soahC hat geschrieben:B.DeKid hat geschrieben:Heut zu Tage muss alles ca 1/3 bis eine 1/2 Blende überbelichtet sein , so das man in der "Post Production" noch mit Filtern und Effekten arbeiten kann!!!
Jeder "Filter/ Effekt " schluck nunmal weiteres Licht der Source (Aufnahme (Shot) und muss somit bedacht eingesetzt werden.
Das ist ja wohl nicht dein ernst oder? Sowas habe ich ja noch nie gehört! Weder das eine absichtliche Überbelichtung gemacht wird und auch noch Vorteile haben soll, noch dass es irgendwelche "Filter und Effekte" gibt die Licht schlucken. Nenne mir mal bitte einen einzigen davon.
*LOL* Ihr seid putzig, in eurem Halbwissen, Jungs!
B.DeKid bringt da, wie so oft, etwas Entscheidendes durcheinander und soahC hat nicht erkannt, wo sein Denkfehler liegt: Zu analogen Zeiten in der Dunkelkammer, bzw. auch heute noch, wenn man mit physischen (Effekt-)Filtern vor dem Objektiv arbeitet, stimmt Björns Aussage (wenn auch unpräzise und gewohnt salopp formuliert). Digitale Effekte/Filter aber, "schlucken kein Licht" sondern sie beeinflussen einfach die ihnen vorgeworfenen Pixel.
Was aber, um die von euch diskutierte Aussage aufzugreifen, heute idealerweise erreicht werden sollte sind digitale Aufnahmen, bei welchen das Histogramm dreierlei Voraussetzungen erfüllt: Weder links im Schwarz noch rechts im Weiss sollen Pixel "abgeschnitten" werden (das waren bereits die ersten zwei Voraussetzungen). Und drittens soll der Helligkeitsverlauf (oft eine Art Gauss'sche Glockenkurve) so liegen, dass die grösste Erhebung und damit die meisten Bildpixel sich deutlich im rechten/oberen/"hellen" Teil des Histogramms befinden. Insofern hat Björn ansatzweise Recht mit seinem Postulat, heutzutage höher zu belichten (zu analogen Zeiten tendierte man genau zum Gegenteil und hat - hätte es damals bereits Live-Histogramme gegeben - die Kurve im linken/unteren/"dunklen" Bereich ihre Maxima haben lassen).
Und wieso macht man das heute so, mit der histogrammmässig rechtslastigen Belichtung?
Solange alle drei von mir erwähnten Bedingungen erfüllt sind, ist das digitale Bild perfekt belichtet und erlaubt in der Postproduction eine grösstmögliche Flexibilität für Effekte und Korrekturen. Abdunkeln ist in der digitalen Welt einfacher und rückstandsfreier möglich als Aufhellen! Das Stichwort hier ist "Bildrauschen": Ein zu dunkles Digitalbild aufzuhellen führt in den Lichtern zwar zu ordentlichen Ergebnissen, aber in den Schatten entsteht vermehrt Bildrauschen, weil hier ja elektronisch etwas verstärkt wird, das nicht existiert (ist ähnlich dem Raufdrehen des Gains über 0 dB bei der Aufnahme -> Rauschen). Beim Abdunkeln des zu hellen Bildes passiert absolut nichts Negatives (was analog einem qualitätsverlustfreien Verkleinern gegenüber einem zu Verpixelung führenden Vergrössern eines Digitalbildes anzusehen ist). Man hat also die höhere Latenz, wenn man tendenziell überbelichtet (ja, Björn), sofern man dafür sorgt, dass das Histogramm weder links (das ist einfach, beim Überbelichten) noch rechts "ausfrisst"!
Und das erreicht man - jetzt geht's zurück zum eigentlichen Thema des Threads - eben am einfachsten durch Beobachten der Luminanz der hellsten Bildteile mittels der Zebra-Funktion der Kamera. Ich stelle mein "Zebra" immer auf 90% ein. Wenn also die hellsten Bildteile grad so knapp zu flimmern beginnen weiss ich, dass ich ja noch 10% Sicherheitsmarge habe gegen oben, bevor's wirklich hässlich wird und der Rest des Bildes definitiv nicht überbelichtet ist.
Natürlich kommt nun das Riesenproblem des relativ bescheidenen Dynamikumfangs (die Spanne von Hell bis Dunkel, die der Bildsensor noch erfassen kann bevor die Pixel zu Reinweiss bzw. Reinschwarz versaufen) hinzu, welcher gegenwärtig ca. 8 Blendenstufen beträgt (Analoges Filmmaterial hatte ca. 11 Blendenstufen (das ist 8x mehr) und unser Auge bildet ca. 19 Blendenstufen (das ist 2048x mehr als der digitale Sensor) ab.). Mit diesen bescheidenen 8 Blendenstufen lässt es sich, ausser bei hollywoodmässig ausgeleuchteten Sets, selten bewerkstelligen, dass die dunkelsten Bildbereiche noch Zeichnung aufweisen, während die hellsten noch nicht überstrahlen.
Und genau hier liegt unser Dilemma: Belichten bedeutet also fast immer einen Kompromiss zu finden. Man muss (leider) oft (unwichtige) Bildbereiche ins Reinschwarz oder Reinweiss opfern, damit die bildwichtigen Bereiche korrekt belichtet werden können. Will/kann man dieses Opfer nicht bringen, hilft nur das aufwändige Ausleuchten des Sets oder, in der Digitalfotografie, das Arbeiten mit Belichtungsreihen für HDR-Bilder (das gibt's beim Videofilmen allerdings noch nicht).