TV-Tip: Schnitte in Raum und Zeit von heidi - 7 Nov 2006 20:44:00
Hier mal wieder ein kleiner TV-Tip, zugegebenerweise recht kurzfristig: heute um 23:00 zeigt 3sat einen Dokumentarfilm von Gabriele Voss zum Thema "Was ist Montage?". Die Ankündigung klingt interessant (man folge obigem Link), also auf von diesem Bildschirm rüber zur anderen Kiste! zur Newsmeldung
Habe ich verpasst. Allgemein habe ich den Verdacht , daß Schnitt in der Vorstellung der meisten hier das Aussortieren schlechter Aufnahmen einerseits und eine "Montage der Sensationen" als Effekt zum Angeben andererseits bedeutet. Einer routinierten Cutterin nur einmal beim Schnitt eines 45 Sekunden Beitrags für ein Magazin zuzusehen, zeigt, dass Schnitt mit einem übergeordneten Konzept beginnt. Die fast schon unheimliche Effektivität und Sicherheit in ihrem Vorgehen, verglichen mit den meist nur auf die aktuelle Aufnahme begrenzten Bemühungen des Kameramannes, erklärt sich genau aus dieser Fähigkeit, den Sinnzusammenhang herzustellen. Ich weiß, der Eintrag erntet wieder nur ein Schulterzucken.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Hallo,
ich habe die Sendung gesehen und auch mitgeschnitten. Da solche Mitschnitte nur für den privaten Gebrauch zulässig sind, möchte ich die Sendung nicht an andere weiter geben.
Sehr interessant fand ich die unterschiedlichen Schnittphilosophien und -änsätze, die zu extrem unterschiedlichen Ergebnissen in der Wirkung führen.
Oft konnten selbst die interviewten Cutter keine sachlichen Begründungen für ihre Vorgehensweise finden und philosophierten mehr, als sie erklären konnten. Was aber keineswegs unbefriedigend war.
Besonders eindrucksvoll fand ich die Gegenüberstellung von unterschiedlich geschnittenem Material des jeweils selben Films bzw. die Erklärungen direkt am Filmmaterial. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Ich werde mir die Sendung wohl noch öfter anschauen, denn so richtig verstanden habe ich noch nicht alles, wozu sicher auch der Sekundenschlaf beigetragen hat, der mich einige Male während der Sendung ergriff.
Dieser hatte aber auf keinem Fall was mit der Sendung an sich, sondern vielmehr mit einem harten Arbeitstag und dem späten Sendetermin zu tun ;o).
hat irgendjemand den Film aufgezeichnet und wäre eventuell bereit ihn (natürlich gegen Unkostenerstattung) an mich weiterzuleiten?
Einzelne Privatkopien weiterzugeben ist meines Wissens nicht illegal.
Diese Sendung war Top! Habe selten so viel gelernt und bin jetzt richtig nachdenklich geworden. Eine Cutterin benutzte das Wort "Informations-Schnitt". Also eine Szene, die Dinge zeigt, so okay, jetzt haben wir alles gesehen, was wichtig ist, und Cut. Aber im Endeffekt werden dabei keine Emotionen transportiert. Das hat mir viel zu Denken gegeben, worauf es denn nun eigentlich ankommt. Dazu sollten die CutterInnen dann am Ende des Films auch noch einmal Stellung beziehen, worauf es ankommt, und sie hatten alle unterschiedliche Gesichtspunkte. Hoch interessant.
Insgesamt war das alles sehr aufschlussreich, obwohl ich auch schon verdammt müde war. Aber da hat sich das Wachbleiben auf jeden Fall gelohnt.
Was mich interessieren würde, können so ExtremCutter auch noch einen Film z.B. im Kino oder ähnlichen ansehen ohne sofort irgendwelche Fehler oder Rückschlüsse auf ihr eigenes Cutten zu machen. Ich glaube so richtig einen Film entspannt anzusehen ist bei solchen Leuten nicht mehr drinnen. Oder wie seht ihr das?
AndreasBloechl hat geschrieben:Was mich interessieren würde, können so ExtremCutter auch noch einen Film z.B. im Kino oder ähnlichen ansehen ohne sofort irgendwelche Fehler oder Rückschlüsse auf ihr eigenes Cutten zu machen. Ich glaube so richtig einen Film entspannt anzusehen ist bei solchen Leuten nicht mehr drinnen. Oder wie seht ihr das?
Ja, könnte schon sein, dass es ihnen geht, wie dem Gynäkologen beim Tabledance.
Aber mal im Ernst - es geht sicher vielen Fachleuten oder Künstlern so, wenn sie die Werke der Konkurrenz bzw. ihre eigenen Werke nach einer gewissen Zeit erneut betrachten, dass entweder Dinge gefunden werden, die hätten besser gemacht werden können. Oder sie sind so gut , dass sie den fachmännischen Betrachter zur Weiterentwicklung animieren.
hab die sendung auch gesehen, und fand sie als film jetzt nicht so berauschend, aber was die cutter alle so gesagt haben, war sehr interessant. geradezu hinreißend war die cutterin von lola rennt. jeder schnitt ist ein kleiner soldat in einer großen batallion. militärmetapher hin oder her, sehr toll.
und nachdenklich hat auch mich etwas gemacht. da war einer etwas älterer cutter aus der alten schule, den ich nicht kannte und dessen name ich auch nicht mehr weiß, der behauptet hat, so richtig schneiden könne nur, wer auch auf den alten analogen systemen geschnitten hat, mit test-screening auf großer leinwand und so. und: das bild am pc-monitor wäre nicht das echte, unverfälschte bild, sondern da wäre eine oberfläche sozusagen auf der oberfläche. aber das kann doch eigentlich nur gewohnheit sein, oder? weiter sagte er, daß man bei analogem schnitt mit ganz anderer ehrfurcht an jeden cut geht, weil das rohmaterial tatsächlich zerschnitten wird.
für mich klingt das in gewisserweise verlockend, weil magisch, aber nüchtern betrachtet, ist das doch auch mist. wer nicht über ne wahnsinns-vorstellungskraft verfügt, ist da doch aufgeschmissen. um so bewundernswerter dann, wenn etwas neues, krasses, spannendes auf diesem weg entsteht. aber wenn wir heute die mittel haben, einfach verschiedene dinge ausprobieren zukönnen - was soll daran schlecht sein? wie die lola-rennt-cutterin auch sagte: random ist manchmal ein segen, wenn einem nichts einfällt. oder ein anderes beispiel, auch aus der sendung: bei einem alexander-kluge-film hatten sie wohl eine ziemlich außergewöhnliche schnittfassung, die dann aus vorsicht umgeschnitten wurde, woraufhin man aber feststellte, daß die erste, gewagtere version viel cooler war. aber sie haben es nicht geschafft, diese wieder herzustellen...
AndreasBloechl hat geschrieben:Was mich interessieren würde, können so ExtremCutter auch noch einen Film z.B. im Kino oder ähnlichen ansehen ohne sofort irgendwelche Fehler oder Rückschlüsse auf ihr eigenes Cutten zu machen. Ich glaube so richtig einen Film entspannt anzusehen ist bei solchen Leuten nicht mehr drinnen.
(hatte ich vergessen...)
ich glaub auch, daß ein film sehr mitreißend sein muß, damit ein proficutter nicht auf den schnitt achtet.. oder ein kameramann auch die kamera, etc...
habe übrigens gehört, daß es sogar vorkommt, daß cutter beim schlafen ihre träume schneiden :)
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