Fand ich nicht. Der Erfolg des Films spricht doch für sich. Und vor Hollywood musste der Film sich nicht mal verstecken.
Erfolg? Na ja, alles relativ. Größter Erfolg in Finnland .... Aber bei ca. 7.5Mio Produktionskosten etwas über 8 Mio Einspielergebnisse weltweit ....
Nazi-Verarsche auf diesem Trash-Film-Niveau ist schon wieder ärgerlich.
Ich persönlich fand ihn gar nicht mal zu abgedreht, sondern schlicht und ergreifend einfach nicht witzig.
Funless auf schnittberichte.com hat geschrieben: Klischees sind schon etwas Besonderes denn sie sind quasi auf fast alles und jeden anwendbar. Nimmt man sich beispielsweise die Finnen zur Brust, dann fallen einem doch so einige Klischees ein.
Die Finnen können ordentlich einen saufen, die Finnen können Apocalyptica, die Finnen können Formel 1 (Rallye übrigens auch), die Finnen können Sauna und sind zudem (zumindest lt. dem aktuellen Weltglücksreport) die glücklichsten Menschen auf unserem Planeten. Gut, der letzte Punkt ist kein Klischee, sondern das Ergebnis einer Studie.
Aber können die Finnen sieben Jahre nach Iron Sky eine gute, respektive sehenswerte Fortsetzung von Iron Sky machen?
Iron Sky: The Coming Race spielt 29 Jahre nach den Ereignissen von Iron Sky. Wir schreiben das Jahr 2047, die Erde ist durch den nuklearen Krieg zwischen der Erdbevölkerung und den Nazis vom Mond zu einem unbewohnbaren Planeten geworden. Die restlichen Überlebenden der Erdbevölkerung (knappe zweitausendundnochwas Menschen) konnten sich auf die halbzerstörte Mondbasis „Schwarze Sonne“ der Nazis retten und fristen dort in feinster postapokalyptischer Manier ein dahinvegetierendes Dasein geplagt von immer stärker werdenden Mondbeben die über kurz oder lang den Rest der Basis in Schutt und Asche legen werden, so dass von einem langfristigen Wiederaufblühen der Spezies Mensch keine Rede sein kann. Das einzige Raumschiff mit dem sich die Menschen retten könnten ist bedauerlicherweise Flugunfähig und Obi Washington, die Tochter der beiden Hauptprotagonisten des ersten Teils Renate Richter und James Washington, versucht erfolglos das Raumschiff wieder flott zu machen damit die Menschheit dieser drohenden Gefahr entfliehen und einer besseren Zukunft entgegen fliegen kann.
Hoffnung naht jedoch als ein umgebauter Nazi Shuttle mit Flüchtlingen aus der Erde unter der Führung des russischen Han Solo Verschnitts Sascha die Mondbasis erreicht und mit ihnen Wolfgang Korzfleisch (wieder gespielt von Udo Kier) als blinder Passagier ankommend Obi darüber aufklärt, dass die Rettung der Menschheit im Inneren der (in Wirklichkeit hohlen) Erde zu finden ist. Dort haben sich nämlich die Vril eingenistet. Außerirdische Reptilienwesen die vor Millionen vor Jahren in der Zeit der Dinosaurier mit ihrem Raumschiff gestrandet sind, danach die Menschheit eher nebenbei in einem Experiment erschufen und seitdem getarnt als Präsidentin der Vereinigten Staaten, Vladimir Putin, Mark Zuckerberg, Steve Jobs, Adolf Hitler, Dschingis Khan, Osama Bin Laden und wer sonst noch alles in der Menschheitsgeschichte eine beeinflussende Rolle gespielt hat unerkannt ihr Unwesen treiben. Dort im Inneren der Erde befindet sich ihre unterirdische Stadt in dessen Zentrum die Hauptquelle der Vril Energie in Form des heiligen Grals zu finden ist, dessen „Power“ das Raumschiff der Menschen wieder flugfähig machen kann. Also macht sich Obi in Begleitung von Sascha, des Muskelpakets Malcolm sowie einigen Anhängern des sog. CEOismus, eine neu gegründete Religion die nach dem Mantra des „geschlossenen Systems gemäß des großen Steve (Jobs)“ lebt in der die allmächtige App das Leben der Gläubigen bestimmt, mithilfe des umgebauten Nazi Shuttles auf ins Innere der Erde um sich den heiligen Gral der Vril Energie zu beschaffen.
