Das wird bei Werbe und EB-Drehs wichtig sein, aber ist nicht ausschlaggebend für das Endprodukt.Jott hat geschrieben:Was ich aus Erfahrung mal gelernt hatte: die Location muss stimmen. Klingt albern, aber ein Studioumzug vom tristen Industriegebiet am Standrand in ein edles Gründerzeithaus in bester Innenstadtlage hatte den Umsatz ohne jedes Zutun nahezu verdoppelt. Kunden und Agenturen werfen inzwischen ganz gerne mal Google Streetview an, um schauen, ob der Einzelkämpfer nicht etwa daheim im Reihenhaus-Hobbykeller wirkt ...
Verstehe ich nicht. Es geht um die Sichtweise von Kunden, die eine Filmproduktion beauftragen - und die ist nun mal so, damit muss man sich als "Einzelkämpfer" beschäftigen, wenn man gegen die "Großen" antritt. Oder in deinen Worten: man darf sich nicht ins schlechte Licht setzen lassen. Akquisition ist zu 90% reine Psychologie.Valentino hat geschrieben: @Jott
Ich finde den letzten Satz von dir sehr daneben, da du damit eine menge guter Kameramänner, Tonmeister und Cutter(usw), welche zu Hause ihr Equipment haben und dort arbeiten in ein falsches Licht setzt.
Hi Dirk, da sprichst mir aus der Seele. Komme auch von der "Macher"-Seite (Regie, Kamera, Schnitt) und suche noch jemanden für genau diese Sachen zur gegenseitigen Ergänzung: Aquise, Marketing, evtl. Redaktion. Einfach eine "Stimme nach Aussen". Könnte mir gut vorstellen, mit einer solchen Person etwas größeres aufzuziehen. Der eine sorgt für's Produkt, der andere verkauft's und am Ende haben beide was davon. Nur: wo anfangen zu suchen? Unter welchen Begriffen und Örtlichkeiten? Würde mich über jeden guten Tip freuen. Gerne auch Großraum Bodensee, da ich vorhabe, mich dort auszuweiten.Anne Nerven hat geschrieben: Hast Du es mal mit einem Vertriebsprofi versucht? Einer, der Dir mit seinen Kontakten Aufträge besorgt und daran provisionsgebunden mitverdient. Die Akquise ist doch oftmals das größte Problem. Cutter & Co gibt es wie Sand am Meer, da wirst Du schnell fündig, egal wie groß Deine Projekte werden.
Soll ja auch der Kunde bezahlen und nicht ich. Die Kosten für einen Auftrag bestehen aus meiner Rechnung plus Provision Vermittler. Wie das zusammengesetzt ist, kann dem Kunden egal sein - solange er mit der Gesamtsumme (und nur die bekommt er auch zu sehen!) für geliefertes Produkt einverstanden ist. Und das zu Vermitteln und den Auftrag zur Zufriedenheit abzuschließen, ist Aufgabe des Vermittlers :-) So läuft's bei mir seit Jahren. Oft weiss ich gar nicht, was andere noch mitverdienen, wenn sie mich engagieren und es interessiert mich auch nicht - solange ich meinen "Schnitt" mache (im übertragenen Sinne)iMac27_edmedia hat geschrieben:Aber ein guter Vertriebler will pro Auftrag minimum 1000 Euro verdienen.
Ist ja auch berechtigt, denn:iMac27_edmedia hat geschrieben:Aber ein guter Vertriebler will pro Auftrag minimum 1000 Euro verdienen, ich kenne Firmen da verdient der Vertriebsmann mehr als der technische Part!
Doch, wir könnten uns gegenseitig buchen :-)rainermann hat geschrieben:...dann sind wir wieder nur 2 Filmer unter sich und das bringt ja auch keine neuen Aufträge ;-) haha
Zunächst mal freue ich mich, dass wir dieses wichtige Thema hier mal durchnehmen. Andere haben dazu schon einiges geschrieben, die Vor- und Nachteile abgewogen, als Fazit bleibt wohl: Ob man in der Lage ist, alleine komplette Filme zu machen, und ob man dafür auch genügend Auftraggeber findet, das hängt von der eigenen Leistungsfähigkeit und dem Themengebiet ab.P2Filmer hat geschrieben:Ist es wirklich optimal als Einzelkämpfer alleine oder im Netzwerk zu arbeiten, oder sollte man sich besser mit Gleichgesinnten als Firma zusammenschließen?
