Ich habe einen Eindruck von der Komplexität des Themas bekommen und entschuldige mich, die fütternden Hände gebissen zu haben. Wenn ich trotz LSP (low scientific profile) hier noch poste, dann mit der Bitte um Korrektur, wenn´s geht mit weniger Chinesisch.
WoWu hat geschrieben:Im Consumerbereich haben wir es aber lediglich mit Y’CbCr und damit mit den Codewerten 16-235 zu tun, also nicht mit 256 sondern lediglich mit 220. Da würden wir dann schon nur noch bei 5 Blenden landen.
Jetzt frage ich mich als User, welche Bedeutung diese 5 Blenden (oder meinetwegen auch 4 aus verschiedenen, von mir nicht bezweifelten Gründen) für mein Bild haben, speziell dessen "Naturtreue". 220 digital speicherbare Helligkeitsabstufungen stehen der Fähigkeit des Auges gegenüber, maximal und im besten Falle 100 Abstufungen unterscheiden zu können (so hängengeblieben, Quelle muss ich bei Verlangen nachreichen). Das ist wohl auch der Grund, warum HDR-Fotos auf uns immer etwas surreal wirken und warum wir unbedarfte Video-Aufnahmen als hässlich, aber "realistisch" einschätzen.
Man empfindet ein Bild aber auch als schlecht, wenn es zuviele Bereiche ohne Zeichnung hat, bei denen wir im Alltag eine Zeichnung wahrnehmen könnten. Wie aber kann es sein, dass eine "schlechtere Technik" (Auge) die Wahrnehmung von mehr Informationen ermöglicht? Antwort: Die Kohlenhalden im Sonnenschein werden mit sehr vielen kurzen Augenbewegungen wahrgenommen, während denen kleine "Blendenkorrekturen" vorgenommen werden, das entspricht also grob (nicht hauen) einer Belichtungsreihe, bevor sich der Betrachter sagt: Wolkenstrukturen, Kohlenstaub im Sonnenschatten - alles da! Er hat vor der eigentlichen Wahrnehmung mehrere Bildbereiche gescannt und mit jeweils unterschiedlicher Iris-Öffnung "aufgenommen".
Als erste Konsequenz könnte ich - ohne Belichtungsautomatik, versteht sich - entscheiden, welcher Bildbereich mir wichtiger ist. Ich
kann mit den Mitteln der manuellen Belichtung eine ziemlich gute Zeichnung der Kohlen erreichen, dann habe ich einen weißen Himmel. Ich
kann einen schönen Himmel aufnehmen, dann habe ich den unteren Bildbereich einfach nur schwarz. Stelle ich die Blende in die Mitte, habe ich in diesem Extrembeispiel vermutlich nirgendwo eine befriedigende Zeichnung.
Mit "nur" 100 Buntstiften mit gleichmäßigen Abstufungen von (fast) Weiß zu Schwarz könnte man ein augenrichtiges Bild der Kohlenhalden malen, man könnte es sogar mit viel, viel weniger. Das wird möglich, indem man das tatsächliche Gradationsspektrum (wer immer es eicht, der liebe Gott?) proportional verkleinert und überdies die hypothetisch lineare Nuancierung durch eine lustige Kurve ersetzt. Die Pi-mal-Daumen Übersetzung des Malers nehme ich hier als Modell.
Mit einer Kamera kann ich dieses willkürliche Umverteilen des Kontrastspektrums nur erreichen, wenn ich bei einer dafür optimalen Blende Bildpartien vor der Optik aufhelle (Beleuchtung) oder abdunkle (Filter oder licht-absorbierende resp. -blockierende oder schattenwerfende Objekte). In meinen 220 Stufen innerhalb der 256 müsste ich also versuchen, den Kohlen etwa 16 bis 30 zu geben und dem Himmel 200 bis 235.
Mir ist klar, dass mir diese Erwähnung der Praxis in diesem esoterischen Thread übelgenommen wird, zumal ich nicht zum ersten Mal mit dieser Geschichte komme. Formal ist diese für fotografisch Ausgebildete so banale Grundlage also OT. Ob der Threadstarter über die numerischen Fakten hinaus überhaupt an einer Nutzanwendung interessiert ist, weiß ich nicht. Vielleicht wendet er sich, in einem Lehnstuhl sitzend und an einer Pfeife schmauchend, kopfschüttelnd von diesen Betrachtungen ab und beobachtet lieber Sternbilder durch sein Teleskop.
Natürlich ist es besser, mehr Blendenstufen verwenden zu können. Wenn sie zur Verfügung stehen, was ja für die meisten hier eine akademische Betrachtung ist.
Analoge Fotografie/Film ist bekanntlich nicht auf 256 Stufen begrenzt. Jede Abstufung ist möglich. Aber mit einer normalen Kleinbildkamera und einem normal empfindlichen Film habe ich deswegen nicht unendlich viele Blendenstufen, vielleicht sind´s durchschnittlich 8. Auch analog - ohne die läppischen 8 bit - ist der Himmel weiß, wenn die Kohlen Zeichnung haben. Aufgrund der unendlich vielen Abstufungen im Randbereich dieser weißen Fläche (dem Horizont) wird das Bild aber natürlich aussehen, das Videobild dagegen nicht.