Schon fair. Ich bin ja weniger ein Fincher-Fan als ein fast widerstrebender Fincher-Würdiger. Die Bilder, die Musik, das Sounddesign, die Schauspiel-Kunst. Alles unglaublich gediegen. Die Story verschmilzt aber hunderte schon gesehene Sniper- und Rachefilme und kommt nie an ein „Ziel“. So, wie der unglaublich präsente Fassbender Henry Fonda, Franco Nero, Ed Harris, Clint Eastwood und zahlreiche andere in seiner Rolle zitiert. Der Film hätte auch Der müde Tod heißen können oder Der müde Fincher. Müde von seinem eigenen, lange vorher bereits perfektionierten Stil. Das Farbschema: Gelb, Ocker (in der Domenikanischen unerwartet bunt, aber in Post pastellisiert). Gott, Leute, alle werden sagen, ein typischer Fincher! Soll ich das überhaupt noch machen? Der Killer fragt sich irgendwann, wozu das Ganze? Vielleicht ist das ein autobiografischer Aspekt?
Schau mal die Post-Credits an, bei der Länge wundert es mich fast nicht - selbst wenn sie z.b. die VFX in Mexico machen ließen...
Ich habe dich im Oppenheimer-Thread als sehr interessanten Diskussionspartner wahrgenommen. Deswegen möchte ich darauf eingehen. Ist der Killer ein Psychopath?
Vielen dank, das freut mich ehrlich sehr, kann ich nur so zurückgeben - und daß ich mich danach und weiterhin intensiv mit meinem kulturellen Hintergrund befasse, führe ich primär auf Deine Ausführungen in dem Thread zurück - meinen herzlichsten Dank nochmal :)
Grausamkeit liegt offensichtlich in unseren Genen. Die Gräuel verfolgen den “Zweck”, die Menschen zu einem weltanschaulichen Bekenntnis zu zwingen: “Auf welcher Seite stehst du?”macaw hat geschrieben: ↑Mo 13 Nov, 2023 22:53… aber alles wurde für mich ganz persönlich durch das übertroffen, was in Israel passiert ist. Ich habe mir auch dummerweise und eher zufällig unzensierte Videos davon angesehen, es verfolgt mich bis heute. Ich sage aber bewusst nicht mehr dazu und will hier auf keinen Fall eine politische Diskussion dazu auslösen.
Die Fähigkeit zur Dominanz liefert halt nunmal einen entscheidenden evolutionären Vorteil, deshalb ist das Streben nach Dominanz bei uns wohl "hartverdrahtet.
Ich glaube das ist ein weiterer Fehler in unserem "Bauplan".
"Filme sind also leider die blaue Pille, die uns dazu bringt, an den ganzen Scheiß zu glauben." (Axel)Axel hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 13:11 Für ein Wesen, dessen Alleinstellungsmerkmal in der Fauna des Planeten die Kommunikation über Fiktionen ist, sind Filme jedenfalls ein angemessenes Medium. Es sind zumindest als solche erkannte Fiktionen. Wie der Volksmund sagt: „Ist doch nur ein Film“.
Filme handeln sehr oft von nicht sehr edlen, vorbildlichen Motiven. Es sind Glitches in der Matrix (dem zugleich größten Mumpitz und perfekten Gleichnis für das Verhältnis des modernen Menschen zur Realität), Nichtpasser. Die Zivilisation versklavt uns, domestiziert unsere ursprünglichen Wünsche und Bedürfnisse. Filme sind, wie Träume, Wunscherfüllung. Und ebenfalls wie in Träumen muss die Wunscherfüllung verfremdet oder symbolisch bestraft werden.
Filme sind also leider die blaue Pille, die uns dazu bringt, an den ganzen Scheiß zu glauben. Wie der Killer mit seiner (?) inneren Stimme erzählen wir uns selbst einen vom Pferd. Was Figuren wie ihn attraktiv macht ist nicht so sehr seine Coolness oder Dominanz durch Gewalt, sondern: „Don‘t give a fuck!“ Interessant, dass es im Imperativ (ohne das vorangestellte „I“) kommt.
Denn dadurch, dass wir uns anderen zuliebe anpassen (a fuck geben), geben wir der Fiktion weiter Nahrung. Das ist kein Altruismus, weil es nicht authentisch ist. Werden, der man ist (Nietzsche glaube ich).
Wir können keine Neandertaler gewesen sein, weil sie zur gleichen Zeit lebten. Warum vor, keine Ahnung, 30 000 Jahren, verschwunden und nicht mehr gesehen? Ganz friedlich in unserem Genpool aufgegangen? Bei großen Säugetieren theoretisch möglich, die brauchen nur wenige tausend Generationen zum Kommen und wenige Jahrhunderte zum Gehen (good news? bad news?). Auch möglich: jemand hat nachgeholfen …Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 14:03 Ich denke, die Neigung zur Gewalt ist seit wir Neandertaler waren tief verankert in unseren Genen.
Wir sind Allesfresser und verzehren auch süße Lämmer.Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 15:19 @Axel
Stimmt, hatte ich voll vergessen.
Laut neusten Erkenntnissen hatten wir Menschen uns parallel zu den Neandertalern aus was auch immer separat entwickelt.
Und sehr wahrscheinlich schneller gelernt was man alles mit Steinen und Stöcken schlimmes anstellen kann. Und hatten dann nix besseres zu tun als den armen Neandertalern die Köpfe eingeschlagen….
Gruss Boris
Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 18:17 Und warum konnten die [im 30-jährigen Krieg] das?
Wie ich oben schon sagte, die Fähigkeit zur Dominanz über andere ist ein evolutionärer Vorteil.
Keine Ahnung - ich hab nur die Sache mit dem "in unseren Genen" beantwortet.
Wie kommst du denn da drauf?Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 19:53
Die Natur haben wir gar nicht besiegt, sie ist uns einfach schon ziemlich lange sehr freundlich gesinnt.
Ich würde eher sagen: "Wir" (Lebewesen) haben es trotz der "Natur" geschafft zu leben. Werner Herzog hatte es so ähnlich formuliert, nachdem er den Kinski bei seiner "Dschungel-Show" die dieser für ein Fotoshooting darbot, beobachtet hatte. Tja. Angesichts all dessen ist es erschütternd wie sich so viele in vollem Bewusstsein dessen gegenseitig und vor allem sich selbst das Leben zur Hölle machen können...Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 20:27Wie kommst du denn da drauf?Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 14 Nov, 2023 19:53
Die Natur haben wir gar nicht besiegt, sie ist uns einfach schon ziemlich lange sehr freundlich gesinnt.
Die Natur ist unser Feind, der mit allen Mitteln versucht uns zu töten.
Erfrieren, Verbrennen, Fressen, Aussaugen, Vergiften und was nicht alles.