Jan hat geschrieben:Eine komplett, unbewegliche Mattscheibe wird allerdings meines Erachtens nicht wirklich funktionieren - selbst der neueste P+S Adapter setzt auf Bewegung in der Mattscheibe und das würde ich mal als Referenz heranziehen. Wenn das ohne Bewegung ginge, hätten die das bestimmt schon längst umgesetzt.
Eine bewegliche Mattscheibe macht die Körnung unsichtbar, sonst nichts. Die Körnung bestimmt nach wie vor die letztliche Auflösung des Bildes, und die Körner sollten daher kleiner sein als die Pixel. Oszillierende oder rotierende Mattscheiben verstärken aber tendenziell den Weichzeichnereffekt. Und zwar, weil sich kaum vermeiden lässt, dass sich die Mattscheibe bei der Bewegung minimalst in der Z-Achse bewegt (das Bild schwimmt). Sehr teure Adapter werden so präzise berechnet sein, wie es menschliche Feinmechanik nicht mehr hinkriegt. Darum sind die Bilder von DIY Adaptern mit beweglicher Mattscheibe immer besonders weich.
Ausserdem muss man die kleinen Motoren, die die Mattscheibe antreiben, blimpen, sonst braucht man sich über die vergleichsweise läppischen Laufwerksgeräusche keine Sorgen mehr zu machen. Und selbst wenn es gelingt, eine perfekt plan laufende Scheibe in ein schalldichtes Gehäuse einzubauen, wird der fixierte Motor Vibrationen weiterleiten.
Darum halte ich eine schwach gekörnte, stillstehende Mattscheibe für SD, eine gar nicht gekörnte für HD, für das Beste.
Ich liste noch einmal die Faktoren auf, die letzten Endes die Qualität bestimmen:
1. Hotspot. Tritt auf, wenn a) die Mattscheibe nicht genügend streut, b) das verwendete KB Objektiv zu lichtschwach ist (Je größer die Blendenöffnung, desto kleiner Hotspot-Probleme, Lichtverlust und Schärfentiefe).
2. Weichzeichnung. Tritt auf, wenn, aus unterschiedlichen Gründen,
zu stark gestreut wird. Ist ein positiver Effekt, wenn nur
leicht weichgezeichnet wird. Hier kommt man dem "Filmlook" ins Gehege, weil Farbfilm durch die drei Farbschichten ebenfalls
minimal weichzeichnet. Zu dicke oder eiernde Mattscheiben zeichen aber eher
unscharf.
3. Vignettierung (Abfall von Schärfe und Helligkeit zu den Rändern, "Feldstechermaske"). Hat auch mit der Blendenöffnung zu tun, die Sache mit dem Schärfeabfall aber eher damit, dass Objektive mit großem Filterdurchmesser eine Fläche von etwa Halbformat (nur die Hälfte eines KB-Frames ist wirklich nutzbar) heranzoomen müssen. Dazu braucht man dann Nahlinse oder Achromat. Dürfte bei kleineren Objektiven tendenziell weniger problematisch sein.
4. Das um 180° gedrehte Bild. Ist m.E. wirklich nur ein Problem der Kontrolle bei der Aufnahme. Der Lichtverlust beim Durchleiten durch ein Prisma ist in dieser ohnehin heiklen Situation nicht mehr hinnehmbar. Das Prisma aus einer defekten Rollfilmkamera, auf das durch Kippen vertikal gespiegelte Display gelegt, zeigt ein "richtiges" Bild, aber auch "richtig" dunkel.
5. Kontrast. Alle Mattscheiben (vielleicht ausser dieser Lichtleitergeschichte) fangen Licht aus allen Richtungen auf, deswegen wird das Bild kontrastschwach, zusätzlich zur Weichzeichnung. Man muss auf jeden Fall eine Mattebox basteln, die möglichst viel Streulicht aussperrt.
6. Staub. Man sieht echt jeden Fussel. Mit Luftdüsen reinigen.
7. Wackeln. Kamera und Adapter müssen wie aus einem Guss verbunden sein. Eine Schraube und Gaffatape sind absolut ungenügend. Dieses Problem taucht erst am Schluss auf, aber bitte unterschätzt es nicht.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...