Der Satz ist anderen ja auch schon unangenehm aufgestoßen, ich möchte mich da anschließen. Der "Hobbykeller" sollte es natürlich wirklich nicht sein, aber was spricht dagegen, seinen Betrieb in einem eigenen Haus zu haben? Ob nun Reihenhaus oder freistehendes Einfamilienhaus lasse ich mal dahingestellt. Im eigenen Haus hat man doch sehr viel bessere Möglichkeiten, das Schnittstudio und den Sprecherraum akustisch auszubauen, man kann das Fahrzeug besser be- und entladen als mitten in der Stadt ohne eigene Parkmöglichkeit, das Archiv ist besser gegen Fremdeinwirkungen geschützt (in einer Mietwohnung weiß man nie, ob der über einem mit der Zigarette einschläft oder ob der unter einem an der Gasleitung manipuliert).Jott hat geschrieben:Kunden und Agenturen werfen inzwischen ganz gerne mal Google Streetview an, um schauen, ob der Einzelkämpfer nicht etwa daheim im Reihenhaus-Hobbykeller wirkt ...
Der Betrieb eines Filmproduktionsunternehmens ist zunächst mal eine gewerbliche Tätigkeit. Ich zahle auf 100 Prozent meiner Einkünfte Gewerbesteuer. Jemand, der mit eigener Technik komplette Filme produziert, entspricht ganz sicher nicht dem Bild eines "selbständigen Künstlers", dessen Leistungen abgabepflichtig sind. Da müsste man dann allenfalls schauen, wie viel Prozent der Auftragssumme wirklich einer schöpferischen Tätigkeit zuzuordnen sind, und das dürfte ein recht geringer Teil sein. Außerdem ist die KSK meiner Meinung nach eine reine Absurdität, die abgeschafft gehört. Das erkennt man schon daran, dass dort für die Leistung und nicht für das Mitglied kassiert wird, also auch für Leistungen, die von Nichtmitgliedern erbracht werden, während neue Mitglieder gar nicht oder erst auf dem Klageweg aufgenommen werden.Jott hat geschrieben:Hilfreich auch die Gründung einer GmbH (alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer). Guter Auftritt, und die Kunden freuen sich, wenn das Generve mit der Künstlersozialkasse wegfällt. Viele beauftragen deshalb gezielt nur GmbHs.
Ich mache oft die umgekehrte Erfahrung: Es gibt nur wenige Filmfirmen, die es gewohnt sind, extrem schnell zu arbeiten. Natürlich gibt es die EB-Team-Firmen, die tagesaktuell arbeiten, aber die stellen ja nur das Team und der Autor/Reporter kommt vom jeweiligen Sender. Dass man wirklich innerhalb weniger Tage einen kompletten Film aus dem Boden stampfen kann, das ist schon eine sehr besondere Leistung, die die Kunden dann eher Leuten wie mir als den großen Mitbewerbern zutrauen. Da kommt dann allenfalls mal die Randbemerkung "aber bitte nicht krank werden".blowup hat geschrieben:Stell Dir einfach mal vor, du bist Werbeleiter und bis zur Messe muss ein Imagefilm fertig sein. Nach meiner Erfahrung werden viele grundsätzlich keinen Einzelkämpfer beauftragen, da sie (z.B. bei Unfall, Krankheit etc.) das Projekt und IHREN Job riskieren.
Genau so sieht auch meine Erfahrung aus. Läuft seit Jahren super, und wenn ich mir die Liste meiner regelmäßigen Auftraggeber ansehe, dann frage ich mich echt, womit ich kleines Würstchen das verdient habe, solche bedeutenden Kunden zu haben. Aber da ich keinen Zeitverlust durch das Koordinieren anderer Leute habe, bleibt sogar ein wenig Luft, um gelegentlich was bei Slashcam zu schreiben.motor-tv hat geschrieben:Bin kein Billiganbieter, trotzdem habe ich über Jahre meinen Kundenstock. Große Firmen wünschen sich Kompetenz und Qualität, und ich arbeite auch ZU HAUSE.
Klar, ich habe auch ein paar Leute, die ich ganz gezielt zu einzelnen Drehterminen schicken kann, wenn ich echt mal nicht kann. Meist sind es terminliche Überschneidungen, aber das würde auch für einen etwaigen Krankheitsfall gelten.motor-tv hat geschrieben:Was ich jedoch auch bestätige, im Krankheitsfall sollte man sich immer eine Hintertüre sprich Ersatzkameramann offen halten...
