Da ja viele hier im Forum am "Kinolook/DOF", mich eingeschlossen, sehr interessiert sind, wollte ich mal meine Eindrücke vom Dreh-Wochenende schildern. Ich stehe gerade vor der Entscheidung: 7D als B-Kam, oder doch 35mm Adapter?
Als stolzer Besitzer einer EX-1 sehe ich mich immer öfter mit dem "Problem Kinolook" konfrontiert. Zum einen fragen ahnungslose Kunden immer mehr nach diesem Schlagwort, zum anderen bin ich als alter TV-Video-Fuzzi selbst davon fasziniert.
Also habe ich mir für eine Produktion mal nen Letus-Ultimate Adapter mit Nikon Mount, Redrock Micro Rod-Support+Schulterstütze und Redrock Mattebox geliehen, um das Zeugs mal an meine EX zu basteln. Dazu noch nen Koffer voller Nikon/Nikkor Festbrennweiten (24,35,55,85mm)
Leider kann ich keine Videos von den Aufnahmen posten, aber mir gehts hier primär mal ums handling des Setups.
Da der Adapter schon angeschraubt war, ging der Rest relativ schnell. Handgrips dran, Follow Focus und Matte-Box draufgesteckt und festgeschraubt. Fertig war die Monster-EX-1. Irgendwie machte der Gesichtsausdruck des Kunden, nachdem er mich mit der Mühle gesehen hat den Eindruck "Ok, jetzt weiß ich für was ich bezahle". Den Tag davor, als ich nur mit der EX-1 gedreht habe, sah er eher überrascht ob der Größe (Winzigkeit?) der Kamera aus.
Ok, ok. Das Setup war fertig. Sah echt Hammer aus. Dann die erste Ernüchterung: Scheisse war das alles schwer!
Naja, das stimmt nur bedingt. Es war nicht wirklich schwer, es war nur unglaublich scheisse ausbalanciert, wie man an Bild 1 sieht, wo ich die Mühle auf der Schulter habe. Das ganze System ist so uuuunglaublich kopflastig, das man es selbst als geübter Kameramann kaum länger als 60-90sec schafft das Setup zu halten.
Hinzu kommt dann noch, daß durch das einzoomen auf den Adapter/Mattscheibe der Steady-Shot Modus der Kamera komplett unbrauchbar ist. Man sieht jegliches leichtes Zittern und Zucken. Und ich kann Euch sagen, das kommt schneller, als Euch lieb ist!
Dann die nä. Erkenntnis: platzsparendes Aufzeichnen auf die SxS Karten ist nicht. Es ist nicht ohne, eine Hand von den Grips wegzunehmen und auf den Record-Button zu drücken. Das System ist so wackelig auf der Schulter und das Wegnehmen einer Hand braucht Planung und macht langsam. Am besten man drückt den Button bevor man das Setup hochhebt und lässt einfach durchlaufen.
Dann kommt natürlich die erwartete Mega-Einschränkung. Obwohl ich einen Imagefilm produziere, waren bei diesem Dreh meine Fähigkeiten als EB-Kameramann gefragt. Also nix mit geplanten Shots, sondern draufhalten und aufzeichnen. Aber zieh mal einer bei so nem wackeligen Setup schnell die Schärfe am follow focus. Nix da! Der Schärfenbereich bei z.b. dem 35mm ist so krass begrenzt, da kommt man ohne extrem erfahren Assi/Focus-Puller nicht weit. Durch meine Motive war es mir nicht immer möglich, die richtige (scharfe) Distanz durch weg- bzw. aufs Motiv zugehen einzustellen, also musste eine Hand am Focus bleiben. Dann war es aber quasi unmöglich die Rig zu halten. Also, naja, halten konnte ich sie schon, aber eine saubere Einstellung ohne extremes Zittern war unmöglich.
Also blieb nur eins: Schulterstütze ab und das Setup direkt auf das Stativ. Jetzt kommt aber zum Gewicht der Kamera nochmals das Gewicht vom Stativ. Obwohl ich den Manfrotto Carbon Satz habe, trägt man die Kamera nicht mal eben schnell von A nach B. Ich war also gegenüber meines gewohnten Dreh-Ablaufs tatsächlich eingeschränkt. Dann kommt ja noch die Festbrennweite hinzu. Im normalen Drehalltag ist die EX-1 Optik echt ne Erleichterung; Kadrierung passt nicht? Ok, dann mal eben schnell eingezoomt. Festbrennweite = nix Zoom. Ans Motiv rangehen, oder so drehen, wo man gerade steht. Ich muss ehrlich zugeben, dass habe ich total unterschätzt!
Nachdem ich längere Zeit mit dem 85mm gedreht habe, da ich nicht sooo dicht ans Motiv konnte, wollte ich mal "eben schnell" auf was weitwinkligeres wechseln. Aber ihr ahnt es schon: schnell ist hier nicht. Mattebox weggeklappt. Altes Objektiv runter, neues drauf. Das dauert einfach. Dann musste ich feststellen, dass mir das 24mm im Prinzip den selben Schärfeindruck vermittelt wie meine normale EX-1 ohne Adapter, da meine Motive einfach 3,4,5 Meter zu weit weg waren. Ich musste immer auf Schärfe unendlich stellen und das sah genauso aus wie mit der regulären EX-1 Optik. Erst wenn ich näher als 2m ans Motiv rangekommen bin, habe ich einen schicken, begrenzten Schärfebereich bekommen. Aber das war durch die Drehsituation nur sehr, sehr bedingt möglich.
Also alles in allem muss ich persönlich für mich feststellen: Die EX-1 mit Adapter sieht Hammer-geil aus, ist aber nur sehr, sehr begrenzt einsetzbar.
Hinzu kommt dann noch, dass es bei einigen Weitwinkel Aufnahmen eine Vignette am Bildrand gibt, zwar schwach, aber sie ist da und das die Optiken bei den Lichtverhältnissen, die am Drehort vorlagen, einige Farbabweichungen (CA) zeigen. Ob meine Kunde diese "Fehler" erkennt, weiß ich nicht; aber ich sehe sie. Sie sind leider da. Zwar schwach, aber vorhanden.
Also komme ich zu meinem total persönlichen Fazit: Für diese Art von Dreh ist dieses Setup komplett ungeeignet.
Bleibt mir nur, die 7D auszuleihen und dann das vermeintlich leichtere Setup mal auszuprobieren. Werden es posten, falls es jemanden interessiert. ;-)