pillepalle hat geschrieben: ↑Do 28 Jan, 2021 07:41
Der Link von dienstag_01 auf die Eizo Seite erklärt doch schon mal ganz gut wie Eizo damit umgeht (wenn auch nicht bis ins kleinste Detail). Klingt auch recht plausibel, dass man mit dem heimischen Colorimeter kaum genauer messen wird, als mit den Messgeräten die Eizo im Werk verwendet.
ich fürchte, da liegt ein grobes missverständnis vor:
eizo erklärt zwar auf diesen seiten, warum sie im farbkorrekturprozess für manche teilbereiche werteangaben priorisieren bzw. nutzen, die aus konstruktiven eigenheiten heraus genauer bekannt sind als man sie mit gebräuchlichen mitteln nachmessen könnte, trotzdem ist das eher nur ein unbedeutendes detail am rande. für ernsthafteres arbeiten ist es natürlich auch mit eizo-monitoren praktisch unumgänglich, dass die geräte laufend mit tri-stimulus-kolorimetern od. spektrofotometern nachkalibriert werden. genau das unterstützen ihre besseren geräte auch relativ gut bzw. in einigermaßen benutzerfreundlicher weise.
erst in einer preislich weit darüber angesiedelten liga -- also bei
flanders scientific (FSI) od. dolby referenz monitoren -- ist es dann tatsächlich üblich, dass diese notwendigen nachjustierungen an den geräten nur mehr vom hersteller selbst in regelmäßigen abständen vorgenommen werden.
pillepalle hat geschrieben: ↑Do 28 Jan, 2021 07:41
Das einzige was mich am Resolve Workflow über die Decklink karte etwas stutzig macht (sofern ich das richtig verstanden habe), ist die Tatsache das man bei einer Kalibrierung über Resolve dann doch praktisch wieder eine Software Kalibrierung macht, oder sehe ich das falsch?
unter "software-kalibrierung" kann man leider ganz verschiedene sachen verstehen!
es wird sehr gerne mit mit jenen relativ einfachen techniken in verbindung gebracht, bei denen man schon vor zwei jahrzehnten, tabellen auf der grafikkarte aktivieren konnte, mit denen der helligkeitsverlauf bzw. die entsprechende transferfunktion in den einzelnen farbkanälen modifiziert wurde. im wesentlichen deckt sich das mit 1D-LUT korrekturen, wie sie ressolve bei den entsprechenden einstellungen noch immer anbietet. im umfeld von kathodenstrahlröhren und sehr beschänkten eingriffsmöglichkeiten hat das damals auch durchaus sinn gemacht, nur erfüllt es natürlich schon lange nicht mehr jene ansprüche, die man sich heute von derartigen korrekturen erwartet. es ist vielmehr so, dass derartige einfache korrekturtabellen in den grafikkarten, wenn sie im hintergrund aktiv sind, anspruchsvollerem color management ausgesprochen ungut im weg stehen können. das selbe gilt aber leider auch für ähnlich gelagerte korrekturen auf seiten der monitore bzw. deren "hw-kaliberungsfeatures", die ja leider oft kaum weniger unbefriedigend einfach umgesetzt sind.
die entsprechenden 3D-LUT korrekturangaben, wie man sie im resolve zumindest für zwei ausgabeschienen -- die decklink-karte und den viewer in der color-page -- gezielt festlegen kann, nicht aber für all die anderen anzeigevarianten auf den computerbildschirmen od. gar den vollbild-ausgabemodus ("clean feed"), werden aber in völlig anderer weise prozessiert. mit 3D-LUTs lassen sich hier auch komplexere korrekturen vornehmen, die eben nicht nur die intensitätsverlauf der einzelnen farbkanäle isoliert behandeln, vielmehr wird hier immer das zusammenspiel aller kanäle berücksichtigen bzw. von vollständigen ausgangsfarbwerten auf einen zielfarbwert geschlossen. für ein videoverarbeitungsprogramm mit color grading funktionalität ist das ohnehin keine besondere schwierigkeit, weil es ganz ähnlich gelagerte operation auch sonst ständig ausführt. mit GPU-unterstützung geht das heute auch extrem schnell und in einer genauigkeit, die sowohl in der auflösung der verwendeten werte (32bit-fließkomma berechnungsgenauigkeit), der anzahl der zulässigen Gitterstützpunkte und der art der benutzten interpolationsmethoden weit über das hinaus geht, was die entsprechenden lösungen innerhalb der meisten monitore zu leisten im stande sind.
