cantsin hat geschrieben: ↑Di 06 Dez, 2022 16:39
Hab' soeben meine Fuji X-E4 bei mpb gegen eine Leica TL2 getauscht (also die eine APS-C-Kompakt-Spiegelloskamera gegen eine andere), weil mich nervt, dass man die X-Trans-Raw-Stills der Fuji nicht in Resolve und anderen Video-Raw-Workflows verwenden kann. Ausserdem hat die TL2 20fps DNG-Serienaufnahmec sowie L-Mount.
Bin mal gespannt, ob ich diesen Tausch bereuen werde, weil es zur TL2 nur relativ wenige Erfahrungs- und Testberichte gibt, und man sie als Leihkamera sowieso nicht findet. Sollte jemand hier Forum die TL2 aus eigener Praxis kennen, wäre ich natürlich neugierig auf Meinungen und Erfahrungsberichte.
Nachwort dazu:
Die TL2 ist jetzt endlich angekommen. Sie ist zwar, in Kombination mit dem Leica Summicron 23mm/f2, sehr gut, hat aber zwei Pferdefüße: Autofokus und Belichtungsmessung. Die sind beide ein Trip in die Digitalkamerazeit der frühen 2000er Jahre. Der Autofokus ist kontrastbasiert, aber nicht mal auf dem Niveau von Panasonics heutigem Kontrast-AF, sondern versagt bei Schwachlicht und niedrigem Motivkontrast einfach. Die Belichtungsmessung belichtet (selbst bei -0.3 Blenden Korrektur) viel zu reichlich btw. mitten-/motivbetont und lässt Spitzlichter clippen. Leider gibt's keine Zebras oder ähnlichen Hilfen, um zu sehen, ob der Sensor clippt oder nicht. In beiden Disziplinen ist Fuji viel besser, vor allem im "DR400"-Modus, der die Spitzlichter schützt und gleichzeit das Gamma auf Normalbelichtung anhebt.
Auch ein Retrotrip: Mit der Kamera geht kein back button-focusing (oder ich habe die Option nicht gefunden), und keine exposure compensation im "M"-Modus bei Auto-ISO.
Was aber hervorragend ist:
- Bedieninterface: Leica hat mit dem Touchscreen-Interface für eine Fotokamera im Prinzip das hingekriegt, was Blackmagic mit seinem Menüsystem bei den Videokameras hingekriegt hat - teilweise sogar noch besser, weil man Submenüpunkte einfach per Drag-and-Drop ins Hauptmenü legen kann. Und, Riesenvorteil ggü. Fuji: komplette Konfigurationen können gespeichert und wieder abgerufen werden. Und zwei Räder, die sinnvoll nebeneinander angeordnet sind und mit denen sich eigentlich alle relevanten Dinge steuern lassen.
- Performance: 20fps continuous shooting mit ungefähr 30 Frames Buffer bei compressed DNG-Aufnahme, schnelles UHS II-SD-Karteninterface. Habe gerade damit ein erstes Video gemacht:
(Zwar nimmt die Kamera nativ DNG auf, trotzdem muss man diese DNGs leider wieder mit Adobe DNG Converter umwandeln, weil Resolve die Kamera-DNGs nicht flüssig abspielt.)
- Unibody aus einem schweren Stück Metall, hilft auch beim Ruhighalten der Kamera.
- Das Objektiv. Ausgezeichnete Performance auch bei Offenblende, und obwohl es eine Pancake-Systemoptik ist (die sich dank L-Mount auch an Panasonic S- und Sigma fp-Kamera betreiben lässt, dann im APS-C-Crop), optisch praktisch voll korrigiert und ohne die Notwendigkeit von Vignetting- und Geometriekorrektur (wie man oben im Video sieht).
Der Sensor ist in Ordnung, im obigen Video lief er größtenteils auf 6400 ISO, wobei kein Rauschfilter verwendet wurde und die Sequenz mit dem Ziehharmonika-Mann in Raw-Tab von Resolve noch um eine Blende auf 12800 ISO gepusht wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um weitgehend denselben 24MP-APS-C-Sensor, der auch in der Sony A6x00 steckt sowie in der Fuji X-T2.
Tja, als kompakte APS-C-Kamera wäre eine Fusion der X-E4 (Belichtungsmessung, AF, Back-button-focus, DR400-Programm/Schützen der Highlights, JPEG-Qualität) und TL2 (Bayer-Sensor, 20fps DNG, Bedienkonzept/interface, speicher- und abrufbare Kamerakonfigurationen, UHS II-SD, L-Mount, Body/Verarbeitungsqualität, Objektiv) perfekt...