taugt schon lange nicht mehr als Ausrede für schlechte Tonaufnahmen, da auch die mittelpreisigen Mikros und Preamps seit mind. >10 Jahren fraglos gut genug sind um echte 'Soundkatastrophen' sicher abzuwenden.
Der Umkehrschluss, dass zB Unterschiede zw. 416 und 8060 praktisch irrelevant seien ist allerdings nu auch nicht richtig.
Gutes und möglichst genau passendes Ausgangsmaterial ist im Ergebnis mE IMMER besser als nachträglich Korrigiertes.
'Vom Ende her gedacht' ist natürlich bei all dem vielleicht wirklich Vieles 'Perlen vor die ***', da eh immer öfter auf tablets, notebooks und Telefonen konsumiert wird, mit D&B optimierten Kopfhörern oder über die elenden Lautsprecherchen heutiger Flatscreens.
'Medien to go' sozusagen ...
Dazu kommt noch die veränderte Hörerwartung, da die Menschen täglich regelrecht zugeknallt werden mit oft allergruseligstem Lavalierton selbst - oder gerade? - in den öffentlich-rechtlichen.
Nicht selten ist ja mittlerweile der 'Rode Youtube'-Sound oder der 'SM7-Youtube-Sound' um Längen besser als die Zumutungen der 'offiziellen' Medien bei 'Talk, EB undsoweiter.