ein derartige umrechnung mit hilfe von 3D-LUTs ist zumindest für die vorschau im videoumfeld recht gebräuchlich. ganz ideal ist sie trotzdem nicht, weil zumindest die umrechnung bzw. anpassung an standardisierte farbräume mit hilfe von matrix-transformationen noch ein wenig genauer durchgeführt werden kann. die vorzüge bzw. argumente für zweiteres, kennt ohnehin jeder hier aus der ganz ähnlich gelagerten aufgabestellung beim import von LOG-footage aus kameras. fast alle professionelleren lösungen erledigen das mittlerweile mit diesen mathematisch saubereren methoden, die auf aktuellen GPUs auch locker in echtzeit angewendet werden können. das war auch eine der ganz wichtigen OpenColorIO v2 verbesserungen, wo man auf druck der filmindustrie und der ACES arbeitsgruppen, mittlerweile auch duchgängig von 3D-LUTs abergerückt ist und statt dessen die betreffenden matrixoptionen direkt auf der GPU rechnet. so gesehen ist eben bspw. die ausgabe eines rec709-projekts an einen P3-DCI monitor mittels einer solchen 3D-LUT umwandlungseinstellung, wie sie im reolve möglich wäre, eben nicht mehr unbedingt als stand der technik anzusehen, auch wenn es natürlich für den hausgebrauch gewiss reichen dürfte.
pillepalle hat geschrieben: ↑Do 28 Jan, 2021 07:41
Da wird die Kalibrierung dann irgendwo auf dem Computer gespeichert und die Decklink Karte greift darauf zurück.
mit den decklink-karten hat das alles sehr wenig zu tun, weil die ja leider wirklich nur ganz primitive ausgabekarten sind, und im gegensatz zu gebräuchlichen GPUs kaum irgendwelche berechnungen od. umwandlungen direkt auf der karte auszuführen vermögen. die geben wirklich nur unverändert jene werte aus, die ihnen von seiten der software fertig zugreicht werden.
es ist nur der willkürlichen entscheidung seitens der resolve verantwortlichen geschuldet, dass dort praktisch nur die ausgabe über zusätzliche hardware von BMD und das winzige fensterchen in der color-page auf recht umständliche weise zur ausgabe korrekter farben bewegt werden kann, aber prinzipell könnte man das natürlich in völlig gleichartiger weise auf für alle anderen anzeigevarianten vorsehen. bei praktisch allen vergleichbaren programmen ist letzteres ohnehin längst eine selbstverständlichkeit.
pillepalle hat geschrieben: ↑Do 28 Jan, 2021 07:41
Das wäre ja jetzt eigentlich auch nicht so der Hit. Und welche Kalibrierungssoftware nutzt Resolve dann für's kalibrieren des Monitors?
das geht mit fast jeder gebräuchlichen farbkalibrierungssoftware (CalMan, LightSpace, ArgyllCMS, DisplayCal, ...), weil das verwendete 3D-LUT format recht gebräuchlich ist, und auch die steuerung der farb-patterns während der messung mittlerweile fast überall in gleicher weise abgewickelt wird. unterschiede gibt's hauptsächlich in der bedienbarkeit der programme -- die sehr oft eine mittlere zumutung darstellt! -- und der genauigkeit der berechungen bzw. unterschiedliche strategien bei der durchführung des messverlaufs.