@Alex:
Interessante Details aus Filmer-Sicht, auf die ich weniger geachtet habe.
Der Film hat sicher Längen und benötigt "Sitzfleisch".
Ist etwas weit hergeholt, aber ein anderer Ire, der mit absurdem Theater einen Welterfolg landete, war Samuell Beckett, und das Stück (von ihm selbst nie gedeutet, so ähnlich wie bei Kubrick mit
2001) hiess
Warten auf Godot.
Und Absurdität plus eine Portion (raben)schwarzen Humor erkenne ich auch hier.
Zu früheren TV-Zeiten wäre dieser Film wohl in der Rubrik "Das kleine Fernsehspiel" oder "Der besondere Film" gezeigt worden. Und man hätte keine Hollywoodmaßstäbe angelegt, was das gestylete Bild, die zugespitzte Aktion und vielleicht die (hier fehlende) übertriebene Gestik betrifft. Eher auf den Gesamteindruck und die Aussage (falls erkennbar) geachtet.
Aber die Zeiten sind vorbei, und hier im Film- & Filmtechnik-Forum ist ein scharfer Blick auf Regie-/Dramaturgie-/Schauspiel-/Bildanschluss-/Erzähl-Logik-/Bildtechnik-/Handlungs-/Ausstattungs-/ Etc.-Fehler ja nicht verkehrt.
Ich habe mir die Sache mit den "Klamotten" nochmals genauer angesehen: Ihren Schlabberlook finde ich duchaus passend für die Situation im Einfamilien-Vivarium (er wird teils von Jeans durchbrochen), und sein permanenter Grabungslook mit brauner Outdoor-Hose und Military-Hemd passt ganz gut dazu.
So gesehen, ein harmonisches Paar! Steht beides in scharfem Kontrast zum Office-Look bzw. "Zeugen Jehovas"-Outfit der Aliens (jung wie alt).
Zu den (Zitat Alex) "dämlichen" Zigaretten-Szenen: Er stirb in ihren Armen ja nach einer letzten, existenziell-wichtigen Zigarette.
Zur ausweglosen Rundfahrt, bis der Tank leer ist: Immerhin hat der VW (man sieht die sich drehenden Radkappen mit dem inneren VW-Logo mal in Grossaufnahme, Stichwort 'Product Placement') eine Tankanzeige, die er - übermüdet oder in dunklen Gedanken? - erst zu spät beachtet, nachdem er geistesabwesend vergeblich die Zündung mehrfach startet.
Ein Detail zum blauen Wolken-Himmel mit
Magritte-Wölkchen:
Wann taucht der eigentlich erstmals auf und markiert ganz unspektakulär den Übergang von real zu irreal?
Dazu bei bei 9:05 Min. die Vorbeifahrt an der Eingangstafel ins Familienhaus-Paradies beachten:
Yonder - YOU'RE HOME RIGHT NOW
Quality family homes.
Forever.
.. und dann vor allem das Links-Einschwenken in die Seitenstrasse ab 9:26 - voilà!
Und schliesslich die Frage: Was soll das alles?
Wegwerfgesellschaft? Jugend - Beruf - Familie samt Einfamilienhaus in 'netter', ruhiger Umgebung (Home sweet home) - und das war's ?
Warten und Hoffen? - Worauf?
Immer tiefer schürfen? - Wozu?
Aneinander vorbeileben - Warum?
"Ausgesaugt"/Ausgelaugt werden? Von wem/von was?
etc., etc. ..
Dazu äussert sich Regisseur und Mitautor (+, aus der Erinnerung(?): früher auch Werbefilmer(?))
Lorcan Finnegan (zusammen mit Story- und Drehbuchschreiber
Garret Shanley für den Film verantwortlich) in einem Interview 2019:
Vivarium (2019) Director's Yonder Explanation Makes the Movie Even More Chilling
https://collider.com/vivarium-explained ... -finnegan/
Ein paar profundere Gedanken stecken also durchaus drin, nicht allzu präzise, teils etwas vage, aber jeder Zuschauer kann sich ja seinen eigenen Reim darauf machen - vielleicht holt ein jeder da raus, was schon in ihm drin steckt.