lenjka hat geschrieben:Heute sind es zwei Tage her und ich kann mich nicht beruhigen. Ich kann das nicht schlucken.
Ich kann das wohl nachvollziehen, einerseits. Andererseits ließe sich ein rationeller oder rationell
erer Standpunkt einnehmen, indem du dir folgende Dinge durch den Kopf gehen lässt:
> Der Angriff war nicht persönlich gegen dich gerichtet.
> Er erfolgte als überzogene Reaktion auf deine für den Angreifer provozierenden Aktion.
> Der Angreifer stand unter Alkoholeinfluss, das war eindeutig.
Weiter:
> Dir ist kein bleibender körperlicher Schaden entstanden.
> Dir ist kein finanzieller Schaden entstanden.
> Dir ist kein seelischer Schaden entstanden, zumindest kein ernst zu nehmender. Ich möchte hier zwar nicht auf Wolfgangs Law&Order- Zug aufspringen, aber sagen wir, zur Erhaltung deiner seelischen Ausgeglichenheit kann von dir auch verlangt werden, das Erlebte in dem Stil aufzuarbeiten und zu relativieren, wie ich es dir hier gerade empfehle.
Ganz allgemein glaube ich, dass wir zu verzärtelt sind. Es gibt Betrunkene, die über die Stränge schlagen, es gibt geistige Krankheiten, die sich auf das Verhalten auswirken, es gibt massenweise seelisch Verkrüppelte, die wandelnde Zeitbomben sind. All das ist so, wir können es nicht ändern. Und das, was wir nicht ändern können (sage ich mit Billy Pilgrim), sollten wir akzeptieren.
Das professionelle Verhalten der De-Eskalation bei gleichzeitiger Übernahme der Kontrolle sollte das Vorbild sein. Erwachsenes Verhalten, souverän.
Vielleicht
sollte dir das passieren. Du warst auf einer Hochzeit, jener Feier, auf der alles eitel Sonnenschein sein soll. Ich selbst glaube, dass absolut alles, was passiert, einen Sinn und, im Kleinen, einen Zweck hat. Leute, die das für Aberglauben halten, haben für sich selbst wohl genau so Recht, wie die Pessimisten, die das Glas immer halb
leer sehen.
Ich bin selbst froh, nicht permanent von Alkoholikern, Gewalttätern oder Junkies umgeben zu sein, ich meide privat den Kontakt. Beruflich komme ich ihnen aber häufiger nahe. Mein Arbeitgeber, getragen von Franziskanern, hält jede Abwertung dieser Leute für Verblendung, Hoffahrt und jede selbstgerechte Ablehnung für Sünde. Zwar bin ich nicht gläubig, aber diese Haltung ist konsequent, und ich kann das unterschreiben. Sich selbst zu ernst oder zu wichtig zu nehmen, das ist eine katastrophale Selbsttäuschung. Man kann dann nur hoffen, dass jemand kommt und dir den Spiegel vorhält. Und wenn das nicht hilft, dir eins auf die Glocke haut. Rein therapeutisch.