Auf Achse hat geschrieben:.. Ich habe mehrere Mikrofone die für Sprachaufnahmen gut geeignet sind aber wie alle Sprachmikros lässt die Dynamik schon mit einigen Zentimetern Abstand deutlich nach. Wenn der Sprecher nicht permanent den Abstand exakt einhält gibt es grosse Dynamikschwankungen. Ich brauche also ein Mikro das auch bei 20-30cm Abstand und geringen Abstandsänderungen noch eine gute Dynamik bietet...
1. Welchen Level willst Du erreichen? Professionell, semi oder Urlaubsvideos kommentieren?
2. Was für genaue Mikrofone hast Du da?
3. Wie ist Dein weiterer technischer Weg für das Mikrofonsignal (Mischpult, Soundkarte, Programm zum Aufmotzen des Tons).
Oft ist es hier im Forum so, daß die Threadstarter nicht präzise genug Ist und Soll beschreiben, dann irren die Kommentare manchmal in die eigenartigsten Richtungen ab. Das hier könnte sowas ähnliches werden.
Ich nehme jetzt mal folgendes an: Du hast Sprachmikrofone (mehrere!), also hast Du irgendwie mit Live-Übertragungen oder Live-Interviews zu tun. Live-Übertragung und Studio-Kommentar sind aber 2 recht verschiedene Stiefel.
Und zwar weil "Live" heißt "Leben unterdrücken", das Leben drumrum nämlich. Sprach- und Gesangsmikrofone sind daher so gebaut, daß sie von der Schallrichtung her einen möglichst engen Aufnahmebereich haben (Nierencharakteristik, Supercardioide..), und möglichst rückkopplungssicher sind, d.h. auch der Sprecher/Sänger muß nah an das Mikrofon können, damit er lauter ist wie die Lautsprecher, aus denen dann seine Stimme erschallt. Ein Mikrofon mit enger Niere hebt aber aus physikalischen Gründen die Bässe sehr an, je näher man an das Mikrofon kommt (Nahbesprechungseffekt). Also haben diese Sprachmikrofone eine Baßabsenkung drin.
Und deswegen klingt ein Sprach-/Gesangsmikro bei einer größeren Aufnahmeentfernung dünn und leise.
Ziel des Kommentars ist es aber eine möglichst natürliche Stimme mit gleichmäßiger Lautstärke zu haben.
Wege dorthin (sortiert von billig nach teuer):
1. Gedämpften Aufnahmeraum suchen (wenig Fenster und glatte Wandflächen, viel Plüsch). Ein völlig toter Raum ist gar nicht das Ziel, denn in einem absolut schalltoten Meß-Raum bedeutet diese tote Raumakustik psychologischen Stress für den Sprecher. Auch professionele Sprecherräume sind nicht völlig schalltot (nicht mal der lustige Kleiderschrank s.o.).
2. Sprechabstand: 50 cm und mehr. Das bringt automatisch eine gleichmäßigere Aufnahmelautstärke und einen natürlichen Klang.
Selbst da ist bei anfälligen Mikrofonen ein Poppschutz (rundes Netz) zwischen Mikrofon und Sprecher sinnvoll.
3. Mikrofon-Auswahl: Amateur = einfach die Kamera nehmen. Diese eingebauten Mikrofone sind meist besser für Kommentare geeignet, wie "Handmikrofone" für 29,99.
Semi = Ein Instrumentalmikrofon mit Kugel- oder leichter Nierencharakteristik, jedenfalls k e i n Gesangsmikrofon oder Mikrofon für Interviews. Kondensatormoikrofone klingen meist noch klarer. Auch Stereo-Aufsteckmikrofone für Videokameras (RODE u.ä.) sind sehr gut geeignet.
Profi = Studio-Kondensatormikrofone
4. Mikrofonvorverstärker/Mischpult. Mit einem (leisen) dynamischen Mikrofon direkt mit einem Adapter auf kleine Klinke in eine Onboard-Soundkarte im Computer zu gehen ist tödlich. Rauschen, Brummen digitales Zirpen versauen alles.
5. Kompressor
Ein Kommentar ist normalerweise das lauteste Audio-Signal, noch vor O-Ton und Musikuntermalung. Da aber die menschliche Sprache eine sehr dynamische Angelegenheit ist, sollte dieses Signal durch einen Kompressor laufen, um die Lautstärkeunterschiede einzuebnen. Ideal gleich bei der Aufnahme (im Mischpult eingebaut oder mit einem externen Kompressor), oder eben erst hinterher mit Software. Beides geht.
Na denn viel Glück wünscht Walter