CameraRick hat geschrieben:
Wenn Deine Frau keinen bezahlten Urlaub kriegt, sollte sie vielleicht mal den Job wechseln? Das klingt sehr unmenschlich, ist das überhaupt erlaubt?
Nein - bei einem normalen Angeselltenverhältnis ist das nicht erlaubt. Es gibt in Deutschland einen Mindesturlaub. Gsetzlich vorgeschrieben. Minumum 20
Tage pro Jahr. Dieser Urlaub dient der Erholung.
Arbeitet man Teilzeit hat man ein Anrecht auf einen Teilurlaub. Selbt 450.--Kräfte haben einen Urlaubsanspruch.
Grob berechnen kann man seinen Mindestanspruch so:
Regelarbeitszeit (Vollzeit) sind 173 h im Monat --> 1,666 Tage Minimalurlaub pro Monat.
Arbeitet man dann z.B. nur 70 Stunden je Monat (auf 450.-) hat man einen Urlaubsanspruch von 5 Tagen/Jahr (bezahlter Urlaub)
Sind in dem Unternehmen jedoch 29 Tage Jahresurlaub üblich (deutscher Durchschnitt), dann hat auch die Teilzeitraft ein Anrecht auf anteiligen bezahlten Urlaub von (in diesem Fall) 12 Tagen.
@klusterdegenerierung:
Du schreibst: "weil die REalität noch nicht angekommen ist"
Doch die Realität ist angekommen. Und die sieht so aus:
Die Reallöhne (und die Kaufkraft) steigen seit Jahrzehnten nicht mehr, vielmehr gehen sie zurück. (betrifft Normalverdiener)
Geichzeitig steigen jedoch die Unternehmensgewinne, die Aktienkurse und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.
Dazu kommt, dass große Konzerne sich immer besser vor den Steuern drücken können - durch geschickte Geldverlagerungen und Abschreibungsmodelle.
Darüber hinaus werden Wohlhabende immer geringer besteuert (Höchststeuersatz von 56% noch 1989 schrittweise auf 42% in 2004 gesenkt, währenddessen aber Erhöhung der MwSt., die vor allem Geringveriender trifft).
Da ein Staat, der vieles mit Steuermitteln und Sozialabgaben finanziert (Straßenbau, Kultur, Innere Sicherheit, Medizinische Versorgung......) auf Abgaben angewiesen ist, ist Schwarzarbeit keine Lösung.
Die Lösung ist vielmehr, den Geringverdienern einen angemessenen Anteil am Wirtschaftswachstum (das in Deutschland immer gegeben ist) zukommen zu lassen.
Und dabei ist es dann auch hilfreich nicht selber die Preise nach unten zu unterbieten und sich nicht unter Wert zu verkaufen.
Kein normaler Handwerker kommt zum Kunden für 10-30.-€
Und ein Kameraman ist nichts anderes als jemand der - im Idealfall - sein Handwerk beherrscht, also ein Handwerker.
Und bezüglich: "zuerst gab's 6,50, jetzt 8,50, aber weniger Mitarbeiter" --> wie macht die Druckerei das? Sie hat die gleichen Ausgaben, aber weniger Mitarbeiter? Wie bewältigt sie dann die Aufträge?
Wenn Nachfrage nach den Druckprodukten besteht, dann werden diese auch geordert und bezahlt. Und dafür benötigt es Mitarbeiter. Da kann ein Chef nicht sagen: "Gut 10 Mitarbeiter für 6,50 kosten soviel wie 7 Mitarbeiter für 8,50, dann arbeiten eben nur noch sieben Leute". Wie will er dann die Aufträge erledigen?
Sogar Peter Bofinger - ein eher wirtschaftsfreundlicher Fachmann - hält das Gejammer hinsichtlich des Mindestlohns für "vorgeschoben".
So: Ich bleibe dabei. Arbeit muss sich lohnen und zwar für alle. Es darf kein Preisdumping geben. Man darf sich nicht unter Wert verkaufen. Und schon garnicht darf man aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes auf seine gesetzlichen Rechte verzichten. Solange die Wirtschaft wächst, es den großen Unternehmen gut geht, der Spitzensteuersatz sinkt, die fehlenden Steuermittel einzig auf der geschickten Steuervermeidung von Großkonzernen basieren, solange sollten sich 'normale Angestellte' nicht abspeisen lassen.