Ja was denn nun - ETTR oder Mischlicht? Spring mal nicht ständig von einem zum anderen.andieymi hat geschrieben: ↑Fr 11 Aug, 2023 15:20 Abenteuerliche Thesen mal wieder über die "Bildgestaltung in der Post"...
Im Prinzip hat iasi ja gar nicht unrecht mit dem was er schreibt. Aber so wie er das immer durchexerziert löst sich alles, was daran Sinn macht wieder ins Gegenteil auf. Egal was da ausm Lehrbuch stimmt wird in der Praxis 1000-fach erfolgreich von den Größten in der Branche anders gemacht als iasi schreibt. Unerwünschtes Mischlicht heißt dann Farbkontrast (wo er in der Ausstattung her keinen Sinn macht weil nicht bei gleicher Lichtfarbtemperatur umsetzbar - oder lackiert jemand Straßenpflaster vorm Wet-Down noch schnell passend farbig, um das ohne Mischlicht trotzdem andersfarbig aussehen zu lassen?). Niemand, der es sich leisten kann einen Coloristen zu engagieren, dessen einziger Job es ist Footage auf diverseste Arten zu optimieren (weswegen die das auch meist besser können als Kameraleute, deren Hauptaufgabe sagen wir mal ist eine Geschichte in Bilder zu übersetzen und einen Look zu definieren) belichtet Footage so sehr ETTR, dass die nicht auch im Prinzip wie am Set gesehen nutzbar ist. Diese ETTR-Fantasien stimmen technisch und werden auch in Grenzen (dunklerer Preview-LUT für Regie/Kunden) so durchgezogen, aber da geht's weitestgehend dann doch um 1 Blende mehr oder weniger und werden wohl hauptsächlich von Leuten umgesetzt, die alles in der Post selbst lösen, die äußerste Kontrolle über ein Projekt haben.
Mischlicht heißt nicht Farbkontrast.
Niemand hellt mit einer Kunstlichtquelle bei Tageslicht auf, wenn er nicht diesen "Effekt" beabsichtigt - darum geht es bei Mischlicht.
ETTR bedeutet nun mal, dass man eben nicht wie bei Film und Video auf die Mitten hin belichtet.
Hier wird von 16 Blendenstufen DR geredet und die Mitten dürfen nur um 1 Blendenstufe abweichen? Echt jetzt?
ETTR hat auch nichts mit Fantasien zu tun, sondern ist eine rein technische Sache - ganz egal, was Regie/Kunden nun als Preview gerne sehen wollen.
Ein Profi weiß, dass Drehzeit das zig-fache dessen kostet, was man für die Zeit eines Coloristen bezahlen muss.andieymi hat geschrieben: ↑Fr 11 Aug, 2023 15:20 Das sind üblicherweise wiederum nicht die Profis. Ansonsten hätte sich der "Alles-selbst-machende"-Filmemacher qualitativ wie letztendlich ökonomisch durchgesetzt. Aber im Gegenteil, es gibt kaum einen Bereich der Kreativindustrie (CG/VFX vielleicht?) der so durchspezialisiert ist wie die Filmbranche und der qualitative Zugewinn für das Gesamtprojekt ist auch mit moderatem ETTR (und ohne die Zeit des Coloristen mit erst mal alles 2-3 Blenden runterbringen zu verschwenden) allein durch die Auslagerung des Gradings an Spezialisten gegeben.
Üblicherweise ist daher die Drehzeit sehr viel kürzer, als die Post.
Es gibt auch kein "moderates ETTR" - wenn, dann schützt man vielleicht Lichter und belichtet ein wenig knapper, aber das ändert nichts am Prinzip.
Vor allem macht es auch keinen Unterschied, ob der Colorist die Mitten nun um 1 oder um 2-3 Blenden runterbringen muss.
Das Problem mit der zu großen Diskrepanz zwischen Haut und Highlights ergibt sich aus Objektiveffekten und gänzlich fehlender Lichtgestaltung. Eine sonnenbeschienene Landschaft und das Gesicht im Schatten eines Baumes tut nicht gut - dabei geht es auch um die "Qualität" des Lichtes. Wenn dann die Sonne auch noch ins Objektiv strahlt, steckt das ein Objeektiv auch nicht einfach weg.andieymi hat geschrieben: ↑Fr 11 Aug, 2023 15:20 Stimmt alles in der Theroie. Der ETTR Ansatz macht aber in der Praxis (unabhängig von weiteren Workflowüberlegungen) auch nur eingeschränkt Sinn, nämlich nur wenn die Diskrepanz zwischen Skintones und Highlights nicht zu groß wird - ergo man eh alles kontrollieren kann. Also entweder gibt es keine unkontrollierbaren Highlights, oder aber das generelle Lichtlevel der Szene kann so gesteigert werden, dass sich die Diskrepanz zwischen Skintones und Highlights erübrigt. Üblicherweise haben aber Szenen mit hohem Motivkontrast genau da das Problem: Zu große Diskrepanz zwischen Haut und Highlights. Es wird irgendwann nicht mehr möglich Skintones ETTR-mäßig zu belichten, wenn nicht direkt die Highlights geopfert werden. Wenn die Highlights aber drinbleiben sollen, wird aus dem ganzen ETTR plötzlich ein "Skintones sitzen eh in der Mitte". Das ist auch der Grund, wieso ETTR in Dynamiküberlegungen nichts verloren haben sollte, da zählt letztendlich einfach nur, ob der Motivkontrast innerhalb des möglichen Maximalkontrasts des aufzeichenenden Systems liegt. Und dann wird auf einmal spannend: Wie sehr rauschen die eigentlich eine halbe Blende unterbelichteten Skintones bei kompletter Durchzeichnung der Highlights? Da interessiert wenig, ob sie theoretisch bei 2 Blenden mehr Licht am Sensor weniger rauschen würden, denn dann wären die Highlights weg.
ETTR bedeutet, dass keine Highlights weg sind.
Meist bedeutet das dann auch, dass die Skintones bei der Aufnahme eben gerade nicht in der Mitte sitzen - da wollen wir sie (überlicherweise) nach dem Grading haben.
Je nach Motiv können die Hauttöne überbelichtet sein, was kein Problem darstellt. Dadurch werden die Schatten mit einem größeren Signal-Rauschabstand belichtet.
Der DR einer Kamera hat eben vor allem dann eine Bedeutung, wenn die Hauttöne unterbelichtet werden müssen, um die Highlights nicht clippen zu lassen.
Eine Alexa 35 mit ihren 16 Stops DR zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sie hier einen großen Spielraum bietet, bei dem das Rauschen noch nicht problematisch wird und die Farben konstant bleiben. Auch bei Unterbelichtung stimmen die Hauttöne.
Da man aber Licht zur Gestaltung einsetzt, ist eine starke Unterbelichtung der Hauttöne nicht notwendig.
Bei analogen Bildern und bei Video belichtet man nicht ETTR.
Die Mitten (Hauttöne) müssen korrekt belichtet sein.