-paleface- hat geschrieben:Und wenn schon, er ist jung. Da kann man sowas noch machen und sollte es auch.
Das seh ich anders: Eine Leistung, die erbracht wird, ist eine Leistung, egal ob nun der Praktikant Kaffee kocht und Kabel schleppt oder eine voll ausgebildete Fachkraft. Dafür kann der Verein auch ruhig gescheites Geld rüberwachsen lassen. Gescheit fängt nach meinem Verständnis bei 7 Euro die Stunde (als wirklich, wirklich unterste Grenze) an. Dass mensch trotzdem weniger bekommt, liegt daran, dass sich genug Dumme dafür finden.
Mach einfach! Solange du keine Familie zu Hause zu ernähren hast kannst du machen was du willst!
Wieviel bekommt mensch denn so für ein Praktikum?
400€? 800€? Mehr oder weniger?
Ich weiß ja nicht wo du wohnst und wie hoch da so die Lebenshaltungskosten sind. Wenn da eine Einzelperson (jung und ledig) mit einem Praktikumsgehalt finanziell gut auskommt, dann herzlichen Glückwunsch. Ich wohne in Frankfurt, und die Minijob-400€ ist das, was die meisten für eine Warmmiete blechen. In München ist es mindestens genauso teurer. Dazu käme noch Krankenkasse, Steuern, Fahrtkosten - und dann hast du noch den ganzen Monat keinen Bissen gegessen, geschweigedenn dir etwas Kultur in der spärlichen Freizeit reingepfiffen. Mit 800€ für ein 6-monatiges Praktikum kann mensch gerade so leben. Ganz blöd, wenn es weniger "gut" bezahlt wird.
Klar, warum soll eine Firma auch eine Arbeitskraft ausbilden und übernehmen, wenn der Praktikant genauso billig wie ein Azubi ist, und nur die Hälfte bis einem Drittel der Fachkraft kostet? Man hat uns eingebleut, Arbeit habe einen ideellen Wert - das Problem dabei ist, dass diese ideellen Werte vorgeschoben werden, um die Löhne zu drücken und die Rechte der Beschäftigten mit Füßen zu treten. Du bekommst 3 € die Stunde? Hey, aber denk doch mal, was du dabei alles nützliches lernst! Das macht die Sache doch wieder wett, merkt doch jedes Kind!
Und so sitzt der Praktikant nach seinem 12-Stunden-Tag im Zombiemodus vor dem Fernseher des verschimmelten Lochs, für das er die Hälfte seines Gehalts blechen musste, und ist dabei noch glücklich, was er alles für gute Kontakte knüpft, die ihm alle nichts bringen, denn für Kollegen ist er halt nur ein Praktikant...
Eine ganze Generation hängt mittlerweile in dieser Schleife prekärster Beschäftigungsverhältnisse. Schöne neue Arbeitswelt!
Das soll kein Plädoyer gegen Praktika generell sein - sondern gegen die Einstellung, Praktika nur ideeller Werte wegen zu machen. Praktika können gut genutzt werden und sinnvoll sein. Es mag auch Unternehmen geben, die ihre Praktikanten gut behandeln und ernsthaft einarbeiten. Ich würde an der Stelle des TE zum Vorstellungsgespräch gehen und die Bedingungen der Arbeitszeiten, Leistungen, Bezahlung, Inhalte des Praktikums usw. abklopfen. Dann aber bitte auch hinterher drum bemühen, was "richtiges" zu machen, und nicht von Praktika zu Praktika hüpfen, weil das die einzige Möglichkeit sei, sich irgendwie nach oben zu arbeiten.