scrooge hat geschrieben:Klar scheint nur zu sein, dass man für Sportaufnahmen und sonstige Projekte mit vielen schnellen Bewegungen interlace filmen soll.
Das ist nicht mehr so klar. Auf einem progressiv arbeitenden Ausgabegerät (LCD, Plasma, Computer, Beamer) erzeugen schnelle Bewegungen Interlace-Artefakte. Hintergrund dieses "klaren" Ratschlags war die bessere Darstellung auf den ollen Röhren. Heute müsste man sagen: Interlace GAR nicht mehr, und für Sportaufnahmen 50p.
scrooge hat geschrieben:Stu Maschwitz empfiehlt im Rebel Guide unbedingt progressiv zu filmen. Allerdings lebt er in einem NTSC-Land und schreibt, dass man als PAL-Filmer notfalls auch interlaced filmen und später deinterlacen kann.
Er ist ein Kinofan. Er erklärt, dass 30p mehr nach Video aussieht als 24p, und dass wir Europäer zu beneiden seien um unser 25p. Er hat Recht. 50p sieht eher aus wie Video als wie Film. Es ist technisch besser, hat aber einen Look wie 50i. Die Look-Frage darf man nicht in die Diskussion werfen, hier gibt es wirklich nur "Meinungen" und keine Fakten.
scrooge hat geschrieben:Die Firma Swisseffects (Spezialist für Filmausbelichtung) schrieb mir, ich sollte mit meiner Cam (HV30) interlaced filmen. Gleichzeitig gaben sie aber auch zu, dass sie es noch nicht mit progressiven Aufnahmen einer Consumer-Cam probiert haben.
Denen graut vor Video, das mit allen möglichen Filtern auf Film-Look gequält wurde, was ja die Qualität der Daten auf jeden Fall reduziert. Die sind spezialisiert darauf, ein neutrales Video mit allen Video-typischen Werten fürs Fazen anzupassen. Sie sind auch darauf gefasst, Interlace-Material zu bekommen. Freilich können sie es de-interlacen - notgedrungen, denn Film ist nunmal 25p - , aber es sieht immer, immer, immer beschissen aus. Lieber Original 25p Material nehmen oder vorher selbst mit einem sehr guten Deinterlacer ausbügeln.
scrooge hat geschrieben:Da nur 25 echte Bilder als Datenbasis zur Verfügung stehen, erscheint das Bild in typischer progressiv-Manier leicht ruckelig bei Schwenks und bewegten Objekten. Viele Fans finden diesen Look spielfilmartig.
Diese ahnungslosen Fans haben gewiss ein paar DVDs von Hollywoodfilmen zuhause. Vielleicht James Bond? Bourne? Irgendwas mit viel Bewegung. Das sind, in PAL-Ländern, 25p. Ruckelt es da nostalgisch? Bitte mal überprüfen. Filmkameras, die 24 B/s belichten, sind standardmäßig auf einen Shutter von 1/48tel Sekunde eingestellt. Das ist eine relativ lange Belichtungszeit, die dazu führt, dass Bewegungen verschmieren. Bei
genau dieser Zeit tun sie das aber in einem Maß, das die Bewegung sehr natürlich, fließend aussehen lässt. Die HV20/30 nun (und alle) kümmern sich nicht um die Tatsache, dass sie im "p" Modus also nur 1/50tel Shutter benutzen dürfen. Der Filmfan geht in die Sonne, die Automatik stellt den Shutter auf 250, oder was weiß ich, und die Bewegungsunschärfe wird
faktisch abgeschaltet. Dann ruckelt es.
Es ruckelt außerdem bei einer falschen Schwenkgeschwindigkeit. In den o.g. Actionfilmen gibt es natürlich auch viele Kamerabewegungen. Sie sind entweder aufreizend langsam (Steadicam, Dolly) oder sehr zügig bis rasant. Alles dazwischen passt nicht zu dem 24/25 Bewegungsfluss, dann ruckelt´s. Das Schwenkruckeln sieht man gelegentlich auch bei teuren Filmen (wenn man drauf achtet).
scrooge hat geschrieben:1. Was ist ein ECHTER 25p-Modus ?
a) Wenn die Kamera 25 Phasen aufnimmt (die gute alte VX2000 machte 12,5 im "p"-Modus), Minimalvoraussetzung.
b) Wenn der (CMOS)- Chip progressiv ausgelesen wird (XH-A1 nicht)
c) Wenn der Aufzeichnungscodec "p" vorsieht (HDV2 nicht, AVCHD ja)
scrooge hat geschrieben:2. Gibt es den in Consumer-Cams und wenn ja in welchen ?
Siehe oben.
scrooge hat geschrieben:3. In welchen Fällen ist der "unechte" 25p-Modus von
Consumer Cams wie der HV20/HV30 zu empfehlen und
wann sollte man lieber 50i wählen ?
50i sollte man wählen,
a) wenn man einen alten Fernseher hat und das Material nicht weitergeben möchte
b) wenn man in bestimmten Situation eine saubere(re) Zeitlupe braucht
(Übrigens, ob echt oder unecht, das ist nun wirklich akademisch. Über das gute, alte Scart-Kabel, das S-Video-Kabel und den gelben Cinch sahen und sehen wir alles in "i" verpackt, also auch im Falle von Film "unecht". Auch das Mpeg2 auf DVD´s kennt gar keinen speziellen "p"-Flag.
Wirklich unecht ist "i"-Material, das natürlich auf einem "p"-Gerät auch als "p" gezeigt wird.)
c)
EDIT: 50i sollte man wählen, wenn die Kamera nur 50i hat, ist ja klar. Hier wird viel Wind gemacht, aber der Unterschied ist minimal. So minimal, dass, wenn meine Kamera, statt im falschen "p" Modus mal im "i" Modus stand, ich höchstens "oh", aber noch nichtmal "Mist" sage. Ich kann bloß den ganzen Quark über "p" nicht mehr lesen, als wäre das nur ein billiger Digitaltrick, um Film zu faken. In Wirklichkeit sieht man den Unterschied nur sehr, sehr selten (das haben eigene Tests mit mehreren, selbst ernannten "Experten" bewiesen). Also, "i"-Fans, bitte nicht ärgern.
scrooge hat geschrieben:4. Geht es wirklich nur um einen "gewissen Look", oder
gibt es auch technische Gründe fürs Drehen in 25p ?
Siehe oben. Da es um
Bildmaterial geht, ist die Frage des Looks nicht ganz sauber von der der Technik zu trennen. Es gibt ästhetische
und technische Gründe, "i" nicht mehr zu verwenden.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...