Und wenn man im Bereich Branding/Image unterwegs ist, ist es sinnvoll fundierte Erfahrungen im Bereich Marketing zu haben. Muss nicht unbedingt ein Studium sein. Wenn ich z.B. daran denke, welche Projekte und Budgets ich los geschlagen habe, weil ich dem Kunden inhaltliche und formale Vernetzungsmöglichkeiten und Mehrfachnutzung aufgezeigt habe, die die Kosten natürlich relativieren.Pianist hat geschrieben:und mindestens ein abgeschlossenes Hochschulstudium im jeweiligen Themenbereich haben (also kein Filmhochschulstudium, sondern zum Beispiel Politikwissenschaft, wenn man Filme im Bereich der politischen Öffentlichkeitsarbeit macht).
Wer aber nicht alles selbst kann, der muss eben alles, was er nicht kann, als Leistung einkaufen. Ganz simpel.
Matthias
Genau. Das ist ja das Schöne, dass Filmprojekte überwiegend Chefsache und deshalb ganz oben angesiedelt sind. Also bei einem kleinen Unternehmen beim Inhaber, in einem mittleren Unternehmen beim Geschäftsführer (der das dann in der praktischen Durchführung an seinen besten Mitarbeiter delegiert), in einem großen Unternehmen beim Vorstand (der das dann an seinen Leiter Öffentlichkeitsarbeit delegiert) und bei Ministerien bei der jeweiligen Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, die unmittelbar zum Leitungsbereich gehört. Das Schöne daran ist: Wenn die von ganz oben etwas wollen, müssen alle anderen sofort springen... :-)blowup hat geschrieben:Insofern hat man als Einzelkämpfer immer dann die besten Chancen, wenn man direkt ganz oben, bei der GF, angebunden ist.
Dann möchte ich ab sofort keine Gewerbesteuer und keinen IHK-Beitrag mehr zahlen.Jott hat geschrieben:Künstlersozialkasse: beauftragt ein Unternehmen einen Freiberufler, einen Selbständigen oder eine GbR mit einem Filmprojekt, muss es dafür KSK-Abgaben leisten. Der Einfachheit halber wird keineswegs nach künstlerischen und nicht künstlerischen Tätigkeiten unterschieden, das "Gesamtwerk" mit allem Drumherum ist "Kunst", sagt die KSK mit Rückendeckung von meterweise Urteilen vor Sozialgerichten.
Das hat eben beides überhaupt nichts mit einander zu tun. Die Abgabepflicht des Auftraggebers bezieht sich auf die Leistung. Unabhängig davon, wer sie erbringt. Das bedeutet noch lange nicht, dass Du dort als Mitglied aufgenommen wirst. Die meisten klagen sich wohl ein, wenn ich richtig informiert bin.Anne Nerven hat geschrieben:Bei meinen Rechnungen erhebt die KSK ebenfalls die zusätzlichen 5%. Bin ich dadurch eigentlich gleichzeitig berechtigt, mich darüber zu versichern? Und wenn nicht, muss der Auftraggeber trotzdem die Beiträge für meine Leistungen abführen? Weiß das zufällig jemand?
Der Vergleich stimmt so nicht mal, es wäre so: du fährst Taxi. Danach bist du gehalten, unaufgefordert derzeit rund 3,9% der Fahrtkosten zusätzlich an die Taxifahrersozialkasse abzuführen, unabhängig davon, ob der Taxifahrer überhaupt dort versichert ist (wahrscheinlich ist er es nicht, denn er verdient ja Geld und wird deswegen nicht aufgenommen). Das sagt dir aber keiner, woher sollst du das wissen? In ein paar Jahren kommt eine Buchprüfung, deine eingereichten Quittungen werden entdeckt. Keine Abgabe gezahlt? Das ist ein Straftatbestand, nämlich hinterzogene Sozialabgaben! Du bist am A...! Und wirst in Zukunft, wenn irgend möglich, das Taxifahren vermeiden.Pianist hat geschrieben:Zur Verdeutlichung der Absurdität mal ein Parallelvergleich: Wenn ich einen Fahrschein für den Omnibus kaufe, muss ich fünf Prozent des Fahrpreises an einen Hilfsfonds für notleidende Taxifahrer abführen.
