Omega Man? Clockwork Orange? Große Schuhe. Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum, wenn die Ästhetik so wichtig ist, alle modernen Filme eine so austauschbare haben. Die Ausschnitte, die wir gesehen haben, haben doch keinen originellen Stil, während praktisch jedes von Pfisters genannten Vorbildern so emblematisch gestylet wurde, dass ein einziger Frame (ohne Hauptdarsteller) genügte, um den Film spontan zu erkennen. Auch der skizzierte Plot ist bestimmt mal wieder Dr. Oetkers Thrillermisching. Auf welcher Seite stehst du? Wer sind die Guten, wer die Bösen (das ist affirmatives Kino. In den Vorbildern
gibt es gar keine Guten und Bösen. Industriemärchen, Popcorn-Begleitprodukte)? In den 70ern wurde in der Scheiße gerührt, heute produziert man Hochglanzprodukte von der Stange.
Kermode war erstaunt, zu hören, dass Breaking Bad auf Film gedreht wurde. Die Serie lebt vom Drehbuch und den Darstellern, ein besserer oder schlechterer DoP, Film oder Digital, das macht doch keinen Unterschied mehr.
Umgekehrt genauso. Wir haben doch Verblendung in zwei Versionen gesehen. Fincher hat sogar noch mehr stylische Düsterkeit hineingebracht. Aber es ist trotzdem genau der gleiche Film (feine Unterschiede werden
hier erörtert, keiner betrifft Ästhetik oder Auflösung, einmal Film, einmal digital, einmal 13 Millionen, einmal 100. Einer der Kommentare ist interessant, die Vergewaltigungsszene sei bei Fincher voyeuristisch - und für den Zuschauer "thrillend" -, während sie in der schwedischen Fassung klar der Alptraum von Lisbeth ist. Interessant. Man müsste sich beide Szenen mal hintereinander ansehen).
Woran liegt's? Keines der alten "Vorbilder" kostete inflationsbereinigt mehr als 10 Millionen Dollar, teilweise erheblich darunter. Das würde man - Studiosystem hin oder her - heute alles Autorenfilm nennen. Der Zwang zur "Blockbuster"-Dimension bewirkt eben diese industrielle Glätte, die Auflösung oder der dynamic range gehen darin buchstäblich unter. Nicht umsonst ist Kermode ein Fan von Christopher Nolan, dem er bescheinigt, trotz riesiger Budgets (und - siehe Batman-Remakes - hoher Erwartungshaltung der Aktionäre) "seine" Filme zu machen. Nolans Luxus ist halt IMAX.