Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 26 Jan, 2023 01:13
Das mag rein technisch alles stimmen, aber kaum was davon ist relevant, weil es niemand jemals hören wird.
Das ist wie bei den Optiken, kein Zuschauer wird im laufenden Film jemals den Unterschied zwischen z.B. zwei 80er Linsen von verschiedenen Marken sehen.
d'accord, niemand wird nach nem Video/Film sagen dass in Szene xy der Raumton inhomogen klang, und natürlich lässt sich mit ner Octava Superniere ggf. gut arbeiten (hab selbst n halbes Dutzend Octavas), und bekanntermaßen ist es wichtiger wo ein Mikro steht als welche Marke verwendet wird, etc., das ändert aber nichts daran, dass es relevante Unterschiede gibt, und das das je nach Situation einen relevanten und hörbaren Unterschied für Arbeitssaufwand und Qualität machen kann.
Hier im Thread gehts ja um die mkh's, da find ich's für mich zB sehr relevant, dass die MKH 20-70 untereinander extrem gut kompatibel ist, was etwa bei Theateraufzeichnungen mit Multimikrofonierung oder Hauptmikro plus Stützen hörbar(!) ne Menge ausmacht. Wenn da sprechend quer über die Bühne gelaufen wird lässt sich das in aller Regel (richtige Aufstellung vorausgesetzt) auch sehr komplikationsarm ohne Bruch im Raumgefühl und ohne veränderten Stimmsound abmischen.
Bei Durcheinander von Oktava, Rode und xyz ist das mehr Arbeit mit schlechterem Ergebnis. Hab da von 6xOctava über 6x mkh bis Mischen mit MKH, Neumann, Rode, Octava über die Jahre etliches durchprobiert.
Technisch ist das auch recht schlüssig erklärbar.
Davon abgesehen:
Wir hören ja sehr sehr viel differenzierter und über einen viel weiteren Frequenzbereich als wir sehen können und das Hören ist evolutionär sehr viel stärker mit älteren Hirnregionen (limbisches System und anderes) verknüpft, die für vegetative Basisfunktionen und Emotionen zuständig sind.
Das 24Std. offene Ohr ist seit Millionen von Jahren überlebenswichtig und spätestens bei den Primaten zuständig für Alarm/Gefahr vs. Entspannung, für Freund vs. Feind Erkennung, für Erkennung von Wahrheit vs. Lüge in der Kommunikation (kleinste Details im Stimmsound geben Aufschluss über Körperresonanzen und damit über Anspannung und psychische Verfasstheit, etc. etc.).
Bewußt nehmen wir das alles meist nicht als Hörereignis wahr, aber wir (bzw. Teile unseres Gehirns) nehmen es als zentral wichtige Basis bei der Verarbeitung zum dann wahrgenommenen Gesamteindruck her.
Teilweise gilt das auch für die unterschätzte Ebene der Gerüche, speziell von Ferromonen,individueller 'Geruchsprint' des immunsystems und vieles mehr.
Spielt bei Film/Video natürlich keine Rolle, ist aber im Leben, etwa bei so zentralen Dingen wie Partnerwahl, sehr entscheidend. Das wirkt ja auch dann wenn wir davon nicht die geringste Ahnung haben und nicht das geringste davon in der bewußten Wahrnehmung mitbekommen.
Genauso wenig wie beim Film bewusst wahrgenommen wird dass der Stimmsound nicht ansprach verabreden wir uns ja mit Texten wie "Unsere Immunsysteme riechen kompatibel, lass uns doch mal essen gehen" ...
Ich denke dass das einen recht deutlichen Unterschied zur Bildebene darstellt, auch wenn natürlich Bild und Ton sich im Wahrnehmungsprozess wieder verschränken.
Bei Filmmusik leuchtet das den Meisten schnell ein, aber beim 'Sound' gerade von menschlichen Stimmen gilt das mE mindestens in gleichem Maße.
Es ist nicht nur sowas wie 'Wertigkeitsanmutung', sondern eben immer auch Transport von Emotion.
Dass das 'Vor dem Mikrofon' und das 'Ums Mikrofon herum' wichtiger ist als die Marke und Preisklasse stimmt natürlich immer, aber das ist ja kein Thread zu 'Art and basics of Soundrecording', sondern es ging explizit um Unterschiede von bestimmten Mikrofonmodellen.
Wie auch die obigen Beispielaufnahmen zeigen gibts da durchaus gut hörbare und gut 'fühlbare' Unterschiede im Sound der Aufnahmen, wenngleich alle Mikros amtliche Resultate liefern können.
Dass mit guten Mikrofonen schlechte Aufnahmen gemacht werden können, und auch mit 'schlechten' Mikros gute Aufnahmen, widerspricht dem ja überhaupt nicht.