Okay, niedergeschrieben klingt der Plot, dessen Grundgerüst auf Edward Bulwer-Lyttons Roman „The Coming Race“ von 1871 basiert, tatsächlich gar nicht mal so uninteressant. Jedoch ist bedauerlicherweise die Umsetzung des Plots alles andere als gut gelungen. Iron Sky: The Coming Race packt nahezu jede Internet Verschwörungstheorie der letzten 20 Jahre in den Film und würzt diesen Eintopf mit einem Feuerwerk an Klischees, von denen jedoch die meisten mittlerweile so abgenutzt sind, dass man darüber (auch beim besten Willen) nicht mehr lachen kann. So prahlt Sascha beispielsweise bei jeder Gelegenheit mit seinem umfangreichen Ingenieurswissen um dann (als Gag) am Raumschiff die lebensrettende Energiequelle mit simplen Gaffa Tape zu befestigen oder leidet er unter schweren Komplexen weil der Feind die Waffe zuerst auf den muskelpackten Malcolm richtet als auf ihn, da er doch als bärenbezwingender Russe ebenfalls als gefährlich wahrgenommen werden sollte. Oder die CEOisten, die von ihren iPhones in Fetzen gesprengt werden, sollten sie es wagen selbiges zu jailbreaken weil sie gerne mehr Abwechslung bei Wallpaper und Handymelodien hätten als die von der allmächtigen App vorgegebenen. Allein schon letztes Beispiel zeigt das Dilemma der überholten Klischees im Film, denn Handyklingeltöne oder Wallpaper sind bereits seit geraumer Zeit nicht mehr „hip“, so dass sie als Gag Vorlage zünden könnten. Und solche überholten Klischees ziehen sich leider durch den gesamten Film wie ein roter Faden.
Handwerklich ist der Film solide inszeniert, anständig geleuchtet, die Kamera macht einen guten Job und die VFX sind zwar nicht auf Hollywood Niveau, aber für eine Produktion dieser Größe absolut okay doch kein Grund sich das auf der großen Leinwand anschauen zu müssen, da reicht das Heimkino locker. Auch die Darsteller machen einen „well done“ Job, keiner von ihnen ist insofern fehlbesetzt. Auch wenn Udo Kiers Mimik Repertoire an fünf Fingern abzuzählen sind, passen diese allerdings gut in seiner Doppelrolle als Wolfgang Korzfleisch und den als Hitler getarnten Vril. Zudem ist er auch recht kurzweilig geschnitten, es gibt eigentlich überhaupt keine Leerlaufstellen, nur zeigt Iron Sky: The Coming Race beispielhaft, dass eine kurzweilige Inszenierung, bzw. Montage noch lange keine gute satirische Sci-Fi-Komodie macht (denn das will der Film unmissverständlich sein). Dazu bedarf es mehr Zutaten wie beispielsweise passendes Timing bei den Gags, geschliffenere Dialoge und interessantere Charaktere. All dies verfehlt Iron Sky: The Coming Race jedoch komplett, verschenkt somit enorm viel Potenzial und der Welpenschutz, der im ersten Teil aufgrund der schrägen und originellen Filmidee wie auch die Umstände der Umsetzung dessen vorhanden war, kann und darf bei der Fortsetzung nicht greifen.
Somit können die Finnen (um die Klischeethematik würdig abzuschließen) zwar ordentlich einen saufen, können Apolacyptica, können Formel 1 (Rallye übrigens auch), können Sauna und werden wohl auch weiterhin die glücklichsten Menschen auf diesem Planeten bleiben aber eine gute, respektive sehenswerte Fortsetzung von Iron Sky können die Finnen leider nicht.
Resultierend erhält Iron Sky: The Coming Race von mir eine 6/10.