smooth-appeal hat geschrieben:"ein Gesamthonorar von 1000 Euro (inkl. vielleicht 12 Stunden Aufnahme, 40 bis 50 Stunden Nachbearbeitung, Verbrauchsmaterial, Fahrtkosten usw.)"
1000 : 52 = 19,23 Euro / Stunde abzüglich Verbrauchsmaterial, Fahrtkosten etc.
Wer als Selbstständiger einen solchen Stundenlohn akzeptiert muss das ganze entweder aus Spaß an der Freude machen, Nebenberuflich aktiv oder einfach nur Strunzedumm sein.
Das rentiert sich überhaupt nicht. Den 20 Euro Stundenlohn würde ich nicht mal als Angestellter akzeptieren und als selbstständiger erst recht nicht.
Das ist genau der Punkt, der einen Profi vom Einsteiger bzw. Nebenberufler unterscheidet.
Bei mir waren es damals sogar nur 1000,- DM (obwohl es zu der Zeit um 1994 etwa den selben Wert hatte wie 1000,- Euro, denke ich).
Ich habe es damals so gesehen: Ich habe Talent, ich habe die Skills & KnowHow, ich habe Equipment, aber ich brauche Erfahrung und jemanden der mir mein Hobby finanziert.... vielleicht wird ja mehr daraus. Letztendlich wurde mehr daraus und ich habe mir mit diesem (wirklich unterbezahlten) Zubrot mein Equipment finanziert, mit dem ich später dann echte Kohle verdient habe. Und ich habe lustigerweise auf diese Weise Auftragsgeber kennengelernt die heute zu meinen besten Kunden zählen (nicht Hochzeit, sondern Industrie).
Ich habe mich aber stets bemüht, die bestmöglichste Qualität abzuliefern. Technisch und inhaltlich. Sowie man es in der Ausbildung auch tun sollte. Ich finde es hat sich gelohnt und einige Paare haben ein schönes Erinnerungsstück und reuen keine Mark.
Diese unterbezahlte Arbeit ist quasi wie eine Art Lehrgeld, welches man bekommt (anstatt es vielleicht sogar bei SAE oder so zu bezahlen). Man lernt welche Unwägbarkeiten einem im späteren Berufsalltag begegnen können. Technische Pannen, körperliche Grenzen (und da kommt man als Hochzeitsfilmer desöfteren ran) und so weiter.
Der Profi sagt sich natürlich: 1000,- Euro netto sind schön und gut, aber ich arbeite halt nur maximal 16 Stunden dafür. Alles was darüber ist geht extra. Oder er schätzt vorher ab und macht einen Pauschalpreis (den man dann aber auch mal einhalten sollte, wenn man nicht auf seinen Stundensatz kommt und die Qualität trotzdem stimmt). Das sieht bei mir seit 10 Jahren genauso aus.
Aufgrund dieser Tatsache trifft man eben selten wirkliche Profis auf Hochzeiten an (nur die die sich so bezeichnen).
A) weil es keiner bezahlen kann bzw
B) weil kein Profi die Preise so runterschrauben kann und will.
Die wenigen Ausnahmen sind Hochzeiten von reichen Spinnern, die mehrere tausend Euro im Budget haben.
Ich kenne jedenfalls keinen, der auschließlich von Hochzeiten tatsächlich leben kann, ohne einen Hauptberuf zu haben. Alleine schon weil die meisten Hochzeiten eher im Frühjahr/Sommer terminiert sind. Was macht man im Winter?