Stimmt, der Vergleich ist noch besser. Ist und bleibt jedenfalls eine vollkommen bescheuerte Angelegenheit. Da sind übrigens etliche Synchronstudios dran Pleite gegangen, weil sie für fünf Jahre die Abgabe für die Sprecher nachzahlen sollten. Ein Synchronstudio-Besitzer hat sich deswegen sogar umgebracht.Jott hat geschrieben:Der Vergleich stimmt so nicht mal, es wäre so: du fährst Taxi. Danach bist du gehalten, unaufgefordert derzeit rund 3,9% der Fahrtkosten zusätzlich an die Taxifahrersozialkasse abzuführen, unabhängig davon, ob der Taxifahrer überhaupt dort versichert ist (wahrscheinlich ist er es nicht, denn er verdient ja Geld und wird deswegen nicht aufgenommen). Das sagt dir aber keiner, woher sollst du das wissen? In ein paar Jahren kommt eine Buchprüfung, deine eingereichten Quittungen werden entdeckt. Keine Abgabe gezahlt? Das ist ein Straftatbestand, nämlich hinterzogene Sozialabgaben! Du bist am A...! Und wirst in Zukunft, wenn irgend möglich, das Taxifahren vermeiden.
Das ist - leider - falsch, sobald du selber eine Kamera anfasst oder Regie führst. Es sei denn, du stellst getrennte Fantasierechnungen z.B. für Dreh (künstlerisch, ein symbolischer Minibetrag) und Editing, Encoding etc. (nicht künstlerisch, verschlingt fast den ganzen Etat ...). Bei Grading wird's schon wieder schwierig: Koloristen sind laut Gesetz Künstler - zwar eigentlich auf Trickfilm bezogen, aber die KSK ist ja selbst sehr kreativ in diesen Dingen und hat sogar Webdesigner zu Künstlern erklärt ...Pianist hat geschrieben:Ich gehe zwar nach wie vor davon aus, dass "Filmproduzent" eine gewerbliche Tätigkeit ist und meine Leistungen nicht abgabepflichtig sind, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass zumindest auf Teile meiner Leistungen die Abgabepflicht besteht.
Konkret sieht das bei mir so aus: Auf meinen Rechnungen gibt es eine Position für "Text verfassen und sprechen". Das wäre eindeutig abgabepflichtig. Dann gibt es Positionen für Drehtage und Schnitt-Tage. Diese müsste man dann aufteilen, also etwa ein Drittel ich als Mensch und zwei Drittel die teure Technik, die darin enthalten ist. Nun stellt sich die Frage: Ist man verpflichtet, seine Auftraggeber auf diesen Umstand hinzuweisen? Ist man schadenersatzpflichtig in Höhe der Abgabe, wenn man es nicht getan hat?Jott hat geschrieben:Das ist - leider - falsch, wenn du selber eine Kamera anfasst oder Regie führst. Es sei denn, du stellst getrennte Fantasierechnungen z.B. für Dreh (künstlerisch, ein symbolischer Minibetrag) und Editing, Encoding etc. (nicht künstlerisch, verschlingt fast den ganzen Etat ...)
Ich werde wohl tatsächlich mal eine Erstberatung bei einem Fachanwalt wahrnehmen. Und ich überlege, ob ich künftig auf allen meinen Rechnungen folgenden Satz einführe: "Hinweis: Die Bemessungsgrundlage gemäß §25 (1) KSVG aus Leistungen auf dieser Rechnung beträgt XXX EUR." Das wäre dann die Addition aus dem Autoren- und Sprecher-Honorar plus ein Drittel aus den Drehtagen und ein Drittel aus den Schnitt-Tagen. Der Rest ist Technik.Jott hat geschrieben:Zwei Mal nein. Ist nicht dein Problem. Dein Auftraggeber kann mit dem Prüfer darum kämpfen, dass das auseinander gedröselt wird - er hat aber kein Recht darauf.
Spar's dir:Pianist hat geschrieben:Und ich überlege, ob ich künftig auf allen meinen Rechnungen folgenden Satz einführe: "Hinweis: Die Bemessungsgrundlage gemäß §25 (1) KSVG aus Leistungen auf dieser Rechnung beträgt XXX EUR." Das wäre dann die Addition aus dem Autoren- und Sprecher-Honorar plus ein Drittel aus den Drehtagen und ein Drittel aus den Schnitt-Tagen. Der Rest ist Technik.