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Es fehlen "nur" die ganzen Nahaufnahmen/Details der Geräte, um die es tatsächlich geht. Das ist die eigentliche Panne. Kann man ja auch ohne den Claas in Nahaufnahme filmen.
Aber da geht's jetzt los: sauberes Verfolgen eines Details am fahrenden Fahrzeug mit Tele geht nur mit einem erwachsenen Stativ aus der Sachtler-Riege. Ein schönes Beispiel, wo der Spaß mit Einsteigerequipment aufhört. Nebenher fahren und filmen auf dem Acker: sehr schwer, weil's hoppelt. Teures Spezialequipment steht an. Heißt: der Kunden muss richtig in die Tasche greifen. Will er das? Wahrscheinlich nicht.
Egal. Für die vorhandenen Mittel finde ich die Aufnahmen bis auf wenige Verkacker und die halt fehlenden Einstellungen durchaus gelungen.
Ich fasse zusammen: Insgesamt keine schlechten Aufnahmen. Was einen Bauern auf einer Treckermesse wahrscheinlich interessiert, sind genau Aufnahmen vom "Mehrdrescher" in Aktion. Er hat für solche Bilder eine ganz erheblich längere Aufmerksamkeitsspanne als der durchschnittliche jugendliche You-Tube-Surfer mit ADS. Die Aufgabe ist teilerfüllt, wenn die Bilder bestimmte für den Bauern interessante Vorgänge gut zeigen. Woher aber soll Bilbo Billigheimer, Industriefilm-Quereinsteiger mit kleinem Equipment, wissen, was das für Spezialgimmicks sind? Und vielleicht ist es gar nicht so einfach, die besonderen Unterschiede gut herauszustellen. Stellt euch mal vor, ein Laie auf diesem Gebiet sollte eine Review eines Kamerarigs schreiben, nicht für Seinesgleichen, sondern für SlashCamer ...
Der MAN-Spot macht vor, wie man sperrige Laster als halbwegs Fun-taugliche Transformer verkauft. Kurze Text-Overlays mit den entscheidenden Argumenten, können auch auf der Messe noch goutiert werden (Zur Inspiration unbedingt mal zu einem Truck-Race, einer Sattelschlepper-Rallye, fahren, das ist Power, dagegen wirkt Formel-1 wie ein Tiltshift-Mückenschwarm).
Der Anteil der Musik an der Wirkung wird m. E. stark überschätzt, aber dass so unattraktive Musik wie in Wolfgangs Clip eher schadet, glaube ich auch. Auch die beschissenen fliegenden AAE-Logos kann man sich wahrscheinlich sparen. Gelten sogar für griechische Hochzeitsvideos mittlerweile als nervtötend, und das heißt was! In der guten Produktwerbung in TV und Kino kommen als solche kenntliche Digitalanimationen nicht mehr vor, hier ist der Punkt, wo der MAN-Clip billo wirkt.
Ist das Video nicht für die laute Messe, sondern als DVD für zuhause oder als Netfilm geplant, ist natürlich ein guter Sprecher wichtig, der einen guten Text liest. Gute Texte müssen in diesem Falle auch fundiert sein, s.o.: Ein frisch angelernter Mediamarkt-Verkäufer, der vorher retorisch gewieft Topfreiniger auf Butterfahrten verkaufte, würde uns abgebrühte Videoten mit seiner "Beratung" schnell in die Flucht schlagen.
Die Königsdisziplin ist natürlich das inhaltliche Konzept, das konsequent umgesetzt wurde. In einem von DWUAs Clips streicht der bauernschlaue Bauer mit der gesenkten Rechten über die sonnenbeschienenen Ähren. Das steht für vieles: Er "segnet" die Ernte, er zeigt seine Verbundenheit mit dem Acker, vor allem aber: Er ist ein vertrauenswürdiger Mensch. Kinogänger erkannten den Take als Zitat aus Gladiator.
Einfallsreichtum, gepaart mit gediegenem Handwerk, da trennt sich tatsächlich die Spreu vom Weizen. Das gediegene (auch Film-) Handwerk, das dem bodenständigen Bauern Respekt und Sympathie abverlangt, ist vielleicht hier sogar schon ein bisschen parodiert. Man stelle sich das Brainstorming der Werbefuzzis (nicht vor 11:30h) vor, wie sie rumalbern, man könnte den Alten auch die Erde schmecken lassen (auch Gladiator), den Boden küssen (Johannes Paul II.) oder ein Schaf lieben (aus einem Woody Allen) ...
Axel hat geschrieben:...Woher aber soll Bilbo Billigheimer, Industriefilm-Quereinsteiger mit kleinem Equipment, wissen, was das für Spezialgimmicks sind?...Stellt euch mal vor, ein Laie auf diesem Gebiet sollte eine Review eines Kamerarigs schreiben, nicht für Seinesgleichen, sondern für SlashCamer...
Natürlich kann kein Kameramann oder Regisseur, der heute in dieser Branche dreht und nächste Woche in einer anderen, ein Experte für alles sein, doch zur Vorbereitung gehört auch, sich ein Mindestmaß an Wissen anzueignen. Das macht beim Kunden einen guten Eindruck und erleichtert einem selber das Arbeiten. Fragen zum Produkt und seinen Stärken sind eigentlich immer der erste Schritt bei so einer Produktion, sonst kann dabei sogar bei großem Budget nichts Brauchbares herauskommen. Selbst wenn der Kunde seltsam desinteressiert sein sollte und sich das Briefing auf "Machen Sie einfach mal was!" beschränkt, ist es heute kein Problem, sich die Infos zu besorgen. Die im vorigen Posting von mir als mögliche Einblendungen erwähnten Schlagworte sind zum Beispiel alles originale Verkaufsargumente von der Produkthomepage des im Film gezeigten Anhängers. Rechercheaufwand, wenn man langsam tippt: eine Minute. Um an diese Infos zu kommen, braucht auch Bilbo Billigheimer - schöner Name übrigens ;-) - kein großes Budget oder gar ein Maschinenbaustudium. Und da Wolfgang ja wohl an diesen Auftrag kam, weil er hobbymäßig intensiv in der Branche unterwegs war, ist bei ihm sicher ohnehin schon so einiges an Fachwissen über Landmaschinen vorhanden.
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